Am Ende des Schattens. Andreas Höll
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Der Himmel war von der Hitze ausgebleicht, und ein Flimmern, das an die Farben von Benzinpfützen erinnerte, lag über dem Asphalt, als Dolphin seinen Wagen unweit des Kaiser-Wilhelm-Instituts abstellte. Schon von Weitem erblickte er Hirohito im Schatten eines Lindenbaums. Er war ausgerüstet mit einer sandfarbenen Schildmütze samt extralangem Nackenschutz und sah aus wie ein Wüstenlegionär, der sich entschlossen gegen die Sonne verteidigte. Er hatte ihm den Rücken zugekehrt und schaute mit stoischer Miene mal durch das Objektiv, mal auf den Belichtungsmesser. Leise schlich Dolphin sich heran und fragte dann mit lauter Stimme:
»Na, Hiro-san, was sagt dein Belichtungsmesser?«
Er spürte eine diebische Freude, und tatsächlich, Hirohito nannte, nachdem er zusammengezuckt war, zuerst die Zahl, bevor er schließlich den Kopf schüttelte.
»Aber Herr Dolphin, mir scheint doch, Hiro sei auf alle Fälle genug.«
Er wartete, bis sein Fotograf den Eingang samt Bronzekopf abgelichtet hatte, und dann wurden sie in Fischers Büro geführt, der sie mit allerlei Erfrischungen willkommen hieß.
Dolphin schlug vor, sofort mit dem Interview zu beginnen. Während der Anthropologe ausführlich über seine Feldstudien im ehemaligen Deutsch-Südwest zu sprechen begann und in aller Detailliertheit den Hintergrund und die Begleitumstände der Untersuchungen schilderte, machte Hirohito sich an seinen Kameras zu schaffen und probierte verschiedene Einstellungen aus.
Dolphin füllte Seite um Seite des Notizblocks. Zum Abschluss des Interviews drückte ihm der Professor sein Standardwerk über die Rehoboter Bastards in die Hand, das er sogleich am Konferenztisch mit einer persönlichen Widmung versah und mit Verve signierte.
Als Hiro ihn bei diesem Akt fotografierte, regte Fischer an, eine Porträtaufnahme von ihm am Schreibtisch vor dem Fenster anzufertigen. Sicher wie ein Schauspieler präsentierte er sein eindrucksvolles Profil, als er in der Schublade eine Fotografie hervorkramte und das Bildnis einer jungen Hererofrau betrachtete.
Unter eifrigem Nicken ermunterte Hiro den Professor, in dieser Pose zu verharren, was Dolphin, der ganz in der Nähe des Schreibtischs stand, die Möglichkeit gab, das Porträt der Südwestafrikanerin näher zu betrachten. Er konnte nicht sagen, was es war, aber er spürte eine dunkle Faszination. War sie hübsch? Welche Kriterien gab es für Schönheit bei einer anderen Rasse? Wenn jemand von der Schönheit von Schwarzen sprach, klang es, als rede er von der Schönheit von Tieren. Aber es war eine Sanftmut in ihren Augen, die ihn irritierte. Ein Leuchten, das auf alles um sie herum abzustrahlen schien.
Als Hiro den Film wechselte, ergriff der Wissenschaftler die Gelegenheit, auf eine Bibliotheksleiter zu steigen. Aus dem obersten Regal zog er ein Buch heraus, das er als ungemein nützliche Studie bezeichnete, um die ethnische Zusammensetzung des Landes und die rassischen Eigenheiten der verschiedenen Stämme besser zu verstehen. Während Fischer wieder herabstieg, wandte Hirohito sich an Dolphin und fragte, ob man nicht auch zusätzliche Porträtaufnahmen im Garten des Instituts machen könne. Beim jetzigen Sonnenstand würde das Spiel von Licht und Schatten zu interessanten Ergebnissen führen, vor allem, weil der Herr Professor selbst im südwestafrikanischen Felde bei ähnlichen Lichtverhältnissen fotografiert haben mochte.
Fischer war von dem Vorschlag begeistert. Bevor er dem Fotografen in den Garten folge, wolle er Mr. Dolphin noch schnell das Buch geben samt einer Mappe mit historischen Fotografien und weiteren Dokumenten der damaligen Kolonialverwaltung.
Gemeinsam stiegen sie die Treppe zur Pforte hinab, wo Dolphin sich von Fischer verabschiedete.
»Wir sehen uns in der Redaktion, Hiro-san«, sagte er zu dem Japaner gewandt und freute sich daran, wie der mit ärgerlicher Miene den Kopf schüttelte. Zufrieden setzte er sich in seinen Wagen und fuhr los. Er hatte nun alle Informationen beisammen. Hiro, da war er sich sicher, würde wieder jene suggestiven Bilder beisteuern, für die er bekannt war. In aller Ruhe konnten sie dann an der Gestaltung der Titelgeschichte arbeiten und verschiedene Layouts ausprobieren, mit jener engen Verzahnung von Text und Bild, wie der Verleger sie als Gebot des modernen Zeitalters formuliert hatte. Mit dem Ergebnis, davon war Dolphin gleichfalls überzeugt, würden Bakerfield und Churchill mehr als zufrieden sein können.
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