Qualitative Medienforschung. Группа авторов
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Seit einigen Jahren sind mehrere Trends zu beobachten, die eine strikte Trennung zwischen qualitativer und quantitativer Forschung überwinden sollen. Ausgangspunkt ist die sich langsam durchsetzende Erkenntnis, »dass qualitative und quantitative Methoden eher komplementär denn als rivalisierende Lager gesehen werden sollten« (Jick 1983, S. 135). Solche Trends laufen auf die Verbindung qualitativer und quantitativer Forschung hinaus. Allgemeiner unterscheidet Bryman (2001) zwei Ebenen, auf denen das Verhältnis von qualitativer und quantitativer Forschung diskutiert wird: Auf der Ebene der »epistemology« geht es eher um die grundsätzliche Unvereinbarkeit beider Zugänge, gelegentlich unter Rückgriff auf die jeweils spezifischen Paradigmen. In der »technical version« der Diskussion werden dagegen diese Unterschiede gesehen, aber nicht als unüberwindbar oder zumindest nicht als unmöglich zu berücksichtigen betrachtet. Vielmehr geht es hierbei mehr um den Nutzen und Beitrag des einen Ansatzes für den anderen. In eine ähnliche Richtung argumentiert Hammersley (1996, S. 167 f.), der drei Formen der Verknüpfung qualitativer und quantitativer Forschung unterscheidet: Die Triangulation beider Ansätze setzt den Akzent auf die wechselseitige Überprüfung der Ergebnisse; die Facilitation betont die unterstützende Funktion des jeweils anderen Ansatzes – z. B. liefert der eine Ansatz Hypothesen und Denkansätze für die Weiterführung der Analysen mit dem anderen Ansatz; und schließlich können beide Ansätze als komplementäre Forschungsstrategien kombiniert werden.
Bryman (1992) identifiziert elf Varianten der Integration quantitativer und qualitativer Forschung. Die Logik der Triangulation (1) sieht er in der Überprüfung etwa qualitativer durch quantitativer Ergebnisse. Qualitative kann quantitative Forschung unterstützen (2) und vice versa (3), beides wird zur Herstellung eines allgemeineren Bildes des untersuchten Gegenstandes (4) verknüpft. Strukturelle Aspekte werden durch quantitative und Prozessaspekte durch qualitative Zugänge erfasst (5). Die Perspektive des Forschers ist die treibende Kraft in quantitativen Zugängen, während qualitative Forschung die subjektive Sicht der Akteure in den Vordergrund stellt (6). Das Problem der Generalisierbarkeit (7) lässt sich für Bryman vor allem durch die Hinzuziehung von quantitativen Erkenntnissen für die qualitative Forschung lösen, wohingegen qualitative Erkenntnisse (8) die Interpretation von Zusammenhängen zwischen Variablen quantitativer Datensätze erleichtern können. Die Beziehung zwischen Mikro- und Makroebene in einem Gegenstandsbereich (9) kann durch die Kombination qualitativer und quantitativer Forschung geklärt werden, die wiederum in verschiedenen Phasen des Forschungsprozesses (10) eingesetzt werden können. Schließlich sind noch Hybridformen (11) – etwa die Verwendung qualitativer Forschung in quasiexperimentellen Designs – zu nennen (vgl. Bryman 1992, S. 59 ff.).
Insgesamt gibt diese Übersicht eine breite Palette von Varianten wieder. Dabei sind die Varianten 5, 6 und 7 davon bestimmt, dass qualitative Forschung andere Aspekte als quantitative Forschung erfasst und deren Kombination sich in dieser Unterschiedlichkeit begründet. Kaum eine Rolle in den genannten Varianten spielen theoretische Überlegungen, der gesamte Ansatz von Bryman ist stark der Forschungspragmatik verpflichtet.
Darüber hinaus ist häufig von der Integration qualitativer und quantitativer Verfahren (Kluge/ Kelle 2001) oder von »Mixed Methodologies« (Tashakkori/Teddlie, 2010), aber auch von der Triangulation von qualitativen und quantitativen Methoden (Kelle/Erzberger 2000; Flick 2011, 2018; → Treumann, S. 264 ff.) die Rede. Die Wortwahl zeigt jeweils schon, dass diese Ansätze unterschiedliche Ansprüche verfolgen. Bei den »Mixed Methodologies« geht es vor allem darum, eine pragmatische Verknüpfung von qualitativer und quantitativer Forschung zu ermöglichen, wodurch die »paradigm wars« beendet werden sollen. Dieser Ansatz wird zu einem »third methodological movement« (Tashakkori/Teddlie 2003, S. ix), wobei die quantitativen Methoden als erste, die qualitativen Methoden als zweite Bewegung verstanden werden. Die Zielsetzung einer methodologischen Auseinandersetzung mit diesem Ansatz dient der Klärung von Begrifflichkeiten (»Nomenclature«), von Design- und Anwendungsfragen der »Mixed-Methodology«-Forschung sowie der Fragen des Schlussfolgerns darin. Unter methodologischen Gesichtspunkten geht es um die »paradigmatische Begründung« für eine »Mixed-Methodology«-Forschung. Durch die Verwendung des Paradigma-Begriffs in diesem Zusammenhang wird jedoch von zwei geschlossenen Ansätzen ausgegangen, die wiederum differenziert, kombiniert oder jeweils abgelehnt werden können, ohne dass eine Auseinandersetzung mit den konkreten methodologischen Problemen der Verknüpfung realisiert werden muss. Die Ansprüche an »Mixed-Methodology«-Forschung werden wie folgt umrissen:
»We proposed that a truly mixed approach methodology (a) would incorporate multiple approaches in all stages of the study (i. e., problem identification, data collection, data analysis, and final inferences) and (b) would include a transformation of the data and their analysis through another approach« (Tashakkori/Teddlie 2003b, S. xi).
Diese Ansprüche sind sehr weitgehend, vor allem wenn man die Überführung (Transformation) von Daten und Analysen (qualitative in quantitative und vice versa) berücksichtigt. Mittlerweile hat sich der Ansatz der Mixed Methods stärker etabliert, ist aber auch im eigenen Lager in die Kritik geraten (vgl. Flick 2017 für einen Überblick).
Der Ansatz der Integration qualitativer und quantitativer Verfahren geht noch einen Schritt weiter. Dabei wird vor allem an der Entwicklung integrativer Forschungsdesigns (Kluge 2001) und an der Integration von qualitativen und quantitativen Ergebnissen (Kelle/Erzberger 2015) angesetzt, wobei allerdings der Begriff der Integration nicht ganz klar formuliert wird. Seipel und Rieker (2003) leiten daraus den Ansatz der Integrativen Sozialforschung ab, der vor allem auf die Lehre in einem integrierten Methodencurriculum abzielt.
Dieser knappe Überblick zeigt, in welchen Kontexten die Verbindung qualitativer und quantitativer Ansätze aktuell diskutiert wird.
Verknüpfung in der Forschungspraxis
In der Literatur zur qualitativen Forschung finden sich unterschiedliche Vorschläge zur praktischen Verknüpfung qualitativer mit quantitativen Methoden – in unterschiedlicher Reihenfolge oder parallel, mit jeweils unterschiedlicher Gewichtung. So werden Barton und Lazarsfeld (1979) immer wieder als Beispiel dafür angeführt, wie qualitative Forschung auf Vorstudien für die eigentliche, d. h. quantitative Forschung reduziert wird (für eine Auseinandersetzung mit dieser Lesart vgl. Flick 2011, Kap. 5). Miles und Huberman (1994) haben verschiedene Designs zur sequenziellen und parallelen Verknüpfung von qualitativer und quantitativer Forschung vorgestellt.
Verknüpfung qualitativer und quantitativer Ergebnisse
Häufiger wird die Kombination beider Zugänge realisiert, indem Ergebnisse qualitativer und quantitativer Forschung verknüpft werden, die aus einem oder aus verschiedenen Projekten stammen, die wiederum parallel oder nacheinander durchgeführt wurden (vgl. Kluge/Kelle 2001). Ein Beispiel kann die Verknüpfung einer Umfrage mit einer Interviewstudie sein. Diese Kombination kann mit verschiedenen Zielen realisiert werden:
Erkenntnisse über den Gegenstand der Studie zu gewinnen, die umfassender sind als diejenigen, die der eine oder der andere Zugang erbracht hätten, oder die Ergebnisse beider Zugänge wechselseitig zu validieren.
Im Wesentlichen können drei Erträge durch diese Kombination erzielt werden (vgl. auch Kelle/Erzberger 2015, S. 304):
1) Qualitative und quantitative Ergebnisse konvergieren, das heißt, sie stimmen tendenziell überein und legen dieselben Schlussfolgerungen nahe.
2) Die Ergebnisse beider Zugänge fokussieren