Die Vereinigung der Kraft. Hans-Peter Vogt
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Dann machte er sich mit Vera und Fala auf den Rückweg. Sie wurden von drei Jägern begleitet, um sie sicher zurückzubringen. Fala war neugierig. „Was war das mit den Kröten und mit den Schnecken“, fragte sie.
Para erklärte. "Der Schleim der Kröten hat ein Mittel, dass die Wunde reinigt und Entzündungen verhindert. Die Schnecken trinken das Blut und spritzen ein Gift in die Blutbahn, welches das Blut besonders flüssig macht. Der Kranke hatte viel Blut verloren. Er musste das Blut wieder zu sich nehmen, das die Schnecken aus ihm herausgesaugt haben. Deshalb haben wir ihm die Schnecken zum essen gegeben. Die Beeren regen den Körper an, neues Blut zu produzieren. Die zweite Ladung Schnecken hat Giftstoffe aus dem Blut gesaugt. Deshalb haben wir sie wieder freigelassen.“
„Wir Peruan kennen viele Rezepte und Heilmittel. Ich habe gelernt, sehr früh mit den Tieren zu sprechen. Sie haben mir gezeigt, dass es noch viel mehr Heilmittel gibt, als wir Menschen wissen. Ich bin froh, dass mir Vera immer zur Seite steht. Meine kleine Schwester ist mir eine große Hilfe.“
„Und warum hast du kein Geld genommen für deine Behandlung“, fragte Fala.
Para schüttelte den Kopf. „Wir haben hier alles, was wir brauchen. Wenn ich Hilfe brauche, dann sind die Peruan immer für mich da. Sie sind meine Brüder und Schwestern. Wenn ich die Hilfe der Tiere brauche, dann brauche ich sie nur zu rufen. Sieh nur…“
Er stieß einige Laute aus und streckte den Arm aus. Einige Schmetterlinge kamen und setzten sich auf seinen Arm. Sie hatten riesige Flügel, handtellergroß. Sie waren bunt und hatten schwarze behaarte Körper. Para redete mit ihnen. Sie schlugen die Flügel auf und nieder und wippten mit ihren Körpern, als wollten sie tanzen, dann erhoben sie sich wieder und flatterten davon.
Sie hatten für diese Reise zehn Tage gebraucht. Als sie zurückkamen, wartete die Karawane bereits auf sie. „Oh“, sagte Fala bedauernd.
Sie blieb noch zwei Tage, dann verabschiedete sie sich. Sie hatte Para und Vera liebgewonnen. „Sehn wir uns wieder“, fragte sie zum Abschied. „Wer weiß“, sagte Para. Als Péruan darf ich nicht in die große Stadt, aber du bist hier jederzeit willkommen. Wenn du mich brauchst, dann rufe nach mir.“
Sie umarmten sich zum Abschied.
Die Karawane war heilfroh, dass Fala wohlauf war. Sie hatten ihre Geschäfte abgeschlossen und sie marschierten auf schnellstem Weg zurück.
Fala war vier Monate weggewesen. Es wurde Winter als sie in der großen Stadt ankamen.
Die Königin atmete auf, als sie Fala gesund und munter wieder zurück sah. Sie hatte rote Wangen bekommen, und sie strotzte vor Kraft und Selbstbewusstsein.
Die Königin rief ihren Rat zusammen und ließ sich berichten.
„Para ist für uns keine Gefahr“ begann Fala. „Er ist glücklich dort im Dschungel des Amazonas, und er vollbringt wahre Wunder. Er ist ein großer Medizinmann.“ Sie schaute in die Runde. „Keine Angst. Er hat keine Ambitionen auf den Thron. Er hat kein Interesse an Macht. Er fühlt sich als Diener der Péruan, nicht als ihr Herrscher. Er ist so wie ich, und er ist der Königin sehr ergeben. Er ist mein Bruder und er steht unter meinem Schutz.“ Sie sah ihre Mutter an. „Dieses mal werde ich deine Stimme nicht abwarten. Wir können beraten, aber Para steht unter meinem Schutz. Ich will, dass ihr das alle respektiert.“
„Hat Para dir den Kopf verdreht“, wollte einer der Hohepriester wissen.
Fala wollte zunächst ärgerlich auffahren, doch dann besann sie sich. Das musste gefragt werden.
Sie wartete einen Moment, dann schüttelte sie energisch den Kopf. „Ihr habt mich erzogen. Ihr habt mich lange beobachtet. Ihr wisst, dass man mir den Kopf nicht verdreht. Ich habe ein sehr ausgewogenes Urteil. Um die Frage direkt zu beantworten: Ich habe Para sehr genau beobachtet. Ich habe ihn einen Monat lang studiert. Ihn und seine kleine Schwester Vera. Nein. Er hat mir nicht den Kopf verdreht und er ist auch keine Gefahr. Er ist ein wunderbarer Mensch, so wie viele Théluan und Péruan. Ich bin stolz, einen solchen Bruder zu haben. Vera ist seine kleine Schwester. Sie ist begabt, aber sie hat nicht die Kraft ihres Bruders. Vater hat seine Kraft nur an zwei seiner Kinder weitergegeben.“
Die Hohepriester und die Minister senkten die Köpfe. Ja. Palasque hatte diese Fähigkeiten nicht. Er entwickelte sich zu einem geschickten Kämpfer, die strategischen Fähigkeiten seiner Schwester hatte er nicht. Er würde nie ein großer Feldherr werden.
10.
Auch Palasque hatte von Para gehört. Palasque wurde als kleines Kind immer nur Pala gerufen. Er wollte Palasque genannt werden. Das klang nach mehr Hochachtung. Er hantierte liebend gern mit Waffen. Er war ein geschickter Kämpfer, aber er trieb sich mehr auf den Plätzen der Thé Krieger herum, als gut war. An den Dingen, die seine Schwester da tat, hatte er kein Interesse. Weiberkram. Er wusste, dass Fala die zukünftige Königin war, aber er begriff nicht, was sie da alles machte. Diplomatie war nicht seine Sache. Herzlichkeit war keine Sache der Krieger. Alle Versuche, ihn in einem andern Sinn zu beeinflussen, waren vergebens. Palasque war ein verlorener Sohn.
Leider war Palasque auf die Stellung seiner Schwester eifersüchtig. Er hatte nie diese hohe Anerkennung der Menschen erfahren wie seine Schwester, obwohl er als Kind genauso geliebt worden war wie Fala. Er konnte sich das nicht erklären, und als er nun von dem Jungen da in den Sümpfen hörte, gab es in seinem Herzen einen Stich.
Er war der Sohn der Königin. Ihm gebührte die Achtung. Nicht diesem Sohn einer hergelaufenen Péruan.
Je mehr er von Para hörte, desto mehr vertiefte sich diese Abneigung. In den Folgejahren hörte er immer wieder von den Erfolgen dieses Para. In Palasque wuchs die Eifersucht und die Abscheu. Er redete nicht darüber und so konnte sich dieses Gefühl immer mehr ausbreiten. Schon mit acht unternahm er Streifzüge mit den Théluan. Er baute sich eine eigene Truppe auf. Es gab Berichte über Grausamkeiten. Auch einige der Karawanen beschwerten sich.
Die Minister gaben das an die Königin weiter, aber sie war nicht geneigt, einzuschreiten. Sie sprach manchmal mit Palasque, aber der schwieg, oder redete die Sache klein.
Insgeheim dachte er sich: er würde das Reich anders führen. Mit harter Hand. Dann könnten sie das Reich bis zum großen Ozean ausbreiten. Dort hinter den großen schneebedeckten Bergen.
11.
Para wusste von alledem nichts. Er tat, was er immer tat. Freundlich und aufopferungsvoll. Seine Verwandlungskünste steigerten sich von Jahr zu Jahr. Seine Kenntnisse der Heilkräuter und die Kraft seiner Hände nahm stetig zu. Er entwickelte sich zur Legende. Manchmal unternahm er weite Reisen, um Kranke zu heilen und um seine Kenntnisse von Heilkräutern und ihrer Wirkung an andere weiterzugeben.
So wie seine Halbschwester Fala sich der Kunst des Lesens und Schreibens verschrieben hatte, und alles tat, um die Schulen zu stärken, so wurde Para zu einem Medizinmann und Lehrer für das Volk der Péruan.
Seine kleine Schwester begleitete