Reisch un berümp!. Reiner Hänsch

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Reisch un berümp! - Reiner Hänsch

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Knoche, sehr nett von Ihnen.“

      „A scho guat, ma muaß doch z’sammhalt’n gegen die Saubande.“

      „Die haben mein ganzes Geld geklaut“, entrüste ich mich. „Fünfzig Euro!“

      „Himmiherrgottsakra!“ Knoche ist richtig außer sich. „Des is ja a Verbrechen! Soll’n mia … zur Polizei geh’n?“, fragt er mich etwas zögernd, so als ob er nicht unbedingt an die Wirksamkeit der örtlichen Polizei glauben würde.

      „Ach, das wird nichts bringen, Herr Knoche. Die werden alles abstreiten und hinterher ist alles noch schlimmer als vorher für mich. Muss mir etwas anderes ausdenken.“

      „Wahrscheinlich hast Recht“, meint er. „Aber des geht do net. So viel Geld. Wos trägst denn a so viel Geld mit dir rum?“

      „Das Geld war ja für Sie, Herr Knoche.“

      „Für mi?“

      „Naja, dafür“, sage ich und zeige schwer seufzend in Richtung Schaufenster. „Ich wollte diese Gitarre damit anzahlen. Ich will sie unbedingt haben und dachte, Sie würden sicher eine Anzahlung annehmen. Fünfzig Euro, dachte ich, das wäre doch gegangen, oder?“

      „Ah, so is’ des.“

      Er sieht mich lange und nachdenklich an, verzieht den bayerischen Mund zu einer Art Lächeln, sagt erst mal nichts und geht zum Schaufenster.

      Dort reckt er sich beachtlich weit vor, dass ich schon Angst habe, er fällt kopfüber rein, und angelt ziemlich umständlich die Gitarre heraus. Dabei stöhnt er lange, laut und ausgiebig und hält sich mit schmerzverzerrtem Gesicht eine Hand in den Rücken.

      „Der Rück’n“, meint er. „Könnt mir was Bess’res vorstell’n, als alt zu wer’n.“

      Vielleicht ist er auch schon neunzig. Doch er winkt mit der freien Hand ab, als wolle er etwas wegwerfen und grinst auch schon wieder.

      „Ja, die Gitarr’ is guat. Die Beste“, sagt er bewundernd. „Kannst spiel’n?“

      „Ein bisschen“, antworte ich ihm wahrheitsgemäß und erzähle ihm von unserer Band. Von Abi und Alex, meinen beiden einzigen Freunden, mit denen ich schon seit einiger Zeit große Pläne habe. Wir werden mal als knallharte Rockband die ganze Welt erobern. Erst mal natürlich Jückerath.

      „Wir spielen im Moment allerdings alle nur auf so Schrottinstrumenten.“

      „Schrott, wie moanst des?“

      „Naja, Alex’ Papa war mal Schlagzeuger in ’ner Skiffleband und die Instrumente stehen noch da im Keller.“

      Alex’ Papa ist vor einiger Zeit einfach abgehauen. Nach Spanien. Macht angeblich Musik in ’ner Strandbar und ist pleite. No tengo dinero!

      „Skiffle!“, sagt Walter ehrfürchtig oder nachdenklich, verzieht den Mund und nickt bedächtig.

      Skifflebands sind so witzige Bands, die teilweise auf selbstgebauten Instrumenten spielen, die aus Sachen gemacht werden, die mit Musik gar nichts zu tun haben. Also Eimer, Tonnen oder sogar Gießkannen oder so was. Richtige Schrottbands also.

      Und ich habe mir aus dem Nachlass von Alex’ Papa ein sechssaitiges Schepperbanjo gefischt. Ja, ich weiß, ein Banjo gehört natürlich nicht unbedingt in eine Rockband, nein, … es ist eigentlich sogar das Gegenteil von Rock, aber was soll ich machen?

      „Kann schon ’n paar Akkorde und ’n paar gute Songs. Ich bin auch der Sänger unserer Band“, berichte ich ihm stolz. Ich plaudere mit ihm wie mit einem alten Freund. Als ob ich ihn schon ewig kennen würde. „Alex ist unser Drummer und Abi spielt Bass. Naja, es ist kein richtiges Schlagzeug, mehr so ’n Haufen Klappergerümpel und ein Waschbrett, und Abis Bass ist eigentlich nur ’n Eimer.“

      „Wos, an Eimer?“

      „Ja, ein Eimer“, antworte ich resigniert. Da hat nämlich jemand auf einem umgedrehten Speisfass – das sind so dicke Gummikübel, in denen die Maurer ihren Mörtel anrühren - einen Besenstiel befestigt und eine dicke Nylonwäscheleine drangespannt. Wenn man an der Leine zupft und dabei den Besenstiel biegt, kommen echt tiefe Töne aus dem Kübel. Nichts Genaues natürlich, aber tief sind sie auf jeden Fall.

      „Naja, ein richtiger Bass wär’ schon besser und besonders cool sieht’s auch nicht aus mit dem Eimer, aber wir haben nichts anderes. Richtige Instrumente kosten Geld und dafür arbeiten wir. Die beiden bei Winterscheid an der Tankstelle und ich … ich muss jetzt mal sehen.“

      „So, so“, sagt Walter Knoche und nickt ernsthaft dazu.

      „Kennen Sie Sodom Terror, Herr Knoche?“

      „Saudumm Terror? Na, kenn i net“, sagt er und schüttelt energisch den Kopf.

      Naja, kann er auch nicht kennen.

      Sodom Terror ist unsere absolute Lieblingsband. Rock. Knallhart. Der Sänger hat so eine ähnliche Gitarre, wie die hier im Schaufenster er macht immer so gefährlich damit herum, sticht Löcher in die Luft und schreit irgendwas ins Mikro, das sich anhört wie „Warzen abmähen!“ Echt Hammer!

      Unser Englischlehrer, Herr Echtermann, den ich mal mutig danach gefragt habe, meint, es müsse wohl „What’s on up, man“ oder so ähnlich heißen, also, so was wie „Was ’n los, Mann?“. Ganz genau wüsste er’s aber auch nicht. Der Sänger würde leider so undeutlich rumbrüllen. Lächerlich. Na, egal. Echtermann hat eben keine Ahnung. Auf jeden Fall sind Sodom Terror richtig gut.

      „Von denen spielen wir auch was.“

      „Soso“, sagt er und kratzt sich am Bart. „Ihr müsst’s eig’ne Lieder mach’n“, sagt er dann und sieht mich dabei eindringlich an. „Net nur des Zeugs von de andern nachspiel’n. Do wird ma net berühmt.“

      Ah, so. Da hat er natürlich Recht. So habe ich das noch gar nicht gesehen. Reich und berühmt. Das wollen wir natürlich auf jeden Fall werden.

      Und dann plappere ich weiter. Irgendwie habe ich so das Gefühl, dem Mann kann ich alles erzählen. Der versteht mich.

      „Hab’ früher selbst amol g’spielt“, sagt er dann plötzlich. „Is’ aber scho lang her.“

      Es entsteht eine kleine Pause und er hängt einen Moment seinen Gedanken nach. Dann schüttelt er den Kopf, sagt laut „Ach!“ und winkt wieder mit der rechten Hand ab.

      „Und du wollt’st die Gitarr’n also kauf’n“, brummt er dann nachdenklich. „Mmmh.“

      „Ja, das wollte ich, aber ohne Geld ….“

      „Mmmh“, brummt er noch mal und da fällt mir beim Blick auf meine Micky-Maus-Uhr mit dem in der Mitte gesprungenem Glas, wo immer um halb der große Zeiger hinter verschwindet, ganz heiß ein, dass ich jetzt aber dringend nach Hause muss. Es ist ja ganz schön spät geworden.

      „Oh, ich muss jetzt los, Herr Knoche. Tut mir leid. Vielen Dank und Tschüss!“

      „Ja, dann lass di wieder amol seh’n“, meint er und hängt die Gitarre mit viel Gestöhne wieder ins Fenster.

      „Mach

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