Der Clan der Auserwählten. Hans-Peter Vogt

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Der Clan der Auserwählten - Hans-Peter Vogt

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Sonnen geben, und sie werden deren Nähe immer wieder suchen, um Wärme und Energie zu tanken. Energie in Form von Gasen, die von Sonnen ins Weltall geschleudert werden. Energie in Form von Licht, das die Photosynthese ermöglicht, Chlorophyll und Sauerstoff erzeugt. Energie auch, die in Form von Neutronenbeschuss erfolgt. Das ist eine Fähigkeit, die bei den Cantara seit langem bekannt ist. Nur so kann man im Weltraum überleben, ohne ein schützendes Raumschiff.

      Die Energie der Sonnen werden sie nutzen, um ihre Fortbewegung gewaltig zu beschleunigen. Sie werden irgendwann langsamer werden, je weiter sie sich von einer Sonne entfernten und auch, weil sie mit ihrer Energie haushalten müssen, und sie werden jede Sonne ansteuern, um neue Energie zu tanken, und wieder Fahrt aufzunehmen, auch wenn das gewaltige Umwege bedeutet.

      Es gibt andere Formen im All, die Ihnen Nahrung geben. Spiralnebel, Sternenstaubwolken, sie werden wohl nicht verhungern, aber es ist ein langer Weg zur Erde. In der Zeitrechnung der Menschen dauert er einige Jahrhunderte.

      Es ist eine einzigartige Leistung, zu der bisher kein anderes Volk gefunden hat. Wir Menschen können uns das nicht vorstellen, wie die Cantara das fertigbringen, weil wir ihnen an Intelligenzleistung weit unterlegen sind, und weil für uns die Lichtgeschwindigkeit als schnellste Form der Fortbewegung gilt. Selbst die Xorx Krieger, die gelernt haben, ihre Raumschiffe fast auf Lichtgeschwindigkeit zu beschleunigen, die reichen nicht an die Fähigkeiten der Cantara heran, auch wenn sie es geschafft haben, durch das Überraschungsmoment nahezu das ganze Volk der Cantara auszulöschen.

      Die Gruppe von Artemis schützt sich gegenseitig. Sie schützen Artemis, der ihr Anführer ist. Sie stellen sich ihm zur Verfügung. Er nimmt ihre Energie Stück für Stück in sich auf. Er isst die Mitglieder seiner Sippe im Laufe der Reise quasi auf, nur um selbst als Gattung zu überleben, und er findet tatsächlich diese Erde.

      Er steuert ein letztes Mal eine Sonne an. In dem Moment, wo er zum ersten Mal die wärmenden Strahlen der Sonne spürt, lebt er auf. Er nimmt die Energie in sich auf, um das Eindringen in den Schutzgürtel der Erde zu überleben, und fliegt dann in Richtung des bewohnten Planeten, so, wie das in seinen Erbinformationen gespeichert ist.

      Es gelingt ihm, den äußeren Schutzschild zu durchdringen.

      Er ist der letzte seiner Gruppe, und er ist sehr kraftlos geworden, aber er lebt.

      Niemand auf der Erde bemerkt dieses Eindringen dieser fremden Intelligenz. Wie auch. Es gibt keinen physisch auffälligen Flugkörper, den die Tentakeln der Luftbehörden, der NASA oder der militärischen Abwehr hätte entdecken können. Nur eine leuchtende Kugel, die einem winzig kleinen Meteoriten sehr ähnlich sieht. Normalerweise verglühen solche Partikel in der Atmosphäre. Man kennt dieses Phänomen als Sternschnuppe oder als Kometenschweif. So etwas gibt es andauernd. Es ist nicht weiter erwähnenswert, und es ist erst recht nicht beunruhigend.

      Tatsächlich haben einige wenige Menschen einen schwach leuchtenden Kometenschweif am Nachthimmel gesehen, der kurz darauf erlosch, und einige haben sich in diesem Moment etwas gewünscht. Es ist ein netter Glaube, ich weiß nicht einmal, wie der entstanden ist.

      Artemis ist in der Umlaufbahn der Erde nicht verglüht, aber es hat seine letzte Kraft gekostet, die Erdatmosphäre unbeschadet zu durchqueren. Seine äußere Gesteinshülle hat sich dabei nahezu aufgelöst, aber die Reibungsenergie hat ihm letztlich das Leben gerettet, denn auch Reibung bedeutet Wärme.

       Teil 2. Kapitel 2.

       Zuflucht Erde

       2.1. Memphis / Nebraska (USA)

      Artemis landet an einem See in der Nähe von Memphis / Nebraska. Er fühlt sich sehr schwach, als er auf dem weichen Boden aufschlägt. Für Menschen ist er quasi unsichtbar. Nur ein gallertartiger Klumpen aus Restenergie, mit einer (selbstgebildeten) Außenhaut aus Kobalt, Rhodium und einem Gemisch aus verschiedenem harten und weichen Gestein. Er löst diese Schutzhülle auf, als er den Boden berührt, und nimmt seine ursprüngliche gallertartige Form wieder an, die besser geeignet ist, um mit der Umgebung Kontakt aufzunehmen.

      Artemis weiß nicht, dass die anderen überlebenden Cantara den Kampf gegen die Xorx schon lange erfolgreich überstanden haben. Er ist weit weg von seinem Heimatplaneten, und er wird diesen Planeten Erde nutzen, um sich hier neu einzurichten, wenn die Lebensbedingungen das erlauben, und danach sieht es wirklich aus.

      Zunächst bleibt Artemis wie betäubt liegen. Er "atmet" Sauerstoff und Stickstoff. Er nimmt Verbindung mit dem Grün der Wiese und den Nährstoffen im Boden auf. Er freut sich, als ein Regenschauer über das Land fegt, und nimmt das Süßwasser in sich auf. Artemis kommt langsam wieder zu Kräften.

      Es gibt hier auch Vögel, die versuchen an diesem Gallertklumpen zu picken, aber das lassen sie schnell sein, denn die Stromschläge beim berühren dieser vermeintlichen Nahrung sind äußerst schmerzhaft.

      Es gibt hier Felder, es gibt hier Wald und es gibt hier ein stehendes Gewässer. Dort findet Artemis Schwebeteilchen, kleine Krebse, Fliegenlarven, Kalk, Moose und Algen. Die Pflanzen enthalten Säfte und ätherische Stoffe, Chlorophyll und mineralische Substanzen. Nahrung gibt es hier genug, und es gibt auch Sonnenstrahlen, die Energie liefern.

      Die nächsten zwei Wochen verbringt er an diesem See. Er staunt über den Wechsel von Tag und Nacht. Das Wissen ist zwar in seinen Erbinformationen enthalten, aber er hat die Dunkelheit der Nacht und die damit einhergehende Temperaturänderung noch nie erlebt. Auch die Taubildung ist ihm fremd, die sich in den frühen Morgenstunden erfrischend über ihn legt.

      Es gibt hier ein reichhaltiges Maß an Vegetation und Tieren, und er nimmt Verbindung dazu auf. Er erkundet diesen Mikrokosmos und entwickelt langsam ein Gefühl für diese fruchtbare Erde unter ihm, für Spurenelemente, für Käfer und für pflanzliche Lebewesen und ihre Art der Kommunikation. Immerhin ist hier alles neu, denn sein historisches Gedächtnis erzählt ihm von ganz anderen Tieren und einer ganz anderen Vegetation.

      Er ist jetzt hier auf der Erde angekommen, und er wird das Beste aus der Situation machen. Vielleicht bietet sich die Möglichkeit, in einigen hundert oder auch tausend Jahren zu seinem eigenen Planeten zurückzukehren, wenn davon überhaupt noch etwas übrig ist. Er, oder einer seiner Nachkommen, die er problemlos durch Zellteilung abspalten kann, wenn er wieder zu Kräften gekommen ist. Bei seiner Gattung ist das eben anders, als bei anderen hochentwickelten Lebewesen. In seiner Gattung gibt keinen Mann und keine Frau. Jeder Cantara ist ein gleichgeschlechtliches Wesen, das sich jederzeit vermehren kann, wenn dies als notwendig erachtet wird. Daran ist im Moment aber nicht zu denken.

      Erst nach zwei Wochen macht er sich auf den Weg, um andere Lebensformen kennenzulernen. Er ist vorsichtig. Er verwandelt sich wieder in eine Wolke aus Gasen und Wasser und läßt sich mit dem Wind treiben.

      Er sieht auf seinem Weg seltsame Gefährte. Landmaschinen, Boote, Hubschrauber und Autos, und er nimmt Kontakt zu diesen Stoffen auf. So etwas hat er schließlich noch nie zuvor gesehen, und in seinen Erbinformationen ist so etwas nicht gespeichert. Immerhin begreift er, dass so eine Landmaschine auch ihm gefährlich werden könnte. Ein Pflug würde ihn glatt in viele Teile zerschneiden, wenn er zwischen die Messer gerät. Nun ja, nicht in seiner jetzigen gasförmigen Gestalt, aber als gallertartiger Klumpen, der seine Urform ist.

      Er besucht die Stadt Memphis, manchmal gasförmig, manchmal dockt er sich irgendwo an, unsichtbar für die Bewohner dieses Planeten, und er staunt. Was er sieht, ist mit seinen Erbinformationen nicht vereinbar.

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