SELBST-geführte Psychotherapie. Uta Sonneborn

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SELBST-geführte Psychotherapie - Uta Sonneborn

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also bin ich meine Freude und dafür verantwortlich. Ich bin in Kontakt mit meinem Gefühl, also bin ich mein Gefühl und dafür verantwortlich. Ich bin in Kontakt mit meiner Krankheit, also bin ich meine Krankheit und dafür verantwortlich. Ich bin in Kontakt mit meiner Gesundheit, also bin ich meine Gesundheit und bin auch verantwortlich dafür.

      Und ich bin auch noch mehr als das Einzelne, das Herz, die Gesundheit usw., da ich ja wahrnehmen und darüber reflektieren kann. Das Wechselspiel von Sein und Haben der Gefühle, Reflexionen, ­Positionen und das Erklimmen von Metapositionen verschaffen Flexibilität und Erweiterung des Horizontes.

      Diese Art der Selbstwahrnehmung und Selbstverantwortung zu üben, kann den Umgang mit sich selbst und auch mit anderen verändern helfen. Wären wir geschulter darin, würden so manche aktuellen zwischenmenschlichen Konflikte gar nicht erst entstehen. Ein Nährboden für viele Unglückseligkeiten ist Ich und Du zu verwechseln, Eigenes in den anderen hineinzuprojizieren und den anderen für das eigene Wohlergehen verantwortlich zu machen. Das kommt privat wie beruflich vor. Wenn die Zuständigkeiten der Verantwortung wieder bei jedem an ihren Platz rücken, kann jeder für sich, seinen Körper, sein Wohlergehen mehr verantwortlich sein, als er zunächst glauben mag. Gestehen wir diese Selbstverantwortung auch unseren Klienten und Patienten zu, dann stärkt diese Verantwortung ihre inneren Kompetenzen und Ressourcen. Wir schenken ihnen etwas, was wir ihnen sonst stehlen würden, wenn wir ihnen die Verantwortung für sich selbst oder etwas zu ihnen Gehöriges (Herz, Krankheit, s.o.) wegnehmen. In der Psychotherapie machen wir es explizit, dass wir auf die Mitarbeit der Klienten angewiesen sind, ohne die wir schlicht hilflos sind. Niemand kann gegen seinen Willen und ohne seine Mitarbeit therapiert werden. Wir haben (meistens – oder sollten ihn haben) einen expliziten Behandlungsauftrag, auf dessen Grundlage wir die Behandlung durchführen. Die Therapie geschieht auf Augenhöhe. Wir übernehmen (meistens) keine falsche Verantwortung für diejenigen, die bei uns Hilfe suchen, aus einem etwaigen Helferanteil heraus, sondern schauen mit der betreffenden Person zusammen, was sie braucht, aus einer wohlwollenden, freundlichen Haltung.

      In der Medizin sind die Behandlungsaufträge leider häufiger nicht so explizit, sondern eher implizit, und die Verantwortlichkeiten nicht so gut geklärt. Der darin nicht geschulte Arzt übernimmt diesen impliziten Behandlungsauftrag und arbeitet für den Patienten, nicht mit ihm. Und an dieser Stelle überarbeitet er sich oft. Dann kommen Helfer- oder Retter-Anteile der Ärzte zum Tragen, die ihnen das Leben schwer machen und für die Patienten auf lange Sicht noch nicht einmal ­unbedingt ­hilfreich sind. Hier besteht ein großer Bedarf an der Klärung der Zuständigkeiten, wofür ist der Arzt verantwortlich und wofür der Patient. Eine Selbstverantwortung des Patienten enthebt die Therapeuten und Ärzte selbstverständlich nicht ihrer beruflichen Sorgfaltspflicht. Eine Therapie im gegenseitigen Einvernehmen und das Finden gemeinsamer Entscheidungen stärkt das Ärzt*innen-Patient*innen-Verhältnis.

      Ich und Du, Grenzen und Kontakt, Beziehung und Bindung

      Ich und Du auseinanderzuhalten ist nicht die einfachste Sache auf der Welt. Überall, wo Menschen zusammenkommen, bestehen Möglichkeiten und Gefahren, sich miteinander unabsichtlich zu verwickeln. Gefühle, Wünsche, Sehnsüchte und Bedürfnisse bei sich abzuspalten und in andere Menschen hineinzuprojizieren, sie wie auf anderen Kontinenten unterzubringen, bezeichnet der Paartherapeut Michael Lukas Moeller als »Kolonialisierung der Gefühle«. So etwas endet bekanntlich in Kollusionen, Enttäuschungen, Verstrickungen, aus denen sich nur mühsam befreit werden kann. Auch was wir selber in uns ablehnen, als fremd oder unheimlich bezeichnen, projizieren wir »gerne« in andere hinein. Arno Gruen schreibt in seinem Buch »Der Fremde in uns« beeindruckend über diesen Mechanismus. Schon Donald Winnicott machte auf das tiefe Verwobensein von Intrapsychischem und Interpersonalem aufmerksam. Die Transaktionsanalyse beschreibt die unterschiedlichen Beziehungskonstellationen in abgegrenzten und in symbiotischen Beziehungen. Es erfordert eine gute Selbstwahrnehmung und Kenntnis seines eigenen kleinen inneren Kosmos’ und seiner Grenzen. Eine nicht-narzistische Selbstliebe ist die Voraussetzung zu einer Beziehungs- und Bindungsfähigkeit. Das Wissen darum, dass es noch fast acht Milliarden andere Menschen mit jeweils ihrer eigenen Innenwelt und ihren Grenzen gibt, hilft, zwischen sich und anderen zu differenzieren, sich und seinen Mitmenschen respektvoll zu begegnen, und eigene und fremde Grenzen zu wahren. Dann können wir als Menschen zu erwachsenen Kontakten finden, in denen jeder die Verantwortung für sein eigenes Innenleben trägt und nicht den anderen für sein Wohlergehen oder seine Misere verantwortlich macht. Nicht selten suchen Menschen in aktuellen Beziehungen nach dem, was sie in der Kindheit und Jugend dringlichst gebraucht hätten, vermisst haben oder nach der einen großen wesentlichen Sehnsucht, die nicht erfüllt wurde. Damals waren andere für ihr Leben verantwortlich, heute nicht mehr. Wenn das nicht bewusst wird, sind häufig ihre »Inneren Kinder« an der dysfunktionalen Wahl von und der Auseinandersetzung mit Partner*innen, Freund*innen und sozialem Umfeld mit beteiligt. Heute die Bedürfnisse von gestern zu erfüllen, führt jedoch meist nicht zu glücklichen Beziehungen, da die Partner*innen sich gegenseitig funktionalisieren und sich nicht wirklich sehen. Dann erleben sie mit den neuen Partner*innen genau wieder das, was sie eigentlich so gar nicht mehr hätten gebrauchen können. Gegenseitig nehmen sie sich den Entwicklungsspielraum. In privaten wie in professionellen Beziehungen tendieren Menschen dazu, anderen das zu geben, was sie selbst gebraucht hätten, sich selbst wünschten – meist nicht mit dem erhofften Ausgang. Hier wäre es sinnvoller, eigene Beweggründe, Wünsche und Bedürfnisse bei sich zu kennen, verantwortungsvoll dafür zu sorgen, sie zu erfüllen oder zu erkennen, dass es sich um alte Bedürfnisse handelt, statt sie auf das Gegenüber zu übertragen und enttäuscht zu sein. Erfüllendere und gegenseitig inspirierende Kontakte und Dialoge entstehen häufig an der Grenze, an der sich Ich und Du wirklich begegnen, jeder in Verantwortung für sich und offen für eigene und fremde Impulse. So können tiefe Begegnungen und Beziehungen wachsen, in denen das jeweilige Gegenüber immer wieder neu entdeckt werden kann. In der Folge führt das zu verlässlichen erwachsenen Bindungen. Eine Schulung der Wahrnehmung im oben angeführten Sinn kann hierzu einen wesentlichen Beitrag leisten.

      1 Petzold, Hilarion (1990). Integrative Therapie, Modelle, Theorien und Methoden für eine Schulen übergreifende Psychotherapie, Band. I und II. Paderborn, Junfermann

      2 Sonneborn, Uta (2005). Emotionale und Psychosoziale Kompetenz für Medizinstudenten und Ärzte, Inauguraldissertation, Medizinische Fakultät Ruprecht-Karl-Universität Heidelberg

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      Körperpsychotherapien

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