SELBST-geführte Psychotherapie. Uta Sonneborn

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SELBST-geführte Psychotherapie - Uta Sonneborn

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des eigenen Leibes auf körperlicher und auf der Gefühlsebene wahrgenommen. Therapeut*innen und Ärzt*innen stellen für ihre Klient*innen und Patient*innen unbewusst immer auch eine Art Resonanzboden dar. Auf diesem werden die Schwingungen der Klient*innen zunächst unbewusst reflektiert. Dieser Resonanzboden kann natürlicherweise nicht spiegelblank geputzt für jeden Klienten sein, da die Behandelnden ja kein weißes Blatt sind. Die eigenen Schwingungen und Spuren im Leben der Therapeut*innen spannen dieses Instrument vor. Mit viel Selbsterfahrung und guter Kenntnis der eigenen Lebensgeschichte mit ihren psychischen und physischen Auswirkungen auf diesen Resonanzboden kann unterschieden werden, was den Therapeut*innen eigen ist und welche Schwingungen die Klient*innen bei ihnen ausgelöst haben. Ohne Schulung der Wahrnehmung besteht die Gefahr, dass die Resonanzen durcheinandergeraten und unklare Misstöne entstehen. Können die Therapeut*innen dieses Instrumentarium nutzen, haben sie die Möglichkeit, diese Resonanzen zu verdeutlichen, zu verstärken, zu spiegeln, in Worte zu fassen etc. Sie haben dadurch ein breiter ­aufgestelltes ­Instrumentarium für die ­Diagnostik und die Therapie. Sie können sich ihrer eigenen Schwingungen bewusst sein, die sie ihrerseits aussenden. Denn auch umgekehrt erleben die Klient*innen und Patient*innen Resonanzen im Kontakt mit den Behandlern. Das selbstverantwortliche, offene und präsente Mitschwingen seitens der Therapeuten führt zur einer verbesserten, weil abgegrenzten Wahrnehmung. Klienten fühlen sich so wirklich wahr- und ernstgenommen in ihrer eigenen Welt. Das führt zu einer tiefen Ein-Sicht in ihre eigene innere Landschaft und zu einem echten Dialog, einem Verbundensein mit der eigenen Welt, aber auch einer Verbindung zu dem Behandler. Durch diese Art des Kontaktes wird der Therapeut auch vor Konfluenz geschützt, da er seine eigenen Schwingungen kennt und in eine echte professionelle Beziehung treten kann.

      Die Selbstwahrnehmung hilft, den Resonanzboden des Behandlers, der natürlich nie frei von eigenen Inhalten sein kann, zu erkunden. Sei es, den eigenen Gefühlsstatus zu erkennen, den Körper als kompetenten, nahezu allwissenden »Partner« immer besser kennen und schätzen zu lernen, die eigenen »blinden Flecken« zu sehen und eine eingeengte Wahrnehmung zu korrigieren. Sie hilft dabei herauszufinden, in welche Rollen der Therapeut sich »gerne« bringen lässt, um somit nicht mit dem Patienten Konflikte auszutragen, die in seiner eigenen Biografie anzusiedeln sind. (Siehe Therapeuten-Teile in Kapitel 16.)

      In Beziehungskonstellationen und auf der Beziehungsebene kann der Behandler auf dem Boden der Wertschätzung seiner eigenen Emotionen und der der Klient*innen die Muster und Konflikte, die er mit den Klient*innen unbewusst eingegangen ist, besser erkennen, analysieren, danach handeln und sie ggf. auflösen. Er wird in die Lage versetzt sein, die Klient*innen als eigenständige Menschen besser zu sehen, wenn er sie nicht in Verwicklung mit sich selber erlebt. Für den Fall – und der Fall passiert immer wieder –, dass eine Verwicklung geschehen ist, kann er erst mal wahrnehmen, was geschehen ist, ein Verständnis dafür entwickeln, dafür Verantwortung übernehmen und sich dann wieder daraus lösen. In einer positiven Abgrenzung den Klient*innen gegenüber wird er ihnen und sich gerechter, wenn er seine eigenen Konflikte professionell löst, statt dass er unbewusst eigene emotionale Inhalte oder ­Konflikte im Land der Klient*innen »kolonialisiert« und sich mit ihnen in seinem eigenen Konfliktgebäude verheddert.

      Das Gewahrwerden des eigenen Körpers (besser: Leibes) eröffnet ihm eine eigene Quelle, sei es von Freude und Wohlbefinden, manchmal aber auch von eigenem Schmerz und Leid. Dies ist jedoch die Möglichkeit zur Wandlung. Es schützt den Behandler davor, abends die Geschichten der Klient*innen und das in der Gegenübertragung erlebte Gefühl und Körpergefühl seiner Klient*innen mit nach Hause zu nehmen. Kann er sein eigenes Körpergefühl identifizieren, wird er für Möglichkeiten einer wohltuenden Psychohygiene und einer gesunden Abgrenzung nicht nur offener sein, er wird das Bedürfnis danach verspüren! Und wissen, wie er sich im Sinne der Selbstfürsorge Gutes tun kann.

      Unterschiedliche Sinneskanäle

      Wahrnehmung durch die Sinne findet laut Richard Bandler und John Grinder, die Begründer des NLP, auf mehreren Sinneskanälen statt, von denen die meisten Menschen unbewusst einen bevorzugen und die anderen nachgeordnet benutzen. Die Sinneskanäle beziehen sich auf visualisieren (sehen), auditiv wahrnehmen (hören) und kinästhetisch wahrnehmen (fühlen). Die Autoren wiesen nach, dass Menschen mit unterschiedlich favorisierten Primärkanälen sich nicht gut verständigen können, zum Beispiel wenn ein Kommunikationspartner eine lebhafte Bildsprache benutzt, während sein Gegenüber in der Welt der Klänge oder der Gefühle aufgeht. Es besteht jedoch die Möglichkeit, den Hauptkanal bei sich und beim Klienten zu erkennen und bewusst die Wort- und Beispielfindung auf die bevorzugten Sinneskanäle des Patienten abzustimmen und somit Brücken zu bauen. Auch steht die Möglichkeit offen, die Sinneskanäle des Klienten zu vernetzen und sie ihm besser zugänglich zu machen, damit er den vollen Zugang zu all seinen Kanälen erfahren kann. Was fühlen Sie, während Sie sehen? Was hören Sie, während Sie sehen? Was sehen Sie, während Sie fühlen etc.

      Selbstreflexion im Gespräch

      Ein paar wichtige Fragen könnte sich die Behandlerin immer wieder stellen: Hat das, was ich da erlebe, etwas mit mir zu tun? Erlebe ich es oft, dass ich eben diese Gefühle und Handlungsimpulse an mir wahrnehme? Welchen Teil in mir spricht das an? Lösen Klient*innen oft dieselben Gefühle in mir aus (dann hat das vermutlich seinen Ursprung in meiner eigenen Geschichte) oder kann ich mich relativ frei auf die Klient*innen einschwingen und auch wieder zu mir zurückoszillieren?

      Die Selbstbeobachtung verhilft zu einer differenzierteren Wahrnehmung unserer selbst, unserer Gefühle, unseres Körpers, unserer Probleme, unserer Grenzen, unserer Stärken und unserer Schwächen. Sie hilft, unsere blinden Flecken zu erkennen, eine eingeengte Wahrnehmung zu korrigieren und ist der erste Schritt, mit uns selbst und dem anderen besser in Kontakt und Beziehung zu treten. Sie ist nicht immer einfach, aber eröffnet uns den Weg zu dem eigenen inneren menschlichen Reichtum.

      Falls bis zu diesem Punkte noch Zweifel an der Notwendigkeit zur Selbstwahrnehmung und Selbstfürsorge für Therapeut*innen und Ärzt*innen bestehen sollten, hier noch ein Gedicht von Erich Fried:

      Der Warner

      Wenn Leute dir sagen: »Kümmere dich nicht so viel um dich selbst«, dann sieh dir die Leute an, die dir das sagen. An ihnen kannst du erkennen, wie das ist, wenn einer sich nicht genug um sich selbst gekümmert hat.

      Übertragung und Gegenübertragung

      Diese Begriffe wurden erstmals in der Psychoanalyse beschrieben.

      Den Mechanismen von Übertragung und Gegenübertragung begegnen wir jedoch überall und sie sind nicht nur in therapeutischen Beziehungen von Bedeutung. Besonders häufig beschäftigen sie uns allerdings im psychotherapeutischen und ärztlichen Alltag.

      Der Begriff der Übertragung wird verwendet, wenn der Klient etwas auf den Behandler überträgt. Dabei richtet der Klient oder Patient seine Gefühle, Wünsche (auch an die Beziehung), Bedürfnisse, Erfahrungen aus früheren lebensgeschichtlich wichtigen Kontexten auf die heutigen Behandler*innen. Auch die Wünsche, die eigentlich andere Menschen hätten erfüllen sollen. Er lebt in der unbewussten Überzeugung, dass die Bedürfnisse, die ihm damals versagt wurden, nun diese Behandler erfüllen müssten, beziehungsweise er lebt die ganze schwierige Palette der Gefühle der schon in der Kindheit frustrierten Bedürfnisse nun noch einmal mit seinem Behandler durch. In der Psychotherapie sind Übertragungen ein wichtiges, zu bearbeitendes Feld. Wenn der Klient introspektiv ist und Interesse an seinen Übertragungen zeigt, liefern sie wichtige Informationen zu den früheren Szenarien, in denen der Klient gelebt hat. Das gelingt umso leichter, je weniger die Therapie mit regressiven therapeutischen Instrumenten arbeitet und umso mehr die Therapie in erwachsener Selbstverantwortung Anwendung findet.

      Für Gegenübertragung gibt es zwei Definitionen.

      1 Die

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