Die Tugend des Egoismus. Ayn Rand

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Die Tugend des Egoismus - Ayn Rand

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ist der Trugschluss im Hedonismus – in jeder Variante des ethischen Hedonismus, sei er persönlich oder gesellschaftlich, individuell oder kollektiv. „Glück“ kann nur der Zweck der Ethik sein, aber nicht der Maßstab. Die Aufgabe der Ethik besteht darin, den richtigen Wertekanon des Menschen zu definieren und ihm somit die Mittel in die Hand zu geben, Glück zu erreichen. Die Aussage der hedonistischen Ethik, „der richtige Wert ist das, was immer dir Freude bereitet“, ist identisch mit „der richtige Wert ist, was immer dir beliebt“ – was ein Akt intellektueller und philosophischer Abdankung ist, der bloß die Überflüssigkeit der Ethik proklamiert und alle Menschen einlädt, die Sau rauszulassen.

      Die Philosophen, die versuchten, einen angeblich rationalen Moralkodex zu definieren, ließen dem Menschen nur eine Wahl zwischen Launen: Das „egoistische“ Streben nach den eigenen Launen (wie die Ethik Nietzsches) oder „selbstloser“ Dienst an den Launen anderer (wie die Ethik von Bentham, Mill, Comte und allen gesellschaftlichen Hedonisten, ob sie dem Menschen nun erlauben, seine eigenen Launen denen Millionen anderer anzuschließen oder ihm anrieten, sich in einen völlig selbstlosen „Shmoo“ zu verwandeln, der gerne von anderen gefressen werden möchte).3

      Wenn man einen „Wunsch“ ungeachtet seiner Natur oder seiner Ursache als ethischen Grundsatz und die Befriedigung jedweder Wünsche als ethisches Ziel akzeptiert (wie etwa „das größtmögliche Glück für die größtmögliche Zahl“), gibt es für Menschen keine andere Wahl als einander zu hassen, zu fürchten und zu bekämpfen, weil ihre Wünsche und Interessen zwangsläufig kollidieren. Wenn „Wunsch“ der ethische Maßstab ist, ist der Wunsch des einen, zu produzieren und der Wunsch eines anderen, ihn auszurauben, von gleicher ethischer Gültigkeit; dann ist der Wunsch des einen, frei zu sein und der Wunsch eines anderen, ihn zu versklaven, von gleicher ethischer Gültigkeit; ebenso der Wunsch des einen, für seine Tugenden geliebt und bewundert zu werden, und der Wunsch eines anderen nach unverdienter Liebe und unverdienter Bewunderung. Und falls die Nichterfüllung irgendeines Wunsches ein Opfer darstellt, dann wird ein Mann, der ein Auto besitzt und dessen beraubt wird, geopfert, genauso wie der Mann, der ein Auto will oder „erstrebt“, das der Eigentümer ihm nicht geben will – und diese beiden „Opfer“ haben dann den gleichen ethischen Status. Wenn dem so ist, dann hat der Mensch nur die Wahl, zu rauben oder beraubt zu werden, zu zerstören oder zerstört zu werden, andere seinen Wünschen zu opfern oder sich selbst den Wünschen anderer zu opfern; dann besteht die einzige Alternative für den Menschen darin, ein Sadist oder ein Masochist zu sein.

      Der moralische Kannibalismus aller hedonistischen und altruistischen Lehren liegt in der Prämisse, dass das Glück des Einen das Leid des anderen bedingt.

      Heute halten die meisten Menschen diese Prämisse für etwas Absolutes, das nicht hinterfragt werden darf. Und wenn man vom Recht des Menschen spricht, nur für sich selbst, für sein eigenes rationales Selbstinteresse zu leben, nehmen die meisten Leute automatisch an, dass dieser von seinem Recht spräche, andere zu opfern. Solch eine Annahme ist ein Bekenntnis ihres eigenen Glaubens, dass es im Eigeninteresse eines Menschen läge, andere zu verletzen, zu versklaven, auszurauben oder zu ermorden – weshalb man diesem Eigeninteresse selbstlos entsagen müsse. Auf die Idee, dass dem Selbstinteresse des Menschen nur durch eine Beziehung ohne Opfer gedient werden kann, sind diese humanitären Apostel der Uneigennützigkeit, die behaupten, die Brüderlichkeit aller Menschen sei ihre Absicht, nie gekommen. Und weder sie noch irgendjemand wird darauf kommen, solange wie der Begriff „rational“ aus dem Kontext von „Werten“, „Wünschen“, „Selbstinteresse“ und Ethik ausgelassen wird.

      Die objektivistische Ethik vertritt stolz den rationalen Egoismus – was bedeutet: Die Werte, die für das menschliche Überleben als Mensch erforderlich sind – nicht die Werte, die von den Sehnsüchten, Gefühlen, Wünschen oder Bedürfnissen irrationaler Wilder produziert werden, die nie über die urzeitliche Praxis von Menschenopfern hinausgewachsen sind, nie eine Industriegesellschaft entdeckt haben und sich kein anderes Eigeninteresse vorstellen können, als sich alles zu greifen, was gerade nicht niet- und nagelfest ist.

      Die objektivistische Ethik besagt, dass das menschliche Wohl keine Menschenopfer erfordert und nicht dadurch erreicht werden kann, dass irgendjemand geopfert wird. Sie besagt, dass die rationalen Interessen der Menschen nicht kollidieren – dass es keinen Interessenkonflikt zwischen Menschen gibt, die nicht das Unverdiente suchen, die weder Opfer bringen noch annehmen, die miteinander als Händler umgehen und Werte austauschen.

      Das Prinzip des Handels ist das einzige rationale moralische Prinzip für alle menschlichen Beziehungen, ob nun persönlich oder gesellschaftlich, privat oder öffentlich, geistig oder materiell. Es ist das Prinzip der Gerechtigkeit.

      Ein Händler ist ein Mensch, der verdient, was er bekommt und das Unverdiente weder gibt noch annimmt. Er behandelt Menschen nicht als Herren oder Sklaven, sondern als unabhängige ebenbürtige Entitäten. Er handelt mit Menschen durch freien, freiwilligen, ungezwungenen Austausch – ein Austausch, der beiden Parteien nach ihrem unabhängigen Urteil Nutzen bringt. Ein Händler erwartet nicht, für seine Fehler, sondern nur für seine Leistungen bezahlt zu werden. Er lädt anderen nicht die Last seiner Fehler auf und er verpfändet sein Leben nicht dadurch, dass er sich an die Fehler anderer bindet.

      Im geistigen Bereich (mit „geistig“ meine ich: Das menschliche Bewusstsein betreffend) sieht das Medium oder die Währung anders aus, aber das Prinzip ist dasselbe. Liebe, Freundschaft, Respekt und Bewunderung sind die emotionalen Antworten eines Menschen auf die Tugenden eines anderen, die geistige Bezahlung im Austausch für die persönliche, eigennützige Freude, die ein Mensch aus den charakterlichen Tugenden eines anderen zieht. Nur ein Untier oder ein Altruist würden behaupten, dass die Wertschätzung der Tugenden einer Person ein Akt der Selbstlosigkeit ist, dass es in Bezug auf das eigene egoistische Interesse keinen Unterschied macht, ob man es mit einem Genie oder einem Idioten zu tun hat, ob man sich mit einem Vorbild oder einen Nichtsnutz abgibt, ob man eine ideale Frau oder eine Schlampe heiratet. Im geistigen Bereich ist ein Händler ein Mensch, der nicht danach strebt, für seine Schwächen oder seine Fehler geliebt zu werden, sondern nur für seine Tugenden, und der seine Liebe nicht den Schwächen oder Fehlern anderer zuteilwerden lässt, sondern nur ihren Tugenden.

      Lieben heißt schätzen. Nur ein rational egoistischer Mensch, ein Mensch mit Selbstachtung, ist zu Liebe fähig – weil er der einzige Mensch ist, der feste, beständige, kompromisslose, unverfälschte Werte vertreten kann. Wer sich selbst nicht schätzt, kann nichts und niemanden schätzen.

      Nur auf der Basis des rationalen Egoismus – auf der Basis der Gerechtigkeit – können Menschen in einer freien, friedlichen, wohlhabenden, wohlwollenden und rationalen Gesellschaft zusammenleben.

      Kann der Mensch aus dem Leben in einer menschlichen Gesellschaft persönlichen Nutzen ziehen? Ja, falls es eine humane Gesellschaft ist. Die zwei großen Werte, die man aus dem Leben in einer Gesellschaft ziehen kann, sind Wissen und Handel. Der Mensch ist die einzige Spezies, die ihren Vorrat an Wissen von einer Generation zur nächsten übermitteln und erweitern kann; das Wissen, das dem Menschen potentiell zur Verfügung steht, ist größer als das Wissen, das ein Einzelner in seinem Leben je erwerben könnte; jeder Mensch zieht einen unermesslichen Nutzen aus dem Wissen, das andere entdeckt haben. Der zweite große Nutzen ist die Arbeitsteilung: Sie ermöglicht es dem Menschen, seine Anstrengungen einem bestimmten Arbeitsbereich zu widmen und mit anderen zu tauschen, die sich auf andere Bereiche spezialisieren. Diese Form der Kooperation erlaubt es den Menschen, die daran teilhaben, größeres Wissen, größere Fähigkeiten und einen größeren produktiven Ertrag aus ihren Anstrengungen zu bekommen, als wenn jeder von ihnen alles, was er braucht, selbst zu produzieren hätte, sei es auf einer einsamen Insel oder einer selbstversorgenden Farm.

      Doch genau diese Vorteile zeigen, begrenzen und definieren, welche Menschen füreinander von Wert sind und in welcher Art von Gesellschaft: Nur rationale, produktive, unabhängige

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