Tatort Bodensee. Eva-Maria Bast
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In der Tat war der Eintrag in die Personalakte und die damit verbundene Abmahnung ein gravierender Tatbestand. Und die beiden Kollegen wussten: Jetzt genügte der geringste Anlass, dann folgte die nächste Abmahnung und das konnte bedeuten, dass Horst seinem Lebenstraum schneller näher rückte, als er das eigentlich vermutet hätte. Es war sicherlich kein Fehler, erst einmal den Personalrat einzuschalten, wenn er wieder in Heilbronn zurück war. Und Protnik wäre gut beraten, dasselbe zu tun. Außerdem musste der bei der Polizeigewerkschaft nachfragen, ob die das überhaupt so einfach …
»So, alter Knabe«, Protnik war zu ihm an die Reling getreten und hatte ihm mit seiner Pranke einen aufmunternden Klaps auf die Schulter versetzt, »dann wollen wir mal den Tag zu Ende bringen!« Und damit deutete er auf die direkt vor ihnen auftauchenden Lichter der Hafeneinfahrt des Meersburger Fährhafens. »Kommt!«, wandte er sich auch an die neben ihnen stehende Claudia. »Wir müssen wieder ins Auto zurück, die legen gleich an! Würde mich übrigens nicht wundern, wenn wir bei der Ausfahrt gleich von der Polizei in Empfang genommen werden«, setzte er mit einem frustrierten Blick auf die zerbeulten Reste dessen, was einmal seinen blitzblank gewienerten und gepflegten Wagen dargestellt hatte, hinzu. »Habt ihr gesehen, wie die anderen uns angeglotzt haben, als wir ausgestiegen sind? Die haben sicher gleich die Polizei angerufen und gesagt, da sind ein paar Typen auf dem Schiff, die haben grade einen Crash gebaut!«
Horst rollte die Augen. »Also ehrlich gesagt habe ich für heute und für die ganze Woche Polizei genug genossen! Ich glaube, das war mehr als eine Überdosis! Mir reicht’s jetzt wirklich!«
Damit setzte sich der Wagen in Bewegung und rumpelte langsam über den stählernen Bug der Fähre auf die Straße.
»Sag mal«, Claudia sah ihren Mann fragend an und deutete mit dem ausgestreckten Arm auf die Meersburger Unterstadt direkt neben dem Fährhafen. »Hat der Thomas nicht da drüben gewohnt?«
Horst durchlief ein eisiger Schauder. Thomas! Schon bei der bloßen Erwähnung des Namens zuckte er zusammen. Traurig nickte er mit dem Kopf. »Stimmt! Da drüben, in der Wohnung neben dem Torbogen. Da, wo das Licht noch brennt!« Er spähte hinüber zu dem Fenster, hinter dem noch vor ein paar Tagen sein Freund Thomas Grundler gewohnt hatte.
»Arme Susanne!«, murmelte Claudia. »Was sie wohl gerade macht? Anscheinend kann sie nicht schlafen! Du«, damit drehte sie sich wieder zu Horst hinüber. »Sollten wir sie nicht morgen einmal besuchen? Was meinst du?«
Horst streckte abwehrend die Hände von sich. »Lieber nicht! Ehrlich gesagt habe ich immer nur Kontakt zu Thomas gehabt. Mit Susanne bin ich nie so richtig warm geworden. Und seitdem die ihre Ehekrise hatten, habe ich sie sowieso nicht mehr gesehen. Im Nachhinein ist mir schon klar, weshalb sie nie zu Hause war, wenn ich Thomas mal besucht habe. Aber der ist erst bei unserem letzten Treffen mit der Sprache rausgerückt und jetzt«, er schüttelte betrübt den Kopf, »jetzt ist es ja sowieso zu spät!«
»Na ja, dann lassen wir’s eben!« Claudia nickte. »So angenehm sind Kondolenzbesuche auch wieder nicht! Ich habe nur gedacht, falls du sie näher gekannt hättest … Ich selber habe sie ja nur ein einziges Mal getroffen …«
Horst nahm Claudias Hand und drückte sie sanft. »Ist schon recht! Ist ja nett von dir! Aber mir wird’s, ehrlich gesagt, ganz anders im Magen, wenn ich nur an die Beerdigung denke …«
Claudia erwiderte den Händedruck leicht. »Klar! Das verstehe ich! Steht denn schon ein Termin fest?«
Horst wiegte den Kopf. »Also gelesen habe ich noch nichts. Ich denke aber, das müsste am Dienstag oder am Mittwoch sein! Jetzt, wo sie die Leiche freigegeben haben, wie man uns heute erzählt hat. Nachdem es offiziell ein Selbstmord war …«, fügte er bitter hinzu.
Protnik musterte ihn fragend aus dem Rückspiegel. »Sag mal, Horst! Hat der Thomas eigentlich Kinder gehabt?«
»Nein! Er wollte zwar immer Kinder, aber Susanne war offenbar dagegen. Im Nachhinein: Gott sei Dank! Nicht das auch noch!«
Der Wagen verlangsamte seine Fahrt und stoppte kurz darauf vor dem Eingang des Parkhotels. Überrascht sah Horst auf. »Wir sind ja schon da! Das ist aber schnell gegangen!«
»Na ja«, Protnik machte eine abschätzende Handbewegung. »Für mich ist der Abend noch nicht ganz vorbei. Ich muss noch ein gutes halbes Stündchen weiterfahren – zurück zum Wildenstein!«
»Blödsinn!«, widersprach Horst. »Du kommst jetzt mit und wir schauen, ob die noch ein Zimmer für dich haben. Und wenn nicht, dann schmuggeln wir dich zu uns mit rein und legen dich halt bei uns aufs Sofa! Du fährst mir nach dem Tag jetzt nicht mehr!« Energisch winkte er Protnik mitzukommen.
Doch der schüttelte entschieden den Kopf. »Kommt gar nicht infrage! Die paar Kilometer schaffe ich schon noch und Millionär bin ich auch keiner«, lächelte er mit einem vielsagenden Blick auf die mit dickem rotem Teppich ausgelegte Eingangshalle des Parkhotels. »Und als Bettwurst bin ich wahrscheinlich auch nicht unbedingt zu gebrauchen! Nein, danke fürs Angebot, aber das schaffe ich schon noch!« Wie zur Unterstützung seiner Worte ließ er den Motor kurz aufheulen.
Claudia, die bei dem Gedanken an eine Nacht zu dritt, mit Protnik in einem Zimmer, leicht zusammengezuckt war, schien erleichtert. »Na gut, dann eben nicht!«, erwiderte sie. »Wann sehen wir dich dann wieder?«
Protnik wiegte den Kopf. »Wie wär’s mit morgen am späten Nachmittag? Dann könnte ich nämlich vorher mal richtig ausschlafen – sofern das auf einer Jugendherberge wie dem Wildenstein überhaupt möglich ist«, setzte er hinzu. Nach Horsts Meinung durchaus zu Recht: in Sachen Ausschlafen wäre er vorsichtshalber skeptisch! Protnik schien zu überlegen. »Aber wie gesagt: so gegen Nachmittag, sagen wir 16 Uhr? Wie wär’s da mit einem Eis auf der Meersburger Promenade?«
»Einverstanden!« Claudia fand den Vorschlag akzeptabel. »Aber lass es uns um eine Stunde nach hinten verschieben, dann können der Horst und ich vorher noch schön ins Ostbad gehen. Da war ich schließlich schon ewig nimmer. Da freue ich mich schon die ganze Woche darauf!«
»Meinetwegen – ist mir auch recht! Dann kann ich vorher noch eine Runde mit dem Fahrrad im Donautal drehen! Gut – also 17 Uhr! Und wo treffen wir uns?«
»Ach, das ergibt sich! So groß ist die Promenade in Meersburg auch wieder nicht. Ich würde sagen, wer zuerst da ist und einen Platz findet, reserviert für die anderen. Wir werden einander schon finden!«
Protnik war überzeugt. »Also gut. So machen wir’s. Morgen Nachmittag um 17 Uhr irgendwo in irgendeinem Eiscafé in Meersburg, vorne am Wasser! Also: jetzt muss ich aber los! Macht’s gut, ihr beiden!«