Sauerland Live. Reiner Hänsch

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Sauerland Live - Reiner Hänsch

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denke ich so, und auch Max scheint mit mir ausnahmsweise mal einer Meinung zu sein. Der Kerl will ihr da ein sündhaft teures Handy andrehen, mit dem diese Frau doch überhaupt nichts anzufangen weiß und das sie doch technisch und wahrscheinlich auch finanziell total überfordert. Das ist ja wohl …

      Das Portemonnaie der armen Frau Pütter liegt jetzt auf der grauen Theke und sie wartet auf eine Antwort.

      „Liebe Frau Pütter, Sie werden es vielleicht nicht für möglich halten, aber dieses Gerät bekommen Sie für EINEN Euro!“

      Sie fingert wenig beeindruckt einen Euro aus dem ledernen Geldspeicher und reicht ihn an Herrn Mobilfon weiter, um ihm dann direkt ihr neu erworbenes Handy aus der Hand zu reißen und es sehr zufrieden anzusehen.

      Der Herr der Handy-Welten ist einen kurzen Augenblick zu verdattert, um schnell zu reagieren und es direkt wieder in seinen Besitz zu bekommen, denn so geht das Geschäft ja nicht. Außerdem versucht Frau Pütter jetzt auch schon, den Abstieg vom Barhocker zu beginnen.

      „Moment!“, sagt Herr Mobilfon da erst mal und kommt eilig hinter seiner Theke hervorgesprintet, so einfach wäre das alles ja nicht. Doch Frau Pütter hat gar keine Zeit und Aufmerksamkeits-Kapazitäten frei, um dem jetzt etwas nervösen Mann zuzuhören, weil ihre Füße sich in den Chromspangen des modernen Stuhls verfangen haben und sie erst mal untenrum alles sortieren muss. Beide Handys dabei fest umklammert. Sie bringt sich damit in die Gefahr, einfach vom Stuhl zu kippen.

      „Sie müssten dann natürlich für weitere zwei Jahre der Firma Handyfone ihr Vertrauen schenken und hier unterschreiben“, sagt dieser Haderlump mit sabberndem Maul und hat das entsprechende Verfügungspapier schon in den zitternden Händen. Die Frau ist noch immer im Chromstuhl gefangen …

      … und da raste ich aus. Zugriff!

      Ich sehe Max nur kurz an und er mich und dann hat er begriffen: Der Alte dreht durch!

      Oh, nein! Wie peinlich ist das denn jetzt wieder? Mitten im Handyladen! Er dreht er sich augenrollend weg, weil er für solche Situationen leider noch zu wenig Verständnis hat. Das muss er erst noch lernen, in solchen Sachlagen auch angemessen zu reagieren, Ungerechtigkeiten sofort zu registrieren und wirksam zu bekämpfen. Den Unterdrückten muss geholfen werden. Sofort!

      Na gut, um die Erziehung meines Sohnes in diesen zwischenmenschlichen Angelegenheiten muss ich mich dann eben später kümmern. Jetzt geht es erst mal um das Leben dieser armen Frau.

      Ich schreite also umgehend zur Tat. Wie einer der sieben Aufrechten aus dem so ähnlich genannten Kinofilm nähere ich mich dem Geschehen, helfe zunächst der alten Frau, ihre Füße zu entwirren, um nicht abzustürzen. Es gelingt und Frau Pütter hat wieder festen Boden unter den noch etwas wackeligen Füßen. Und dann schalte ich mich diplomatisch in das quasi noch laufende Verkaufsgespräch ein, während Max das Loch zum Verschwinden sucht.

      „Sie Halsabschneider!“, beginne ich erst mal recht formlos in Richtung des gnadenlosen Kopfgeldjägers Schimmeroth. „Sie wollen hier einer armen alten Frau ein scheiß Handy aufschwatzen, das sie überhaupt nicht braucht, sie für zwei Jahre in einen Vertrag zwingen, den sie überhaupt nicht versteht und den sie auch nicht braucht. Sie sind ein Betrüger!“

      Mir gehört augenblicklich die Aufmerksamkeit des gesamten Ladens einschließlich von Frau Handyfone-Heggemann, die das Ganze mit gewisser Genugtuung zu beobachten scheint, ohne einschreiten zu wollen. Soll ihr blöder Chef doch zusehen, wo er bleibt, wenn dieser Amokläufer, also ich, ihm gleich an die Gurgel geht. Sie würde sein erbärmliches Leben sicher nicht retten.

      Auch Frau Pütter verfolgt mein Eingreifen interessiert aber noch etwas unschlüssig, wem ihre Sympathien gehören, weil sie wohl noch nicht abzuschätzen vermag, auf welcher Seite dieser neue Mann in ihrem Leben, also ich, jetzt gerade kämpft.

      „Sie brauchen das nicht, Frau Pütter!“, sage ich, meinen scharfen Ton von eben extrem heruntergepegelt und in eine säuselnde Hypnosestimme verwandelt, nehme ihr das intergalaktische Han­dy, das sie soeben erworben hat, wieder ab und knalle es auf die Theke des Hauses Handyfone, dass Schimmeroth, der gemeine Abzocker, mich entsetzt ansieht. Wie kann man denn mit so einem hochsensiblen Teil …

      Frau Pütter scheint sich allerdings erst mal zu wundern, dass ich sie kenne und schaut dann ihrem neuen Handy etwas sehnsüchtig hinterher. Sie würde natürlich auch gerne ihren Euro zurückbekommen, wenn sie das tolle Dings mit dem neuen Weh-Lahn dann irgendwie doch nicht haben darf.

      Der Bandit Schimmeroth will etwas sagen, weil er ja schließlich der Herr im Hause ist, weiß aber nicht genau, was. Also hält er seine ver­brecherische Klappe.

      „Kommen Sie mal mit“, versuche dann ich die Betreuung der jetzt leicht verstört wirkenden Frau Pütter zu übernehmen. Max ist schon mal rausgegangen.

      Frau Pütter ist noch etwas unschlüssig, schaut auf ihr Steinzeithandy, das sie noch immer fest umklammert in den Händen hält, dann auf das Galaxie-Telefon, das sie nun leider doch nicht haben darf, auf Herrn Schimmeroth, der sich doch solche Mühe gegeben hat … und dann sieht sie mich an.

      Ich scheine von allen verbliebenen Aussichten vielleicht die Schlimmste zu sein - aber sie entschließt sich doch, mir ihr Vertrauen zu schenken.

      Ich fühle mich sehr geehrt. Biete ihr meine starken Arme an, sie hakt sich dankbar ein und dann verlassen wir durch eine schnell gebildete Rettungsgasse unter den Augen der staunenden Menge das Reich des allmächtigen Handyfones und treten hinaus in die unendliche Freiheit des ganz normalen Lebens ohne Weh-Lan.

      „Wo wohnen Sie denn, Frau Pütter?“

      „Na, hier gleich umme Ecke!“

      „Gut. Dann gehen wir da mal hin. Ich bringe Sie mal eben umme Ecke“, sage ich und führe die alte Dame in die Richtung, in die sie zeigt.

      „Aber ich will doch noch gar nicht …“

      „Doch, doch, ich bringe Sie jetzt mal nach Hause“, wiederhole ich mit etwas Nachdruck und muss jetzt auch die Führung in diesem Pas de deux übernehmen.

      Max sieht uns beiden von ein paar sicheren Metern Entfernung zu und ich will ihm zurufen, dass ich gleich zurück bin, aber als er sieht, wie ich versuche, Frau Pütter an meinem starken Arm über die recht gut befahrene Straße zu zerren, kommt er tatsächlich näher. Wahrscheinlich, weil er es einfach nicht mehr mit ansehen kann und es endlich hinter sich bringen will, oder weil er vielleicht doch eine nette jugendliche und menschliche Einsicht hat und zwei älteren Menschen einfach über die Straße helfen will.

      „Ist es noch weit?“, frage ich auf der sicheren anderen Seite dann die etwas störrische Frau Pütter und sie sagt: „Nä, da is‘ ja de Haustür!“ Sie ist kurz davor, ihren Arm aus meinem leichten Schraubzwingengriff zu befreien, aber ich halte dagegen.

      „Dann machen Sie ihr Handy doch jetzt mal an, bitte, Frau Pütter.“

      „Getz?“, fragt sie und ich sehe so etwas Angst vor der unmittelbaren Zukunft in ihren Augen.

      „Ja, jetzt! Bitte!“

      Sie holt es misstrauisch aus ihrer Handtasche, in der es vor Kurzen erst verschwunden ist, macht es etwas umständlich an und dann helfe ich ihr schnell, die richtigen Touch-Punkte zu treffen, damit wir auch auf der richtigen Seite ihres Handy landen und dann habe ich’s auch schon.

      Da: W-Lan. Na, bitte.

      Ich

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