Kommunikationswissenschaft. Roland Burkart

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Kommunikationswissenschaft - Roland Burkart

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der Kommunikation entstanden, sondern sind Teil eines instinktiv ablaufenden (= natürlichen) Prozesses (vgl. dazu z. B. Schaff 1973: 159). Andererseits kann man argumentieren, dass animalische Signale der Klasse der künstlichen Zeichen zuzuordnen sind, weil sie im Laufe der Evolution gerade zum Zweck der (überlebensnotwendigen) Kommunikation entstanden sind: Erst die Möglichkeit, Signale produzieren zu können, eröffnet ja z. B. den Bienen die Chance, ihre Futtersuche zu koordinieren und dadurch ihren Fortbestand sichern zu können.

      37„Dies gilt für die einfachen Lock-, Warn- und Paarungsrufe der Vögel ebenso wie für die relativ differenzierte Tanzsprache der Bienen (…). Dies gilt für den Fall, dass Signale, wie etwa die Tanzbewegungen der Bienen, angeboren sind, aber auch für den Fall, dass sie, wie der Artgesang der Amseln, durch Nachahmung erworben werden. Dies gilt auch, wenn das Tier im Zusammenleben mit dem Menschen lernt, menschliche Worte als Signale seiner eigenen Bedürfnisse zu gebrauchen oder auf menschliche Worte als Signale mit bestimmten Verhaltensweisen zu reagieren“ (Zdarzil 1978: 47).

      38Strenggenommen kann man ja bereits im Hinblick auf den signalhaften Zeichengebrauch Unterschiede im Kommunikationsgeschehen zwischen Mensch und Tier anführen. Wenn ein Verkehrspolizist einen Fußgänger mit einer Handbewegung zum Überqueren einer Kreuzung veranlasst, dann scheint er ähnlich zu agieren wie z. B. ein Hirsch, der durch Röhren seine Herde zur Flucht antreibt. Aber dennoch ist die Qualität des Kommunikationsprozesses eine andere: Hinter der signalhaften Handbewegung des Polizisten verbirgt sich ein bestimmter (absichtsvoll vermittelter) Inhalt (wie etwa: Gehen Sie weiter, es besteht keine Gefahr u. Ä.), den beide Menschen verstehen und sich dessen auch bewusst sind, während den Tieren diese Möglichkeit fehlt (vgl. dazu z. B. Bouissac 1993, Schaff 1973: 159).

      39Die Fähigkeit des Menschen, Symbole generieren zu können, ist eng mit seiner Sprachfähigkeit verbunden (Griese 1976: 28 f., Lindesmith/Strauss 1974: 59 f.) und diese Sprachfähigkeit wiederum setzt die mit dem begrifflichen Denken verbundene Fähigkeit zur Abstraktion voraus. Die Gattung „Homo sapiens“ gilt als die einzige Spezies, die diese Fähigkeit im Laufe einer Millionen Jahre dauernden Evolution entwickeln konnte. – Im Kap. 4 wird auf den Stellenwert dieser Fähigkeit im Verlauf der Anthropogenese näher eingegangen.

      40Treinen hat das Symbolphänomen am Beispiel der Bedeutung von Ortsnamen untersucht und dabei nachgewiesen, dass sie „für verschiedene Kategorien und Gruppen von Menschen verschiedene Bedeutung haben“ (Treinen 1965: 81).

      41Auch ein Vorname symbolisiert Verschiedenes: Profile auf Online-Dating-Plattformen von Personen mit als unvorteilhaft eingestuften Vornamen werden z. B. deutlich seltener besucht (Gebauer et al. 2011). Außerdem wurde (anhand historischer bzw. kultursoziologischer Analysen) gezeigt, dass Vornamen politische Entwicklungen sowie die Bedeutung von Religion und Kirche in sich tragen (Gerhards 2003).

      42Da die posthum veröffentlichten Vorlesungen von G.H. Mead (1968) einer gewissen Unsystematik nicht entbehren, sei als Ergänzung auf die übersichtliche Darstellung des Ansatzes bei Blumer 2015 verwiesen. Siehe auch: Bude/Dellwing 2013, Helle 1977, Richter 2016: 169 ff., Rose 1967. Auf den Symbolischen Interaktionismus wird im vorl. Buch auch noch weiter unten (insb. Kap. 4.2.3 und 8.3.2.1) eingegangen.

      43Erwähnenswert scheint in diesem Zusammenhang die Unterscheidung von „Ding“ und „Gegenstand“: Nach Plessner (zit. n. Zdarzil 1978: 43) nimmt das Tier nur „Dinge“ wahr, der Mensch dagegen erkennt „Gegenstände“, d. h. er ist in der Lage, die Brauchbarkeit, den Stellenwert u. ä. – eben: die Bedeutung der „Dinge“ gedanklich zu fassen.

      44An dieser Stelle ahnen wir erstmals, wie komplex Verständigungsprozesse ablaufen und dass man den (vermeintlichen) Idealzustand der völligen Deckungsgleichheit von Bedeutungsvorräten wohl nur annäherungsweise erreichen und daher niemals voraussetzen kann (vgl. auch Burkart 2013a).

      45Eine tiefgehende Auseinandersetzung mit Reziprozität aus soziologischer Perspektive hat Stegbauer (2011) vorgelegt.

      46Man kann ja zum Kommunikationserfolg – wie bereits weiter oben (Kap. 2.3) erwähnt – auch das Eintreten der beabsichtigten Wirkung zählen, die aus einer angemessen verstandenen Mitteilung resultiert.

      47Zum systemtheoretischen Denken in der Kommunikationswissenschaft vgl. stellvertretend und einführend Saxer (2015).

      48Als Beispiel für einen typischen Regelkreis (mit Feedbackschleife) wird gern auf den Thermostaten als Wärmeregler in einem Heizungssystem verwiesen (vgl. z. B. Merten 1999: 87).

      49Neben dieser gegenseitigen und einseitigen Kommunikation unterscheidet Maletzke (1963: ebd.) auch noch zwischen direkter (= die Partner·innen begegnen einander leibhaftig von Angesicht zu Angesicht), indirekter (= die Partner·innen sind räumlich oder zeitlich oder raum-zeitlich voneinander getrennt), privater (= der·die Aussagende richtet sich an eine begrenzte Anzahl von eindeutig definierten Personen) und öffentlicher Kommunikation (= der Empfänger·innenkreis ist weder eng begrenzt noch klar definiert). – Auf diese Differenzierung sowie auf Kombinationsmöglichkeiten zwischen diesen Merkmalen wird noch weiter unten (Kap. 5) im Rahmen der Auseinandersetzung mit Massenkommunikation näher eingegangen.

      50Luhmann (1970: 121 ff.) unterscheidet außerdem Reflexivität in sachlicher (Kommunikation über Kommunikation) und in zeitlicher (Feedback – die Folgen von Kommunikation wirken auf ebendiese zurück) Hinsicht (vgl. auch Merten 1977: 86 ff. sowie 1999: 107 ff.).

      Zwischenmenschliche Kommunikation ist in der Regel sprachliche Kommunikation. Üblicherweise sind es Wörter, die wir zur Bedeutungsvermittlung heranziehen, obwohl Kommunikation freilich keineswegs nur verbaler Natur ist. Allein der weite Bereich an Ausdrucksmöglichkeiten (wie Mimik, Gestik, Körperhaltung, Kleidung u. Ä.) verweist bereits auf die Existenz einer nonverbalen oder „extralinguistischen“ Dimension1 menschlicher Kommunikation. Es überrascht daher nicht, dass „alle sprachliche Kommunikation an nichtsprachliche Kommunikation gebunden ist“ (Merten 1977: 133).

      Wenn in der Folge dennoch die verbale Kommunikation im Mittelpunkt steht, so deshalb, weil Sprache „als das für den Menschen allein typische und bei weitem am höchsten entwickelte Kommunikationsmittel“ (Griese 1976: 28) angesehen werden kann. Der Mensch gilt außerdem als die einzige Spezies, die im Laufe der Evolution die Fähigkeit zu verbaler Kommunikation entwickelt hat (vgl. Soritsch 1975, Bouissac 1993). Man sollte deshalb auch nicht oder nur metaphorisch von „Tiersprache“ reden (Kainz 1961: 20 f.), denn der animalischen Kommunikation fehlt die Bezeichnungsleistung: „Die Lautäußerungen der Tiere sind keine nennenden und darstellenden Zeichen, sondern Ausdruckslaute“ (Kainz 1943: 215). So können z. B. Bienen zuverlässig „informieren über das ‚dass’, das ‚wieviel’ und das ‚wo’ (in Bezug auf Entfernung und Richtung), nicht hingegen über das ‚was’. Hier versagt die motorische Symbolik und muss den Stoffproben Platz machen“ (Kainz 1961: 21). Wir Menschen können dagegen mit sprachlichen Symbolen nicht nur Bedeutungen, sondern auch Bezeichnungen vermitteln (vgl. Schaff 1968a: 26 ff., Tomasello 2011: 112 ff.). Ohne diese Bezeichnungsleistung könnten wir uns „nur auf Gegenstände beziehen, die im Augenblick der Mitteilung im Wahrnehmungsraum von Sprecher und Hörer konkret anwesend sind“, jede Mitteilung „wäre gebunden an das Hier und Jetzt; die Dimensionen der Vergangenheit und der Zukunft wären ausgeschlossen“ (Pelz 2013: 18).

      Was

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