Hypnose. Hansruedi Wipf
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Damit war irgendwann klar, dass es ein Buch wird, das einem breiten Publikum die Hypnose näher bringen soll. Ich möchte mit diesem Buch die Hypnose und deren breitgefächerte therapeutische Anwendungen vertieft erklären, aufklären, de-mystifizieren und sie als die wertvolle Behandlungsform etablieren, die sie auch ist, und somit der Hypnose zum allgemeinen Durchbruch verhelfen. Leider befinden sich zu viele Menschen in Langzeittherapien, die das Leiden unnötig hinauszögern und – wenn überhaupt – oft nur die Symptome erträglicher machen. Dabei könnte ihnen ganz einfach und viel schneller mit der modernen, ursachenorientierten Hypnosetherapie geholfen werden.
Es muss endlich ausgesprochen werden, was schon längst auf den Tisch gehört. Einiges, was ich hier schreibe, mag nicht immer politisch korrekt sein, und mir nicht nur Freunde einbringen. Doch sollten sich einige Leser provoziert oder angesprochen fühlen – na dann habe ich ja etwas richtig gemacht! Mein Buch soll zum Nachdenken anregen. Ich möchte die Menschen aber auch wachrütteln, damit sie aus dieser Lethargie erwachen, hervorgerufen durch die Political Correctness, in der man einfach im Strom des Lebens dahinschwimmt und möglichst nirgendwo anecken möchte.
Im Mittelpunkt einer Hypnosetherapie darf nur eines liegen: Das Wohl des Klienten (Patienten) und nichts anderes. Wenn ich ein Problem in einer einzigen Sitzung lösen kann, dann mache ich das auch. Punkt. Ich verkaufe den Menschen keine Abonnements, keine Langzeittherapien. »Oh, das ist kompliziert, Sie haben die Phobie schon seit so vielen Jahren? Da terminieren wir jetzt mal zehn Sitzungen und schauen dann weiter, wie Sie sich fühlen.« Wie wäre es mit frustriert?
Was denkt sich ein Klient (Patient), wenn er das hört? Er selbst wahrscheinlich nicht viel, man akzeptiert das Urteil als das, als was es präsentiert wurde – als kompliziert. Er kann sich gar nicht vorstellen, dass ein Problem, das er schon seit Jahren mit sich herumträgt, in nur einer einzigen Sitzung lösbar wäre. Daher stellt sich jetzt auch sein Unterbewusstsein auf zehn Sitzungen ein, denn der Therapeut (egal ob Hypnotiseur oder Psychotherapeut) hat, ohne es zu wissen, bereits die erste Wachhypnose-Suggestion platziert: »Zehn Sitzungen – vorher kann ich gar nicht erwarten, dass es mir besser geht.«
Mit diesem und ähnlichen Paradigmen möchte ich aufräumen. Ohne wachzurütteln geht das aber kaum und deshalb auch meine Entscheidung, weitgehend auf Political Correctness zu verzichten. Die Dinge sollen so klar und deutlich angesprochen werden wie nur möglich. Aber auch so differenziert und spezifisch wie möglich, ohne jedoch zu pauschalisieren. Es gibt sehr wohl viele auf dem Therapiemarkt, die eine gute, ja eine hervorragende Arbeit leisten, egal ob nun mit oder ohne Hypnose.
Da es ein Buch für das breite Publikum werden soll, möchte ich die Hypnose, Hypnosetherapie und deren Funktionsweise sehr genau erklären. Es ist daher nicht möglich, sehr viel spezielles Fachwissen zum Erlernen der Hypnose in dieses Buch einfließen zu lassen. Ich möchte jedoch, dass jeder Leser anschließend die Hypnose und Hypnosetherapie dritten gegenüber erklären kann, sie als eine mögliche Option für sich in Erwägung zieht, sie aber auch anderen uneingeschränkt weiterempfehlen kann. Das bedeutet, dass ich auf komplizierte Texte, Statistiken und Argumentationen verzichten werde, denn was bringt das der Hypnose, wenn sie wieder einmal so kompliziert beschrieben wird, dass es nur wieder Fragezeichen hinterlässt? Die Wissenschaft fängt langsam an, viele der Dinge, die wir schon seit Jahrzehnten wissen, auch zu bestätigen. Das ist gut – nur könnte meiner Meinung nach das Offensichtliche auch rascher anerkannt und akzeptiert werden. Es gibt etliche mehr oder weniger wirksame Methoden, die von den Krankenkassen anerkannt sind, aber die Hypnose ist es noch nicht überall. Schon irgendwie befremdlich, aber für mich nicht weiter verwunderlich.
Unser Hirn, so hoch komplex es auch erscheinen mag, ist sehr viel einfacher gestrickt, als wir meinen, und diese Tatsache können wir nutzen, um gewünschte Veränderungen schneller und nachhaltiger zu erzielen. Ich werde hier Methoden und Techniken vorstellen und beschreiben, die für viele angestammte Hypnotiseure, die aus der Schulmedizin kommen oder ein Psychologiestudium haben, völliges Neuland, ja fast schon revolutionär sind, obwohl sie die eine oder andere Form der Hypnose vielleicht sogar gelernt haben. Hypnose mag wohl immer Hypnose sein – aber was man damit in diesem Zustand macht, das Wie, ist entscheidend. Diese von mir beschriebenen und unterrichteten Methoden und Techniken, aber auch die Philosophien, die damit einhergehen, sind seit 1940/50/60 bekannt, wurden jedoch nie wirklich publik gemacht oder akzeptiert – speziell in den nach Milton Erickson geprägten Ausbildungen.
Das Wissen um den Zustand der Hypnose ist zwar alt, aber erst seit ungefähr 1940 wissen wir, wie dieser therapeutisch auch ganz gezielt eingesetzt werden kann. Klinisch, chirurgisch sozusagen und nicht mehr einfach nur flächendeckend oder allzu oft dem Zufall überlassen. Gezielt bedeutet für mich einem klaren, reproduzierbaren Prozess folgend, einfach wiederhol- und dokumentierbar, einfach erlernbar und vor allem ziel- und resultatorientiert. Den Eid des Hippokrates auch wirtschaftlich umsetzen – aus der Sicht des Klienten. Ohne große Ratestunden, ohne schöne Geschichten mit Moral und ohne verklausulierte Metaphern vorzulesen (sogenannte Wirktexte) oder ähnlichen, oft nutzlosen Interventionen, die sich wohl kurz gut anfühlen mögen, jedoch meist ohne Langzeitwirkung sind, da sie zu- und nicht aufdeckend sind.
Die Katastrophe, wenn ich das so nennen darf, ist, dass wir seit 1940/1950/1960 sehr dezidiertes Wissen vorliegen haben, wie die ursachenorientierte Hypnosetherapie funktioniert und eingesetzt werden kann, dieses Wissen aber teils ignoriert, teils unterdrückt und verdrängt, ja sogar aktiv bekämpft wurde. Es gibt Tonbandaufnahmen, auf denen sich ein gewisser Dr. Milton Erickson auf eine sehr arrogante Art und Weise versucht, über einen Mann Namens Dave Elman lustig zu machen. Einen Mann, den er fürchtete, da er sich seine Erfolge nicht erklären konnte. Einen Mann, der ihm meilenweit voraus war mit der Philosophie und Methodik, wie Probleme anzugehen sind. Seines Zeichens jedoch kein Mann mit Doktortitel – dafür aber wahrscheinlich der hervorragendste Hypnotiseur des 20. Jahrhunderts und ein exzellenter Hypnosetherapeut, ein kreativer Innovator, ein Wegbereiter der modernen, ursachenorientierten Hypnosetherapie, der es wie kein anderer verstand, eine Therapie auf den Punkt zu bringen.
Dave Elman, dem ich ein ganzes Kapitel widmen werde und auch sonst immer wieder einmal erwähne, gab sein Wissen an über 10 000 Mediziner, Psychiater und Zahnärzte weiter. Wo ist dieses Wissen heute geblieben? Die Verklärung von Milton Erickson, dem vermeintlichen »Gott der Hypnose«, hat den Menschen, die Hilfe suchen, einen Bärendienst erwiesen. Mit seiner Einstellung, dass nur Mediziner auch Mediziner unterrichten sollten, geriet wertvollstes Wissen in Vergessenheit. Das wäre zur Katastrophe geworden – wenn da nicht ein Teenager namens Jerry Kein gewesen wäre, der Dave Elman begleiten durfte und für ihn wertvollste Tonbandaufnahmen erstellte. Dieser Jerry Kein hielt das Vermächtnis von Dave Elman auch nach seinem Tod 1967 aufrecht und war der Einzige, der ihm ehrlich den Kredit für seine Arbeit gab. Auch zu Jerry Kein und seinen Weiterentwicklungen und wertvollen Beiträgen zur Hypnosetherapie wie Ultra-Height, Universal-Therapie und der einzigartigen Palliativhypnose gibt es ein ganzes Kapitel (siehe Seite 180).
Mein Ziel mit diesem Buch ist es deshalb, dass sich viele Menschen ernsthaft Gedanken darüber machen, der Hypnose eine ehrliche, konkrete Chance zu geben. Die Hypnose überhaupt einmal in Erwägung zu ziehen – die Schublade zu öffnen!
»Wir arbeiten mit der Urkraft des Unterbewusstseins und niemand weiß wirklich, was alles möglich ist – wir können es nur erahnen. Diese Grenzen auszutesten und infrage zu stellen, sehe ich als eine meiner Aufgaben.«
Es gibt die ewigen Warner vor der Hypnose, die fortwährend rufen, dass da sogenannte Retraumatisierungen – ein beliebtes Schlagwort, um Menschen Angst einzujagen und sie zu verunsichern – möglich