Miryams Geheimnis. Ruth Gogoll

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Miryams Geheimnis - Ruth Gogoll страница 8

Автор:
Серия:
Издательство:
Miryams Geheimnis - Ruth Gogoll

Скачать книгу

das Anstarren hielt nur eine kurze Weile, dann schweifte ihr Blick höchst desinteressiert durch das Riesenfenster an der linken Seite hinaus. In der Tat war es nicht nur ein Fenster, sondern die halbe Wand war aus Glas. So hoch, dass Ella den Eindruck hatte, sie führte bis in den oberen Stock hinauf.

      Auch Miryams Blick war mit etwas anderem als Ella beschäftigt. Sie betrachtete nachdenklich die Treppe. »Selbst wenn wir einen Treppenlift hätten, wäre das im Moment wohl nicht machbar«, murmelte sie vor sich hin. Immer noch in Gedanken versunken wanderte ihr Blick zu Ella hinunter. »Dann müssen wir mein Büro nehmen.«

      Ungläubig lachte Selina auf. Es klang fast wie ein Prusten. »Dein Büro? Dein heiliges Büro?«

      »Es ist nicht heilig«, gab Miryam trocken zurück. »Ich will nur nicht, dass du Sachen daraus entfernst, nach denen ich dann stundenlang suchen muss.«

      Auf diese Aussage gab Selina nur ein abschätziges Geräusch von sich. »Sachen, die du gar nicht benutzt«, warf sie ihrer Schwester herausfordernd hin.

      »Das spielt keine Rolle.« Miryam sah sie strafend an. »Es sind meine Sachen, nicht deine.«

      »Und du denkst, sie«, Selinas dunkle Augenbrauen zogen sich zusammen, als sie Ella nun erneut anstarrte, »tut das nicht?«

      Miryams Mundwinkel verzogen sich liebenswürdig, wenn auch etwas herablassend lächelnd. »Nein, ich glaube, sie tut das nicht.« Mit einem aufmunternden Gesichtsausdruck wandte sie sich nun wieder an Ella. »Mein Büro ist hier unten«, erklärte sie. »Das ist einfacher mit dem Rollstuhl. Es hat auch ein angeschlossenes Bad.«

      Was auch sonst? dachte Ella. Dieses Haus konnte zehn Bäder haben, und man würde sie trotzdem kaum finden. »Was ist mit Inka?«, fragte sie mit besorgt verzogenem Gesicht. »Ich muss sie abholen.«

      »Das mache ich schon.« Miryam nickte ihr zu. »Und Silly kann sich währenddessen schon einmal um Sie kümmern.«

      »Ich?« Entsetzt riss Selina die Augen auf.

      »Ja, du«, bestätigte Miryam jetzt wieder lässig. »Weil ich nicht hier sein werde. Aber Frau Molitor ist ja bestimmt auch noch da, oder?«

      »Dann kann sie sich ja kümmern«, stellte Selina sofort fest und wandte sich schon wieder zur Treppe. »Ich gehe nach oben.«

      »Oh nein«, widersprach Miryam befehlend. »Du bleibst da.« Sie begab sich unter der Treppe ein paar Schritte nach hinten. »Frau Molitor?«, rief sie. »Sind Sie hier?«

      Es dauerte vielleicht ein oder zwei Minuten, dann hörte Ella Schritte. »Ich wusste nicht, dass Sie nach Hause gekommen sind«, sagte die etwas erstaunte Stimme einer anscheinend älteren Frau. »So früh schon.«

      »Ja.« Miryam nickte und kam jetzt wieder zu Ella und Selina zurück. »Ich habe jemanden mitgebracht. Das ist Frau Cziebinsky. Könnten Sie bitte mein Büro für sie als Schlafzimmer herrichten? Sie kann nicht die Treppe hinaufgehen, weil sie sich den Knöchel gebrochen hat.«

      »Oh, das tut mir leid«, bedauerte Frau Molitor sofort und kam hinter Miryam auf Ella zu.

      »Das ist Frau Molitor, meine Haushälterin«, erklärte Miryam beiläufig in Ellas Richtung, ging aber an ihr vorbei auf die Haustür zu. »Und ich hole jetzt den Hund.«

      Zack! war sie draußen, und Ella blieb mit Selina und Frau Molitor allein zurück.

      »Herzlich willkommen«, begrüßte Frau Molitor Ella nun freundlich lächelnd. Sie reichte ihr die Hand. »Ich hoffe, Sie werden sich bei uns wohlfühlen.«

      Zum ersten Mal in diesem Haus empfand Ella so etwas wie Wärme. Sie nahm die Hand mit ihrer linken und lächelte zurück. »Danke. Es tut mir leid, dass ich Ihnen solche Umstände mache.«

      Es schien, als ob Frau Molitors Augenbrauen überrascht nach oben zucken wollten, aber dann blieb es bei dem Versuch. »Das sind keine Umstände«, behauptete sie fast schon vergnügt. »In Frau Marholds Büro steht eine große Couch, auf der sie sogar selbst schon geschlafen hat. Die ist recht bequem.« Sie wies mit einer Hand auf Ellas Fuß. »Was ist Ihnen denn passiert?«

      Ella zuckte die Schultern. »Ehrlich gesagt weiß ich das nicht so genau. Ich war mit meinem Roller auf der Straße unterwegs, es hat geregnet, und dann kam ein Auto von hinten und plötzlich lag ich im Graben. Das habe ich gar nicht richtig mitbekommen.«

      »Das Auto hat Sie angefahren?« Frau Molitors Augenbrauen zogen sich zusammen.

      Wieder zuckte Ella die Achseln, soweit sie das konnte. »Noch nicht einmal das weiß ich ganz genau. Ich kann mich an nichts erinnern.«

      Missbilligend schüttelte Frau Molitor den Kopf. »Das heißt, Sie können denjenigen noch nicht einmal zur Verantwortung ziehen?«

      »Wohl nicht«, bestätigte Ella. Sie lachte leicht resigniert. »Aber selbst wenn ich das könnte, könnte ich jetzt trotzdem nicht laufen.«

      Miryams Haushälterin schaute sie beinah etwas verwundert an. »Sie sind ihm nicht böse?«

      »Das würde mir doch auch nicht helfen.« Tief atmete Ella ein und aus. »Was passiert ist, ist passiert. Das kann ich nicht mehr rückgängig machen.«

      Wenn Frau Molitor Kinder hatte, dann war das, was sie jetzt zeigte, vermutlich das Lächeln, das ihren Kindern signalisierte, dass sie zufrieden mit ihnen war. »Ich werde das Büro vorbereiten«, kündigte sie an. »Solange kann Selina Ihnen ja den Rest des Hauses zeigen und den Garten.« Sie warf einen auffordernden Blick auf Selina, drehte sich dann um und verschwand wieder unter der Treppe nach hinten.

      »Du musst das nicht tun«, sagte Ella sofort. Da Selina in ihrem Alter war, duzte sie sie, ohne darüber nachzudenken. Vielleicht lag es aber auch daran, dass Frau Molitor Selina im Gegensatz zu ihrer Schwester mit dem Vornamen angesprochen hatte und wahrscheinlich ebenfalls duzte. »Ich kann hier einfach auf Frau Molitor warten.«

      »Könntest du«, erwiderte Selina anscheinend ziemlich sauer. Auch sie schien keinen Sinn darin zu sehen, Ella zu siezen. »Aber ich muss das hinterher ausbaden. Nein danke. Dann zeige ich dir lieber das Haus.«

      Ehrlich gesagt hätte Ella nicht gedacht, dass Selina das tun würde, jetzt, wo Miryam aus dem Haus war und auch Frau Molitor sich zurückgezogen hatte. Doch obwohl Selina sich wie ein verzogener Teenager benahm, gab es in diesem Haus anscheinend einige Regeln, an die sie sich hielt. An die sie sich gegen ihren Willen halten musste. Das überraschte Ella ziemlich nach dem Auftritt, den Selina eben hier hingelegt hatte. Als wäre sie die Königin von Saba.

      »Das Haus ist sehr groß«, sagte sie. »Und ihr lebt hier ganz allein?«

      Selina nickte. »Es ist das Haus unserer Eltern. Wir haben es geerbt«, antwortete sie gleichgültig. Sie entfernte sich ein paar Schritte von Ella, drehte sich aber wieder zu ihr um, als sie merkte, dass Ella ihr nicht folgte.

      Entschuldigend zuckte Ella die Schultern. Beziehungsweise eine Schulter. »Tut mir leid, aber ich kann den Rollstuhl nicht allein bewegen. Ich habe keine Kraft im rechten Arm.«

      »Das heißt, ich muss dich schieben?« Genervt rollte Selina die Augen.

      Ella nickte. »Das musst du wohl. Beziehungsweise du musst natürlich nicht, wie ich schon sagte.«

      Verärgert atmete Selina fast seufzend

Скачать книгу