Tatort Bodensee. Eva-Maria Bast

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Tatort Bodensee - Eva-Maria Bast

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da …«, er deutete mit dem Zeigefinger auf sein Glas – das einzige, das die letzten fünf Minuten überstanden hatte, »ist da also irgendetwas Gefährliches drin?«

      Claudia nickte langsam und bedeutungsvoll. »Exakt! Und wie! Ich muss sagen, im ersten Moment war ich mir selbst nicht sicher! Aber im Studium haben wir ja auch während unserer Chemie-Schnellbleiche über Gifte geredet und das eine oder andere auch unter die Lupe genommen oder vielmehr an die Nase gehalten.« Sie machte eine kleine Pause, bevor sie weitersprach. »Ja, und nach dem, was in den letzten Tagen alles an unglaublichen Dingen passiert ist, war ich dann doch irgendwie sensibilisiert. Ich glaube nicht, dass ich rechtzeitig was gemerkt hätte, wenn ich eure Geschichte nicht vorher gekannt hätte!« Wieder hielt sie inne.

      Horst wurde ungeduldig, er spürte, wie seine Nerven allmählich zu vibrieren begannen. Nein, er wollte es jetzt schnell hinter sich bringen und dann von diesem Albtraum am liebsten nichts mehr wissen, nur noch fort, ganz weit fort, ganz weit weg. Aber erst einmal brauchte er die Gewissheit. »Also Gift? Ja? Komm, sag schon!« Damit beugte er sich nach vorne und trommelte herausfordernd mit den Fingern auf die Tischplatte.

      »Eindeutig Gift! Hundertprozentig! Das ist auch so ein Zufall, dass ich das wieder aus dem Gedächtnis habe hochziehen können. Unser Chemieprofessor nämlich, der war ein echter Giftzahn! Dem hat es ein tierisches Vergnügen bereitet, uns als angehende Ärzte auf Möglichkeiten hinzuweisen, wie man einem Menschen schnell und perfekt mit Hilfe der Chemie den Garaus machen kann! Und so sind wir auch auf das Thema Zyankali gekommen!«

      »Zyankali!« Horst spürte, wie sein Herzschlag ein, zwei Sekunden lang aussetzte! Eine heiße Woge schoss durch seinen Körper. »Aber das ist ja unglaublich!«

      Claudia nickte: »Ist es! Und übrigens war die Geschichte auch ganz schön raffiniert eingefädelt. Ohne chemische Grundkenntnisse hast du in diesem Fall keine Chance!«

      »Und warum? Komm, sag schon, mach’s nicht so spannend!«

      »Ganz einfach! Die haben das Zeug in Zitronensaft geträufelt! Und unser Professor damals hat erklärt, das sei die ultimative Methode: Zyankali zusammen mit Säure zu verabreichen, da bist du ein Engel im Himmel, bevor du den Saft richtig geschluckt hast! Das erhöht die Wirkung von Zyankali um das x-fache! Und vor allem: Es wirkt dadurch rasend schnell!«

      Betroffen blickten sie sich an! Claudia nahm Horsts Glas in die Hand und führte es an die Nase. »Wisst ihr, genau das ist die Raffinesse dabei! Ich habe zwar einen Mandelgeruch mitbekommen, das war irgendwie so wie Amaretto, aber dann eben doch nicht! Ich hätte es jetzt um ein Haar probiert, um dem Geschmack auf die Fährte zu kommen! Tja«, Tränen schossen ihr in die Augen, »und das wäre dann eben schon viel zu viel gewesen, bei dieser teuflischen Kombination! Gott sei Dank ist mir im letzten Moment die ganze Mordgeschichte durch den Kopf geschossen und zeitgleich habe ich den Professor mit seiner Säure und dem Zyankali wieder vor mir stehen sehen!« Die Tränen liefen ihr nun die Wangen herunter, aber sie schien sie nicht zu bemerken. Sie wandte sich Protnik zu. »Und deshalb, Michael, habe ich dir dann einfach das Glas aus der Hand geschlagen …«

      » … und mir damit das Leben gerettet!«, ergänzte Prot­nik und schaute düster in die Runde. »Unglaublich!«

      »Und du bist dir ganz sicher, dass wir da drin«, Horst deutete auf das Glas, das Claudia wieder auf den Tisch gestellt hatte, »Zyankali finden?«

      Claudia nickte heftig, während sie nun ein Taschentuch aus ihrer Handtasche kramte, um die Tränen abzutrocknen. »Hundertprozentig!«

      »Ja, ist denn das so leicht, an dieses Zeug zu kommen?« Auch Protnik konnte es kaum fassen. »Das kann doch nicht sein!«

      Claudia widersprach. »Ist aber so! Das Zeug kriegst du in jedem Labor, denn schließlich wird es ja für Analysen verwendet und ist ständig in Anwendung – auch in der Metallbearbeitung, also in der Industrie. Das sagt doch schon fast alles. Da musst du in der Uni nur einen weißen Kittel anziehen, zur Chemikalienausgabe gehen und sagen, du kommst von dem und dem Institut und holst im Auftrag vom Dr. Sowieso ein bisschen Gift! Also kommt da praktisch jeder mittelprächtige Chemiestudent ran! Und weil man davon ja nur eine winzige Menge braucht, um jemanden über den Jordan zu schicken, fällt es auch praktisch überhaupt nicht auf – zumindest lange nicht –, wenn da etwas davon verschwindet! Neulich hab ich’s zufällig gesehen, als ich im Katalog von einem Chemi­kaliengroß­handel geblättert habe: Natriumcyanid – so heißt das Zeug –, 25 Gramm für, glaube ich, grade mal 33 Mark! Und mit der Menge kannst du mehr als nur eine Fußballmannschaft um die Ecke bringen! So ist das nämlich!«

      Horst überlegte laut. »Also dann sollten wir jetzt die Kollegen verständigen und den Inhalt des Glases analysieren lassen, oder? Und dann rücken wir den Herrschaften Hefter und Co. wieder auf den Pelz!«

      Protnik reagierte prompt. Er hob warnend die Hand und spreizte die Finger auseinander. »Bloß nicht! Weder das eine noch das andere!«

      Verwundert musterte ihn Horst. »Und wieso nicht?«

      »Ganz einfach deshalb, weil solch eine Aktion nicht den Hauch einer Chance hat, zum Erfolg zu führen! Überleg doch mal! Es fängt ja – leider – schon beim Labor an: Dein Freund Thomas hat in dieser Hinsicht nicht mal den eigenen Kollegen mehr getraut …«

      »Ja, leider!«

      »Eben! Also die Analysegeschichte können wir uns schon mal abschminken. Aber selbst wenn wir die durchführen würden, was hätten wir dann gewonnen? Nichts, außer der Erkenntnis, dass uns jemand vergiften wollte!« Er sah Horst forschend ins Gesicht. »Aber wieso soll das denn ausgerechnet der liebe Herr Dr. Hefter gewesen sein? Ein skandalöser Verdacht gegen einen unbescholtenen Bürger sei das, werden sie sagen und dich danach ans Kreuz nageln! Das kannst du mir glauben!« Damit lehnte er sich zurück, atmete tief durch und verschränkte die Arme.

      Auch Claudia pflichtete Protnik bei. »Sehe ich genauso! Aber ich werde das Glas auf jeden Fall mitnehmen und sobald wir wieder in Heilbronn sind, eine Untersuchung machen lassen! Das Ergebnis kann ich zwar jetzt schon sagen – habe ich ja eigentlich auch schon –, aber dennoch: Dann wissen wir’s hundertprozentig sicher, auch wenn es uns wenig nützen wird, denn das Zyankali kann uns schließlich nicht sagen, wer es da hineingetan hat«, fügte sie bitter hinzu.

      Widerstrebend musste Horst den beiden anderen recht geben. Ernst musterte er erst Claudia, dann Protnik. »Das heißt dann aber auch: Ende der Fahnenstange! Sehe ich das richtig? Denn wenn wir den Giftanschlag überhaupt nachweisen können, dann werden wir nicht belegen können, von wem und warum! Denn die da drüben«, er machte eine Kopfbewegung in Richtung Eisdiele, »die werden ja sicher von nichts eine Ahnung haben!«

      Protnik hieb mit der flachen Hand auf den Tisch, dass das Glas vor ihnen hüpfte: »Nein! Das kann nicht sein! Ich will das nicht! Wir sind nun mal keine Bananenrepublik! Macht, was ihr wollt – ich jedenfalls rufe jetzt die Kollegen an!«

      Verwundert registrierte Horst die Wandlung, die blitzschnell in seinem Freund vorgegangen war, dann nickte er: »Also gut, Michael! Man sollte den Dingen ja wirklich nicht nur ihren Lauf lassen und ohnmächtig zusehen, was nicht passieren wird! Wenigstens den Hauch einer Chance haben wir – und vielleicht kriegen wir das Schwein ja zu fassen, das uns um die Ecke bringen wollte!«

      » … wenn der nicht schon längst über der Grenze ist!«, gab Claudia zu bedenken.

      »Auch egal! Aber wir versuchen, was möglich ist! Ja, hallo, Vermittlung?« Protnik hatte in der Zwischenzeit sein Handy aktiviert. »Ja, verbinden Sie mich bitte mit der Polizeidirektion in Friedrichshafen!«

      »Immerhin nicht Konstanz diesmal«, murmelte Horst.

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