Einführung in die Publizistikwissenschaft. Группа авторов
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Mehrdimensionale Klassifikationen:
Intrapersonale, interpersonale, Massenkommunikation
Weite Verbreitung hat ein Schema von Gerhard Maletzke (1963) gefunden, das Kommunikationsformen mehrdimensional, aufgrund von Unterschieden im Medium, in der Wechselseitigkeit, im Grad der Öffentlichkeit und der Präsenz des Publikums klassifiziert. Die Kombination dieser vier polaren Dimensionen ergibt 16 verschiedene Kommunikationsformen. Neben der intrapersonalen Kommunikation (Selbstwahrnehmung, Selbstgespräch, innerer Monolog) steht die interpersonale Kommunikation (Gespräch) in der „face-to-face“-Situation an erster Stelle. Dem entgegengesetzt ist die Massenkommunikation.
Abbildung 5: Mehrdimensionale Taxonomie der Kommunikation nach Maletzke
Quelle: eigene Darstellung
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Massenkommunikation:
Maletzke (1963: 32) definiert Massenkommunikation als „jene Form der Kommunikation, bei der Aussagen öffentlich, durch technische Verbreitungsmittel, indirekt und einseitig an ein disperses Publikum vermittelt werden“.
„Öffentlich“ meint, dass die Kommunikation allgemein und potenziell für jeden zugänglich ist. „Indirekt“ bezieht sich auf die dazwischengeschalteten Kommunikationsmittel. „Einseitig“ bedeutet, dass in der Kommunikationssituation nur wenig Feedback möglich ist und eine starre Rollenteilung zwischen Kommunikator und Rezipient besteht. Die „technischen Verbreitungsmittel“ verweisen auf Medien wie Radio, Tonträger, TV, Film, Buch, Presse etc. Und „disperses Publikum“ meint, dass die Empfänger der Botschaften eine räumlich und zeitlich verstreute Vielzahl von Personen sind.
Neue Medien–Online-Kommunikation:
Grenzverwischung zwischen interpersonaler und Massenkommunikation
Neue Medien (Kabel-TV, Multimedia, Computerspiele, Internet) führten ab Mitte der 1980er-Jahre zu einer stärkeren Ökonomisierung, Internationalisierung und Beschleunigung der Medienproduktion, zur quantitativen Erweiterung des Medienangebots, zu einer stärker zielgruppenorientierten Kommunikation und zur Grenzaufhebung zwischen Print-, AV-Medien und Internet (Medienverbund bzw. Medienkonvergenz) (vgl. Beitrag Medieninhalt im Wandel, i. d. B.). Mit ihren neuartigen Möglichkeiten für Feedback bzw. Interaktivität beginnen sich zudem die Grenzen zwischen personaler und Massenkommunikation zu verwischen. Diese Tendenzen legen zusätzliche Klassifikationskriterien nahe: die Anzahl der Kommunikationspartner (wenige vs. viele), die Art der Kommunikationsebenen (interpersonal vs. kleine vs. grosse Gruppen vs. Massenpublika), die Möglichkeiten für Feedback (klein vs. gross) oder die „Lebhaftigkeit“ („vividness“) bzw. das Involvement (tief vs. hoch) des Medienangebots (vgl. Steinmaurer 1998).
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5.2 Modelle der Massenkommunikation
Das Maletzke-Modell
Modell
Bewertung
Obwohl das Feldmodell von Maletzke (1963) schon recht alt ist, besticht es nach wie vor durch die Vielfalt an berücksichtigten Aspekten. Betont werden insbesondere psychologische (Selbstbild, Persönlichkeit etc.) und sozialpsychologische (im Team, in der Institution etc.) Dimensionen des Kommunikators wie des Rezipienten, aber auch vielfältige Möglichkeiten für Feedback. Kritisiert wird, dass der institutionell-gesellschaftliche Hintergrund der Massenkommunikation weitgehend ausgeblendet bleibt. Dementsprechend vermittelt das Modell etwas irreführend das Bild eines Gleichgewichts zwischen Kommunikator und Rezipient.
Abbildung 6: Maletzke-Modell
Quelle: Maletzke 1963: 41
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Das Westley-und-McLean-Modell
Modell
Ein weiteres einflussreiches Modell der Massenkommunikation wurde 1957 von Westley und McLean formuliert. Die Autoren gehen davon aus, dass bei der Massenkommunikation einerseits die Möglichkeiten für Feedback beschränkt sind, andererseits mannigfache Selektionsprozesse eine wichtige Rolle spielen: Ein Kommunikator als Quelle „A“ („advocacy role“) wählt selektiv aus möglichen Umweltereignissen aus. Ein Mediator „C“ („channel role“) gibt die Aussagen selektiv weiter, hat aber u. U. direkten Kontakt zur Umwelt z. B. via Korrespondenten/ Reporter, was Feedback möglich macht. Der Rezipient „B“ („behavioral role“) wird durch die Botschaft erreicht; er wiederum hat vielleicht direkte Realitätserfahrungen oder kann Feedback geben.
Abbildung 7: Westley-und-McLean-Modell
Quelle: Westley/McLean 1970: 35
Bewertung
Das Modell lenkt die Aufmerksamkeit auf die der Massenkommunikation zugrunde liegenden Instanzen und Selektionsprozesse (vgl. Beitrag Journalismusforschung, i. d. B.). Kritisiert wird zum einen, dass die Feedback-Möglichkeiten überbetont, zum anderen aber die Abhängigkeit der Kommunikatoren bezüglich Medienorganisation und Gesellschaft nicht thematisiert werden (vgl. Beitrag Public Relations, i. d. B.). |130◄ ►131|
Das Schramm-Modell
Modell
Das Modell von Schramm (1954) betont den zirkulären Charakter der gesellschaftlichen Kommunikationsprozesse. Anders als bei Maletzke wird aber schon visuell deutlich, dass bei der Massenkommunikation ein Ungleichgewicht zwischen Sender und Empfänger besteht. Hinzu kommt, dass das Publikum nicht als blosse Masse erscheint, sondern in soziale Gruppen integriert ist. Angedeutet ist so auch das 2-Stufen-Fluss-Modell der Massenkommunikation (vgl. Beitrag Medienwirkungsforschung, i. d. B.).
Abbildung 8: Schramm-Modell
Quelle: Schramm 1954: 8
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Das Kodierungs-/Dekodierungs-Modell von Hall
Modell
Als wichtiger Repräsentant der Cultural Studies Tradition entwickelte Stuart Hall 1992 sein Modell des Kommunikationsprozesses (Abb. 9) am Beispiel des Fernsehens in kritischer Auseinandersetzung mit den traditionellen linearen Modellen (Sender-Nachricht-Empfänger), wobei er das Fehlen einer strukturellen Verbindung der unterschiedlichen