Selig sind die Trottel!. Frank Bonkowski
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Und dann kam Jesus ...
... und immer wenn er zu erzählen begann, dann wurde es unglaublich still! Denn er sprach genau von dieser Hoffnung, so, als ob er dieses andere Reich schon erlebt hätte. „Wie kann ich dieses Reich beschreiben?“, begann er seine Gleichnisse meistens. Und für einen Moment blitzte Hoffnung auf, und keiner wollte diese Geschichten verpassen. Aber wenn er fertig war, dann waren viele frustriert, weil die Story sie zwar in ihren Bann gezogen hatte, nur verstanden hatte sie kaum einer. „Was ist denn jetzt das Reich Gottes? Ein Senfkorn? Ein weggelaufenes Schaf? Ein ungerechter Boss? Eine Feier? Mit Betrunkenen? Falsch angezogen? Und die machen was? Ich komm nicht mit! Kann das mal einer erklären?“
Und trotzdem, oder gerade deswegen, heißt es: „Und ohne Gleichnisse redete er nicht zu ihnen; aber wenn sie allein waren, legte er seinen Jüngern alles aus.“ (Markus 4,34)
Warum Gleichnisse, die keiner versteht? Das ist so hart! Sie sind frustrierend! Aber: Sie machen etwas mit meiner Gefühlswelt! Und schnell was als „gelernt“ abhaken – das lassen sie nicht zu. Vielleicht ist es ja gerade das, was Gott mit uns in dieser Welt tun möchte? Nicht definierbar, sondern etwas, das man nicht erklären, sondern nur erleben kann? Vielleicht ist das Ziel des Glaubens nicht in erster Linie unser Kopf, sondern unser Herz, unsere Hände und Füße? Der Philosoph Blaise Pascal hat das mal so ausgedrückt: „Wenn dich einer fragt, ob Liebe möglich ist, dann schick ihn das zu tun, was Liebende tun!“ Wenn du herausfinden möchtest, ob Gott real ist, dann tu das, was Christen tun!
Das ist das Ziel von Gleichnissen: Sie sollen uns frustrieren, unter die Haut gehen, unsere Gefühlswelt durcheinanderbringen, zum Nachdenken und Diskutieren anregen und uns verändern! Hier ein paar gute Fragen, die dir beim Verstehen helfen:
– Mit welcher Person in der Geschichte identifiziere ich mich sofort?
– Welche Gefühle löst die Geschichte bei mir aus? Worüber ärgere oder freue ich mich? Was ist herausfordernd oder frustrierend?
– Jemand hat mal gesagt, dass wir nicht die Bibel lesen, sondern die Bibel liest uns! Das trifft auf die Gleichnisse zu! Wenn sie also Gefühle bei dir auslösen, ist es weise, genau hinzuhören und weiterzufragen: Warum bewegt mich die Geschichte?
– Gleichnisse haben auch diese Angewohnheit, uns an eigene Erlebnisse zu erinnern. Auch darauf lohnt es sich zu achten: Wo habe ich so was selbst schon einmal erlebt?
Ein paar Worte noch zum Aufbau dieses Buches: In seiner berühmten Predigt auf dem Berg (Matthäus 5 bis 7) geht Jesus so vor:
1. Die Einleitung: „Selig sind die Trottel!“ Absolut jeder ist eingeladen.
2. Der Hauptteil: „Ganz praktisch: Wie lebt man in Gottes neuer Welt?“ Hier geht es sehr viel um Werte, wie ...
– soziale Gerechtigkeit: Mit welcher Person in der Geschichte identifiziere ich mich sofort?
– das Zusammenspiel von Glaube und Handeln
– Schönheit & Kreativität
– Gemeinschaft, Freundschaft, Beziehungen
3. Zu guter Letzt erzählt Jesus Gleichnisse, die eine Warnung enthalten:
„Passt auf, dass ihr das alles nicht verpasst!“
Ich habe in diesem Buch einfach den gleichen Aufbau benutzt!
KAPITEL 1
SELIG SIND DIE TROTTEL!
Darum geht´s: Absolut jeder ist eingeladen!
„Selig sind, die da geistlich arm sind;
denn ihrer ist das Himmelreich.
Selig sind, die da Leid tragen;
denn sie sollen getröstet werden.
Selig sind die Sanftmütigen;
denn sie werden das Erdreich besitzen.
Selig sind, die da hungert und dürstet nach der
Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.
Selig sind die Barmherzigen;
denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.
Selig sind, die reinen Herzens sind;
denn sie werden Gott schauen.
Selig sind die Friedfertigen;
denn sie werden Gottes Kinder heißen.
Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt
werden; denn ihrer ist das Himmelreich.
Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen
schmähen und verfolgen und reden allerlei Übles gegen
euch, wenn sie damit lügen.
Seid fröhlich und getrost;
es wird euch im Himmel reichlich belohnt werden.“
(Matthäus 5,3-25, zitiert nach Luther 1984)
„Jesus zog durch ganz Galiläa; er lehrte in den Synagogen, verkündete die Botschaft vom Reich ,Gottes’ und heilte alle Kranken und Leidenden im Volk. So wurde er über Galiläa hinaus in ganz Syrien bekannt. Man brachte alle Leidenden zu ihm, Menschen, die von den verschiedensten Krankheiten und Beschwerden geplagt waren, auch Besessene, Epileptiker und Gelähmte, und er machte sie gesund. Große Menschenmengen folgten ihm aus Galiläa und dem Zehnstädtegebiet, aus Jerusalem und Judäa und aus der Gegend jenseits des Jordans.“ (Matthäus 4,23-26)
Die Gegend um Galiläa ist arm und landschaftlich nicht besonders schön. Viele kleine, versteckte Dörfer prägen die Landschaft. Es gibt auch eine wunderschöne Stadt, Tiberius am See, aber den Evangelien zufolge hat Jesus sich da nie länger aufgehalten. Die Gespräche, Wunder und Heilungen passieren in den armen, unscheinbaren Dörfern. Aus diesen versammeln sich immer mehr Menschen um Jesus und begleiten ihn, oft auf Schritt und Tritt. Schaulustige, Wundergeile, Geheilte, Interessierte …
Es gab diese alte Prophetie vom Propheten Jesaja, dass eines Tages ein Messias kommen würde, der den Himmel auf die Erde bringt. Kann es sein, dass dieser Rabbi Jesus dieser Heilsbringer ist? Die Gerüchte verbreiten sich, und die Leute aus Galiläa kommen in Scharen. Es sind Juden, denen man von klein auf beigebracht hat, dass sie nichts mit Leuten zu tun haben dürfen, die sich nicht an die Heiligen Schriften des Alten Testaments halten. Von ihren Anführern wurde ihnen eingebläut, dass sie selber schuld seien, dass Gott nichts mehr mit seinem Volk zu tun haben will.
Die Unterdrückung durch die Römer und jedes andere Missgeschick, das dir passiert, ist nach ihrer Lehre ein Zeichen, dass Gott dich für die vielen Sünden bestraft. Egal, ob du krank wirst, dein Kind stirbt, oder du so arm bist, dass du deinen Hof verkaufen musst und deine Kinder nichts mehr zu essen haben!
Neben den jüdischen Leuten aus Galiläa leben in der Gegend der zehn