El Niño de Hollywood. Oscar Martínez
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Ende 1985 geriet der Krieg in El Salvador ins Stocken. Die Guerilleros des FMLN griffen die Armee bei jeder ihrer Bewegungen an. Mit brutaler Gewalt stürmten sie die größten Kasernen, ohne sich jedoch einen entscheidenden Vorteil in dem militärisch-politischen Konflikt verschaffen zu können. Seit Kriegsausbruch waren fast sechs Jahre vergangen. Es herrschte allgemeine Erschöpfung, und dieser Zustand ließ den Strom salvadorianischer Migranten nach Kalifornien noch weiter anschwellen. Immer häufiger kamen Deserteure beider Seiten in die dortige salvadorianische Gemeinschaft, Männer und Frauen, deren Leben von Gewalt geprägt war, sei es, dass sie sie selbst ausgeübt, sei es, dass sie sie erlitten hatten.
Einer jener Deserteure war ein junger Mann Anfang zwanzig, ein ehemaliges Mitglied der Nationalgarde aus Atiquizaya im Westen El Salvadors. An seiner Adlernase und seinen tief liegenden, schwarzen Augen erkannte man in ihm einen Nachkommen der 1932 ermordeten Ureinwohner. Sein Name war José Antonio Terán. Im Valley nannte man ihn El Veneno (»Das Gift«) und im Westen El Salvadors, Jahre später, Chepe Furia.
Als das ehemalige Mitglied der Nationalgarde ins San Fernando Valley kam, war die Mara Salvatrucha 13 bereits Teil des Systems El Sur, auch wenn sie noch nicht die Bedeutung von Gangs wie der Pacoima Flats oder der gefürchteten, als Pacas bekannten Pacoimas 13 hatte. Der erste Krieg, in den sich die neueste Zelle der MS-13 von Los Angeles verwickelt sah, war der gegen eine Gruppe des Barrio 18 namens North Side. Die Gefechte fanden in der Gegend um die Fulton Street statt. Ihr erbitterter Kampf um diesen Abschnitt des Valleys erregte im kriminellen Milieu der Gegend Aufsehen. Die ehemaligen Krieger und Flüchtlinge wussten wirklich, wie man kämpfte. Das sollte wenig später überdeutlich werden.
Ein ehemaliges salvadorianisches Bandenmitglied namens Fuentes wurde auf die neuen Gruppen aufmerksam. Es gab da einen starken Zweig der Mareros im Valley. Fuentes selbst hatte die tödlichen Kämpfe um kleine Abschnitte der Stadt gegen ein anderes Leben eingetauscht. Jetzt dealte er mit Crack und Kokain. Also schlug er den salvadorianischen Gangs ein neues Geschäft vor: den Verkauf von Drogen.
Doch es gab ein Problem. Damit die Gang der Fulton Street für Fuentes Drogen verkaufen konnte, musste zuerst eine andere beseitigt werden, die in diesem Gebiet das Monopol für den Drogenhandel hatte. Und so kam es, dass die Bande Tijuana Locos ausgelöscht wurde. Sie war eine rein mexikanische Bande des Sur. Ihr Lebensunterhalt war gleichzeitig ihr Verderben: Die Tijuana Locos verbrauchten einen Großteil des Cracks und des Kokains selbst. Dann gaben sie Fuentes weniger Geld, oder sie gaben ihm einfach gar keins.
Fuentes bot den Mareros aus dem Valley dieses Geschäft an. Er hatte gesehen, wie sie verprügelt wurden, wenn man sie beim Drogenkonsum erwischte, und das gefiel ihm.
Nach wenigen Monaten waren die Mitglieder der Tijuana Locos beseitigt. Einer an dieser Straßenecke, ein anderer in jener Seitengasse. Einer nach dem anderen. Die neue Zelle oder Gruppe der Mara Salvatrucha 13 wurde zu einer der respektiertesten Gangs im San Fernando Valley. Die anderen Banden kannten bereits ihren Namen: Fulton Locos Salvatrucha.
Der Große Krieg
Es geschah 1989 auf dem King Boulevard. In einer Seitengasse hinter einer Reihe von Wohnhäusern. Auf einer Party von Banden des Systems El Sur.
Die Mara Salvatrucha 13 war gewachsen. Sie hatte Kaliforniens Erde mit Blut getränkt, mit Sur-Blut. Die Auseinandersetzungen mit den anderen Banden waren brutal gewesen. Die Drifters hatten sich mit den salvadorianischen homeboys von der Western angelegt, die Crazy Riders 13 hatten die junge Gang von der Leeward über die Klinge springen lassen, die Playboy 13 hatten die von der Berendos abgestochen: die MS-13 wurde an allen Fronten angegriffen. Sie hatte bereits mehrere ihrer Mitglieder beerdigt. Nach Black Sabbath waren noch mehr hinzugekommen. Viel mehr.
An jenem Tag im Jahre 1989 nahmen sowohl Mareros als auch 18er an der Party auf dem King Boulevard teil.
»Es gab da ein Problem wegen einem Jungen, der früher bei der MS gewesen war und jetzt als 18er zu der Party kam. Pony nannten wir ihn. Er hatte uns um Erlaubnis gebeten, unsere Gang verlassen zu dürfen, und wir haben sie ihm gegeben. Er sagte, seine Mutter sei krank. Aber das war gelogen, er war ausgetreten, um zum Barrio 18 überzulaufen. Auf der Party haben wir ihm gesagt, dass bei einem Austritt dasselbe Ritual galt wie beim Eintritt in die Gang: 13 Sekunden [Prügel]«, erzählt Zarco Jahrzehnte später. Ein wenig verwirrt starrt er auf den Plastiktisch eines McDonald’s in San Salvador. Er vertraut seinem Gedächtnis nicht so ganz. Der Aufenthalt in kalifornischen Gefängnissen und die Abschiebung in ein ihm unbekanntes El Salvador haben mit seinen Erinnerungen das gemacht, was ein Hurrikan mit den Dächern macht.
Einige Mitglieder seiner Gang, der Western Locos Salvatrucha, waren auch dort, sagt er. Als Boxer, einer vom Barrio 18, sah, wie sein neuer homeboy verprügelt wurde, verlangte er einen one on one, etwas Heiliges im Kodex des Sur, einen Kampf zwischen zwei Bandenmitgliedern, vergleichbar dem Duell des europäischen Adels im 19. Jahrhundert. Etwas, dem man sich nicht entziehen kann, wenn einem seine Ehre und sein guter Name etwas bedeuten. Zarco erinnert sich daran, dass Boxer sehr kräftig war. Einer von der MS-13 stand auf, Popeye, einer der Jüngsten der Gang, ein dunkelhäutiger Junge mit langen Haaren, noch im Stil der Stoner. David gegen Goliath. Boxer schlug hart zu. Popeye auch. Unentschieden. Danach wollte ein weiterer 18er einen Zweikampf, und jemand musste die Ehre einer Bande retten, die seit Jahrzehnten in Kalifornien zu Hause war. Also stand El Soldado von der MS-13 auf, ein ehemaliges Mitglied der salvadorianischen Armee. Er gewann.
Wütend über ihre Niederlage, zogen sich die Mitglieder des Barrio 18 zurück. Sie kamen mit einer automatischen Waffe wieder, aber auf der Party war nur noch Shaggy von der MS-13. Sie schossen ihm in die Beine, und er verblutete. So ist es laut Zarco passiert. So erinnert er sich daran.
Sicher ist, dass jene Schüsse in den darauffolgenden Jahrzehnten das Leben und den Tod Tausender junger Männer in den Vereinigten Staaten und in ganz Mittelamerika bestimmen sollten.
Jener Streit sollte auch das Leben eines Jungen bestimmen, der zum damaligen Zeitpunkt gerade einmal sechs Jahre alt war und auf einer Kaffeeplantage im Westen El Salvadors lebte: El Niño de Hollywood.
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