Grundwissen Kommunikation. Группа авторов

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z. B. bei Demonstrationen werden dann ebenfalls unterhalb des möglichen Erfolgs bleiben, da ungeklärte Beziehungsprobleme ebenfalls in der Einsatzvorbesprechung nicht thematisiert werden und sich auf die Einsatzhandlungen negativ auswirken.

      Im Kontext polizeilichen Handelns soll aus der Vielzahl an Varianten eine herausgegriffen werden, um das 2. Axiom zu veranschaulichen.

      Die zuletzt genannte Störung (e) kann dann gravierende Auswirkungen für Betroffene haben, wenn die Beziehungsebene in der Kommunikation in der psychologischen Krisenintervention (Hallenberger, 2009) ausgeblendet wird. Hier ist neben einer korrekten Informationsübermittlung auf der Inhaltsebene die Beziehungsebene der entscheidende Aspekt, um beispielsweise einer (weiteren) Traumatisierung bei einer Krise (schwerer Verkehrsunfall, Schusswaffengebrauch, Naturkatastrophe, schwere Familientragödie) vorzubeugen. Eine rein sachliche Kommunikation würde zu negativen Konsequenzen führen, da die wichtigen Beziehungsbotschaften wie ich bin für Dich da oder ich nehme mir die Zeit und höre Dir zu fehlen würden.

       3. Die Interpunktion von Ereignisfolgen

      Das 3. Axiom besagt, dass die Natur einer Beziehung durch die Interpunktion der Kommunikationsabläufe seitens der Partner bedingt ist. Hinter dieser Formulierung verbirgt sich das Bestreben der Kommunikationspartner, der stattfindenden Interaktion eine Struktur zu geben. Dazu setzen sie jeweils subjektiv den Beginn der Kommunikation fest und verbinden das mit einem Ursache-Wirkungs-Denken. Obwohl das Organisieren der Kommunikation und damit des gesamten Verhaltens ein zentrales menschliches Bedürfnis im Sinne des Gewinns von Kontrolle (Rotter, 1954, 1966, zitiert nach Herkner, 1991) ist, wird mit der Interpunktion von Ereignisfolgen der eingangs erwähnten Kreisförmigkeit der Kommunikationsabläufe und den daraus resultierenden Wechselwirkungen ohne Anfang und Ende widersprochen. Es liegt auf der Hand, dass Beziehungskonflikte entstehen, wenn Ursache und Wirkung bzw. der Beginn eines Ereignisses zwischen Kommunikationspartnern unterschiedlich wahrgenommen und festgesetzt werden. Zwei polizeiliche Beispiele sollen die daraus resultierenden Kommunikationsstörungen verdeutlichen (s. Abb. 4).

      In der polizeilichen Außenperspektive (äußerer Kreislauf: Polizei und polizeiliches Gegenüber) zeigt sich, dass sich die Aggressionen bei einer Großveranstaltung wie beispielsweise einer Versammlung aufschaukeln. Das geschieht dadurch, dass jede Partei ihr Verhalten durch das Verhalten der anderen Partei begründet, also die Ursache für das eigene Verhalten in dem Auftreten des Anderen gesehen wird. Subjektiv setzt jede Partei einen anderen Anfang der Kommunikation (Interpunktion). Somit kommt es sowohl zu mehr Widerstand seitens der Versammlungsteilnehmer als auch zu verschärften Maßnahmen der Polizei.

      Im inneren Teil von Abbildung 4 soll ein vergleichbarer Prozess im polizeilichen Innenverhältnis dargestellt werden. Im Kontext der Mitarbeiter-Vorgesetzten-Beziehung und demnach der Mitarbeiterführung wird das eigene Handeln ebenfalls mit dem Handeln des jeweils Anderen begründet, dessen Kommunikation subjektiv als eigentliche Ursache gesehen wird. Die Führungskraft kritisiert den mangelnden Einsatz des Mitarbeiters, der seinerseits weniger Einsatz zeigt, weil er kritisiert wird.

      Der Ausweg aus diesem Teufelskreis und damit die Grundlage für eine erfolgreiche Beziehung und Kommunikation besteht darin, die linear-deterministische Ursache-Wirkungs-Vorstellung zu überwinden. Damit entfällt die Suche nach dem Auslöser eines Konflikts, da Kommunikation als Regelkreis begriffen wird, der keinen Anfang und kein Ende hat. Eine weitere Möglichkeit, mit Problemen der dargestellten Art umzugehen, ist eine Einigung über den Beginn bzw. über Ursache und Wirkung zwischen den Kommunikationspartnern.

       Abbildung 4

       4. Digitale und analoge Kommunikation

      In dem 4. Axiom, menschliche Kommunikation bedient sich digitaler und analoger Modalitäten (…), verweisen Watzlawick et al. (2007) darauf, dass es grundsätzlich zwei Möglichkeiten gibt, sich auszudrücken.

      Die digitale Kommunikationsform benennt ein Objekt, ohne dass es einen ursprünglichen Zusammenhang zwischen dem Namen des Gegenstands und dem Gegenstand selbst gibt. Es besteht eine Übereinkunft für die Beziehung zwischen Wort und Gegenstand, aber „die Zahl fünf [hat] nichts besonderes Fünfartiges an sich und das Wort ‚Tisch’ nichts besonders Tischähnliches“ (Bateson & Jackson, 1964, zitiert nach Watzlawick et al., 2007). Durch die genaue Bezeichnung in Wort oder Schrift ist die abstrakte digitale Kommunikation besonders geeignet, die Inhaltsebene in der Botschaft zu transportieren.

      Im Gegensatz zur digitalen Kodierung besteht bei der analogen Modalität ein direkter Zusammenhang zwischen dem, was beschrieben werden soll und dem, wie es dargestellt wird. Durch die nonverbalen (Gestik, Mimik, Körperhaltung) und paraverbalen (Stimmlage, Lautstärke, Tempo, Seufzen) analogen Elemente einer Nachricht wird vermittelt, wie etwas zu verstehen ist (s. Kap. Nonverbale Kommunikation von Lorei & Litzcke in diesem Band). Damit ist der analoge Teil einer Botschaft derjenige, der die Beziehung zwischen den Kommunikationspartnern definiert.

      Ein im polizeilichen Einsatz bei Demonstrationen anzutreffender Slogan, der von den Demonstrationsteilnehmern in Richtung der polizeilichen Einsatzkräfte skandiert wird, lautet: Wir sind friedlich, was seid ihr!? Bei kongruenter Botschaft, also bei Übereinstimmung von digitaler und analoger Kodierung, geht mit dem friedlichen digitalen Appell ein Tonfall und eine Körperhaltung einher, die zur Deeskalation beitragen und damit als gelingende Kommunikation bezeichnet werden kann. Wird bei gleicher digitaler Modalität allerdings ein aggressiver Tonfall gewählt und die erwünschte Distanz zwischen Demonstrationsteilnehmer und Polizeikräften nicht eingehalten, muss eine mangelnde Übereinstimmung von digital und analog und damit eine gestörte Kommunikation konstatiert werden.

      Wenn Übereinstimmung und Eindeutigkeit der einzelnen Kommunikationsformen verantwortlich für eine gelingende Kommunikation sind, dann liegen unter der gegenteiligen Bedingung Störungen vor. So wie bei dem Demonstrationsbeispiel digitale und analoge Modalität nicht kongruent sind und zu einer gestörten Kommunikation führen, so kann vor allem eine mehrdeutige analoge Kommunikation vom Empfänger anders als vom Sender beabsichtigt interpretiert werden. Obwohl der analoge Teil einer Botschaft anfälliger für Fehlinterpretationen ist, sind digitale Elemente ebenfalls nicht notwendigerweise eindeutig.

       5. Symmetrische und komplementäre Interaktionen

      Die Beziehungen zwischen Menschen und die jeweiligen Rollen, in denen sie sich befinden, haben einen Einfluss auf die Art und Weise, wie sie miteinander kommunizieren. So kann ein Austausch auf Augenhöhe stattfinden, wie z. B. zwischen zwei gleichgestellten Kolleginnen (Gleichheit = symmetrisch), oder die Interaktion zeichnet sich durch die Dominanz eines Gesprächspartners aus, wie beispielsweise häufig in der Vorgesetzten-Mitarbeiter-Beziehung (Unterschiedlichkeit = komplementär). Diesen Umstand beschreiben Watzlawick et al. (2007, S. 70) in ihrem fünften Lehrsatz folgendermaßen:

       Lehrsatz

       „Zwischenmenschliche Kommunikationsabläufe sind entweder symmetrisch oder komplementär, je nachdem, ob die Beziehung zwischen den Partnern auf Gleichheit oder Unterschiedlichkeit beruht.“

      In Bezug auf das 5. Axiom kann gelingende Kommunikation dann beobachtet werden, wenn das Streben nach Gleichheit bzw. die Verringerung von Ungleichheiten (Symmetrie) bzw. die sich gegenseitig ergänzenden Unterschiedlichkeiten des Partners (Komplementarität) jeweils akzeptiert werden.

      Ein Beispiel für das Streben nach Gleichheit ist das Anstreben einer gleichen Aufgabenverteilung zwischen Kollegen durch folgenden Dialog:

       Beispiel

      

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