Miryams Geheimnis. Ruth Gogoll

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Miryams Geheimnis - Ruth Gogoll

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das, was auf lange Sicht sinnvoller ist«, sagte Miryam. »Und das wäre eindeutig ein Studium. Ein abgeschlossenes Studium. Oder eine abgeschlossene Ausbildung.«

      »Sicherlich.« Dem konnte Ella vernünftigerweise nur zustimmen. Im Grunde genommen dachte sie ja dasselbe. »Aber es ist nicht so leicht, wieder reinzukommen, wenn man erst einmal aufgehört hat. Das habe ich schon versucht.«

      »Sie haben es versucht?«

      »Ja.« Ella nickte. »Aber da konnte ich schon nach kurzer Zeit meine Miete nicht mehr bezahlen. Also ging es einfach nicht mehr.«

      »Ihre Eltern haben keine Möglichkeit, Sie zu unterstützen?« Fragend hob Miryam die Augenbrauen.

      »Meine Eltern . . .«, Ella schluckte, »sind tot. Das heißt, meine Mutter. Wo mein Vater ist, weiß ich nicht. Er hat uns . . . schon vor langer Zeit verlassen.« Sie zuckte die Schultern oder jedenfalls eine Schulter, weil die andere nicht mitmachte. »Deshalb wollte meine Mutter immer, dass ich studiere. Damit ich auf eigenen Füßen stehen kann. Das war für sie nämlich sehr schwer, nachdem mein Vater fort war. Weil sie keine Ausbildung hatte.«

      »Aber solange Ihr Vater da war, hat er Ihre Mutter versorgt.« Miryam runzelte die Stirn. »Das ist natürlich auch eine Möglichkeit.«

      Ungläubig lachte Ella auf. »Sie meinen, ich sollte mir jetzt irgendjemanden suchen, der für meinen Lebensunterhalt sorgt? Weil ich das nicht selbst kann?«

      »Im Moment sind Sie ja im Krankenhaus«, entgegnete Miryam mit der ihr anscheinend eigenen unwiderlegbaren Logik. »Da werden Sie versorgt.«

      Ella seufzte. »Ewig werden die mich wohl nicht hierbehalten. Vor allen Dingen jetzt, wo sie wissen, dass ich meine Rechnung nicht bezahlen kann.«

      »Sie haben doch gesehen, dass das für den Moment erledigt ist«, gab Miryam fast gelangweilt zurück, während sie anscheinend über etwas anderes nachdachte und ziellos in die Gegend schaute.

      »Ich kann sowieso nicht hierbleiben. Wegen Inka.« Besorgt schüttelte Ella den Kopf. »Meine Nachbarin kann sie nicht dauerhaft versorgen. Sie muss auch arbeiten. Und hier ins Krankenhaus kann ich keinen Hund holen.« Sie blickte auf den Rufknopf an ihrem Bett. »Am besten, ich sage denen hier gleich, dass sie mich entlassen sollen. Ich muss nach Hause. Mir bleibt gar nichts anderes übrig.« Sie versuchte, sich im Bett hochzuziehen, wurde jedoch durch den Schmerz daran gehindert, sodass ihr Gesicht sich ganz von selbst in gequälte Falten legte.

      »Das hat doch keinen Sinn so«, sagte Miryam, deren Aufmerksamkeit wieder zu Ella zurückgekehrt war. »Sie kommen einfach mit zu mir. Da können Sie auch Ihren Hund mitbringen.«

      Ella wäre auf einmal plötzlich fast die Kinnlade heruntergefallen, die sie eben noch vor Schmerz verkrampft an ihren Oberkiefer gepresst hatte. »Zu . . . Ihnen . . .?«, stammelte sie entgeistert.

      »Warum nicht?« Beinah gleichgültig zuckte Miryam die Schultern. »Ich habe ein großes Haus. Da ist Platz genug. Und außer mir lebt da nur noch meine Schwester. Die in Ihrem Alter ist.«

      Das alles überrumpelte Ella jetzt etwas zu sehr. Sie war für ein paar Sekunden sprachlos. »Das geht nicht«, erwiderte sie dann entschieden.

      »So wie es nicht geht, dass ich die Rechnung für Sie hier im Krankenhaus bezahle?« Miryam lächelte sie auf eine fast mütterliche Art an. Dann hob sie eine Hand. »Sehen Sie es doch einmal so. Jeden Tag weniger, den Sie hier im Krankenhaus sind, müssen Sie nicht bezahlen. Sie sparen also Geld, das Sie mir dann auch nicht zurückzahlen müssen.«

      »Der Aufenthalt bei Ihnen wäre kostenlos?« Mit zusammengepressten Lippen schüttelte Ella erneut den Kopf. »Das geht schon mal gar nicht.«

      Miryams Mundwinkel zuckten. »Gibt es bei Ihnen irgendetwas, das geht? Oder lehnen Sie jede Hilfe grundsätzlich ab? Aus Prinzip?«

      »Ich brauche keine Hilfe«, erwiderte Ella automatisch.

      »Aber ich«, sagte Miryam. »Mit meiner Schwester. Die zwar genauso jung ist wie Sie, aber auf keinen Fall so arbeitsam. Da ich den ganzen Tag nicht zu Hause bin, brauche ich jemand, der auf sie aufpasst. Sie sollte eigentlich studieren, aber das tut sie nicht. Vielleicht braucht sie einfach nur das richtige Vorbild.«

      »Ich studiere nicht mehr«, erklärte Ella noch einmal. »Das habe ich Ihnen doch schon gesagt.«

      »Aber Sie würden, wenn Sie könnten.« Miryams Logik war wirklich schwer etwas entgegenzusetzen. »Meine Schwester könnte, aber sie tut es nicht.«

      »Ich kenne Ihre Schwester ja noch nicht einmal.« Ellas Widerstand ließ nach. Jetzt nach dem Unfall hatte sie nicht die Kraft, solche Diskussionen zu führen.

      Außerdem befand sie sich ganz eindeutig in einer Zwickmühle. Und Miryam baute ihr eine Treppe nach draußen. Sie verstand nur nicht, warum.

      »Erlauben Sie, dass ich mit dem Arzt rede?«, fragte Miryam mit leicht schiefgelegtem Kopf. »Ich möchte gern abklären, was Sie zu Hause noch an Versorgung brauchen.«

      Wenn sie von dieser Diskussion nicht schon so erschöpft gewesen wäre, hätte Ella am liebsten die Augen gerollt. Ein Nein schien diese Frau nicht zu akzeptieren.

      Aber was für Alternativen hatte sie? Sie wollte unbedingt das Krankenhaus verlassen. Und wenn sie es einmal logisch betrachtete, konnte sie sich zu Hause allein wohl kaum versorgen. Geschweige denn Inka. Miryam rollte ihr sozusagen den roten Teppich aus.

      Auf der anderen Seite war es genauso, wie Miryam gesagt hatte. Es fiel Ella schwer, Hilfe anzunehmen. Sie wollte alles allein schaffen. Immer wenn sie Hilfe annehmen musste, fühlte sie sich wie eine Versagerin.

      Doch dann dachte sie wieder an Inka. Sie musste sich nicht nur Gedanken um sich selbst machen. Sie hatte darüber hinaus eine Verantwortung für die kleine Hündin, die ihr schon so viel Trost und Liebe gegeben hatte. Sie konnte sie nicht im Stich lassen.

      »Na gut.« Sie atmete tief durch und seufzte. »Wenn das irgendwie möglich ist, dass ich Inka bei mir haben kann, habe ich wohl keine andere Wahl.«

      Ein zufriedenes Lächeln zeigte sich auf Miryams Lippen. »Gut, dass Sie das einsehen. Ich glaube, das ist wirklich das Beste für alle Seiten.« Schon wieder etwas in Eile blickte sie auf ihre Uhr. »Und ich muss gleich zu einem Termin.«

      Was auch sonst? Fast hätte Ella nun innerlich den Kopf geschüttelt. Du bist doch immer auf dem Sprung.

      Miryam war schon fast an der Tür. »Ich schaue mal, ob ich den Arzt erwische. Das mit den Entlassungspapieren dauert ja auch immer eine Weile.«

      Ella nickte nur. Viel mehr konnte sie auch nicht tun, denn Miryam war schon auf den Gang hinaus verschwunden.

      Als Ella nun so allein zurückblieb, gingen ihr langsam ein paar Dinge durch den Kopf, die eben vor lauter Diskussion und Aufregung keinen Platz gefunden hatten, sich zu melden.

      Die Situationen überstürzten sich einfach zu sehr. Das war normalerweise nicht die Art, wie sie lebte. Sie hatte zwar viel zu tun, hetzte von einem Job zum anderen, aber sie hatte immer einen Plan. Und Ordnung war ein wichtiger Teil ihres Lebens. Vielleicht weil sie immer das Gefühl gehabt hatte, sie hätte keine Kontrolle über das, was mit ihr geschah, versuchte sie, seit sie allein lebte, immer die Kontrolle zu behalten.

      Aber

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