Selig sind die Trottel!. Frank Bonkowski
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„Selig (oder auch ,von Gott gewollt’) sind die … geistlich Armen!“
Wer bitte? Die geistlich Armen?
Die spirituell Unterbelichteten?
Die, die im Konfirmationsunterricht nicht aufgepasst haben?
Die geistlichen Dumpfbacken?
Es ist typisch für Jesus, dass er mit seinen Reden direkt in die Situation der Hörer hineinspricht. Und unter ihnen sitzt vielleicht dieser Mann, der einen psychischen Schaden gehabt hatte. Er hatte sich selbst zerstört, geschnitten, immer wieder. Er war richtig krank – „von Dämonen besessen“, hat man damals gesagt. Und nach Jahren, in denen dieser Mann die Gegend unsicher gemacht und die Kinder verschreckt hatte, hat Jesus ihn geheilt. Es ist wahrscheinlich, dass dieser stadtbekannte Typ jetzt gesundet unter den Zuhörern sitzt. Jeder kennt seine Vergangenheit.
Vielleicht hat Jesus diesen Mann gebeten aufzustehen und seinen Arm um ihn gelegt: „Selig sind die geistlich Armen! Ihnen gehört Gottes neue Welt. Gott ist auf ihrer Seite!“ Und zum ersten Mal in seinem Leben steht dieser Mann in einer positiven Weise im Mittelpunkt. Gott ist auf seiner Seite, Gott ist für ihn in diese Welt gekommen, er hat die Heilung dieser Welt am eigenen Leib erfahren, und mit Menschen wie ihm will Gott eine neue Welt beginnen.
Kannst du nachvollziehen, was nun in diesen nach Hoffnung gierenden Menschen vorgegangen sein muss? „Wenn der mitmachen darf, gibt es auch noch Hoffnung für mich? Darf ich auch? Jesus, bitte erzähl weiter, wer ist noch alles dabei?“
DIE GLEICHNISSE
1. Der zerbrochene Pott
Er weiß genau, was ihn zu Hause erwartet, und deswegen hat er gewartet, bis er vor Hunger fast verreckt wäre. Es gab damals eine Tradition für „Fälle wie ihn“! Er hatte es gewagt, die Ressourcen seiner Familie, seiner Gemeinschaft, auf hinterhältige Art und Weise zu ergaunern und unter Nicht-Juden zu vergeuden. Er hatte seiner Gemeinschaft großen Schaden zugefügt. In seiner Kultur ein fürchterliches Vergehen!
Wenn er nach Hause kommt, wird man die gesamte Dorfgemeinschaft zusammentrommeln. Man wird ihn festhalten, einen Pott nehmen und vor seinen Augen zerschmettern. Ein Zeichen! „Du hast das Leben deines Vaters zerbrochen, deiner Familie, deiner Gemeinschaft, dein eigenes Leben! Du hast alles kaputt gemacht. Dein Leben ist nichts mehr wert. Du bist hier nichts mehr wert!“ „Kezazah“ hat man diese Tradition genannt: Kezazah heißt „Zerbruch“, heißt: „Du bist hier nicht willkommen, du gehörst nicht mehr hierher!“
Doch bevor sie ihn ergreifen können, bevor sie den letzten Rest seiner Würde zerschmettern, kommt sein alter Vater, den er so verletzt hat, auf ihn zugerannt, nimmt ihn in den Arm, vergibt ihm und lädt die verdutzte Meute zu einem Fest ein. Zu einem Fest, das die Würde seines Sohnes wieder herstellen wird! Ein Fest, das Gnade feiert! Ein Fest zum Zeichen, dass er gewollt und geachtet und wertvoll ist in diesem Haus.
Und jeder ist eingeladen! Nicht jeder kommt, denn Gnade ist nichts für jeden! Um so ein Fest zu genießen, muss man vergeben wollen. Wie gesagt, nicht jeder hat mitgefeiert, aber jeder, der dabei war, erzählt noch heute darüber, was an diesem Tag passiert ist.
KOMMENTAR
Neulich saß ich als stolzer Papa im Publikum. Meine Tochter hatte an einer christlichen Kopie von DSDS teilgenommen. Und, mal ganz objektiv: Sie war richtig gut! Ich hätte ihr den ersten Platz sofort zugesprochen! Ein paar Plätze neben mir saß eine ihrer Freundinnen. Sie war vorher richtig zickig gewesen, weil sie auch gerne mitgemacht hätte. Und jetzt sitzt sie hier, und in ihr rumort der Gedanke, dass sie es eigentlich viel mehr als ihre Freundin verdient hätte, im Rampenlicht zu stehen. Und die Zuhörer um uns herum finden deren Performance auch noch gut. Sie kann gar nicht hingucken, sie leidet und findet das so unfair!
Zum Nachdenken
Kannst du dich an eine Begebenheit erinnern, als du dich so richtig freuen konntest, dass jemandem etwas Gutes passiert ist? Auch wenn er das nicht verdient hatte?
2. Die verlorene Tochter
(Frei nach Phillip Yancey)
Sie wächst auf einer Farm in den konservativen Teilen der USA auf. Viele finden es traumhaft, aber sie kann nur wenig anfangen mit dem konservativen und religiösen Lebensstil ihrer Eltern. Die wiederum haben wenig übrig für ihre Musik, ihre Klamotten, und für den Ring durch ihre Nase schon gar nicht!
Und eines Abends fallen, ach was, fliegen Worte, die man sich nicht sagen sollte. Die richtig wehtun! Sie brüllt ihren Vater an: „Ich hasse dich!“ Es sind ihre letzten Worte zu ihm, denn dann knallt sie die Tür zu und am nächsten Tag ist sie weg. In eine Großstadt, so weit weg von zu Hause wie möglich!
Dort lernt sie einen Mann kennen, den sie bald „Boss“ nennen wird, und der das größte Auto fährt, in dem sie je gesessen hat. Der „Boss“ ist freundlich zu ihr, lädt sie häufig zum Essen ein. Bald besorgt er ihr Pillen, von denen man ein richtig gutes Gefühl bekommt – genau das, was sie braucht! Und dann bringt er ihr bei, worauf Männer stehen. Jetzt verbringt sie viel Zeit in richtig reichen Kreisen! Sie ist das „Partygirl“!
Doch dann wird sie krank und versteht gar nicht, wie schnell der „Boss“ sie fallen lässt. Jetzt kann er sie nicht mehr brauchen! Er setzt sie eines Nachts auf die Straße, und sie überlebt nur, indem sie das macht, was sie gelernt hat. Aber ihre Kunden sind nicht mehr reich, sondern ziemlich brutal und nutzen ihre Situation auf krasse Weise aus!
Als sie blass und krank versucht, unter einer Brücke zu schlafen, da fühlt sie sich schon lange nicht mehr wie ein „Partygirl“, sondern wie ein hilfloses, kleines Mädchen! Sie hat Angst und vermisst ihre Familie, in der selbst der Hund besser behandelt wird als sie.
Irgendwann fasst sie all ihren Mut zusammen und ruft zu Hause an. Als sie nur den Anrufbeantworter bekommt, legt sie schnell wieder auf. Sie probiert es noch mal. Aber wieder: nur der Anrufbeantworter. Beim dritten Mal hinterlässt sie eine Nachricht. „Ich werde mit dem Bus morgen gegen Mitternacht bei euch auf dem ZOB sein. Falls ihr mich sehen wollt, könnt ihr mich ja abholen … falls nicht, fahre ich einfach weiter!“
Am nächsten Abend sitzt sie im Bus und weiß nicht, was sie erwarten soll. „Haben die meine Nachricht überhaupt erhalten?“ Sie schaut auf die Nadelstiche in ihrem Arm. „Wollen die mich überhaupt so sehen?“
Der Bus hält gegen Mitternacht auf dem ZOB ihrer Heimatstadt. Die Ansage kommt: „Bitte alle rechtzeitig wieder im Bus erscheinen, wir haben genau 15 Minuten Aufenthalt, dann geht es sofort weiter!“ 15 Minuten, die entscheiden, wie der Rest ihres Lebens verlaufen wird. Wollen die mich überhaupt? Wird jemand da sein?
Als sie in die dunkle, dreckige Wartehalle geht, stehen da ungefähr vierzig Leute. Onkel, Tanten, Opas, Omas, Cousinen, der Hund. Alle mit komischen Partyhüten, und hinter ihnen hängt ein riesiges, selbstgemaltes Poster: „Willkommen zu Hause!“ Ganz vorn ihre Eltern, mit tränenverschmierten