Die Vereinigung der Kraft. Hans-Peter Vogt

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Die Vereinigung der Kraft - Hans-Peter Vogt

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Dorf am Fluss zu erreichen. Es waren Händler. Also suchten sie jedes Dorf auf, um zu handeln. So lernte Fala vieles über die Sitten und Rituale der Buschindianer. Das war neu für Sie. Auch jetzt zeigte sie sich als die Tochter des Thénnis. Gewiss, sie war auch die Tochter der Königin. Sie konnte Befehle aussprechen, denen man gehorchen musste. Aber Fala zeigte nie Überheblichkeit. Sie ging auf die Menschen zu und lebte mit ihnen. Sie verbreitete Hochachtung. Hörigkeit ließ sie nur in Ausnahmesituationen zu. Sie hörte zu. Sie gab Ratschläge. Sie versprach Dinge an die Königin weiterzuleiten, die sie nicht selbst entscheiden konnte.

      Als sie schließlich im Dorf von Polia und Para ankamen, wusste Fara mehr über die Péruan als ihre Mutter.

      Die erste Begegnung zwischen Fala und Para war entscheidend. Sie standen sich gegenüber. Zwei blonde und blauäugige Achtjährige.

      Para wusste natürlich, wer da vor ihm stand. Bei der Ankunft von Fala waren die Péruan vor Achtung auf die Knie gegangen und sie hatten die Köpfe gesenkt. Auch Para hatte das gemacht, wie alle.

      Fala war durch die Gruppe gegangen und hatte Para befohlen aufzustehen. „Du musst Para sein“, sagte sie, und als Para nickte, nahm sie seine Hände und sagte, „mein Bruder.“

      Para sah sie lange an. Er fühlte die Kraft in ihren Händen. Sie verband sich mit seiner eigenen Kraft und es begann sich ein Gespinnst von Lichtern um die beiden zu zeigen. Das Gespinnst entwickelte sich zu einem Sturm an Licht. So standen die beiden und sahen sich in die Augen und in die Herzen. Sie erkannten: Sie waren sich ebenbürtig und sie stellten für einander keine Gefahr da. Sie waren Bruder und Schwester. „Meine Schwester“, sagte Para stolz.

      Fala blieb zwei Tage da, dann wollte die Karawane weiterziehen. Fala nickte. „Wie lange seid ihr unterwegs? Noch einen Monat? Gut dann holt mich hier wieder ab. Ich bleibe hier.“ Der Kaufmann war bestürzt. Das war mit der Königin nicht vereinbart. Aber Fala blieb eisern. „Wenn dir mein Wunsch nicht genug ist, dann befehle ich es dir. Die Péruan werden mich beschützen.“ Sie sah ihren Bruder an, der ihr aufmunternd zunickte. „Para wird mich beschützen.“

      Der Karawane blieb nichts anderes übrig. Ein Bote wäre nicht rechtzeitig in die große Stadt gekommen. Sie mussten sich der Anweisung ihrer zukünftigen Königin beugen.

       9.

      Dieser Monat war für Fala ein Schlüsselerlebnis. Sie lernte nicht nur die Freundschaft der Péruan kennen, sondern auch ihre Fürsorge, ihre Offenheit und ihre Ehrlichkeit.

      Para und Vera nahmen sie mit in den Busch. Sie sah zu, wie sich Para in wilde Tiere und Schmetterlinge verwandelte. Sie sammelte Kräuter und bereitete Tees und Aufgüsse. Sie nahm Fische aus und webte. Sie nahm all das mit offenen Augen und Ohren auf. Es war ihr Dorf. Nicht nur, weil sie die zukünftige Königin war. Es war ihre Familie. Sie lernte viel von Para. Einmal begleitete sie Para und Vera zu einem Krankenbesuch in ein Dorf, das drei Tagesmärsche weiter am Fluss lag. Para und Vera versorgten und bewachten sie. Sie machten es auch möglich, dass Fala nie krank wurde.

      Dieser Krankenbesuch war für Fala ein einschneidendes Erlebnis. Der Indio war einem Krokodil zu nahe gekommen und hatte einen Arm verloren. Als sie in das Dorf kamen, war der Mann schon so gut wie tot. Zwar hatte die Medizin Entzündungen und Wundbrand verhindert, aber der Blutverlust und die Schmerzen hatten den Indio bewusstlos gemacht. Para wusste von den Boten, was passiert war. Er hatte unterwegs mit Vera verschiedene Kräuter gesammelt. Dann war er mit Vera in die Sümpfe gestiegen und hatte einige große Kröten mitgebracht. Sie hatten grüne Bäuche und große Warzen. Sie hatten sie auf Blätter gesetzt und in einen Beutel getan.

      Als sie ankamen wollte Para sofort den Kranken sehen. „Keine Unterwerfungen“, befahl er den Indios. Dafür haben wir jetzt keine Zeit. Dann bat er Vera nach einer bestimmten Schneckenart Ausschau zu halten. „Nimm die Frauen des Dorfes mit“, bat er. Zu Fala gewandt sagte er, „du kannst mir helfen.“

      Er richtete den Kranken mit Falas Hilfe etwas auf, aber der Indio blieb ohnmächtig. Er legte ihn wieder hin. Dann sah er sich die Wunde an. Der Mann hatte Fieber. Die Wunde sah aber gut aus. Dennis holte die Kröten aus dem Sack, drückte ihnen auf den Bauch, so dass große Mengen Schleim aus den Mündern quoll, er verteilte den Schleim auf der Wunde. Dann bat er um Wasser und wartete auf Vera.

      Sie hatte sich beeilt. Sie hatten Schnecken gefunden, aber nicht viele. Para nickte. "Schick die Frauen noch einmal fort. Wir brauchen mehr." Dann verteilte er die Schnecken auf dem Körper des Kranken. Es war eine besondere Art. Eine Kreuzung aus Schnecken und Blutegeln. Sie bissen sich in die Haut und tranken das Blut des Opfers. Sie spritzten dabei ein besonderes Gift in die Blutbahn, das hochtoxisch war und das Blut verdünnte. Als die Frauen mit mehr Schnecken kamen, setzte Para auch diese Schnecken auf den Körper des Kranken. Dann bat er Vera eine bestimmte Sorte von Beeren und Wurzeln zu suchen. Vera wusste Bescheid. Sie nahm die Frauen wieder mit.

      Als sie zurückkamen, hatte Para die Schnecken von der Haut entfernt. Sie waren groß und fett geworden.

      Sie kochte die Beeren und die Wurzeln zu Tee. Dann warf sie die Schnecken in einen Topf und kochte sie ein.

      Para richtete den Kranken erneut auf und flößte ihm etwas von dem Tee ein. Er schlug die Augen auf und Para bat ihn noch etwas zu trinken. Dann setzte er sich neben ihn und begann seinen Singsang. Er legte die Hände auf das Herz des Kranken und sang. Bald begann die Brust des Kranken gleichmäßig im Takt des Atems und im Schlag des Herzens auf und abzuschwellen.

      Para warte eine Stunde, dann noch eine. Dann weckte er den Kranken auf. „Du musst essen und trinken“, sagte er. Er gab ihm etwas Tee, dann gab er ihm zwei Löffel von dem Schneckenmus. „Willst du mehr?“ Der Kranke nickte und bekam noch etwas Tee und Schneckenmus. Dann legte er sich zurück und schlief ein. Para legte erneut die Hände auf das Herz und sang.

      Nach zwei Stunden wiederholte er die Behandlung. So ging das die ganze Nacht und den ganzen nächsten Tag.

      Fala war todmüde, aber sie wachte die ganze Zeit neben Para und dem Kranken und sie beobachtete.

      Am darauffolgenden Tag bat er erneut um diese Schnecken.

      Die Frauen hatten sich die Stelle gemerkt, wo sie die Schnecken gefunden hatten. Sie kamen bald zurück und Para wiederholte die Behandlung mit den lebenden Schnecken. Diesmal verwendete er sie nicht wieder. „Setzt sie wieder aus, bat er. Lasst sie am Leben. Wir haben ihnen zu danken.“

      Dann erhielt der Kranke wieder Tee und Schneckenbrei. Am Abend ging es ihm schon viel besser. Am nächsten Tag richtete er sich auf. Im Laufe des Tages besserte sich sein Zustand zunehmend. Er bekam wieder Farbe im Gesicht.

      Para hatte die Kröten mehrfach gemolken, und immer wieder von diesem Schleim auf die Wunde gegeben. Sie sah gut aus. Sie schloss sich. Es bildete sich eine Art dicker Schorf. Nun gab er dem Kranken auch feste Nahrung. Obst, Fisch und Fleisch.

      Dann brach Para zusammen. Es war wie das letzte Mal. Er schlief zwei Tage und Nächte. Vera und Fala waren selbst todmüde, aber sie versorgten den Kranken weiter und schliefen zwischendurch abwechselnd. Sie baten, Para ganz in Ruhe zu lassen.

      Als Para wieder aufwachte, ging er ans Wasser und nahm ein Bad. „Kein Wasser an die Wunde“, befahl er den Indios. „Lasst die Wunde heilen. Keine heftigen

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