Keine Cupcakes für Bad Boys. Isabella Lovegood
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Читать онлайн книгу Keine Cupcakes für Bad Boys - Isabella Lovegood страница 4
Mario zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ich bin kein Frauenversteher, sonst wäre ich nicht noch immer Single.« Er legte einen Kassenbon als Lesezeichen ein, dann klappte er das dicke Fachbuch über menschliche Anatomie zu, in dem er gelesen hatte, bevor Oliver von der Arbeit heimgekommen war. »Ich war heute in der Buchhandlung. Sieh dir doch die Buchtitel an! Es wimmelt nur so vor Bad Boys, Bad Millionairs und muskelbepackten Rocker-Typen voller Tattoos. Da können Normalos wie wir nicht mithalten.«
Oliver stierte trübe vor sich hin. »Ich brauch was zu trinken. Willst du auch einen Orangensaft?«
»Orangensaft?« Mario grinste. »Mann, aus uns wird nie was! Richtige Typen trinken in so einer Situation Whisky oder wenigstens ein Bier.«
Sein Freund erstarrte mitten in der Bewegung, dann drehte er sich langsam zu ihm um und wies mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf ihn. »Du hast recht! Du hast hundertprozentig recht!« Er ließ sich wieder neben ihm nieder. Der Orangensaft war vergessen.
»Womit?« Verwirrt runzelte Mario die Stirn.
»Wir müssen uns ändern. Solche Weicheier wie wir bleiben die ewigen Verlierer. Genau das hat Anja mir auch geschrieben.« Er deutete anklagend auf sein Handy.
»Und was schließt du daraus?«
»Wir müssen harte Jungs werden. Krafttraining, Tattoos, mehr Alkohol ... Und zu rauchen müssen wir auch anfangen.«
»Moment mal ...« Mario nahm abwehrend beide Hände hoch. »Das mit dem Rauchen kannst du vergessen. Denk an meinen Onkel.«
»Sorry, du hast recht«, murmelte Oliver, als er sich daran erinnerte, dass der Lieblingsonkel seines besten Freundes ein halbes Jahr zuvor an Lungenkrebs gestorben war. Er war ein starker Raucher gewesen und sein Leiden mit anzusehen, hatte Mario viel Kraft gekostet.
»Und das mit dem Alkohol ... Das harte Zeug ist auch nicht gerade gesund und steigt gleich in die Birne. Wie soll ich denn da für meine Prüfungen lernen?«, gab Mario zu bedenken.
»Dann könnten wir ja zumindest so tun, als ob. Eistee in einer Whiskyflasche sieht richtig echt aus. Damit haben wir mal meine Mutter geschockt. War natürlich Kevins Idee.« Er grinste bei der Erinnerung an den Kinderstreich.
»Eigentlich dachte ich, aus dem Alter sind wir heraußen, etwas vorzutäuschen, das wir nicht sind.«
Oliver sah seinen Freund nachdenklich an. »Da hast du nicht unrecht. Aber wenigstens ins Fitnessstudio können wir mal gehen. Das hatte ich doch eigentlich schon viel länger vor.«
Mario nickte erleichtert. »Ja, da bin ich dabei. Ein paar Muckis mehr und eine bessere Kondition hätten uns gestern nicht geschadet, als wir uns mit der Waschmaschine abgeplagt haben. Das Tattoo wäre auch verhandelbar. Kommt darauf an, ob wir ein Studio finden, dem ich vertraue. Und auf das Motiv natürlich. Keinen Totenkopf, das passt nicht zu meinem Job.«
Sein Freund grinste. »Stimmt. Als zukünftiger Arzt solltest du doch etwas Lebensbejahendes zeigen. Ein Kleeblatt, Blümchen oder Schmetterlinge.«
»Drachen sind auch Glückssymbole und wesentlich cooler«, überlegte der Medizinstudent. »Das passt ja für einen Banker ebenso. Oder Dagobert Duck, wie er in den Goldstücken badet.«
»Sehr cool, wirklich«, ätzte Oliver, musste aber bei der Vorstellung lachen, sich den Enterich auf den Oberarm tätowieren zu lassen.
»Heute habe ich wieder unsere neue Nachbarin im Treppenhaus getroffen. Ihre blonde Freundin war auch dabei«, wechselte Mario abrupt das Thema. »Die beiden haben ganz süß gelächelt, als ich sie grüßte.«
»Mit freundlich grüßen ist es ab jetzt auch vorbei. Bad Boys sind nicht nett, vergiss das nicht.«
Marios Miene verriet, dass er die Idee schon nicht mehr so toll fand. Oliver legte ihm versöhnlich die Hand auf die Schulter. »Du musst ja nichts machen, was du nicht willst. Ich habe ja selbst keine Ahnung, ob ich das hinbekomme. Aber Schritt für Schritt zum neuen Selbst, okay?« Er hielt ihm die Faust hin und Mario stieß mit seiner dagegen, dann schüttelte er den Kopf.
»Ich sag dir was, das mit dem Bad Boy-Image wird eine harte Nuss. Müsstest du nicht eher drohen, mich zusammenzuschlagen, wenn ich nicht mitmache?«
»So ein Quatsch! Wir zwei müssen doch zusammenhalten! Komm, setzen wir uns auf den Balkon und bechern uns mit dem italienischen Rotwein voll, den ich letztens gekauft habe.«
»Einverstanden.«
Als sie mit den eleganten Gläsern und der Flasche hinaustraten, bereute es Oliver sofort. Am Nachbarbalkon saßen die zwei Mädels, von denen Mario gesprochen hatte. Augenblicklich versuchte er, eine möglichst arrogante Miene aufzusetzen, nickte kühl hinüber und drehte ihnen dann den Rücken zu. Trotzdem hatte ein Blick auf die Brünette gereicht, um ihm Herzklopfen zu verursachen. Sie war genau sein Typ, sofern er überhaupt einen hatte: Die Haare trug sie lang und mit einem Pony und auf ihrer süßen Stupsnase prangten Sommersprossen, so viel hatte er erkennen können. Mario setzte sich ihm gegenüber und wandte den Frauen dadurch das Gesicht zu. Er lächelte und prostete ihnen zu. Olivers Laune wurde schlagartig noch schlechter. Was für eine bescheuerte Idee hatte er da gehabt! Viel lieber würde er sich mit seinen Nachbarinnen unterhalten. Sie schienen nett zu sein, nach den leisen Gesprächsfetzen zu schließen, die er auffing. Ein melodiöses Lachen erklang und er fragte sich, welche von den beiden es ausgestoßen hatte. Er stürzte den Wein in seine Kehle, was bei dem edlen Tropfen eigentlich eine absolute Verschwendung war und in Anbetracht seines ansonsten leeren Magens auch keine allzu gute Idee. Anja fiel ihm wieder ein. Im Grunde hatte es mit ihnen ohnehin nicht gepasst und in letzter Zeit nur noch genervt. Er merkte verwundert, dass es ihn eigentlich erleichterte, dass es vorbei war. Doch die Art, wie sie ihn abserviert hatte, und dass sie sich ausgerechnet mit seinem Halbbruder eingelassen hatte, der ihn von Kindheit an nur getriezt hatte, machte ihn wütend. Warum passierte ausgerechnet ihm so etwas immer? Das musste ein Ende haben!
»Das ist doch alles Scheiße«, zischte er seinem Freund zu. »Höchste Zeit, dass wir was ändern!«
Mario nickte beruhigend. »Das haben wir ja vorhin schon beschlossen. Hast du ein bestimmtes Fitnessstudio im Auge? Da war doch letztens ein Werbeflyer in der Post ... Ein Freunde-Abo zum halben Preis oder so. Ich schau mal, ob ich den noch finde!«
Während er im Wohnzimmer den Zeitungsstapel durchsuchte, goss Oliver die Gläser erneut voll, obwohl er jetzt schon wusste, dass er es bereuen würde. Mit schwerem Kopf überlegte er, was sie noch an Essbarem im Kühlschrank hatten. Der Räucherspeck fiel ihm ein, den ihnen die freundliche alte Dame aus dem vierten Stock als Dankeschön für ihre Hilfe mitgegeben hatte.
»Hast du auch Appetit auf Speck und Zwiebel?«, fragte er Mario, als der mit dem Flyer winkend zurückkehrte.
»Hey, ja, gute Idee. Mir steigt der Wein ohnehin schon in die Birne. Bring alles raus, wir schneiden es hier auf.«
Oliver lief das Wasser im Mund zusammen, als er eine Zwiebel schälte und mit Speck und Brot auf einem großen Brett hinaustrug.
»Es hat seine Vorteile, Single zu sein«, stellte er grinsend fest, als er sich wenig später die Zwiebelringe auf sein Speckbrot häufte.
Mario hob zustimmend den Daumen. »Genau! Niemand da, der meckert, wenn man aus dem Mund riecht.« Mit Genuss nahm auch er einen kräftigen Bissen.