Der Clan der Auserwählten. Hans-Peter Vogt
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Natürlich gibt es mehrere Fernsehteams, welche Bilder der Trauerfeier in die Welt liefern, auf dem Platz und in der Kirche, aber es gibt Tausende von Besuchern, die es sich nicht nehmen lassen, ihre eigenen Bilder zu machen.
In jeder Versammlung gibt es Neugierige und Schaulustige. So lästig das manchmal ist, so werden die Bilder der Veranstaltung noch einmal tausendfach verstärkt in die Welt verschickt, während die Feier noch in Gange ist. Über Facebook. Über Youtube. Über viele Kanäle von Social Media, und auch über die Seiten von Zeitungen, die ihre Nachrichten schon längst bevorzugt über ihre eigenen Online-Präsenzen verschicken. Über allem schwebt die Musik der Berliner Synfoniker, und webt die Besucher ein.
Auch Solveig und Clarissa, die mitten in der Menschenmenge stehen, die sehen und hören, was um sie herum geschieht. Sie beginnen ihre unsichtbaren Energiestrahlen zu verändern. Immer mehr Menschen schalten ihre Smartphones jetzt stumm, oder sogar ganz ab, und gegen Ende der Veranstaltung sieht man niemanden mehr telefonieren. Nur die professionellen Fotografen und die Filmteams des Fernsehens machen noch ihre Bilder, wie immer bei solchen Ereignissen.
Teil 1, Kapitel 2.
Erinnerungen eines alten Mannes
Leon gestattet sich in diesem Rahmen den Rückblick auf seine Kindheit, als er Bea zum ersten Mal hatte spielen hören. Er denkt über die Geigen nach, die er einmal für Bea entdeckt hatte. Er erinnert sich an die Konzerte in der Frauenkirche, in Notre-Dame-de-Paris, im Chateau de Chambord, in der Carnegy Hall (New York), in Südamerika und an der Mailänder Scala. Er denkt an die Musicals, die Bea zusammen mit seiner Tochter Lara und mit der Startänzerin Helen entwickelt hat, und die den drei Künstlern zu Weltruhm verholfen haben.
Das ist lange her. Inzwischen hat sich der Clan aus Freunden wirklich überall verbreitet. Das Musikzentrum in Berlin und das Unternehmen der Mac Best Food Company sind nur Bausteine in dieser langen Erfolgsgeschichte der Unternehmungen, die alle zu der global aufgestellten Holding gehören, die zu dem Familienimperium zählen. Immer noch ist viel zu tun, auch wenn seine Tochter die Unternehmen der Familie jetzt führt, wie eine Göttin.
Der Familienclan gehört heute zu den mächtigsten Clans weltweit, und man wird sich diese Position nicht mehr nehmen lassen. Inzwischen sind neue Urenkelkinder da, welche in diesem Unternehmen irgendwann eine verantwortliche Rolle übernehmen werden. Dafür wird gesorgt. Leon gestattet sich auch einen Rückblick auf die letzten 70 Jahre. Es ist so unendlich viel geschehen, und seitdem seine Enkelkinder in das Geschehen hatten eingreifen können, hatte es gewaltige Fortschritte gegeben, schon durch die nummerische Anzahl der Helfer und Unterstützer.
Dennoch ist der Tod von Bea eine Cäsur. Sie war es, die in diesem Machtspiel der Kräfte nach außen wie eine einigende Figur gewirkt hatte. Gewiss, da waren noch die Videokünstlerin Lara und die Tänzerin Helen, aber Bea fehlte jetzt in diesem Triumvirat, und hatte bisher durch niemanden ersetzt werden können.
Rückblickend war das Leben von Leon in fünf verschiedene Phasen zu unterteilen. Da war zunächst die unschuldige Kindheit und Jugend, dann die Episoden der Entdeckung der Königsstadt in Peru und die Entwicklung des Musik- und Kulturzentrums in Berlin. Der nächste Schritt war das Engagement im Bereich der globalen Unternehmen und der Ausbau dieser globalen Rolle. Schließlich kam die Übergabe der Macht an seine Tochter Chénoa Maria, die genau genommen eine Mutation zwischen einem Erdling und einem Außerirdischen ist. Leon ahnt das, aber Einzelheiten sind selbst ihm immer verborgen geblieben. Es spielt auch keine Rolle. Chénoa Maria ist, wie sie ist. Eine begnadete Unternehmensführerin.
Erst mit diesem Wechsel war es gelungen, die Machtposition des Clans endgültig und weltweit zu sichern. Nun steht ein weiterer Wechsel bevor. Einige Freunde aus der Jugendzeit waren gestorben. Bea war eine dieser Freunde. Man würde diesen Verlust von Bea durch andere Aktivitäten ersetzen müssen, und die Zeichen stehen gut. Überall stehen neue Enkelkinder in den Startlöchern, um ihre Rolle in der Welt zu übernehmen. Überall sind neue Keimzellen der Macht entstanden, wie Satelliten. Der Clan der Familie hat ein dicht gesponnenes Netz aus Freunden, die zusammenhalten, wie Pech und Schwefel. Es ist ein wirklicher Geheimbund, der da über viele Jahrzehnte hinweg entstanden ist, und der nur ein Ziel hat, etwas Ordnung und soziale Gerechtigkeit in dieses Chaos zu bringen, das die Welt bestimmt. Einfach ist das nicht, denn die Begleit- und Folgeerscheinungen der menschlichen Dummheit und Gier haben diese Welt in eine Unordnung gestürzt, die neben wirtschaftlichen und sozialen Folgen, auch in der Natur ein gewaltiges Chaos hinterlassen haben.
Teil 1, Kapitel 3.
Die Macht des Clans
Leon ist seit 17 Jahren mit Vera verheiratet, die jetzt in der ersten Reihe neben ihm sitzt. Vera ist immerhin 22 Jahre jünger als Leon, und erstaunlicherweise hat diese Liaison gehalten, obwohl Leon sich erst mit 60 Jahren in Vera verliebt hat. Vera ist jetzt 56 Jahre alt. Sie hat die Leitung eines der Unternehmen inne, die dem Familienclan gehören. Trotz all der Aufgaben und der Arbeit ist diese Beziehung zwischen ihnen immer noch von einer tiefen Liebe erfüllt. So selbstverständlich ist das nicht, aber das kennzeichnet die Rolle, die Leon in seiner Ehe, in ihrem Unternehmen und im Leben vieler Menschen spielt. Leon ist ein Player, ein Scout, ein Berater, und er ist immer noch das, was man in früheren Zeiten als Seher bezeichnet hatte. Ein Mann voller Weitblick und Entscheidungskraft, auch wenn er die Leitung der Firmengruppe längst an seine Tochter Chénoa Maria abgegeben hat.
Leon hat in seinem Leben immer sexuelle Beziehungen zu mehreren Frauen unterhalten, aber seine Liebe hat immer nur ganz wenigen Frauen gegolten. Mit seiner Jugendliebe Katharina hat die Beziehung über 40 Jahre lang gehalten. Dann gab es noch seine andere große Liebe, die Archäologin Mila. Auch sie ist bereits tot. Leon war weder mit Kathy, noch mit Mila verheiratet gewesen, aber er hatte alle seine Kinder adoptiert, die er mit ihnen gezeugt hatte. Seine beiden "Frauen" hatten stets voneinander gewusst, und sie hatten es akzeptiert, weil die Liebe zu Leon einfach grandios war. Leon konnte wirklich sagen, dass er im Leben ein ungeheures Glück erfahren durfte.
Er hat in seinem langen Leben sieben Kinder gezeugt, die alle irgendwelche Aufgaben im Familienclan übernommen haben.
Dieser enge Kreis der Familie ist etwas Besonderes. Leon erinnerte sich gerne daran, wie er seine übermächtigen Kräfte erhalten hat. Das ist lange her. Er hat vor allem große Fähigkeiten in der Führung von Menschen entwickelt, etwas, was im Alltag wirklich von großem Nutzen ist. Woher er diese Kräfte hat, das weiß er hingegen nicht genau. Er hat eine recht genaue Ahnung, aber mehr auch nicht.
Leon ist auf seine Weise ein Genie, und seine Kinder haben diese Fähigkeiten alle von ihm geerbt und weiterentwickelt, so glaubt er, wobei jedes der Kinder seinen eigenen Schwerpunkt gefunden hat. Dieser Clan besteht im Kern aus überaus begabten Menschen, die sogar gelernt haben, einen Teil dieser Kraft an ihnen nahestehende Personen weiterzugeben. Diese Kraft ist das Geheimnis der Macht dieses Clans, der inzwischen in der vierten Generation viele Geschicke auf der Erde lenkt. Nicht alle, dies würde wohl nie geschehen, aber der Clan besitzt eine ungeheure wirtschaftliche, politische und auch persönliche Macht.
Es gibt andere Clans, die ebenso mächtig sind, oder auch nur fast so mächtig, und mit vielen dieser Clans besteht eine enge Verflechtung über wirtschaftliche und persönliche Beziehungen, aber dieser Clan, dessen Oberhaupt Leon einmal gewesen ist, der operiert weltweit, und er verzweigt sich in viele Verästelungen aus freiwilligen Helfern, überall auf der Welt.