Borreliose natürlich heilen - eBook. Wolf-Dieter Storl

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Borreliose natürlich heilen - eBook - Wolf-Dieter Storl

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ersetzt.

      13 Vancomycin, ein Bakterizid, das in die Zellwand grampositiver Bakterien eindringt, galt lange als letzte Hoffnung bei lebensbedrohlichen Infektionskrankheiten.

      EIN GLIEDERTIERCHEN VERSETZT DIE WELT IN SCHRECKEN

      Die Kleinstadt Old Lyme mit siebentausend Einwohnern liegt am Long-Island-Sund, der Meeresenge, die Connecticut von New York trennt. Der Ort mit seinen schmucken weißen Holzhäusern und alten Kirchen aus der Kolonialzeit ist umgeben von Feuchtgebieten und bewaldeten Hügeln, die im Indian Summer in den leuchtendsten Farben aufflammen. Schon um 1665 siedelten hier die ersten Weißen – für Amerika ist das eine lange Geschichte. Bekannt wurde der Ort aber durch etwas anderes.

      Im Frühsommer 1975 machte sich eine Mutter Gedanken darüber, dass das Städtchen von einer merkwürdigen »Arthritisepidemie« heimgesucht wurde. Zwölf Kinder waren von rheumatischer Arthritis befallen. Wie konnte das sein, wo doch Arthritis meistens ältere Menschen befällt? Und vor allem, Arthritis ist doch nicht ansteckend! Außerdem ereignete sich der Befall im Frühsommer, während doch die Knochen und Gelenke sonst vor allem im feuchten, kalten Herbstwetter schmerzen. Aufmerksame Beobachtung zeigte, dass die Krankheit meistens mit einem roten, sich ausdehnenden Hautfleck anfing. Dieser Hautfleck entstand nach dem Stich der Hirschzecke14. Die merkwürdige Krankheit wurde nach dem Ort benannt; man sprach von nun an von der Lyme-Krankheit (Lyme disease).

      Zeckenbisse hat es in den Wäldern Neuenglands schon immer gegeben, zwar nicht in der Häufigkeit, wie sie in den letzten Jahren beobachtet wurde. Der Biss oder besser Stich war zwar lästig, aber er galt nie als ein Problem. Mit einer Streichholzflamme oder etwas Nagellack war man den Plagegeist los. Nun aber schien es, dass die Zecke doch nicht so harmlos war. Der ursprünglich aus der Schweiz stammende Willy Burgdorfer, Bakteriologe in den Rocky Mountain Laboratories (Montana), nahm sich der Sache an: Er untersuchte die Krabbeltiere und entdeckte in ihrem Magen eine Spirochäte, ein schraubenförmiges Bakterium, das fortan seinen Namen trug: Borrelia burgdorferi. Im März 1983 veröffentlichte er seinen Forschungsbericht im »New England Journal of Science«.

      Die Zecke – auch Holzbock, Laubbock, Wald- oder Schildzecke genannt – gibt es auch bei uns. Ihr wissenschaftlicher Name ist Ixodes ricinus (ricinus bezieht sich auf die Samen des Wunderbaums, der Rizinuspflanze, denen die prall vollgesogene erwachsene Zecke ähnelt). Das Wort Zecke (englisch tick, plattdeutsch Tike) ist altgermanisch und bedeutet »Zwicker«, »zwickendes Insekt«. Als solches gehörte es zu den »elbischen Plagegeistern«, zu dem »Gewürm«, das von boshaften Zauberern und Zauberinnen den Menschen und seinen Haustieren angehext wird und alle möglichen Krankheiten bringen kann. Die Germanen glaubten, dass das Ungeziefer genauso wie Mensch und Vieh auch die Bäume plagt; übelgesinnte Hexer gingen daher in den Wald und schüttelten es von den Bäumen (Mannhardt 1875: 14).

      Der Holzbock ist ein 1 bis 2 Millimeter langes Spinnentier, verwandt mit Milben und Krätzmilben. Weltweit gibt es etwa 650 Zeckenarten.15 Die meisten Zeckenarten durchlaufen, nachdem sie aus dem Ei geschlüpft sind, drei Stadien: Larven, Nymphen und erwachsene Tiere. Die winzigen Larven und die rund anderthalb bis zwei Millimeter großen Nymphen haben sechs Beine, die Erwachsenen acht. Zecken mögen kein direktes Sonnenlicht; sie lauern im feuchten, schattigen Gebüsch oder im Gras und warten auf eine vorbeiwandernde »Blutmahlzeit«. Die winzigen Vampire klettern jedoch nicht, wie es im Volksmund heißt, auf die Bäume und lassen sich auf ihre Opfer herabfallen. Im Gebüsch krabbeln sie aber immerhin bis auf anderthalb Meter, was der Höhe eines potenziellen Wirts entspricht, und gehen in Lauerstellung, bis ein Mensch oder Tier vorbeistreift. Zwar sind sie blind, aber sie nehmen mit besonderen Organen an den ersten Beinpaaren die leichteste Veränderung in ihrer Umgebung wahr. Sie empfinden die feinste Erschütterung, die durch die Bewegung ihres unfreiwilligen Wirts verursacht wird; sie riechen seinen kohlensäurehaltigen Atem, seine Ausdünstungen, den Schweißgeruch (Milchsäure, Buttersäure, Ammoniak); sie nehmen die Lichtveränderung durch seinen Schatten wahr; sie können Wärmeunterschiede von wenigen Hunderstel Grad spüren, und dann bewegen sie sich rasch krabbelnd in die verheißungsvolle Richtung. Am meisten zieht es sie zu Menschen mit »saurem« Schweiß, also jenen, die unter Stress leiden oder die sich nicht basisch ernähren, sondern mit einem Überschuss an fleisch- und zuckerhaltiger Nahrung den Körper übersäuern.

      Die winzigen Larven, die nicht größer sind als der Punkt am Ende eines Satzes, leben vom Blut vor allem von Kleinsäugern, von Mäusen, Ratten, Igeln, Siebenschläfern und gelegentlich von Eidechsen und Vögeln. Die Eier der Zecken enthalten noch keine Borreliose-Spirochäten. Erst durch diese Kleintiere, vor allem die Nager, die so etwas wie ein Borrelienreservoir bilden, werden die Zecken mit Borrelien infiziert. Die Spirochäten, die in diesen Tieren leben, merken sofort, wenn eine Zeckenlarve an ihrem Wirt saugt. Die betäubenden, immun- und histaminhemmenden Chemikalien im Speichel, den die Zecken in den Wirt hineinspritzen, sind das Signal an die Borrelien, sofort – wie Eisenspäne zum Magnet – in Richtung Einstichstelle auszuschwärmen. Von dort aus infizieren sie die Zeckenlarve oder-nymphe und kolonialisieren deren Darm.

      Auf diese Weise werden schätzungsweise etwa 1 Prozent der Larven mit Borreliosebakterien infiziert. Die Nymphen, die ebenfalls an Nagetieren saugen, sollen (in Europa) zu etwa 10 Prozent durchseucht sein. Die erwachsenen Zecken, die auf größeren Säugetieren – Rehen, Hirschen, Pferden, Hunden, Menschen – schmarotzen, sollen um die 20 Prozent mit Borreliose und zu 1,5 Prozent mit dem FSME-Virus infiziert sein. Diese statistischen Angaben sind jedoch mit größter Vorsicht zu genießen, da die Durchseuchung von Region zu Region äußerst unterschiedlich ist und die Untersuchungen keineswegs repräsentativ sind. Nach neuen Schätzungen sollen in den USA allein die Nymphen je nach Region zwischen 30 und 100 Prozent mit Borrelien infiziert sein (Buhner 2005: 19).

      Der Zyklus von der Larve bis zum geschlechtsreifen Tier dauert zwei bis drei Jahre. Das erwachsene Weibchen braucht viel Blut, damit die rund 3000 Eier, die es legen wird, ausreifen können. Die Männchen, die gleich nach der Begattung sterben, nehmen eine geringere Blutmahlzeit zu sich. Wenn sie einen warmblütigen Wirt gefunden hat, nimmt sich die Zecke viel Zeit – bis zu mehreren Stunden –, bis sie die passende Einstichstelle findet. Ein befreundeter homöopathischer Arzt, Dr. med. Roland Günther, vermutet, dass die Einstichstelle nicht dem Zufall überlassen wird, sondern dass es sich dabei möglicherweise um eine Akupunkturstelle handelt, an der die Zecke ihren mit Widerhaken versehenen Stechapparat in die Haut versenkt. Er meint, man solle sie ruhig gewähren lassen und ihr für die Akupunktur das bisschen Blut gönnen. Die Ansicht des unorthodoxen Mediziners widerspricht diametral jenen Untersuchungen, die besagen, dass die Gefahr einer Infektion mit der Länge der Zeit, während der der kleine Vampir saugt, entsprechend steigt. Nach US-Studien besteht nach 12 Stunden Saugzeit noch keine Ansteckungsgefahr, nach 24 Stunden beträgt die Wahrscheinlichkeit der Übertragung 30 Prozent und nach 48 bis 72 Stunden fast 100 Prozent (Lösch et al 2006: 16).

      Der Stechapparat der Zecke (stark vergrößert).

      Wenn das warme Blut aus dem angestochenen Säugetier oder Menschen in die Zecke hineinfließt, kommt es in ihrem Wanst zu einer Temperaturerhöhung und zum Absinken des pH-Werts. Das verstehen die Spirochäten sofort als Botschaft: Sie wissen, dass sie nun einen anderen Organismus besiedeln können. Mit Hilfe der genetischen Information ihrer Plasmiden analysieren sie das einströmende Blut und erkennen, ob es das Blut einer Maus, eines Hundes, eines Rehs oder eines Menschen ist. In kurzer Zeit passen sie ihren Stoffwechsel und ihre Zellmembranen dem betreffenden Organismus an. Sie verändern je nach Wirt die Oberfläche ihrer Eiweißhüllen, um dessen Immunzellen überlisten zu können. Danach wandern sie, getarnt und gepanzert, vom Darm, wo sie sich hauptsächlich aufhalten, zu den Speicheldrüsen der Zecke. Das braucht etwas Zeit. Deshalb stimmt

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