Tatort Bodensee. Eva-Maria Bast

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Tatort Bodensee - Eva-Maria Bast

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so ist das! Sie sind also der Herr Meyer, dem ich das alles hier zu verdanken habe!« Er vollführte eine weit ausladende Handbewegung. »Na, wenn sie sich da nur nicht verhoben haben!« Zu Horsts Überraschung donnerte er ihm kumpelhaft-jovial seine schwere Pranke auf die Schulter. »Na, dann kommen Sie erst mal rein und stärken Sie sich bei einer Tasse Kaffee, bevor das Spießrutenlaufen losgeht. Na bitte, da kommt auch schon die Presse!« Heftig gestikulierend winkte er einem jungen schmächtigen Mann zu, der gerade eben aufgetaucht war.

      »Grüß Gott, Herr Mägerle! Sie kommen grade recht zu einer Tasse Kaffee!« Immer noch dieses unangenehme Dauerlächeln im Gesicht, begrüßte er den Neuankömmling mit einem kräftigen Händedruck. Der Reporter vom Privatradio lächelte Horst einen gequälten Gruß zu und umklammerte mit der freien Hand krampfhaft sein Aufnahmegerät, auf dem ein großer Aufkleber mit dem Logo des »Mehrfunk« prangte. Horst spürte es deutlich: Auch Reporter schienen ihren Beruf in bestimmten Situationen zu hassen!

      »Ach ja, das wollte ich Ihnen vorhin noch sagen«, wandte sich das Froschgesicht dem Polizeichef zu. »Unser Freund Roland wird auch gleich hier sein.«

      Ströbel nickte stumm. Als er den irritierten Ausdruck in Horsts Augen bemerkte, fühlte er sich anscheinend zu einer Erklärung genötigt: »Roland Bär, der Landrat!«

      Der auch noch, das konnte ja heiter werden! Hilfesuchend warf Horst dem Radioreporter einen Blick zu, doch der stierte nur in tiefer Resignation auf den Boden. Er schien bereits zu wissen, was er zu berichten hatte, und war nur deshalb hierherzitiert worden, um die für den Bericht notwendigen Originalzitate der Beteiligten aufzunehmen.

      »Also dann, meine Herren! Und natürlich auch meine Dame«, setzte der offenbar bestens gelaunte Kiesbaron mit einem entschuldigenden Blick auf Claudia hinzu, »gehen wir hinein und trinken wir einen Kaffee zusammen!« Damit breitete er die Arme aus und schob die ganze Versammlung vor sich her zum Eingang des Büros der »Bodenseekies«.

      Die Szene war ja geradezu unwirklich-grotesk! Kaffeekränzchen beim Hauptverdächtigen! Horst schickte ein Stoßgebet zum Himmel! Bitte, bitte lass es wahr sein! Lass die Behauptungen von Alex Winter zu Beweisen werden!

      »Ich sage dir, da ist es zugegangen wie im Taubenschlag! Und der Kiesbaron mittendrin und lächelt selig, während die Polizei ihm den ganzen Laden auf den Kopf stellt! Ich hab geglaubt, ich bin im falschen Film!« Immer noch musste Horst unwillkürlich den Kopf schütteln, wenn er an den heutigen Mittag im Büro der »Bodenseekies« in Gottmadingen dachte. »Und dann noch der Landrat und der Polizeichef: übrigens alles gute alte Rotary-Freunde! Da weiß anscheinend jeder von jedem alles – oder zumindest so viel, dass er mühelos die richtige Leiche aus dem Keller holen kann, wenn’s ungemütlich wird! Und deshalb wird da keiner dem anderen wehtun! In hundert Jahren nicht!« Horst stierte unglücklich vor sich auf den Tisch. »Und dann noch mittendrin unser Reporter, der ganz genau weiß, was da abgeht! Aber wenn er auch nur ansatzweise den Mund aufmacht oder wenn sein Bericht im Radio anders ausfällt, als es dem Hauptanteilseigner am »Mehrfunk«, also dem Kiesbaron, zusagt, dann kann er seinen Job vergessen! Das weiß der ganz genau, das habe ich dem auf zehn Kilometer Entfernung angesehen! Scheiß Privatfunk!« Zornig hieb Horst so heftig mit der Faust auf den Tisch, dass sich die Gäste an den Nachbartischen verwundert umdrehten.

      »Aber trotzdem!« Protnik schüttelte säuerlich den Kopf und bedachte die beiden Meyers mit einem vorwurfsvollen Blick. »Ich finde trotzdem, dass ihr mir hättet Bescheid sagen müssen, als ihr da hingefahren seid! Also, das hätte ich schon von euch erwartet!« Beleidigt zog er sich wieder in sein Schneckenhaus zurück.

      Während Claudia sich geschickt aus der Affäre zog, indem sie sich wieder in die Lektüre des »Seekuriers« vertiefte – sie hatten das alles vor einer Viertelstunde schon einmal durchgekaut, als sie sich bei der längeren Suche nach einem freien Platz in einem der Eiscafés auf der Meers­burger Seepromenade getroffen hatten –, versuchte Horst mit einem neuen Anlauf, den so sehr verschnupften Kollegen zu besänftigen.

      »Also, Sputnik, jetzt glaub mir doch endlich: Ich wollte dich ja anrufen, aber dein Handy war ausgeschaltet!«

      »Wozu gibt’s für solche Fälle eine Mailbox?«, brum­melte Protnik in sich hinein.

      So ganz allmählich wurde es Horst zu dumm. »Weil ich so eine Geschichte als Polizeibeamter nie und nimmer auf eine Mailbox sprechen würde! Und so viel Polizist bist du auch, dass du das verstehst!«

      Überrascht schaute Protnik auf, versuchte aber noch ein letztes Mal, sein Schneckenhaus zu verteidigen: »Und was ist mit dem Telefon auf dem Wildenstein? Dann hättest du halt direkt da angerufen und mich holen lassen!«

      »Ich habe aber in meinem Auto kein Telefonbuch!« Wieder ließ Horst seine Faust auf den Tisch niederfahren und wiederum handelte er sich damit erboste Blicke der anderen Gäste ein. »Und ich bin auch kein solches Genie wie offensichtlich du und kann mir alle Telefonnummern auswendig merken! Außerdem haben wir es eilig gehabt, zu Recht, wie ich dir ja bereits erzählt habe. Fast die ganze Gesellschaft war ja schon versammelt, als wir angekommen sind. Glaub das jetzt oder lass es bleiben!« Verstimmt wandte er sich ab und starrte auf den See hinaus.

      Protnik merkte, dass es jetzt an der Zeit war, sich aus dem Schmollwinkel heraus zu begeben. »Also gut, ist schon recht so!« Er blickte sich suchend um. »Aber was machen die hier eigentlich mit dem Eis? Müssen die erst zum Bauern und eine Kuh melken, oder was? Also, so lange …«

      Ein überraschter Ausruf Claudias unterbrach ihn. »Na, schau mal einer an! Der hat ja wirklich überall die Finger im Spiel!« Damit breitete sie die Zeitung auf dem Tisch vor ihnen aus und deutete auf ein Foto im Lokalteil. Da­rauf waren zwei Strahlemänner abgebildet, die sich offensichtlich kräftig die Hände zu schütteln schienen. Über den beiden prangte an der Wand ein stilisierter Lorbeerkranz, der die Zahl 25 umrahmte: Es handelte sich um das 25-jährige Jubiläum der Tauchschule »Devil Divers« aus Konstanz. Die Bildunterschrift klärte die Leser über die bedeutungsvolle Tatsache auf, dass der eine Strahlemann (der stolze Besitzer der Tauchschule) vom anderen Strahlemann neben den herzlichsten Glückwünschen zum 25-Jährigen auch noch einen Scheck über 5.000 Mark überreicht bekommen hatte, mit denen er die schon lange geplante Ausbildung seiner Schüler zu Rettungstauchern im Interesse der Allgemeinheit intensivieren konnte.

      Auch Horst hatte sich interessiert über die Zeitung gebeugt. »Na, da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt!« Wieder hieb er mit der Faust auf den Tisch, doch die Nachbarn schienen sich allmählich daran gewöhnt zu haben, dass da einer neben ihnen saß, der von einer seltenen Nervenkrankheit geplagt war, die ihn offenbar alle 60 Sekunden zu unkontrollierten Faustschlägen auf die Tischplatten von Eiscafés trieb. »Das ist er, Protnik, da, guck: Das ist der Hefter, der Kiesbaron!«

      Protnik griff sich die Zeitung. »Aha – also so schaut der aus! Der Sonnyboy in Person!«

      Horst nickte heftig. »Sag ich doch! Der würde wahrscheinlich auch noch lächeln, wenn er dir das Messer zwischen die Rippen stoßen würde, da wette ich! Und jetzt ist er also auch noch großartiger Mäzen im Tauchsport! Ich bin gespannt, wie lange noch …« Damit lehnte er sich zurück und ließ seinen Blick gedankenverloren über die Promenade schweifen.

      Claudia nahm den Gesprächsfaden auf. »Du hättest den sehen müssen, als der Polizist mit der Akte angekommen ist!«

      Irritiert blickte Protnik von der Zeitung auf: »Welche Akte?«

      »Na die, aus der klar hervorgeht, dass die Firma ›Bodenseekies‹ insgeheim wieder mal – wie schon öfter – ihre Kiesgrube ganz einfach zehn Meter tiefer ausgebaggert hat, als das vom Landratsamt erlaubt worden ist!«

      Protnik

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