Der Tote in der Hochzeitstorte. Thomas Brezina
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Читать онлайн книгу Der Tote in der Hochzeitstorte - Thomas Brezina страница 5
»Lilo?«
»Komme schon.« Sie trat aus dem Bad und kam auf ihn zu. Der frische Geruch von Pfefferminze schlug Axel entgegen und sie küsste ihn. Lilo musste schnell mit Mundwasser gegurgelt haben.
»Mein Team wird immer besser«, begann Axel zu erzählen. »Ich kann die Special Games kaum erwarten.« Nebeneinander gingen sie hinunter in die gemütliche Wohnküche.
»Freut mich sehr für dich.« Lilo öffnete den Kühlschrank und nahm eine flache Backform heraus. »Waren heute alle beim Training?«
»Es fehlt praktisch nie jemand. Sie freuen sich die ganze Woche darauf.« Axel war der Stolz anzumerken. Auf einem Regal an der Wand standen Fotos von Lilo, Lotta und ihm, die die drei auf Urlaub in Teneriffa, beim Skifahren, auf einer Bergtour und auf ihrer Städtereise nach London zeigten. Daneben gab es ein großes Foto von Axel und seinem Team, aufgenommen am Tag, als sie die Landesmeisterschaft im Special Football gewonnen hatten.
Das Team bestand aus Jungen und Mädchen, die alle eine Behinderung hatten. Es gab Kinder mit Downsyndrom, körperlichen Behinderungen, Sehschwächen und Gehörlosigkeit. Axel mochte sie alle und keine andere Tätigkeit in seinem Leben hatte ihn bisher so sehr erfüllt wie das Training mit dieser Gruppe.
Seit die vier Freunde, die in Kindertagen Knickerbocker-Bande genannt wurden, einen riesigen Internetbetrug aufgedeckt hatten, waren sie alle wohlhabend. Ihre Belohnung lag in Millionenhöhe. Keiner der vier hätte noch arbeiten müssen, aber trotzdem taten es alle.
»Ich bin so froh, keine reichen Leute mehr dafür loben zu müssen, dass sie drei Kniebeugen schaffen, nur damit sie sich nach dem Training beruhigt den Bauch vollstopfen und eine halbe Flasche Wein trinken können«, sagte Axel. Er war Personal Trainer gewesen, verwendete seine Kenntnisse nun aber nur noch für sein Spezial-Team und zwei Seniorengruppen in Altenheimen, die für Axels wöchentliche Trainingseinheiten sehr dankbar waren.
Lilo lächelte Axel liebevoll an. »Die größte Freude für mich ist, zu sehen, wie sehr du in deiner Arbeit aufgehst.«
Das traf zu. Axel hob die Alufolie von der Backform ab. »Fischpastete«, erklärte Lilo.
»Hmmm.« Axel leckte sich die Lippen. »Lotta wird aber weniger begeistert sein.«
»Sie bekommt zwei Mini-Pizzas.« Lilo öffnete das Backrohr, wo die Pizzas schon auf dem Blech lagen. Die Fischpastete kam in das zweite Rohr daneben.
Axel schenkte Mineralwasser ein. Für Lilo gab er ein paar Tropfen Rosensirup ins Glas, für sich selbst nahm er Minzblätter und Gurkenstückchen. Sie prosteten einander zu.
Nachdem er getrunken hatte, legte Axel den Kopf schief. Einfühlungsvermögen war keine seiner Stärken. An diesem Abend aber entging ihm nicht, wie verändert Lilo erschien. Er konnte nur nicht genau festmachen, woran es lag.
»Ist mit dir wirklich alles in Ordnung?«, fragte er nach.
Lilo nickte. »Ich habe heute eine Entscheidung getroffen und hoffe, du bist einverstanden.«
»Kein größeres Haus. Dieses hier reicht uns völlig.« Axel deutete um sich. Die Wohnküche allein hatte die Ausmaße einer Junggesellenwohnung.
Lilo und Axel hatten das Haus kurz nach der Fertigstellung günstig erwerben können. Es lag auf einem Berghang, von dem sie einen prachtvollen Blick über die Dächer von Kitzbühel hatten.
»Wir heiraten am 21. November!«, platzte Lilo heraus.
»November?« Axel war anzumerken, dass ihn die Meldung überrumpelte.
»Ja. Genau, wie du es gerne magst: kleiner Rahmen, kleiner Kreis, aber nicht gewöhnlich«, erklärte Lilo schnell.
»Das ist doch schon das übernächste Wochenende«, fiel Axel ein.
»Stimmt. Aber ich will nicht bis zum Frühling warten. Es gibt da Meldungen über ein neues Coronavirus und … und …«, Lilo suchte nach Worten, was ungewöhnlich für sie war.
»Und was?«
Sie lächelte verlegen. »Und ich will dich einfach wirklich gerne endlich heiraten.«
»Können die anderen so kurzfristig? Dominik hat doch Dreharbeiten.«
»Alles schon arrangiert. Alle kommen.«
»Wo werden wir uns das Jawort geben?«
»In 2.800 Meter Höhe in einem Hotel, das Spezialhochzeiten anbietet. Es gefällt dir bestimmt.« Lilo holte ihr iPad und zeigte Axel die Webseite des Hochzeitsschlössels. Er besah sich die Fotos und nickte. »Sieht nicht schlecht aus.«
»Es wird wunderbar werden. Eine Standesbeamtin wird kommen und uns trauen. Zum Glück müssen wir kein neues Aufgebot bestellen, weil unsere andere Hochzeit wegen Corona abgesagt wurde.«
»Ich kenne niemanden, der im November geheiratet hat«, meinte Axel.
»Vielleicht schneit es nächste Woche. Dann wird unsere Hochzeit sicher romantisch.« Lilo strich ihm über die Hand. »Du bist doch einverstanden?«
Axel grinste auf seine jungenhafte Art. »Lilo, habe ich eine andere Wahl?«
Verlegen blickte Lilo zu Boden. »Nein. Eigentlich nicht.«
»Wen laden wir noch ein, außer Poppi und Dominik? Ich nehme an, Poppis Mann Klaus. Und meine Mutter selbstverständlich. Meinen Vater auch, sonst ist er beleidigt.« Axels Eltern waren seit vielen Jahren geschieden und nicht gut aufeinander zu sprechen.
Lilo stand auf und holte ihr Handy. »Dominiks Eltern nicht, weil er das ablehnt. Ich habe ihn gefragt.«
Sie blickten gleichzeitig auf ein Foto im Regal. Es zeigte Lilo mit ihren Eltern und war vor ungefähr zehn Jahren aufgenommen worden. Herr und Frau Schroll lebten beide nicht mehr. Sie waren bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Ein betrunkener Fahrer hatte sie gerammt.
Diesmal nahm Axel Lilos Hand. »Sie hätten sich sehr über unsere Hochzeit gefreut.«
Stumm nickend stimmte Lilo zu.
»Sonst noch jemand, den wir einladen?«, fragte Axel, der das Thema wechseln wollte. Die Erinnerung an ihre Eltern machte Lilo immer traurig. »Herrn und Frau Monowitsch vielleicht?«
»Ich habe sie auch auf meiner Liste«, sagte Lilo. Sie beratschlagten über ein paar andere Verwandte, aber beschlossen am Ende, die Gäste auf ihre beiden Freunde und Eltern zu begrenzen.
»Darf ich nicht kommen?« Lotta stand in der Tür und machte ein verlegenes Gesicht.
»Aber Lotta, was ist denn das für eine Frage.« Lilo winkte sie zu sich.
Lotta streckte ihr eine gefaltete Karte hin. Vorne hatte Lotta Berge gezeichnet, eine orangerote Sonne und einen Mann, eine Frau und ein Mädchen, von denen nur die Silhouetten im Gegenlicht zu sehen waren. »Für dich«, sagte sie.
»Danke, mein Schatz.« Lilo nahm die Karte und betrachtete die Zeichnung bewundernd.
»Steht