Der Clan der Auserwählten. Hans-Peter Vogt

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Der Clan der Auserwählten - Hans-Peter Vogt

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den Lauf der Sterne seit hunderttausenden von Jahren studiert. Sie hatten in früherer Zeit einmal Späher ausgeschickt, um das All jenseits ihres Sonnensystems zu erforschen. Ihr eigenes Sonnensystem war damals noch friedlich gewesen. Überall. Die evolutionäre Entwicklung auf den anderen Planeten hatte sich noch in einem primitiven Anfangsstadium befunden. Völlig ungefährlich.

      Auf unserer Erde würde man das Studium der Gestirne "Neugierde" nennen, aber das trifft dieses Interesse nach wissenschaftlicher Kenntnis nicht, weil die Cantara weit weg davon sind, so etwas wie Gier nach Neuem zu entwickeln. Sie wollen sich nicht bereichern. Sie müssen nicht imponieren. Es gibt auch keine Geschlechtertrennung, so dass man einen Geschlechtspartner erobern müsste. Sie sind eins mit ihrem Planeten. Sie sind die Wächter ihres Planeten. Sie waren es zumindest, bis zu diesem fatalen Angriff der Xorx-Flotte.

      Die Späher hatten damals ihr Sonnensystem auf direktem Wege verlassen, weg von ihrer Sonne. Sie hatten in einer weit entfernten Galaxis einen bewohnbaren Planeten entdeckt, den die Bewohner heute die Erde nennen. Es hatte dort Urzeitmenschen gegeben, die der Jagd nachgingen, in Höhlen oder in Hütten lebten. Sie hatten dort eine Weile gelebt, hatten die Lebensformen auf der Erde studiert und Energie aufgetankt. Sie hatten sich vermehrt. Sie hatten den Menschen geholfen, Faustkeile und Speerspitzen aus Stein herzustellen, hatten die primitiven Methoden dieser Gattung für den Lebensunterhalt beobachtet, und waren zu der Erkenntnis gekommen, dass diese Menschen ihnen niemals gefährlich werden können.

      Die damaligen Menschen verehrten das Volk der Cantara wie Götter. In einigen Höhlen findet man heute noch neben Tier-, Geschlechts-, und Feuerdarstellungen seltsame Wolkengebilde, so wie die Cantara damals den Menschen erschienen sind.

      Nach einigen Jahrzehnten hatten sich die Cantara geschlossen auf den Rückweg gemacht. Sie hatten sich die Route zu diesem Sternensystem gemerkt, und sie hatten diese Kenntnis als Erbinformation abgespeichert.

      Sie ist schon viele tausend Jahre alt, diese Information. Damals hatte es die andern Völker in ihrem eigenen Sonnensystem auch nur rudimentär gegeben, auf einer wenig entwickelten Stufe. Die Krieger der Xorx, so wie sie heute den Planeten Cantara überfallen, die waren damals noch ungefährlich gewesen. Sie hatten nicht einmal ihren Planeten verlassen können, vergleichbar den Höhlenmenschen auf unserer Erde.

      Nach der Rückkehr der Kundschaftergruppe hatten sich die Cantara wieder ganz auf ihren eigenen Planeten konzentriert, und sie waren dort weiter glücklich gewesen. Immerhin ist diese Erbinformation eine Chance, einen letzten Zufluchtsort zu finden, wenn der eigene Planetensystem einmal stirbt, oder wenn eine Situation eintritt, die das weitere Überleben unwahrscheinlich macht, also etwa dann, wenn ihre eigene Sonne erlischt.

      Vielleicht gibt es in den Weiten des Alls noch andere Planeten, die durch einen Zufall der Geschichte Lebensbedingungen herausgebildet haben, und die in einem bestimmten Zeitfenster von mehreren hunderttausend oder Millionen Jahren pflanzliches und tierischen Leben ermöglichen, aber die Cantara wissen nur von diesem einen Planeten jenseits ihrer eigenen Galaxis, den ihre Bewohner heute die Erde nennen.

      Sie hätten sich im Anschluss an diese Reise besser um die anderen Bewohner ihres eigenen Sonnensystems kümmern sollen, das durch einen Zufall ermöglicht hat, dass sich gleich auf mehreren Planeten intelligentes Leben entwickelt. Dann hätten sie rechtzeitig entdeckt, dass es da auf der sonnenabgewandten Seite ihres Planetensystems eine Art gibt, die sich zu einer dominanten Spezies entwickelt, die auch den Cantara gefährlich werden kann.

      Tatsächlich hatten die Krieger der Xorx in den letzten Jahrzehnten mehrfach versucht, den Planeten Cantata zu entern, waren aber jedesmal an dem Schutzgürtel gescheitert. Die Cantara hatten fest darauf gebaut, das dies für immer so bleibt, im Vertrauen auf ihre Fähigkeiten und ihre überragende Intelligenz. Jedenfalls hatten die Cantara es versäumt, auf den anderen Planeten ihres eigenen Sonnensystem für Ordnung zu sorgen, aber die Cantara sind keine Raumgleiter, ständig auf der Suche nach neuen Erkenntnissen im All. Sie fühlen sich auf ihrem Planeten wohl. Sie sind hier verwurzelt, und die damalige Fernreise war nur ein Einzelfall.

      Es war ein fataler Fehler, der nur durch die Friedlichkeit der Cantara erklärbar ist.

      Tatsächlich haben die Cantara Fähigkeiten, die allen andern Lebewesen auf ihrem Sonnensystem weit überlegen sind, auch denen der Xorx-Krieger. Sie hätten also in ihrem Sonnensystem schon frühzeitig für eine multiglobale Ordnung sorgen können. Immerhin können sich die Cantara im All mit vielfacher Lichtgeschwindigkeit fortbewegen, und sie können im All viele Jahre überleben, ohne ein schützendes Raumschiff. Eine Fähigkeit, die wohl bisher kein anderes Volk ausgebildet hat. Es wäre also ein Leichtes gewesen, die Völker in ihrem eigenen Sonnensystem ständig zu beobachten und zu überwachen, dann hätte es diesen Überfall nie gegeben.

      Artemis glaubt, dass er der letzte Überlebende seines Volkes ist, und die kleine Gruppe um Artemis entscheidet sich jetzt für die Flucht.

       1. 2. Die Reise durch die Galaxis

      Die Bodentruppen der Xorx werden ihre Höhle über kurz oder lang entdecken. Es ist hier nicht mehr sicher.

      Artemis versammelt seine ihm verbliebenen Cantara um sich und verbindet sich mit ihnen zu einer gemeinsamen Masse.

      Sie schlüpfen durch den halb verschütteten Ausgang. Sie machen sich unsichtbar für die Wärmebildkameras der Xorx.

      Was sie sehen, als sie die Höhle verlassen, ist ein Werk der Zerstörung. Die niederen Büsche stehen noch, aber sie sind nahezu blattlos. Die Luft ist angereichert mit dem Geruch von Verwesung. Vor allem aber ist es totenstill. Kein Ruf. Kein Zwitschern. Kein Flügelschlagen. Nur der Wind bricht sich an den Berghängen. Manchmal säuselt er, manchmal pfeift er, und er treibt Schwaden von Staub vor sich her, der sich auf die niederen Moose und Grase legt.

      Die Cantara durchforsten die Umgebung, nehmen soviel Nahrung auf, wie sie können, in Form von Pflanzen, Aas, Wasser und Gestein. Dann lassen sie sich mit dem Wind tragen und fliegen hinaus in die Atmosphäre. Sie suchen sich einen Weg durch die Flotte der Raumschiffe hinaus zum Weltraum. Sie schalten ihre Energie weitgehend ab, um nicht aufgespürt zu werden, und sie fliehen von ihrem Heimatplaneten in unbekannte Welten. Tatsächlich hatten sie Glück, weil ihre Höhle in einem toten Winkel zu den Beobachtungsinstrumenten der Xorx-Flotte lag, so dass es uneinsehbar war, und von dem Beschuss nicht direkt getroffen wurde.

      Zurück bleibt ein verwüsteter Planet, auf dem fast nur Insekten, Amöben und einige Kleintiere überlebt haben, und auch einige weitere Cantara, aber zu denen hat Artemis keinen Kontakt, sonst wäre die Entscheidung wohl anders ausgefallen.

      Die Weltraumtemperatur ist kalt. Sehr kalt. Minus 273 Grad.

      Die fliehenden Cantara verbinden sich jetzt zu einer Kugel, um den geringsten Widerstand zu bieten und sie bewegen sich zunächst auf ihre Sonne zu, um ein letztes Mal ihre wärmenden Strahlen in sich aufzunehmen. Energie in Form von Neutronen, Protonen, Gasen, Licht und Wärme. Erst dann kehren sie um, bevor sie der Sonne zu nahe kommen, die sie verbennen würde, und sie folgen dem eingezeichneten Weg in ihren Erbinformationen, der sie aus ihrer eigenen Galaxis herausführt, gestärkt für diese Reise ins Ungewisse.

      Es ist wie bei einer Herde Pinguine, die in einem Wintersturm ausharren. Ein Ring aus Pinguinen mit einem warmen Kern aus Energie. Immer wieder werden die äußeren Tiere durch andere ersetzt und in die Mitte genommen. So kann die Herde in eisigem Sturm lange überleben, ohne Verluste.

      Auch die Cantara wenden diese einfache Methode des Überlebens an.

      Sie

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