Forschende Fachdidaktik II. Группа авторов

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Lernen. Gemeint ist damit bekanntlich

      ein Paradigmenwechsel von einer Lehrkultur hin zu einer Lernkultur. Es tritt ein Wandel im Lehrverständnis ein, wonach Lehren strikt aus der Perspektive des Lernens gedacht wird. Gegenstand der Lehre ist nicht mehr das zu lehrende Wissen, sondern die zu erlernende Kompetenz, die zwar das Wissen einschließt, jedoch den Schwerpunkt verlagert von der Vermittlung von Inhalten hin zum Erwerb von Kompetenzen. Es ist naheliegend, dass ein solcher Wandel neue Anforderungen an die Tätigkeit und die Rolle der Lehrenden heranträgt. (Paetz et al. 2011, S. 36)

      Dieser neuen Rolle von Lehrenden, in diesem Falle als Begleitende bzw. Coaches, wird im besprochenen Projekt Rechnung getragen. Lehrende nehmen ihr klassisches Korsett als Fachvortragende ab und setzen die lange postulierten Forderungen der Lernendenzentrierung, Kompetenzorientierung und Autonomie (vgl. ebd., S. 37ff.) praxisnah um. Lehre und Beratung verschmelzen, sodass das Coaching bzw. Beraten ein Teil von Lehrkonzepten wird. Diese bewusst-progressive Kombination entspricht also in hohem Maße den theoretischen didaktischen und hochschuldidaktischen Lehr- und Lernpostulaten der vergangenen Jahre.

      Es sei ergänzt, dass eine derartige Verquickung von Lehre und Beratung auch der Zielgruppenrealität an Universitäten und Hochschulen entspricht. Zu verweisen ist auf das Konzept des lebensbegleitenden Lernens: Studieren und universitäre Weiterbildung finden in verschiedenen Lebensphasen und im Rahmen individueller Umstände statt (vgl. Pellert 2013; Hofer 2015). Universitäten haben den Wert und den Nutzen von Beratung im Lernfeld Hochschule längst erkannt. Kernziel ist es, ein handlungsorientiertes Projekt zu konzipieren und zu etablieren, welches Beraten und Lehren auf kohärente Weise miteinander verknüpft.

      Das Projekt SprachLernBegleitung

      Um den genannten hochschuldidaktischen Grundsätzen der Lernendenzentrierung und Kompetenzorientierung zu entsprechen, ist es treffpunkt sprachen ein Anliegen, in einem konstruktiven und persönlichen Umfeld auf die Lern- und Entwicklungsbedürfnisse der Studierenden einzugehen. Neben anderen informellen und offenen Lernformen, wie dem Tandem-Sprachenlernen, welches am Zentrum seit mehreren Jahren erfolgreich organisiert und durchgeführt wird, wurde im Rahmen eines fachdidaktischen Projekts die sogenannte SprachLernBegleitung eingeführt und etabliert. In einer coachenden Situation begleitet dabei ein SprachLernCoach in jeweils 50-minütigen Einheiten einen/eine StudentIn in Fragen des Sprachenlernens. Auch mehrmalige Treffen sind bei Bedarf möglich. Diese Beratung ist für Studierende kostenlos und die SprachLernBegleitenden, erfahrene und einfühlsame Lehrende, erhalten pro SprachLernBegleitung ein Honorar. treffpunkt sprachen bietet den SprachLernBegleiterInnen einmal pro Semester eine Weiterbildung an, in der sie in ihrer Tätigkeit unterstützt werden. Darüber hinaus finden regelmäßige Treffen, Supervisionen, statt, in denen Literatur ausgetauscht und über methodische Instrumente diskutiert wird. Die Organisation der einzelnen Sitzungen wird gesondert von Angestellten vorgenommen, sodass sich die SprachLernBegleitenden voll und ganz auf ihre Beratungstätigkeit konzentrieren können (zur Qualitätssicherung von Sprachlernberatungen siehe Spänkuch 2010, S. 134ff.).

      Das Projekt SprachLernBegleitung startete im Studienjahr 2013/2014. Vor der Durchführung erster SprachLernBegleitungen im Sommersemester 2014 erfolgte die Erstellung eines Projektkonzepts, welches folgende Aspekte bzw. Themenbereiche abdeckt:

       Formulierung von Projektzielen,

       Festlegung auf einen systemisch orientierten Beratungszugang (siehe oben),

       Organisation sowie Ablauf einer SprachLernBegleitung,

       Konzeption von Weiterbildungsmodulen für SprachLernBegleitende,

       Möglichkeiten der Evaluierung von durchgeführten SprachLernBegleitungen.

      Als Projektziele der SprachLernBegleitung lassen sich im Wesentlichen formulieren:

       Implementierung und Etablierung von SprachLernbegleitungen für Studierende von treffpunkt sprachen,

       Unterstützung der SprachLernBegleitenden durch Weiterbildungen sowie Supervisionen und Arbeitsgemeinschaften sowie Bereitstellung von hilfreicher Literatur und Arbeitsmaterialien,

       Erstellung eines Evaluierungsformulars für Studierende, um die Sichtweisen und Stellungnahmen der Studierenden im weiteren Projektverlauf berücksichtigen zu können.

       Prozessbegleitende und zu diesem Zeitpunkt nicht abgeschlossene Projektevaluierung unter Berücksichtigung qualitativer Erhebungsverfahren, wie z.B. der Gruppendiskussion (vgl. Hofer 2015; S. 43ff. und Mayring 2002, S. 76ff.).

      Wie zuvor erwähnt, ist es den Projektleitenden ein Anliegen, die Organisation einer SprachLernBegleitung nicht den SprachLernBegleitenden selbst zu übergeben, damit sich diese voll und ganz ihrem beratenden Wirken widmen können. Denn auch der administrative Bereich des Projekts ist durchaus arbeitsintensiv.

      Zu Beginn jedes Studiensemesters wird die SprachLernBegleitung zunächst beworben. Dies erfolgt über die Verbreitung von Flyern sowie mittels PowerPoint-Präsentationen der Sprachlehrenden. Es ist von Bedeutung, dass die Sprachlehrenden den Studierenden die Zielsetzung einer SprachLernBegleitung darlegen und erläutern, unter welchen Umständen es sinnvoll und angebracht ist, diese in Anspruch zu nehmen. Es geht auch darum, die Studierenden dahingehend zu motivieren, dass sie die Scheu vor einer für sie vielleicht neuen Beratungssituation verlieren und dazu ermuntert werden, sich im Rahmen ihrer Probleme und Anliegen professionell begleiten zu lassen.

      Zusätzlich weisen die Lehrenden während des Semesters auf das Projekt hin und sprechen Studierende, welchen eine individuelle Begleitung helfen könnte, gezielt an. Dies erfolgt vor allem dann, wenn unzureichende bzw. ausbaufähige Lernleistungen mit Problemstellungen, wie z.B. mangelnder Lernmotivation, Prüfungsängsten oder fehlender Lernorganisation, einhergehen. Aufgrund der hohen Studierendenzahlen und des relativ kurzen Zeitraums, in dem Lehrende mit den Studierenden arbeiten, sind sich diese oft nicht bewusst, welche Themenbereiche und Problemstellungen für die Lernenden relevant sind. Zudem sind nicht alle Studierenden bereit, sich in einer großen, „fremden“ Lerngruppe für persönlich relevante Themen zu öffnen. Ein Gespräch unter vier Augen bietet in solchen Fällen einen passenden Rahmen, in dem persönliche Anliegen offener besprochen werden können. Es ist zu beobachten, dass diese individualisierte Art des beratenden Lernens für viele Studierende noch ein neuartiges Lernsetting darstellt. Sie sind es nicht gewohnt, dass persönliche Lern- und Lebensumstände während des Studiums in dieser Form Berücksichtigung finden.

      Entschließen sich Studierende eine SprachLernBegleitung in Anspruch zu nehmen, melden sie sich dafür via E-Mail an, woraufhin ein Termin mit einem/einer SprachLernBegleiterIn vereinbart wird. Die SprachLernBegleitung findet in einer konstruktiv-vertraulichen Besprechungsumgebung statt. Danach evaluieren die Studierenden die SprachLernBegleitung mittels eines elektronisch übermittelten Reflexionsformulars.

      Das Evaluierungsformular (s. Anhang) wurde gemeinsam mit den SprachLernBegleitenden entwickelt. Zum einen sollen damit Informationen gesammelt werden, wie etwa Angaben zum Studium oder zum Thema der SprachLernBegleitung, die der Weiterentwicklung des Projekts dienlich sind und auch zu Forschungszwecken genutzt werden können. Zum anderen dienen die Rückmeldungen der Studierenden den SprachLernBegleitenden dazu, das eigene beratende Handeln zu reflektieren und anzupassen. Punkt 1 der Evaluierung betrifft Angaben zur Person (Geschlecht, Studienfach, Alter und Herkunftsland). In einem weiteren Schritt (Punkt 2) werden Informationen zur Organisation der SprachLernBegleitung gesammelt. In Punkt 3 bekommen die Studierenden die Möglichkeit, die Arbeit der SprachLernBegleitenden zu evaluieren. Dabei wird auf den Aufbau bzw. den Ablauf der Sitzung, die Beratungsatmosphäre, das Auftreten und die Empathie Wert gelegt. Die Evaluierungspunkte 4‒6 betreffen den persönlichen Reflexions- und Entwicklungsprozess der Studierenden.

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