Selbstfürsorge für Dummies. Eva Kalbheim
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Egal wofür Sie sich entscheiden, Sie frustrieren jeweils eines der beiden Bedürfnisse. Prüfen Sie, ob sich bei Ihnen die Frustration einigermaßen gleichmäßig verteilt, ob Sie also manchmal das Bedürfnis nach Selbstfürsorge befriedigen (Ruhepause, angenehme Freizeitgestaltung) und beim nächsten Mal die fremdfürsorglichen Bedürfnisse (Arbeit erledigen, anderen Menschen helfen). Wenn Ihre jeweilige Entscheidung fundiert ist und Sie sich dazu bekennen, sinken die negativen Gefühle und Ihre Frustrationstoleranz steigt.
Besonders interessant sind die Fälle, in denen sich zwei eigene Bedürfnisse entgegenstehen, die einen unterschiedlichen Zeithorizont haben, etwa:
das Bedürfnis nach einer leckeren Mahlzeit und das Bedürfnis, einen schlanken Körper zu haben,
das Bedürfnis nach etwas Materiellem und das Bedürfnis, sein Geld zusammenzuhalten.
Hier geht es um momentane Selbstfürsorge (leckeres Essen, materielle Wünsche) und langfristige Selbstfürsorge (schlank bleiben, sparen), die sich idealerweise ebenfalls die Waage halten sollten: Lassen Sie es sich immer mal wieder im Moment gut gehen, behalten Sie aber auch Ihre mittel- und langfristigen Ziele im Blick. Führen Sie sich vor Augen, dass manche Vorhaben nur umsetzbar sind, wenn Sie Selbstdisziplin üben und kurzfristige Bedürfnisbefriedigung aufschieben oder ganz darauf verzichten. Ist das längerfristige Ziel attraktiv genug, steigt Ihre Frustrationstoleranz fast von allein.
Neinsagen lernen
Um eigene Bedürfnisse konsequent zu befriedigen, werden Sie immer wieder »Nein« sagen müssen – entweder zu anderen Menschen, die ihre Bedürfnisse für wichtiger halten, oder zu Ihren eigenen Bedürfnissen, die dem aktuellen Wunsch zuwiderlaufen. Bevor Sie heute Abend ins Bett gehen, schätzen Sie bitte einmal, wie oft Sie im Verlauf des Tages »Nein« gesagt haben und wie oft Sie »Nein« sagen wollten, dann aber doch ein »Vielleicht« oder »Ja« aus Ihrem Mund herauskam. Wenn Sie noch nicht müde sind, analysieren Sie die Situationen, die Ihnen eingefallen sind (oder verschieben Sie die Analyse auf morgen früh):
Sie wollten einen anderen Menschen nicht enttäuschen oder zurückweisen.
Sie haben es nicht gewagt, für Ihr Bedürfnis einzustehen.
Das Bedürfnis eines anderen Menschen erschien Ihnen wichtiger als Ihr eigenes.
Sie befürchteten unangenehme Konsequenzen, falls Sie »Nein« sagen würden.
Sie fühlten sich überrumpelt, erpresst oder unter Druck gesetzt.
Sie wurden manipuliert.
Ihnen fielen keine guten Gründe für Ihr »Nein« ein.
Das Wörtchen »Ja« ist Ihnen einfach so rausgerutscht.
In dem Moment war es bequemer, »Ja« zu sagen.
Sie wollten nicht ausgeschlossen werden oder etwas verpassen.
Sie sind froh, wenn Sie gebraucht werden, und stellen dafür Ihre eigenen Bedürfnisse zurück.
Ihnen war gar nicht bewusst, dass Sie eigentlich »Nein« sagen wollten.
Vermutlich fallen Ihnen noch ganz andere Gründe ein, weshalb es schwierig war, für Ihr »Nein« einzustehen. Seien Sie nicht böse auf sich, sondern nutzen Sie Ihre Analyse als Lernchance. Je besser Sie sich kennen, desto einfacher ist es abzuwägen, welche inneren und äußeren Konsequenzen das Neinsagen für Sie hat. Und je besser Sie die Konsequenzen abschätzen können, desto leichter können Sie sich für ein bewusstes »Nein« entscheiden, um Ihre Selbstfürsorge zu verbessern.
Neinsagen ist für viele Menschen nicht leicht, aber man kann es lernen. Fangen Sie am besten schon morgen damit an. Sie fördern mit dem kleinen Zauberwort »Nein« Ihre Selbstfürsorge und schützen sich vor Zeit- und Energiefressern. Folgende Schritte helfen Ihnen bei diesem Lernprozess:
Achten Sie darauf, wie es sich anfühlt, wenn ein anderer Mensch »Nein« zu Ihrem Anliegen sagt. Lernen Sie das »Nein« des anderen zu akzeptieren.
Verpacken Sie Ihr »Nein« angemessen, freundlich oder humorvoll.
Machen Sie Gegenvorschläge, die Ihren Bedürfnissen eher entsprechen.
Zeigen Sie Verständnis für das Anliegen des anderen, bitten Sie aber auch um Verständnis für Ihr Bedürfnis.
Prüfen Sie die Beziehung zwischen sich und dem anderen: Ist sie Ihnen so wichtig, dass Sie wirklich bereit sind, Ihr Bedürfnis zugunsten des anderen zurückzustellen? Falls dies der Fall ist, sagen Sie aus vollem Herzen »Ja«, denn damit bejahen Sie vor allem die zwischenmenschliche Beziehung.
Begründen Sie Ihr »Nein«, ohne in eine Rechtfertigungsschleife zu geraten.
Bleiben Sie konsequent, auch wenn man Ihnen schmeichelt, Sie zu überreden versucht oder an Ihr Verantwortungsbewusstsein appelliert.
Wenn Sie sich bedrängt fühlen, sagen Sie das deutlich. Dadurch verschaffen Sie sich wieder Raum.
Gönnen Sie sich Bedenkzeit. Sie müssen nicht immer sofort »Ja« oder »Nein« sagen!
Bereiten Sie sich darauf vor, dass man Ihnen möglicherweise Egoismus vorwerfen wird, wenn Sie für Ihre Bedürfnisse einstehen. Wenn Sie jedoch genau spüren, dass Sie nicht egoistisch, sondern selbstfürsorglich sind, prallen solche Vorwürfe an Ihnen ab. Denken Sie daran: Durch Selbstfürsorge sammeln Sie Kraft, werden gelassener und ausgeglichener. Dann sind Sie viel besser in der Lage, sich für andere Menschen einzusetzen und Ihre Herausforderungen gut zu bewältigen.
Genuss und Spaß
Genuss ist ein wichtiger