Die Odyssee eines Outlaw-Journalisten. Hunter S. Thompson

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Die Odyssee eines Outlaw-Journalisten - Hunter S. Thompson

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sich diese Leute noch irgendwo da draußen herumtreiben müssen, bereit für das unausweichliche dritte Wehe, das gewiss schnell kommen wird.

      Louisville, Kentucky

      13. Dezember 1996

       1958

      »Silvester in Manhattan. Es weht eiskalten Regen über die dunkle Straße. Hoch über der Stadt, in Dunst und Regen, schwirren lange gelbliche Lichtstrahlen in großen Bögen durch das Schwarz. Sie kommen vom Empire State Building her – diesem riesenhaften phallischen Symbol, Monument jenes stolzen Traums von Macht, der der Geist von New York ist. Darunter, im gedämpften Neonlabyrinth der Stadt, eilen die Menschen umher: irgendwo … überall … nirgendwo …«

      Hunter S. Thompson, Prince Jellyfish

      AN FRED FULKERSON:

      Obwohl er keinen Job hat, genießt Thompson das Leben in Manhattan. Er liest Im Wendekreis des Krebses von Henry Miller und schaut sich nach einer lohnenswerten Beschäftigung um. Verglichen mit Jersey Shore sieht die Stadt gleich noch einmal besser aus. Seine Stelle als Sportredakteur beim Command Courier in der Eglin Air Force Base hat zwischenzeitlich sein Kumpel Fulkerson übernommen.

      2. Januar 1958

      110 Morningside Drive

      New York, New York

      Lieber Fred,

      also, halt Dich gut fest, kann ich nur sagen – ich muss Dir nämlich eine ziemlich fiese Geschichte erzählen: eine Geschichte von Terror und Tortur, Scham und Schmerz, Armut und Perversion …

      An Heiligabend habe ich mich in einem Vorort von Chicago freiwillig und unter Alkoholeinfluss zu einem verabscheuungswürdig grausamen homosexuellen Vergehen in vier Fällen bekannt und wurde daraufhin am Neujahrstag zu 73 Jahren Haft in einem Gefängnis in Joliet verurteilt. Nach der Urteilsverkündung kannte ich kein Erbarmen mehr, erschlug einen der Geschworenen sowie drei Wachen und flüchtete im Schutz der Nacht. Mittlerweile bin ich als Zuhälter an der Upper West Side in New York beschäftigt, mittendrin im puerto-ricanischen Viertel. Es dauerte gerade einmal drei Wochen und ich wurde morphiumsüchtig, entwickelte eine Abhängigkeit von Cheddar-Käse-Extrakt und komme von drei weiteren Formen sexueller Perversion nicht mehr los. Ich brauche moralische Unterstützung – schicke Geld und eine Gideon-Bibel an Emanuel Hunteros Nama, 110 Morningside Drive, Apt. 53, New York, New York […]

      Jetzt aber mal im Ernst, es ist der reinste Horror hier. Ich war die letzten zehn Tage ununterbrochen betrunken, mein Geld schmilzt dahin, die Polizei klebt mindestens einmal am Tag ein Ticket an meinen Wagen, und allmählich habe ich den Verdacht, dass ich wohl oder übel arbeiten muss, um über die Runden zu kommen. Die Aussichten sind tatsächlich finster.

      An Weihnachten bin ich hier also angekommen, und ich muss Dir ja nicht extra sagen, dass ich diesen bekloppten Ort in Pennsylvania nicht mehr ausgehalten habe – dort fing ich auch mit dem Trinken an. Meine Abreise aus Pennsylvania war denn auch ein wenig überhastet, nach einer wüs­ten Orgie mit der jungen Tochter von einem der Redakteure. Sie ist am gleichen Tag nach Chicago abgereist, an dem ich mich nach New York aufgemacht habe. Am Freitag vor Weihnachten waren wir noch die ganze Nacht zusammen unterwegs gewesen, haben den Wagen ihres Vaters auf einer einsamen Straße in ein Schlammloch gesteuert und beim Versuch, ihn mit einem Traktor wieder auf die Straße zu ziehen, die vordere Stoßstange heruntergerissen – um uns dann mit Ram’s Head Ale endgültig die Kante zu geben. Wie es immer so ist, brachte dieser kleine Skandal die Gefühle des ein oder anderen ganz schön in Wallung. Mir blieb gar keine Wahl, als mich sofort aus dem Staub zu machen; ich wollte vermeiden, von einem puritanischen Mob geteert und gefedert zu werden. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits einen großen Teil der lokalen Bevölkerung mit ein paar spöttischen Artikeln über den bemitleidenswerten Zustand des Basketballsports an der Highschool von Pennsylvania verärgert, und das Techtelmechtel mit dieser jungen Lady wäre nur der letzte Vorwand für die Bastarde von Quäkern gewesen, den sie gebraucht hätten, um mich zu entmannen. […]

      Da es ist einigermaßen schwierig ist, eine Karriere als Sportjournalist in Festanstellung bei der New York Times zu starten, sieht es so aus, dass ich fürs Erste gezwungen bin, woanders Arbeit zu finden. Bis September werde ich ein bisschen Geld zurücklegen müssen, und sollte ich keinen passenden und einigermaßen bezahlten Job in Manhattan finden, denke ich gerade ernsthaft darüber nach, auf einem Schiff anzuheuern. Allerdings bin ich momentan darauf aus, die lasterhaften Freuden von Metropolis auszukosten. Ich habe noch genug Geld für zwei verkommene Wochen, und erst dann werde ich mich ernsthaft ranhalten müssen, was einen Job angeht.

      Da fällt mir ein, tu mir bitte den Gefallen und frag bei Col. Campbell nach, ob er den Brief an Vanderbilt bekommen hat. Ich hab von denen neulich einen Brief gekriegt, in dem es hieß, sie hätten nur ein Empfehlungsschreiben erhalten (von Wayne Bell). Wenn Campbell den Schrieb nicht sofort weiterschickt, wird nichts daraus. Und richte John Edenfield einen schönen Gruß von mir aus und frag ihn, ob er mich nicht in seinen heimatlichen Gefilden an irgendeinen Bekannten vermitteln könnte, der vielleicht eine gut bezahlte Stelle weiß. Ich werde dreifaches Glück brauchen, um all diese Strafzettel bezahlen zu können.

      Im Moment bin ich auf der Suche nach einer jungen Frau, die sich damit anfreunden könnte, mit mir eine Wohnung zu teilen. Die Zukunftsaussichten sind, mal abgesehen von Geld, tatsächlich verlockend. Nur das Papier wird gerade knapp. Deshalb stecke ich es jetzt lieber in einen Umschlag und sage nur noch: mach’s gut …

      Hunter

      AN HENRY EICHELBURGER:

       Eichelburger studiert im dritten Jahr Biologie und Zoologie an der Tulane University. Thompson knüpft mit seinem Brief an einen Abend an, den er mit »Ike« im French Quarter verbracht hat und von dem er nun hofft, im Nachhinein profitieren zu können. An jenem Abend prahlte Eichelburger mit Frauen, die er während eines Sommers in New York aufgerissen hatte.

      9. Januar 1958

      110 Morningside Drive, Apt. 53

      New York, New York

      Lieber Ike,

      ich bin mir sicher, dass Dich dieser Brief in bester gesundheitlicher und finanzieller Verfassung erreicht und Du kurz davor bist, Deans Liste zu erklimmen. Anders kann ich es mir bei Dir kaum vorstellen, Du weißt schon ...

      Im Ernst, bestimmt hast Du längst die Adresse des Absenders bemerkt und erleichtert aufgeatmet, da ich jetzt nicht mehr einfach so bei Dir zuhause vorbeikommen kann … Also, kommen wir gleich zur Sache.

      Es handelt sich um eine ziemlich biologische Angelegenheit, und da solltest Du Dich ja bestens auskennen. Kurz gesagt: Ich bin für unbestimmte Zeit in New York und sexuell so ausgehungert, dass es zum Verzweifeln ist. Wenn ich mich recht entsinne, hast Du den ganzen Sommer hier in der Stadt verbracht, und zwar in einer Wohnung mit lauter umtriebigen jungen Frauen. Wo ist diese Wohnung? Ich muss es wissen. Und ich würde ebenso gerne wissen – so schnell, wie Du eben einen Brief aufgeben kannst: sämtliche Namen, Treffpunkte, Adressen usw., die einem jungen Lebemann weiterhelfen könnten, der auf dieser überbevölkerten Insel umherstreift. Komm schon, ich weiß genau, dass Du haufenweise ungenierte Frauen kennst, die ich auf meine eigene ganz spezielle Weise trösten könnte. Kein Mensch aus Fleisch und Blut steht hier den Sommer ohne ein Minimum an Körperkontakten durch. Und ja, ich meine es genau so, wie ich es sage: Solltest Du außerdem irgendwelche Trinker, Penner, Nutten etc. kennen – lass mich auf keinen Fall hängen. Ich bin hier angetreten, um mir meinen Weg

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