Eros und Logos. Группа авторов

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Eros und Logos - Группа авторов Popular Fiction Studies

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(V. 99–145). Das im ersten Teil des Gedichts beschriebene Bild der schlafenden Venus wurde häufig „als Gleichnis für die noch zu erweckende eheliche Liebe und Sexualität“2 interpretiert. Nachstehend soll gezeigt werden, wie gerade diese Eingangsszene in der barocken Rezeption deutlich erotisch aufgeladen und verschärft wurde.

      3. Anonym: Die Schlaffende Venus nach des Claudiani lateinischen (1697)1

      Das Hochzeitsgedicht Die Schlaffende Venus nach des Claudiani lateinischen bietet eine nachahmende Aneignung der lateinischen Vorlage, wie sie seit Martin Opitz’ epochaler Poetik, dem Buch der deutschen Poeterey (1624), im gesamten 17. Jahrhundert praktiziert wurde. Der Titel verweist metatextuell auf die antike Vorlage und markiert den Bezug hinreichend und prägnant. Die Hexameter von Claudians Epithalamium gibt der anonyme Dichter in formvollendeten Alexandrinern mit durchgehenden Mittelzäsuren wieder. Das Reimschema, ein umarmender Reim mit einem darauffolgenden Paarreim (abbacc), wirkt strukturgebend: Das Ende gedanklicher Einheiten fällt mit dem Ende eines jeden sechsten Verses zusammen, wodurch die Paarreime pointierend wirken. Damit setzt der anonyme Verfasser ein Strukturelement ein, das der lateinischen Vorlage fehlt, und stellt die formalästhetische Überlegenheit seiner übersetzerischen Aneignung unter Beweis. Bezeugt wird das Formbewusstsein auch durch die einheitlichen Kadenzen, die für alle umschließenden Verse stumpf, für die umschlossenen und paargereimten Verse klingend gestaltet sind.

      Inhaltlich gliedert sich die anonyme Übersetzung analog zur Vorlage: Im ersten Teil wird die ruhende Göttin Venus mit ihrem Gefolge beschrieben (V. 1–36); der zweite Teil gibt stark gekürzt den Dialog zwischen Venus und Hymen wieder (V. 37–66), während der dritte Abschnitt die Fahrt der Venus zum Brautpaar und die Eheschließung bietet (V. 67–90). Ein quantitativer Abgleich führt vor Augen, dass die anonyme Übersetzung den Fokus stärker auf den erotisch-voyeuristischen Charakter des Gedichts richtet.

Inhalt Claudian Unbekannt
Beschreibung der nackten Venus und ihrem Gefolge V. 1–24 V. 1–36
Dialog zwischen Venus und Hymen V. 25–99 V. 37–66
Fahrt der Venus zum Brautpaar und Eheschließung V. 99–145 V. 67–90

      Der erste, die nackte Venus darstellende Abschnitt ist partiell amplifiziert, während die letzten beiden Abschnitte stark reduziert sind. Nimmt in Claudians Epithalamium der Mittelteil mit der Hälfte der Verse noch den Großteil des Gedichts ein, sind die relativen Anteile der Abschnitte in der anonymen Übersetzung mit je ca. dreißig Versen gleichmäßig verteilt. Hymens Laudatio auf die Familien des Brautpaars, die bei Claudian in knapp vierzig Versen (V. 58–95) facettenreich Berufe und Vorzüge der Familienmitglieder schildern, gibt der Dichter pauschalierend, anonymisiert und drastisch gekürzt in sechs Versen wieder:

      Er sprach: mich wunderts sehr/ o göttin! daß solch eh

      Dir unbewust mag seyn; zwey hochberühmte häuser

      Verknüpfen würd‘ und glanz/ und flechten lorbeer-reiser

      Um ihre Scheitel rum; des ehrenstandes höh

      Erfordert gleich gedicht/ des bräutgams grosse tugend

      Verschonet auch zugleich der braut hochedlen jugend. (V. 61–66)

      Mit der anonymisierten Schilderung harmonisiert der Dichter das quantitative Verhältnis der drei Gedichtabschnitte. Darüber hinaus nutzt der anonyme Dichter die Reduktion dazu, das Epithalamium von dessen spezifischen Anlass zu lösen und es sich so anzueignen. Dagegen ist die Venusbeschreibung rhetorisch deutlich ausgedehnt. Bei Claudian ist die halbnackte Venus in nur sieben zurückhaltenden Versen dargestellt:

1 Forte Venus blando quaesitum frigore somnum Vitibus intexti gremio successerat antri Densaque sidereos per gramina fuderat artus adclinis tlorum cumulo; crispatur opaca
5 pampinus et musto sudantem ventilat uvam, ora decet neclecta sopor; fastidit amictum aestus et exuto translucent pectore frondes.

      (Zufällig hatte sich Venus, um in schmeichelnder Kühle Schlaf zu suchen, in den Schoß einer mit Weinreben bedeckten Grotte zurückgezogen und ihre strahlenden Glieder über den dichten Rasen ausgebreitet, gelehnt auf einen Haufen Blumen; das schattenspendende Weinlaub kräuselt sich und fächelt der vom jungen Wein schwitzenden Traube Kühlung zu.

      Der Schlaf schmückt das nicht zurechtgemachte Gesicht; die Hitze verschmäht das Gewand und durch das Laub schimmert ihre entblößte Brust.)2

      In der anonymen Übersetzung hingegen wird die voyeuristische Venusbeschreibung rhetorisch deutlich erweitert und fast auf die vierfache Länge amplifiziert:

1 Die Sonne hatte kaum den mittag heiß gemacht/ Als Venus gantz ermatt ihr eine höl erwehlet/ Wo weder schlaff noch ruh/ noch kühler schatten fehlet/ Und wo ein reben-blat gab dunckel-grüne nacht/
5 In die ein linder west mit sanftem rauschen spielte/ Und so der göttin hertz und müde seele kühlte. Sie warf die sternen-pracht/ die glieder in das graß/ Der blumen höchster wunsch war so gedrückt zu werden/ Die nelcke schien ein feur/ die ros’ ein stern der erden/
10 Die veilg ein blau saphir/ die lilg ein spiegelglaß/ Und Venus goldnes haupt entschlieff nur auff narcissen. Iesminen legten sich zu pfül und unterküssen/ So lag die lust der welt ohn alle kleider bloß/ Indem die volle brust die trauben nachbar nennte/
15 Und der belebte schnee von zwey rubinen brennte. Hold/ freude/ lieb und gunst ruht’ in der schönen schoos/ Der süß geschwollne mund war etwas aufgeschlossen/ Aus dem die zucker-bäch und nectar-quellen flossen. Den schlaf ergötzte noch ein angenehmer bach/
20 Der sein bemostes haupt mit reinem silber tränckte/ Und nichts als liebligkeit auf grüne wiesen lenckte/ Der etwas zitternd floß/ und küsse nach und nach Dem lieben ufer gab/ das lorber-bäume zierten/ Um die die Gratien holdreiche täntze führten/ […] (V. 1–24)

      In kunstvoller Bildlichkeit umschreibt der Dichter den von Venus erwählten locus amoenus: Das von Claudian beschriebene „schattenspendende Weinlaub“ ist mit pars pro toto „ein reden-blat“, das „dunkel-grüne nacht“ gibt (V. 4), dargestellt; metonymisch ist die durch das Blätterdach fallende Sonne abgebildet. Dagegen haben die polysyndetischen Partikel „weder schlaff noch ruh/ noch kühler schatten fehlet“ (V. 3) eine mimetische Funktion. Weil sie mit den Verssenkungen zusammenfallen, rhythmisieren sie den Alexandriner monoton und stellen dadurch das zur Ruhe kommende Gemüt der Venus dar. Die in den ersten sechs Versen hergestellte idyllische Atmosphäre steht der sich sprichwörtlich ins Blumenbeet werfenden Venus entgegen: „Die nelcke schien ein feur/ die ros’ ein stern der erden/ Die veilg ein blau saphir/ die lilg ein spiegelglaß.“ (V. 9–10). Das paradoxe Bild einer auch in der Dunkelheit der Höhle überlebenden Blumenpracht spiegelt metaphorisch die nie verwelkende Schönheit der Venus, während in den Preziosen-Metaphern der evozierte locus amoenus weiter ausgeschmückt wird. Darauffolgend wird die nackte Schönheit

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