Perspektivenwechsel. Fokus Zukunft. Christoph Zollinger
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In der lokalen Politik an meinem Wohnort und im Bezirk trat ich an mit der vergleichbaren Devise: Warum nicht jetzt, schon heute, ohne Zeitdruck Neues realisieren, was zukünftig vorteilhaft sein würde.
Später, ab 2002, schrieb ich Sachbücher, die sich mit den Zukunftstrends in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik befassen. Auf diese Utopien komme ich weiter hinten zu sprechen.
Seit 1965 male ich in der Freizeit. Dieses Hobby wurde mit der Zeit, je länger, je mehr, zum Begleiter meiner Arbeit als Ökonom, Autor und Publizist. Ein separates Kapitel beschreibt diese Entwicklung zweier Parallelwelten, in denen sich Wort und Bild in den Aussagen und in Reaktionen Dritter decken (oder nicht). Dieser spannende Diskurs bildet die tragfähige Brücke zwischen Denken und Handeln, zwischen Sehen, Hören und Lesen.
Nicht verwunderlich, bin ich davon überzeugt, dass die Verhinderer in unserem Land, die Ewiggestrigen, jene, die versuchen, das Rad der Zeit zurückzudrehen, die Spalter der Nation, die unentwegt «wahre» Geschichten erzählen und dabei das Volk gegen die Regierung («die da oben») aufwiegeln, der Schweiz langfristig schaden. Diese Spaltung in zwei helvetische Kleinwelten müsste nicht sein. Nicht der Röstigraben ist unser Problem, sondern der Ideologiegraben – die gedankliche Ausrichtung auf zwei so gegensätzliche Pole.
Ebenso dezidiert kämpfe ich gegen Gewerkschaften, Sozialisten, Staatsgläubige, die Geld vom Staat für alle versprechen und ihrerseits marxistisch angehauchte Geschichten erzählen. Wofür ich denn stehe, fragen Sie jetzt? Für eine pragmatisch denkende und handelnde Bevölkerungsschicht, die realisiert hat, dass das Links-rechts-Schema in den Abfalleimer der Geschichte gehört. Der aufgeklärte Mensch tickt anders.
«Ich gedenke, in der Zukunft zu leben», meinte einst Albert Einstein. Ich schrieb mir das hinter die Ohren. Die Zukunft beginnt morgen.
GESCHRIEBENES UND GEMALTES
Schreiben und Malen sind gleichermassen ehrliche, spannende und verräterische Tätigkeiten. Sie entlarven Gedanken und Überzeugungen des «Produzenten».
Mehr zu meiner Schreiberei findet sich im Abschnitt «Meine persönlichen Utopien». Hier nur so viel: Als Publizist habe ich während rund 35 Jahren Kolumnen veröffentlicht. Oft waren die Reaktionen heftig. Als Autor habe ich seit dem Jahr 2002 Sachbücher verfasst, die sich mit Gegenwart und Zukunft auseinandersetzen. Das Echo hätte grösser sein können. Alles zusammen ergibt dennoch – in meiner irrelevanten Reflexion – ein schweizerisches Zeitdokument der Jahrhundertwende. Jedenfalls scheint mir das Verhältnis von Lektüreaufwand und Erkenntnisertrag akzeptabel.
50 Jahre lang malte ich ab und zu, im eigenen Atelier. Vor allem grossflächige Bilder haben es mir angetan. Mein Vorbild in all diesen Jahren war Mark Rothko (1903 – 1970), der Pionier des Abstract Expressionism Movement jener Jahre in New York. Eine kleine Auswahl, 46 meiner Bilder, wird in diesem Buch gezeigt, wenn auch – durch deren Verkleinerung – die Aussagekraft im Vergleich zu den weit grösseren Originalen stark eingeschränkt bleibt. Meine Homepage www.glaskugel-gesellschaft.ch erleichtert die Übersicht.
Erstmals formen also Geschriebenes und Gemaltes quasi eine Gesamtschau in diesem Buch. Der Begriff «Transparenz» als Schlüssel zur Moderne, als prägende Forderung der aufgeklärten Gesellschaft des 21. Jahrhunderts, durchzieht meine Texte und beeinflusst meine Bilder. Transparenz (Durchsichtigkeit) ist mit der Digitalisierung und BIG DATA zum Entscheidungsfaktor mutiert; Intransparenz als Charakteristikum und Machtfaktor hat sich überlebt.
SPIEGEL DER SCHWEIZ, SPIEGEL DER WELT
Ob wir gegenwärtig in einer eigentlichen Zeitenwende leben, die einen «Epochalen Neubeginn» auslösen könnte, ist nicht beweisbar. Die Verwerfungen dieser Umbruchszeit sind jedoch allgegenwärtig, in der Schweiz, in der EU, überall auf der Welt. Schon mal sind die alten, verlässlichen, räumlichen und zeitlichen Koordinaten zusammengebrochen. Globalisierung und Gleichzeitigkeit. Die Distanzen sind pulverisiert, der Rhythmus der Zeit beschleunigt.
Vergleichbares passierte auch vor rund 2500 Jahren, so meine These. Als die alten Griechen «die Götter vom Himmel holten» und damit eine neue Zeitepoche einläuteten. Und gleichzeitig mit ihrer Meeresflotte eine erste Stufe der Globalisierung schufen.
Damals wie heute sind neue Konzepte, neue Lösungen, neue Kooperationen, neue Bündnisse entstanden, um mit der Zeit in die Zukunft zu gleiten.
Daran arbeite ich. Mein Fokus richtet sich nach vorn, auf das Zukünftige. Über Jahrzehnte versuchte ich, in Texten Bilder zu malen, auf Leinwänden Geschichten zu erzählen. Erst im Nachhinein habe ich immer deutlicher die Parallelen beider Welten realisiert. Das Durchscheinende zu malen, das Hintergründige zu beschreiben reflektiert mein grosses Interesse und eine starke Affinität für das Neue, sich am Horizont Abzeichnende.
POLITISCHES MANIFEST
Wir stehen meiner Meinung nach tatsächlich mitten in einem epochalen Wandel. Zur Bewältigung dieser Jahrhundert-Herausforderung hilft ein Perspektivenwechsel. Bisherige Standpunkte sind zu relativieren.
Treiber des Wandels
Die Globalisierung umfasst Zeit und Raum.
Mit der Gleichzeitigkeit des Internets (World Wide Web) einher geht die Überwindung der Distanzen – einerseits mental (E-Mail, WhatsApp), andererseits physisch (Flugverkehr). Die Wortschöpfung «Global Village» fasst diesen beispiellos beschleunigten Wandel bildlich zusammen. Die Weiterentwicklung der Computer-Technologie befeuert die Digitalisierung. Als Beispiele seien genannt: die Schwarmintelligenz (eine Folge des Cloud-Computing), das Internet der Dinge («intelligente» Gegenstände mit eingebauter Computerleistung) und die Automatisierung (Roboter, Drohnen). Kein Stein bleibt auf dem andern.
Auswirkungen auf die Zivilgesellschaft und deren Reaktionen
Der Schock des Wandels verunsichert die Zivilgesellschaft. Bisher Gültiges und Vertrautes löst sich auf. Eine diffuse Zukunftsangst macht sich breit. Befürchteter Verlust von Sicherheit, Autorität, Selbstbestimmung oder Kontrolle ruft nach verlässlichen Vorbildern zur Krisenbewältigung. Der «Glaube» an Retter- und Führerfiguren, die Lösungsvorschläge versprechen, nimmt zu. Diese charismatischen Rhetoriker sind «Wölfe im Schafspelz» – sie sind Ideologen, davon überzeugt, die Wirklichkeit richtig zu interpretieren, die einzige Wahrheit zu kennen und den Patriotismus wiederbeleben zu müssen.
Politische Illusionen
Diese neuen Autoritären drängen ins Rampenlicht – sie werden auch als Rechtspopulisten oder konservative Nationalisten bezeichnet. Ihre Rezepte sind so einfach wie illusionär. Sie stellen die Gewaltentrennung in Frage, wettern gegen den Rechtsstaat und verteufeln fremde Richter. Sie versprechen Sicherheit, eine gerechtere Ordnung, nationale Souveränität. Sie geisseln die politischen Eliten, «die da oben», die sie für alle Probleme haftbar machen. Nicht die Problemlösung steht zuoberst in ihrer politischen Agenda, sondern die permanente mediale Bewirtschaftung des Problems, um sich die Gunst der Massen zu sichern.
Wirtschaftliche Fehlentwicklungen des Kapitalismus
Die Globalisierung verleiht den grossen Wirtschaftskonzernen enormen Machtgewinn, da sie die neuen Errungenschaften zu ihrem Vorteil ausnutzen. Die Schattenwelt der Grossbanken drängt – obwohl sie die weltweite Finanzkrise 2008 auslöste – ans Tageslicht und diktiert die Agenden der Zentralbanken und Regierungen. Während die exorbitanten Bezüge der Top-Repräsentanten dieser Auswüchse des Kapitalismus