SELBST-geführte Psychotherapie. Uta Sonneborn

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SELBST-geführte Psychotherapie - Uta Sonneborn

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erfahrbaren Zugang zu ihrer Geschichte, den Figuren, Gefühlen, Körperteilen, Szenen oder Symptomen. Diese entspannen oft schon allein durch das empathische Gesehenwerden. Auch hier ermöglicht die gerichtete wertfreie, aufmerksame Wahrnehmung eine neuronale Veränderung.

      Introspektive Wahrnehmung, Wahrnehmung im Innen und Außen aus der subjektiven Sicht

      Der Gestalttherapeut John O. Stevens richtet Wahrnehmung zuerst nach innen auf sich selbst, auf das Erleben des gegenwärtigen Augenblicks im Hier und Jetzt. Er unterteilt drei Bereiche:

      1 die Wahrnehmung von körperlichem Empfinden im Kontakt mit der inneren Welt. Er meint damit den »aktuellen sensorischen Kontakt mit gegenwärtigen inneren Vorgängen wie Muskelspannung, Bewegung, Schmerz, die körperlichen Manifestationen von Emotionen, Unbehagen, Wohlgefühl«.

      2 die Wahrnehmung im Kontakt mit der äußeren Welt, die Sinneseindrücke, »den aktuellen, sensorischen Kontakt mit dem, was ich gerade sehe, höre, rieche, schmecke oder berühre«.Die Grundannahme der Gestalttherapie ist, dass Emotionen immer mit Körpersensationen einhergehen. Wahrnehmung a) und b) umfassen das gesamte Erleben eines Menschen der gegenwärtigen Realität und sind der »solide Unterbau« seiner Erfahrungen.

      3 die Wahrnehmung, die sich auf die Aktivität der Fantasie gründet: »jede mentale Aktivität, jenseits der Wahrnehmung gegenwärtiger Erlebnisse, wie alles Erklären, Vorstellen, Interpretieren, Vermuten, Denken, Vergleichen, Planen, jede Erinnerung an Vergangenes, jedes Vorausnehmen der Zukunft«. Keine Diskussion, keine Gedanken, sei es von mir oder von anderen Menschen, über diese Wahrnehmung können diese meine Wahrnehmung »nichtexistent« machen. Aber wir können darüber reflektieren. Die Wahrnehmungen sind, was sie sind.

      Mit dieser Art achtsamer, introspektiver Wahrnehmung, die mich stets den Kontakt mit allem Möglichen, was mir im Inneren und Äußeren begegnen kann, mich erleben und gleichermaßen im Kontakt zu meinem Körper und Geist sein lässt, werde ich natürlich auch der ständigen Veränderungen gewahr und bin mir dem Lebendigsein bewusst. In der Gestalttherapie wird das als awareness continuum bezeichnet, eine spezielle Erweiterung des Begriffs von Achtsamkeit.

      Oszillieren

      Wenn zwei Menschen in Kontakt treten, nehmen sie sich gegenseitig mehr oder weniger bewusst wahr. Es entsteht recht schnell ein erster Gesamt­eindruck, der als »Gefühl« von Sympathie, Neutralität oder Ablehnung registriert wird. Es ist aber eigentlich kein Gefühl, eher eine soziale Bewertung oder eine Interpretation. In dieser blitzschnellen Kategorisierung des Gegenübers liegen eigene Gefühle, Gedanken, Körperempfindungen, Erlebnisse, Erfahrungen, Erinnerungen, Projektionen, Vorurteile etc. verborgen, die diese Einteilung in Freund, Feind oder neutral haben zustande kommen lassen. Dass so etwas so schnell geschieht, ist vermutlich noch einem archaischen Überlebensdrang geschuldet. Es ist klar, dass wir damit unserem Gegenüber, aber auch uns selbst mit unseren psychosozialen Möglichkeiten und kommunikativen Fähigkeiten nicht gerecht werden, ja uns beiden die Möglichkeit, uns wirklich kennenzulernen, erschweren. Um unserer als subjektiv und selektiv bekannten Wahrnehmung mehr Präzision zu verschaffen und um Ich und Du schön auseinanderzuhalten und nicht unzulässigerweise zu vermischen, hat Hildegund Heinl, die »Grande Dame« der Integrativen Gestalttherapie, einen Prozess des Oszillierens beschrieben, wie jeder auf den unterschiedlichsten Ebenen gleichzeitig bei sich selbst und beim anderen sein kann – auf allen Ebenen, im Hier und Jetzt, in der Vergangenheit, und wieder zurück in der Gegenwart. Diese Übung kann in Seminaren zu einer außerordentlichen Selbsterfahrung führen und auch im Kontakt zu anderen Menschen eine Fülle von Erfahrungen und Nutzen bringen. Haben beide Partner*innen dieser Übung eine Haltung von Wertschätzung und Respekt sich selbst und dem anderen gegenüber und versuchen, sie nicht zu bewerten, kann tiefes eigenes und gegenseitiges Erleben die Folge sein. Für manche ist diese Übung am Anfang schon nach ein paar Minuten sehr dicht. Geübtere oszillieren mehrfach hin und her und erfahren so zum Beispiel in einer Stunde wirklich viel über sich und ihr Gegenüber, wenn sie darüber reflektieren und sich zusätzlich noch über das Erlebte austauschen. Eine solche Wahrnehmung seiner selbst und der anderen wird der Komplexität eines jeden Menschen gerechter, es kann dadurch erlebter Kontakt und Begegnung entstehen. Zwei Personen haben so die Möglichkeit, sich nicht ungewollt zu »verwurschteln«. Anders, wenn von Anfang an klar ist: Jeder hat seinen eigenen persönlichen, familiären, kulturellen, zeitgeschichtlichen Hintergrund und ist geprägt von seiner Geschichte. Ich bin ich und du bist du, frei nach Martin Buber: Das Ich erfährt sich am Du.

       Übung

      Bei der Übung des Oszillierens geht es darum, zentriert bei sich im Hier und Jetzt zu sein. Es geht darum, in sich hinein zu spüren und sich zu fragen: Was nehme ich bei mir gerade wahr, während ich mit einer anderen Person im Kontakt bin.

      IM HIER UND JETZT:

       Was fühle ich?

       Was denke ich?

       Was empfinde ich?

       Welche Körperempfindungen spüre ich?

       Was tut mein Körper?

       Was tue ich gerade?

       Was signalisiere ich?

       Was brauche ich?

      Dann sinne ich nach:

       Woher mag das kommen?

       Wohin gehört das?

       In welche Szene?

       In welche Zeit?

      Wenn es in eine alte Szene gehört, frage ich mich weiter:

       Was fühle ich von damals?

       Was denke ich von damals, wenn ich …

       Was empfinde ich dabei?

       Wie geht/ging es meinem Körper?

       Was signalisiere(t) ich(er) noch?

       Was hätte ich/mein Körper gebraucht?

      Ich übernehme die Verantwortung für all das, was im Moment bei mir im Inneren los und meiner Wahrnehmung zugänglich ist. Ich mache mir bewusst:

       Ich bin ich, mit alledem in mir.

       Ich habe Respekt, Wertschätzung und Annahme dafür.

       Ich habe meine Grenzen und achte sie.

       Und du bist du, mit alledem in dir.

       Ich habe Respekt, Wertschätzung und Annahme dafür bei dir.

       Und du hast deine Grenzen und ich achte sie.

      Wenn ich bei mir bin und gleichzeitig im Kontakt mit einer anderen Person, ist es unabdingbar, meine und ihre Grenzen im Innen und im Außen zu erspüren und zu respektieren Wo fange ich an, wo höre ich auf? Wo fängt der andere an und wo hört er auf? Mein Fokus richtet sich nun mehr auf mein Gegenüber. Was nehme ich beim anderen wahr?

      Was

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