Verwaltungs-Vollstreckungsgesetz / Verwaltungszustellungsgesetz. Eva-Maria Kremer

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Verwaltungs-Vollstreckungsgesetz / Verwaltungszustellungsgesetz - Eva-Maria Kremer Heidelberger Kommentar

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einem Bescheid zu verbinden und gleichzeitig die sofortige Vollziehung nach § 80 Abs. 2 Nr. 4 VwGO anzuordnen. Das gilt auch für die Rücknahme. Denn die sofortige Vollziehung des Erstattungsbescheides ist nur dann rechtmäßig, wenn auch der Widerruf sofort vollziehbar ist (vgl. zur Rücknahme VGH München B 15.5.1985 – 12 CS. 84 A. 2718, juris = NVwZ 1985, 663; Linhart, Bescheid, S. 18).

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      Ohne ausdrückliche gesetzliche Grundlage besteht nach der Rechtsprechung ein Zinsanspruch im Zusammenhang mit der Beamtenhaftung (BVerwG U 19.7.2001 – 2 C 42/00, juris Rn. 13 f. = NVwZ 2001, 1408). Hat der Beamte seinem Dienstherrn Gelder entzogen, so erfasst der gemäß § 75 BBG geschuldete Schadensersatz auch Zinsen auf das zu ersetzende Kapital.

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      Öffentlich-rechtliche Geldforderungen beruhen in allen Fällen auf einem öffentlich-rechtlichen Verhältnis. Sie gehören also nicht zum Privatrecht.

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      Die Europäische Union kann auf die Vollstreckung von öffentlich-rechtlichen Geldforderungen Einfluss ausüben. Hieran sind die deutschen Behörden und Gerichte gebunden. Denn das Europarecht hat grundsätzlich Vorrang.

      So entfällt die Jahresfrist des § 48 Abs. 4 VwVfG für die Rücknahme eines rechtswidrigen Verwaltungsaktes auf dem Wirtschaftsgebiet der Subventionen. Bei der Rücknahme einer gemeinschaftsrechtswidrigen Subvention findet die Jahresfrist keine Anwendung (BVerwG U 23.4.1998 – 3 C 15/97, juris Rn. 20 ff. = NJW 1998, 3728 (3729 f.)).

      Die Europäische Union kann durch ihre zuständige Kommission auch an die Bundesrepublik Deutschland das verbindliche Ersuchen richten, eine gemeinschaftsrechtswidrige Beihilfe zurückzufordern. Daraufhin hat die deutsche Behörde einen Rückerstattungsbescheid zu erlassen. Sie muss das Interesse der Europäischen Gemeinschaft an der Wiederherstellung der Wettbewerbsordnung berücksichtigen (EuGH U 20.3.1997 – Rs C – 24/95, juris Rn. 27 ff. = NVwZ 1998, 45 (46 ff.); OVG Berlin-Brandenburg B 7.11.2005 – 8 S. 93/05, juris Rn. 13 f. = NVwZ 2006, 104 (104 f.)).

      Bei der Rückforderung einer gemeinschaftsrechtswidrigen Subvention greift das Unionsrecht sogar noch schärfer ein: Die Entscheidung eines nationalen Gerichts, welche die Rückforderung behindert, erlangt keine Rechtskraft (EuGH U 18.7.2007 – C-119/05, juris Rn. 63 = DVBl. 2007, 1167 (1169)).

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      Beispiele für öffentlich-rechtliche Geldforderungen:

Kosten nach Anwendung des Verwaltungszwanges ohne vorausgehenden Verwaltungsakt, auch bei unmittelbarer Ausführung einer Maßnahme durch sofortigen Vollzug: § 6 Abs. 2 VwVG (vgl. BVerwG U 21.11.1980 – 4 C 71/78, juris = DÖV 1981, 799; OVG Berlin U 3.11.1995 – 2 B 17/93, juris = MDR 1996, 430; OVG Münster B 19.4.1994 – 19 A 2644/92, juris = NWVBl. 1995, 394; OVG Lüneburg U 9.3.1970 – 5 A 124/68, juris L, OVGE Lüneburg 26, 437).
Kosten der Ersatzvornahme: §§ 10, 13 Abs. 4 VwVG (dazu ausführlich OVG Berlin U 30.1.1981 – 2 B 75/78, juris = NJW 1981, 2484; bestätigt durch BVerwG U 13.4.1984 – 4 C 31/81, juris = NJW 1984, 2591. Diese sind keine öffentlichen Abgaben und Kosten des § 80 Abs. 2 Nr. 1 VwGO (§ 10 Rn. 40).
Zwangsgelder und Kosten der Ersatzzwangshaft: §§ 11, 16 VwVG. Diese sind keine öffentlichen Abgaben und Kosten des § 80 Abs. 2 Nr. 1 VwGO (ebenso Engelhardt/App/Schlatmann, VwVG § 11 Rn. 1; Lemke, S. 350; Bader/Funke-Kaiser, § 80 Rn. 31; Kopp/Schenke, § 80 Rn. 63).
Kosten des unmittelbaren Zwanges: § 12 VwVG.
Kosten, Gebühren und Auslagen für Amtshandlungen nach dem Gesetz: § 19 Abs. 1 VwVG.
Kosten der Unterbringung von Tieren: § 16a des Tierschutzgesetzes (Kluge, § 16a Rn. 29; Hirt/Maisack/Moritz, § 16a Rn. 19; VGH Mannheim B 27.11.2006 – 1 S. 1925/06, juris = NVwZ-RR 2007, 296; VGH München B 9.6.2005 – 25 CS. 05.295, juris = NVwZ-RR 2006, 305).
Kosten für Tätigkeiten der Schornsteinfeger: § 20 des Schornsteinfeger-Handwerksgesetzes.
Ausgleichsabgaben privater Arbeitgeber: § 160 des Sozialgesetzbuchs IX, früher § 11 des Schwerbehindertengesetzes (vgl. BVerwG U 13.12.2001 – 5 C 26/01, juris = BVerwGE 115, 312; BVerwG U 16.12.2004 – 5 C 70/03, juris = NJW 2005, 1674; VGH München B 22.11.1979 – 961 XII/78, juris = NJW 1980, 720 ). Die Verpflichtung zur Zahlung der Ausgleichsabgabe ist verfassungsgemäß (BVerfG U 26.5.1981 – 1 BvL 56, 57, 58/78, juris = BVerfGE 57, 139, 153 ff.; BVerfG B 1.10.2004 – 1 BvR 2221/03, juris = NJW 2005, 737; BVerfG B 10.11.2004 – 1 BvR 1785/01, juris = NVwZ-RR 2005, 321).
Ausgleichsbeträge für Stellplätze nach Landesbaurecht (BVerfG B 5.3.2009 – 2 BvR 1824/05, juris = NVwZ 2009, 837).
Gebührenforderungen. Man unterscheidet zwischen Verwaltungsgebühren und Benutzungsgebühren. Verwaltungsgebühren werden für die Vornahme von einzelnen Amtshandlungen erhoben, die auf Veranlassung der Beteiligten oder auf Grund gesetzlicher Ermächtigungen in überwiegendem Interesse einzelner vorgenommen werden (vgl. OVG Berlin-Brandenburg U 22.6.2005 – 2 B 7/05, juris = OVGE Berlin-Brandenburg 26, 109). Allerdings werden für nur einfache mündliche oder schriftliche Auskünfte einer Behörde keine Verwaltungsgebühren erhoben (OVG Münster U 5.12.2011 – 9 A 2184/08, juris = DVB1. 2012, 309). Benutzungsgebühren werden als Gegenleistung für die Benutzung öffentlicher Einrichtungen sowie für damit in Zusammenhang stehende Leistungen gefordert (BVerwG U 25.7.2001 – 6 C 8/00, juris = BVerwGE 115, 32). Die Gebührenpflicht ist unabhängig davon, in welchem Umfang der Schuldner die Einrichtung nutzt (OVG Hamburg U 14.4.2010 – 3 Bf 147/08, juris = NVwZ-RR 2010, 718).
Zum Wesen der Gebühren wird im Übrigen Bezug genommen auf BVerfG B 11.8.1998 – 1 BvR 1270/94, juris = NVwZ 1999, 176; BVerwG U 3.3.1994 – 4 C 1/93, juris = BVerwGE 95, 188; BVerwG U 21.4.2004 – 6 C 20/03, juris = BVerwGE 120, 311.
Kostenpflicht nach Landesrecht für die Beförderung hilfloser Personen durch die Polizei (OVG Lüneburg U 26.1.2012 – 11 LB 226/11, juris = NJW 2012, 1898).
Beitragsforderungen. Beiträge werden zur Verringerung oder Deckung der Kosten für die Herstellung und die Unterhaltung öffentlicher Einrichtungen und Anlagen von denjenigen erhoben, die davon besondere Vorteile haben können. Ob der Beitragspflichtige von diesem Vorteil Gebrauch macht oder nicht, ist ohne Bedeutung.

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