Neulateinische Metrik. Группа авторов

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sekundierenden Reden gefeiert werden – eine solche Form gibt es bei SenecaSeneca nicht –, andererseits die Trauer um den ermordeten Helden Caesar, seine Apotheose und die Verfluchung der Mörder. Hier die triumphierenden Worte des Brutus nach der Ermordung CaesarsMuret, Marc AntoineJulius Caesar:

Spirate cives! Caesar interfectus est; 438
Ille, ille Caesar, patriae terror suae,
hostis senatus, innocentum carnifex, 440
legum ruina, publici juris lues:
cuius rapinas nuper, et libidines
agnovit orbis totus, et perpessus est,
in curia, quam oppresserat43, oppressus jacet.

      Bürger, atmet auf. Caesar ist ermordet worden. Jener große Caesar, der Schrecken seines Vaterlandes, der Feind des Senats, der Schlächter der Unschuldigen, das Verderben der Gesetze, die Pestkrankheit des staatlichen Rechts, dessen Raubzüge und Willkür der ganze Erdkreis erkannte und durchlitt, er liegt bezwungen in der Curia, die er unterdrückt hatte.

      Der Umbruch erfolgt mitten im 5. Akt mit der Klage der Calpurnia (478–499) und dem 5. Lied des ChoresChor, der nun zu Caesars Partei übergeht, dann zwei Monologen Caesars und Calpurnias – Letzterer ist in feierlichen trochäischen Septenaren gehalten –, die den Reden der Caesarmörder vom Anfang des 5. Aktes knapper korrespondieren. Das sechste ChorliedChor ist nicht in den an dieser Stelle üblichen AnapästenAnapaestus gehalten, sondern in fünf feierlichen asklepiadeischen StrophenAsclepiadeus, die sich deutlich an die horazischen OdenHoraz, besonders Oden 3,30, anlehnen.Muret, Marc AntoineJulius Caesar

Sunt manes aliquid; cumque diem ultimum 551
adduxit fera mors, est aliquid tamen,
quod vitat Libitinam,
exstructosque fugit rogos. […]

      Die Totengeister haben eine Existenz, und wenn der unbarmherzige Tod den letzten Tag gebracht hat, gibt es doch etwas, was der Totengöttin entkommt und den aufgeschichteten Scheiterhaufen entflieht.

      Diese Korrespondenzen und der Sieg der Vernunft über die Leidenschaften, das Maß und die Ordnung sind die Prinzipien der französischen Tragödie, die sich hier auch in der metrischen Komposition ankündigen.

      In der letzten hier zu besprechenden, in der Sekundärliteratur kaum beachteten Tragödie, der Stuarta tragoedia des Adrien RoulersRoulers, Adrien (Adrianus RouleriusRoulers, AdrienStuarta tragoedia, Poetikprofessor in Douai, gest. 1597), sind die bisherigen metrischen Probleme überwunden. Die Zahl der Abweichungen von der Verspraxis SenecaSenecas ist sehr gering und gleichzeitig sind die Wege zum modernen Drama gebahnt – man könnte sogar eine Nähe zum Drama der Vorgänger ShakespeareShakespeare, Williams vermuten. Die Stuarta tragoedia, verfasst und von Schülern aufgeführt in Douai 1593, gehört zum Umkreis des Ordensdramas, hat aber nicht vorwiegend rhetorisch-stilistische Zwecke oder eine moralisch-erzieherische Absicht, sondern gehört zu der katholischen Propaganda gegen die anglikanische KircheRoulers, Adrien44 und gegen Königin Elisabeth, die ihre Thronkonkurrentin Maria Stuart, Königin von Schottland, nach neunzehnjähriger Gefangenschaft in der Festung Fotheringhay im Jahr 1587 hatte zum Tode verurteilen und durch Enthauptung hinrichten lassen. Maria Stuart wurde zur Märtyrerin erklärt, aber Roulers hatte seine schon sechs Jahre nach der Hinrichtung verfasste Stuarta nicht nach dem mittelalterlichen Genus der fabula sacra konzipiert, sondern als historisches Drama, dessen Quellen der Dichter in seinem ausführlichen Vorwort aufzählt.45

      Die mit der Quellenlage gegebene Vielteiligkeit der Ereignisse und die große Zahl der beteiligten Personen veranlassten RoulersRoulers, Adrien, die Fünfaktstruktur des Dramas von innen aufzubrechen. Denn die Bauform der Akte ist völlig verschieden, wenn auch der iambische TrimeterIambusTrimeter für alle Monologe und Dialoge das tragende Medium der dramatischen Handlung bleibt. Die ersten drei Akte bestehen aus je zwei Szenen, die auf zunehmenden Kontrast angelegt sind.

      Der 1. Akt ist geprägt von den drei langen Monologen der Unterweltserscheinung Heinrichs VIII. und der Königin Elizabeta, im zweiten Teil von der Auseinandersetzung zwischen ihr und ihrem Vertrauten, Dudelaeus (Dudley, Graf von Leicester), der um Schonung der gefangenen Gegnerin bittet. Das den 1. Akt beschließende ChorliedChor ist polymetrischPolymetrie aufgebaut: In 16 daktylische HexameterHexameterDactylusHexameter sind vier iambische DimeterIambusDimeter, drei alkäischeAlcaicus und acht asklepiadeischeAsclepiadeus Verse eingefügt. Die Verskombination zielt auf einen ruhigen, feierlichen Ausdruck.

      Der 2. Akt beginnt mit einem überlangen Monolog der Stuarta von 141 Versen und einem ruhigen, in längerer Rede geführten Gespräch zwischen ihr und ihrem Arzt, dem der Streit zwischen ihr und Amias Paulet, dem Kommandanten der Festung von Fotheringhay, folgt. Er wird heftig und mit verbissener Ironie in ausgedehnter Stichomythie und mehreren Antilabai geführt.Roulers, AdrienStuarta tragoedia

Amias Perdis Britannos.
Stuarta Et volo fieri meos?
Amias Cur ergo clam conubia Norfolci ducis?
Stuarta Conubia certo nulla sine teste ambii. 510
Amias Quis ad illa testis?
Stuarta Quisquis auspex et mei
Moravius ipsa pestis imperii nothus.
Amias Quo more testem mortuum produxeris?
Stuarta Idoneus, dum vixit, haud umquam exstitit.
Amias Non clam sorore coeptus hymenaeus fuit? 515
Stuarta Quem nesciebat nemo concilii virum?
Visuntor actaque tabulaeque publicae,
descripta pacto nomina auctorum leges,
ubi quisque testes addidit scripto manus.

      Am.: Du verdirbst die Briten. / St.: Und ich will, dass sie meine Untertanen werden? Am.: Warum also heimlich die Ehe mit Herzog Norfolk? St.: Ich habe keine Ehe ohne sicheren Zeugen geplant. Am.: Wer ist der Zeuge dafür? / St.: Jeder, der Priester war, und Moravius selbst, der Bastard, das Verderben des Reiches. Am.: Wie könntest du einen toten Zeugen vorführen? St.: Geeignet war er niemals, solange er lebte. Am.: War die Ehe nicht heimlich vor der Schwester begonnen worden? St.: Dem Manne, den alle Mitglieder des königlichen Rates kannten. Man inspiziere die staatlichen Protokolle und Akten. Da wirst du die dem Vertrag beigefügten Namen lesen, wo jeder als Zeugnis seine Unterschrift

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