Die Tugend des Egoismus. Ayn Rand

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Die Tugend des Egoismus - Ayn Rand

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von Vorteil sein – wie er auch keinen Nutzen aus dem Leben in einer Gesellschaft ziehen kann, die nach deren Bedürfnissen, deren Forderungen und zu deren Schutz aufgebaut ist, eine Gesellschaft, die ihn als Opfertier behandelt, ihn für seine Tugenden bestraft und sie für deren Laster belohnt, was bedeutet: Eine Gesellschaft basierend auf der Ethik des Altruismus. Keine Gesellschaft kann für das Leben des Menschen von Wert sein, wenn der Preis dafür die Aufgabe seines Rechts auf das eigene Leben ist.

      Das politische Grundprinzip der objektivistischen Ethik lautet: Niemand darf die Anwendung körperlicher Gewalt gegen andere initiieren. Kein Mensch (und auch keine Gruppe, keine Gesellschaft und kein Staat) hat das Recht, die Rolle eines Kriminellen einzunehmen und die Anwendung körperlicher Gewalt gegen einen Menschen zu initiieren. Der Mensch hat das Recht, körperliche Gewalt nur als Vergeltung und nur gegen die anzuwenden, die ihre Anwendung initiieren. Das hierin enthaltene ethische Prinzip ist klar und deutlich: Es ist der Unterschied zwischen Mord und Selbstverteidigung. Ein Räuber will einen Wert (Reichtum) erlangen, indem er sein Opfer tötet; das Opfer wird nicht dadurch reicher, dass es einen Räuber tötet. Das Prinzip lautet: Niemand darf irgendeinen Wert von anderen erlangen, indem er zu körperlicher Gewalt greift.

      Der einzig legitime, moralische Zweck einer Regierung besteht darin, die Rechte des Menschen zu schützen, d.h. ihn vor körperlicher Gewalt zu schützen – sein Recht auf sein Leben, auf seine Freiheit, auf sein Eigentum und auf sein Streben nach Glück zu schützen. Ohne Eigentumsrechte sind keine anderen Rechte möglich.

      Ich werde nicht versuchen, in diesem kurzen Vortrag die politische Theorie des Objektivismus zu diskutieren. Wer daran interessiert ist, findet sie ausführlich in „Der Streik“ dargelegt. Ich möchte nur sagen, dass jedes politische System auf einer ethischen Theorie basiert und von ihr abgeleitet ist, und dass die objektivistische Ethik von dem politisch-ökonomischen System benötigt wird, welches heute auf der ganzen Welt zerstört wird, und zwar genau aus Mangel an einer moralischen, philosophischen Verteidigung und Gültigkeitserklärung: Das ursprüngliche amerikanische System, Kapitalismus. Wenn es zugrunde geht, wird es durch Unterlassung untergehen, und zwar unentdeckt und unidentifiziert: Kein anderes System ist je so verzerrt, verfälscht und verleumdet worden. Wenige Leute wissen heute, was Kapitalismus ist, wie er funktioniert und wie seine eigentliche Geschichte aussieht.

      Wenn ich „Kapitalismus“ sage, meine ich vollen, reinen, unkontrollierten, unregulierten Laissez-faire-Kapitalismus – mit einer Trennung von Staat und Wirtschaft, in gleicher Weise und aus den gleichen Gründen wie die Trennung von Staat und Kirche. Ein reines kapitalistisches System hat bis jetzt noch nie existiert, nicht einmal in Amerika; verschiedene Abstufungen von staatlicher Kontrolle haben es von Anfang an untergraben und verzerrt. Kapitalismus ist nicht das System der Vergangenheit. Es ist das System der Zukunft – wenn die Menschheit eine Zukunft haben soll.

      Wer sich für die Geschichte und die psychologischen Ursachen des Verrats der Philosophen am Kapitalismus interessiert, der findet sie im Titelessay meines Buches „Für die Neuen Intellektuellen“.

      Dieser Vortrag beschränkt sich auf das Thema Ethik. Ich habe die nötigsten Grundsätze meines Systems präsentiert, doch sind sie ausreichend um anzudeuten, in welcher Weise die objektivistische Ethik die Moral des Lebens ist, im Gegensatz zu den drei ethischen Hauptrichtungen – der mystischen, der gesellschaftlichen und der subjektiven – welche die Welt in ihren gegenwärtigen Zustand gebracht haben und die die Moral des Todes repräsentieren.

      Diese drei Schulen weichen nur in ihrem Ansatz, nicht aber in ihrem Inhalt voneinander ab. Inhaltlich sind sie bloß Varianten des Altruismus, der ethischen Theorie, die den Menschen als Opfertier ansieht und die behauptet, dass der Mensch kein Recht habe, nur um seiner selbst willen zu existieren, dass Dienst an anderen die einzige Rechtfertigung des eigenen Daseins sei und dass Selbstopferung die höchste moralische Pflicht, die höchste moralische Tugend und der höchste moralische Wert sei. Die Unterschiede liegen nur in der Frage, wer wem geopfert werden soll. Altruismus hat den Tod als höchstes Ziel und Wertmaßstab – und es ist logisch, dass Verzicht, Resignation, Selbstverleugnung und jede andere Form des Leides (einschließlich Selbstzerstörung) die Tugenden sind, die er vertritt. Und dies sind logischerweise die einzigen Dinge, die die Altruisten je erreicht haben und erreichen können.

      Beachten Sie, dass diese drei ethischen Richtungen lebensfeindlich sind, nicht bloß inhaltlich, sondern auch in ihrem methodischen Ansatz.

      Die mystische Theorie der Ethik basiert ausdrücklich auf der Annahme, dass der Wertmaßstab der Ethik jenseits des Grabes liegt, mit den Gesetzen oder Erfordernissen einer anderen, übernatürlichen Dimension, dass Ethik für den Menschen unmöglich zu praktizieren ist, dass sie für das Leben des Menschen auf der Erde nicht geeignet und abträglich ist, dass der Mensch daran selbst schuld ist und während seines gesamten Lebens leiden muss, um für die Schuld zu büßen, dass er das Unmögliche nicht praktiziert. Das Monument für diese Theorie der Ethik ist das finstere Mittelalter.

      Die gesellschaftliche Theorie der Ethik ersetzt Gott durch „Gesellschaft“ – und obwohl sie behauptet, dass ihre Hauptsorge das Leben auf der Erde sei, ist es nicht das Leben des Menschen, nicht das Leben des Individuums, sondern das Leben einer körperlosen Entität, des Kollektivs, welches in Bezug auf jedes Individuum aus jedem außer ihm selbst besteht. Soweit es das Individuum betrifft, besteht seine ethische Pflicht darin, ein selbstloser, stimmloser, rechtloser Sklave für jedes Bedürfnis und jede Forderung zu sein, die von anderen gestellt wird. Das Motto „dog eat dog“ – das weder auf Kapitalismus, noch auf Hunde anwendbar ist – ist auf diese ethische Theorie sehr wohl anwendbar. Die Monumente für diese Theorie sind Nazi-Deutschland und Sowjetrussland.

      Die subjektivistische Theorie der Ethik ist genau genommen keine Theorie, sondern eine Negation der Ethik. Und weiter: Sie ist eine Negation der Realität, nicht nur eine Negation des menschlichen Lebens, sondern allen Lebens. Nur wer ein fließendes, plastisches, unbestimmtes, heraklitäres Universum vertritt, kann sich erlauben zu denken oder zu predigen, dass der Mensch keine objektiven Handlungsprinzipien braucht, dass die Realität ihm einen Blankoscheck auf seine Werte ausstellt, dass alles, was er für gut oder böse hält, erlaubt ist, dass seine Launen ein gültiger moralischer Maßstab sind, und dass die einzige Frage lautet, wie man damit durchkommt. Das Monument dieser Theorie ist der gegenwärtige Zustand unserer Kultur.

      Nicht die Unmoral ist für den Zusammenbruch verantwortlich, der jetzt die zivilisierte Welt zu zerstören droht, sondern die Art von Moral, die man dem Menschen beigebracht hat. Die Verantwortung dafür tragen die Philosophen des Altruismus. Sie haben keinen Grund, beim Anblick ihres Erfolges schockiert zu sein, und kein Recht, die menschliche Natur zu verdammen: Die Menschen haben ihnen gehorcht und ihre moralischen Ideale vollständig in die Realität umgesetzt.

      Die Philosophie bestimmt die Ziele des Menschen und seinen Weg; und nur die Philosophen können ihn jetzt noch retten. Heute steht die Welt vor einer Entscheidung: Wenn die Zivilisation überleben soll, so müssen die Menschen die altruistische Moral ablehnen.

      Ich werde schließen mit John Galts Worten, welche ich, so wie er, an alle Anhänger des Altruismus richte: „Ihr habt Furcht als Waffe gebraucht und dem Menschen den Tod als Strafe für die Ablehnung eurer Moral gebracht. Wir bieten ihm das Leben als Belohnung für die Annahme der unseren.“

      1 Ayn Rand: Der Streik, München 2012, S. 1090.

      2 Der Begriff „zielgerichtet“ ist in Bezug auf physische Phänomene und automatische Funktionen eines Organismus nicht als „zweckbestimmt“ aufzufassen (ein nur auf die Handlungen eines Bewusstseins anwendbarer Begriff) und soll nicht implizieren, dass in der gefühllosen Natur ein teleologisches Prinzip operiert. Ich benutze den Begriff „zielgerichtet“ in diesem Zusammenhang, um die Tatsache

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