SELBST-geführte Psychotherapie. Uta Sonneborn
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Die Körperpsychotherapien setzen diese Körper-Seele-Geist-Zusammengehörigkeit voraus und haben damit die Erfahrung von in der Tiefe wirksamen und nachhaltigen Therapieergebnissen gemacht. Sie verfügen über vielfältige Techniken, sowohl für den Zugang zur Innenwelt durch Körpererleben, als auch dafür, das psychische Erleben durch achtsame Wahrnehmung und Körperausdruck bewusst zu machen. Ihr Instrumentarium verfügt über einen großen Gestaltungsspielraum. Dazu gehören eine geschulte, achtsame, feine (Körper-)Wahrnehmung und ein Experimentieren mit Ausdruck und Bewegung, die die dem Menschen innewohnenden Gefühle, Gedanken, Erlebnisse, Szenen, Erinnerungen ins Gewahrsein zu bringen vermögen. Körperpsychotherapien praktizieren mittels Visualisierung, Fokussierens, Verstärkung oder Abschwächung und Bewusstwerdung des jeweiligen Ausdrucks und der Haltung. Atemarbeit, Stimmarbeit, szenische, emotionale und körperliche Ausdrucksarbeit gehören genauso dazu wie Aufstellungs- und Skulpturenarbeit. Auch Techniken zur Erdung, zum Loslassen, zum Zentrieren bahnen neue Erfahrungen. Es wird mit Haltungen, Bewegungen, Einlassen und Abgrenzen experimentiert. Die Gestaltpsychotherapie verfügt mit der »Stuhltechnik« über eine Möglichkeit, Persönlichkeitsanteile oder Symptome zu externalisieren, ihnen eine Gestalt zu geben, sich in sie hineinzuversetzen, sie zu erleben und so zu vermehrtem Erkenntnisgewinn zu gelangen. Kreative Medien aus Tanz-, Musik-, Kunst-, Theater-, Schreibtherapie u.v.a.m. werden zum Externalisieren genutzt, um durch das Erleben und Erfahren einen Ausdruck für das im Inneren Gefühlte zu finden oder durch ein unbewusstes Gestalten von innerem Material ein Gegenüber im Außen zu kreieren und dadurch Ein-Sicht und mehr Erkenntnis zu bekommen (siehe Kapitel zum Externalisieren). Eine weitere Interventionsmöglichkeit bietet die körperorientierte Psychotherapie mit szenischen oder psychodramatischen Rollenspielen, die alte Konflikte wieder erfahrbar machen, sie bearbeiten und zu einer korrigierenden Erfahrung bringen können. Die achtsame, auf den Prozess des Klienten zentrierte, systematische Berührung durch die Therapeutinnen wird ebenso sorgsam wie respektvoll eingesetzt, um bestimmte Pfade in seiner Vergangenheit zu begleiten. Hierdurch können Klienten wieder mit verdrängten oder abgespaltenen Anteilen und Szenen in Kontakt kommen, dieses Mal als Erwachsener und in Begleitung der Therapeutin. Zusätzlich kann ein haltgebendes aktives Containment durch die Therapeutin einen nachnährenden Effekt im Sinne einer korrigierenden Erfahrung haben. Auch die heute weitverbreiteten Externalisierungstechniken sind seit Langem Teil der Körperpsychotherapie, ebenso wie die Arbeit mit einer Metaposition durch einen neutralen Inneren Beobachter, wie des Inneren Zeugen, des Inneren Regisseurs etc. Die Instanz des SELBST im IIFS ist mehr als ein neutraler Beobachter. Es ist körperlich und mental erlebbar und erfahrbar und äußert sich in einer im Innen und Außen übereinstimmenden SELBST-Haltung. Persönlichkeitsanteile sind ebenso auf allen Ebenen erlebbar und erfahrbar, und auch sie äußern sich in ihnen entsprechenden Haltungen.
Worauf Körperpsychotherapeut*innen besonders achten müssen
In der psychotherapeutischen Arbeit mit dem ganzen Menschen gilt es für alle Körperpsychotherapeut*innen, eine humanistische, achtsame, respektvolle, Grenzen wahrende und über die vielfältigen Zusammenhänge von Körper, Seele und Geist wissende therapeutische Haltung einzunehmen. Die Techniken der Körperpsychotherapien stellen sehr wirkungsstarke Instrumente dar, um Gefühle und Erinnerungen aus dem persönlichen Hintergrund herauszulösen. Durch deren körperliche Erfahrbarkeit heute, in Gegenwart der Therapeutin, scheint ein Verbalisieren des emotionalen Erlebens von damals, von alten, festgefrorenen, dramatischen oder traumatischen Szenen möglicher, wofür früher keine Worte da waren. Durch die Verbalisierung und das partielle Wiedererleben der Erinnerungen aus früheren Zeiten, den Beistand und Trost der erwachsenen Klientin SELBST und die Begleitung der Therapeutin SELBST ist eine Be- und Verarbeitung möglich. Die eigene Geschichte kann so ohne schädigende Überflutungen als Narrativ integriert werden. Bei traumatischen Ereignissen sind in der Körperpsychotherapie alle Regeln der Traumatherapie zu berücksichtigen und anzuwenden. Auf ausreichende Stabilisierung ist vor einer eventuellen Bearbeitung von traumatischem Material zu achten. (Siehe dazu v.a. PITT von Luise Reddemann u. a.m.) Mir liegt dieser Punkt deshalb besonders am Herzen, weil Therapien unter Einbeziehung des Körpers sehr wirkmächtig sein können und die Tore zu vergrabenen Gefühlen und Erinnerungen wesentlich schneller öffnen können, als es ausschließlich Gespräche vermögen. In den Anfängen der experimentellen Körpertherapie wurde hier nicht selten die schützende Abwehr der Klientinnen überrollt, sodass die Klientinnen von traumatischen Inhalten überflutet wurden, und es endete schließlich in Dissoziationen, Selbstverletzungen oder mit Suizidalität in der Psychiatrie. Psychotherapeutinnen sollten sich selbstverständlich bewusst sein, was sie tun. Beziehen sie den Körper mit ein, muss klar sein, dass ihnen hier noch eine zusätzliche und besondere Sorgfaltspflicht obliegt. Keinesfalls sollte die Klientin, auch nicht durch wohlmeinende Therapeutenanteile, in eine Richtung gedrängt werden. Sie selbst gibt die Richtung und das Tempo vor, da sie schneller als in ausschließlich sprechenden Therapien mit bisher verdrängtem Material oder ganzen Erlebnisszenarien in Kontakt