Kommunikationswissenschaft. Roland Burkart

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Kommunikationswissenschaft - Roland Burkart

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(Beck 2015: 93 f.). Sie sind „ihres umfassenden Funktionspotenzials wegen institutionalisiert“ (Saxer 1999: 6) und ihre Kommunikation wird in der Regel nicht dem Zufall überlassen. Je nachdem, wie Gesellschaften organisiert sind (also gemäß ihrer wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse), nehmen sie die Medien unterschiedlich in ihren Dienst. Die Typen der Medieninstitutionalisierung unterscheiden sich durch die Art und Intensität der Kontrollen, die jeweils vorhanden sind. Saxer unterscheidet vier Grundtypen von Medieninstitutionalisierung: zwei undemokratische (autoritäre und totalitäre Systeme) sowie liberale (Marktregulierung) und demokratisch kontrollierte Regelungen. Die letzteren kommen in den Programmaufträgen der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten zum Ausdruck. In Europa ist häufig ein Nebeneinander von liberaler und demokratisch kontrollierter Institutionalisierung anzutreffen (Saxer ebd.: 10 f.).

      Medien – so die Nominaldefinition von Saxer aus publizistikwissenschaftlicher Perspektive – sind somit als „komplexe institutionalisierte Systeme um organisierte Kommunikationskanäle von spezifischem Leistungsvermögen“ (Saxer 1999: 6)29 zu begreifen.

      Man könnte „mit gesellschaftlicher Dominanz“ (Faulstich 1998: 27) ergänzen. Damit wäre noch die Geschichtlichkeit jedes Mediums betont, denn im Hinblick auf seine wirtschaftlichen, politischen, sozialen und kulturellen Steuerungs- und Orientierungsaufgaben unterliegt jedes Medium einem permanenten Wandel. Aus medienökonomischer Sicht gibt es inzwischen ebenfalls einen Ergänzungsvorschlag – er lautet: Medien sind „komplexe institutionalisierte Produktions- und Rezeptionssysteme um organisierte Kommunikationskanäle von spezifischem (technischem wie gesellschaftlichem) Leistungsvermögen“ (Kiefer/Steininger 2014: 16). Damit wird zusätzlich zweierlei betont: Zum einen, dass medienökonomische Überlegungen sowohl die Medienproduzenten (Produktionssystem) als auch das Publikum der Medien (Rezeptionssystem) betreffen, und zum anderen, dass Medien(organisationen) sowohl mit technisch-ökonomischen als auch mit gesellschaftlichen Erwartungen zu kalkulieren haben.

      Somit ist endgültig klargestellt: Nicht jeder technische Kommunikationskanal, mit dem irgendwelche Signale gesendet werden (können), ist schon als „Medium“ im publizistikwissenschaftlichen Sinn zu klassifizieren. So wird man Kabel- oder Satellitenfernsehkanäle nicht als „Medien“, sondern eher als Übertragungstechniken, als eine Art kommunikative Infrastruktur begreifen, mit der das „Medium Fernsehen“ (auf vielen Kanälen mit verschiedenen Programmen) gesendet und empfangen werden kann. Ebenso wird das Internet (genauso wie der Computer) angemessener als technische Infrastruktur zu erfassen sein, auf deren Basis sich dann neue „quartäre Medien“ (wie Homepages bzw. Websites von Unternehmen, Online-Auftritte von Offline-Medien, eigenständige Online-Medien etc.) oder auch alte (sekundäre) Medien (wie Briefe, Zeitungen, Bücher etc.) generieren lassen.

      In diesem Zusammenhang soll ein sinnvoller (viel zu selten aufgegriffener) Vorschlag zur terminologischen Klärung nicht unerwähnt bleiben, nämlich die Unterscheidung zwischen Medien erster und zweiter Ordnung (Kubicek/Schmid/Wagner 1997: 32 ff.):

      •Als Medien erster Ordnung wären die soeben als „Infrastruktur“ klassifizierten Vermittlungs- und Speichertechniken (wie Telefon, Fax, TV- und Radiokanäle, CDs etc., aber auch das Internet sowie das dort zugängliche Social-Media-Universum) zu begreifen. Medien erster Ordnung eröffnen technische Möglichkeiten der Vermittlung, des Speicherns und/oder Abrufens von Mitteilungen. Ein Medium erster Ordnung wäre also nichts anderes als eine Technik, mit einer bestimmten Potentialität, mit einer „Möglichkeitsbedingung für die Entwicklung von Medien zweiter Ordnung, im Sinne sozialer Institutionen“ (ebd.: 35).

      •Von Medien zweiter Ordnung sollte dagegen erst dann gesprochen werden, wenn institutionalisierte Kommunikatoren am Werk sind, die diese technischen Mittel zur Herstellung und Verbreitung von Inhalten benützen, wenn also diese Vermittlungstechniken zur Selektion, Strukturierung und Präsentation von Aussagen im Hinblick auf ein Publikum eingesetzt werden. Deshalb ist das Internet lediglich als technische Infrastruktur zu begreifen, mit deren Hilfe Medien zweiter Ordnung entstehen können. Publizistische Medien (im Sinn des Saxer’schen Medienbegriffs) wären mithin allesamt als Medien zweiter Ordnung zu begreifen.

      Eine zentrale Ursache für Missverständnisse liegt – so Kubicek/Schmid/Wagner (1997: 34) – genau darin, dass man die Unterschiede zwischen Medien erster und zweiter Ordnung vermischt, wenn man z. B. das Telefonnetz, das Internet oder eine Tageszeitung gleichermaßen als Medium bezeichnet. Dem ist vollinhaltlich zuzustimmen.

      Nach diesem Exkurs zum Medienbegriff ist nun aber auf ein weiteres grundsätzliches Charakteristikum der menschlichen Kommunikation hinzuweisen, welches die Art und Weise des Gebrauchs der verschiedenen Vermittlungsinstanzen betrifft und die Voraussetzung für die Vielfalt menschlicher Kommunikationsmodalitäten darstellt: auf den Symbol-Charakter der menschlichen Kommunikation.

      Der Terminus symbolisch nimmt nicht nur auf eine bestimmte Möglichkeit des Gebrauchs medialer Ausdrucksformen durch den Menschen Bezug; mit Symbol ist zugleich auch eine bestimmte Funktion von Zeichen angesprochen. Daher ist zunächst eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit dem Zeichenbegriff notwendig. Erst auf dieser Basis kann die Besonderheit des Symbolbegriffes und seine Bedeutung für die menschliche Kommunikation diskutiert werden – denn: Der Kommunikationsprozess ist immer auch ein Zeichenprozess (!).

      Ein Zeichen30 ist eine materielle Erscheinung, der eine Bedeutung zugeordnet (worden) ist. Indem ein Zeichen etwas bedeutet, verweist es auf etwas. Es deutet auf etwas hin, das von ihm selbst verschieden (!) ist. Der Gegenstand/der Zustand/die Beziehung/das Ereignis/die Idee usw., auf das/den das Zeichen verweist, fungiert dabei nur als die Quelle seiner Bedeutung; der eigentliche Träger der Bedeutung ist das Zeichen selbst. Ein Zeichen kann grundsätzlich alles sein, was (sinnlich) wahrnehmbar ist. „Zeichen können materielle Gegenstände (z. B. ein Wegweiser aus Holz), deren Eigenschaften (z. B. die rote Farbe) oder materielle Ereignisse (z. B. eine Handbewegung) sein“ (Schaff 1968: 27).

      Nach ihrem jeweiligen Verhältnis zur Realität kann man schon seit der Antike (Nöth 2000: 10) aber spätestens mit Husserl (1890) zwei Arten von Zeichen unterscheiden: natürliche und künstliche Zeichen.

      Als natürliche Zeichen gelten alle materiellen Erscheinungen, die für das Objekt/den Vorgang/Zustand etc., auf das/den sie verweisen, selbst kennzeichnend sind. Natürliche Zeichen sind ursprünglich nicht zum Zweck der Kommunikation entstanden, sondern existieren unabhängig davon als natürliche Prozesse. Sie werden von dem Objekt, das sie anzeigen, mehr oder weniger selbst verursacht. In diesem Sinn gelten natürliche Zeichen (seit Schütz 1971)31 auch als Anzeichen der Objekte, auf die sie hindeuten. Man spricht daher auch von Kennzeichen oder Symptomen.

      So ist beispielsweise das Erröten ein Symptom von Scham oder Erregung, Rauch ein Kennzeichen für brennendes Feuer. Ganz ähnlich gilt der „Hof“ um den Mond als Anzeichen für Wetterverschlechterung.

      Als künstliche Zeichen gelten im Gegensatz dazu alle materiellen Erscheinungen, die zum Zweck der Kommunikation entstanden bzw. hergestellt worden sind. Sie sind – was den menschlichen Kommunikationsprozess betrifft – in der Regel auch konventionelle Zeichen, d. h., ihre Bedeutung ist das Resultat einer sozialen Übereinkunft, einer Vereinbarung zwischen Menschen.

      Eine Ausnahme stellen die ikonischen Zeichen dar: Sie erhalten bzw. besitzen ihre Bedeutung nicht aufgrund

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