Kommunikationswissenschaft. Roland Burkart

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Kommunikationswissenschaft - Roland Burkart

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keine Verständigung zwischen A und B möglich. Je ähnlicher die Tätigkeits- und Erfahrungsbereiche sind, aus denen die Erlebnisdimensionen wachgerufen werden, desto größer wird diese „Schnittmenge“ sein. Je unterschiedlicher diese Erfahrungsbereiche sind, desto kleiner wird sie. Die völlige Deckungsgleichheit oder auch das völlige Fehlen einer derartigen „Schnittmenge“ sind (theoretisch) denkbare, aber (praktisch) im Rahmen einer Sozietät wohl nicht sehr wahrscheinliche Extremfälle.44

      Diese symbolisch-interaktionistischen Überlegungen verhelfen zur Einsicht, dass selbst ein identischer Zeichen- bzw. Symbolvorrat verschiedener Menschen bestenfalls einen (mehr oder weniger) ähnlichen Bedeutungsvorrat impliziert. In diesem Sinn ist also auch für die „signifikanten Symbole“ (im Sinn von Mead) eine Grauzone von Vorstellungsinhalten bzw. Erlebnisdimensionen mitzudenken, die von den jeweiligen Kommunikationspartner·innen nicht miteinander geteilt werden (können).

      Zunächst eine komprimierte Rekapitulation der bisher geleisteten Begriffserklärung:

      •Kommunikation wurde zuallererst als ein grundsätzlich soziales Phänomen erkannt. Mit dem Attribut „sozial“ gerieten alle jene Verhaltensweisen in den Blick, die Lebewesen im Hinblick aufeinander verrichten.

      •Für die menschliche Kommunikation wurde sodann mit dem Begriff der „sozialen Handlung“ der intentionale Charakter menschlichen Tuns hervorgehoben: Die Tatsache, dass es uns Menschen möglich ist, mit unserem Handeln bewusst Ziele zu verfolgen und unserem Handeln damit einen „Sinn“ zu geben, hat zur Einsicht verholfen, dass auch kommunikatives Handeln nicht um seiner selbst willen gesetzt wird, sondern ebenso als Mittel zum Zweck (intentional) gesehen werden kann.

      •Dieser intentionale Charakter menschlichen Handelns führte im Hinblick auf kommunikatives Handeln schließlich zu folgender Differenzierung:

      –Zum einen wurde eine allgemeine Intention kommunikativen Handelns erkannt: Sie besteht darin, etwas mitteilen zu wollen. Dieser Mitteilungsintention entspricht als konstantes Ziel kommunikativen Handelns die Verständigung zwischen den jeweiligen Kommunikationspartner·innen. Verständigung liegt immer dann vor, wenn die Kommunikationspartner·innen die jeweils zu vermittelnden Bedeutungen wenigstens annäherungsweise „miteinander teilen“.

      –Zum anderen wurde eine spezielle Intention kommunikativen Handelns erkannt: Sie impliziert die Existenz spezifischer Kommunikationsinteressen und verweist auf den eigentlichen Anlass jeglichen kommunikativen Handelns. Dieser speziellen Intention wurde als variables Ziel kommunikativen Handelns die (jeweils situationsbezogene) Interessenrealisierung zugeordnet. Eine solche Realisierung kommunikativer Interessen liegt dann vor, wenn die mit der jeweils gesetzten kommunikativen Aktivität beabsichtigten Folgen auch tatsächlich eintreten.

      •Als Konsequenz dieser Überlegungen rückte der Prozesscharakter des Kommunikationsgeschehens in den Mittelpunkt: (Menschliche) Kommunikation wurde als doppelseitiges Geschehen erkannt und somit als spezifische Form der sozialen Interaktion begriffen. Mit Blick auf Verständigung (als das konstante Ziel kommunikativen Handelns) wurde die – wenn auch nur annäherungsweise erreichbare – wechselseitig vollzogene Bedeutungsvermittlung als (gelungene) Kommunikation definiert.

      •Für dieses wechselseitig aufeinander gerichtete kommunikative Handeln benötigt man stets ein Ausdrucksmittel: Das Vorhandensein bzw. der Einsatz eines Mediums und die Verwendung eines Kommunikationskanals erwiesen sich als unbedingte Voraussetzungen und damit als immanente Bestandteile von Kommunikation.

      •Das Medium als Vermittlungsinstanz zwischen den Kommunikationspartnern macht es erst möglich, eine Anzahl von Ausdrucksformen zu generieren, innerhalb derer verschiedene Bedeutungsinhalte als Zeichen wahrnehmbar werden: Der Kommunikationsprozess ist immer auch ein Zeichenprozess.

      •Für die menschliche Kommunikation konnte schließlich eine bestimmte Möglichkeit des Gebrauchs von Zeichen als typisch erkannt werden: Menschen sind in der Lage, Zeichen stellvertretend für etwas (Gemeintes) zu verwenden. Zeichen, die eine derartige Repräsentationsfunktion erfüllen, werden Symbole genannt.

      •Menschliche Kommunikation konnte somit als symbolisch vermittelte Interaktion begriffen werden. Damit ist ein In-Beziehung-Treten gemeint, das darauf abzielt, mit Hilfe gemeinsam verfügbarer Zeichen in Symbolfunktion wechselseitig vorrätige Bedeutungsinhalte im Bewusstsein zu aktualisieren.

      Aus der bisher dargestellten und hier resümierten Sichtweise von (zwischenmenschlicher) Kommunikation lassen sich nun vier Faktoren abstrahieren, die das grundlegende „kommunikative Gerüst“ jedes ablaufenden Kommunikationsgeschehens bilden. Ein Kommunikationsprozess impliziert demnach:

      •jemanden, der etwas mitteilen will,

      •die Aussage/Botschaft (als Form für die mitzuteilenden Bedeutungsinhalte),

      •ein Medium (als Vermittlungsinstanz sowie -kanal) sowie

      •jemanden, an den die Botschaft gerichtet ist.

      Wir wissen bereits: Die bloße Existenz eines derartigen kommunikativen „Gerüsts“ bedeutet freilich noch nicht, dass Kommunikation auch tatsächlich stattfindet. Es kann ja, wie ausführlich erläutert wurde, beim erfolglosen Versuch bleiben.

      Der Grund für diese komprimierte Aktualisierung des bislang entwickelten Begriffs von Humankommunikation besteht darin, dass die bereits eingeführte Terminologie nun um weitere, in der Fachsprache gebräuchliche Begriffe zu ergänzen ist. Zunächst handelt es sich um die Termini „Kommunikator·in“ und „Rezipient·in“.

      Als Kommunikator·in gilt der·die kommunikativ Handelnde, der·die etwas mitteilen will. Er·sie versucht (entsprechend seiner·ihrer allgemeinen Intention) eine Mitteilungs-Handlung zu setzen, indem er·sie die mitzuteilenden Inhalte durch den (symbolischen) Gebrauch von Zeichen bzw. Symbolen unter Verwendung eines Mediums für jemanden Anderen zugänglich macht. Der·die Kommunikator·in ist somit derjenige Faktor im kommunikativen Gerüst, der als die Quelle mitzuteilender Botschaften fungiert und diese an den/die Empfänger·innen adressiert. Dementsprechend findet man auch die Bezeichnungen Sender, Produzent·in, Adressant.

      Als Rezipient·in gilt dagegen der·die kommunikativ Handelnde, der·die etwas verstehen will. Er·sie versucht (ebenfalls entsprechend seiner·ihrer allgemeinen Intention) eine Verstehens-Handlung zu setzen, um die medial vermittelten Zeichen bzw. Symbole zu empfangen und deren Bedeutung zu entziffern. Der·die Rezipient·in ist somit derjenige Faktor im kommunikativen Gerüst, an den die vermittelten Botschaften adressiert sind. Dementsprechend findet man auch die Bezeichnungen Empfänger·in, Konsument·in, Adressat·in.

      Abb. 5: Mitteilungs- und Verstehens-Handlung (eigene Darstellung)

      Abb. 5 visualisiert dieses kommunikative Gerüst mit seinen Faktoren Kommunikator·in (K), Aussage (A), Medium (M) und Rezipient·in (R) inklusive der Mitteilungs- und Verstehens-Handlung. Damit wird abermals die (bereits erwähnte) Wechselseitigkeit – oder auch Reziprozität45 – des

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