Das Wunder der Heilung. Patric Pedrazzoli

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Das Wunder der Heilung - Patric Pedrazzoli

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sein würde, das fühlte ich ganz stark. Hier ist anzufügen, dass sich in mir in diesem Monat in Indien sehr viel getan hatte. Ich war am Erwachen aus dem langen Schlaf der Unbewusstheit und der Illusionen. Meine Intuition erwachte, meine Hellsichtigkeit, mein Hellfühlen und auch mein Hellhören wurden langsam geweckt. Es war alles also vollkommen natürlich.

      Es war Ostersonntag und am Ostermontag gab es wieder einen astrologisch vorbestimmten spirituellen Badetag mit rituellen Waschungen bei der Kumbh Mela. Dorthin wollte ich unbedingt, meine Meditationsreihe über meine Familie war fast abgeschlossen, es fehlte nur noch mein geliebter Bruder Marco, daher war ich bereit für die rituellen Waschungen und war bereit zur Reinigung von allen weltlichen Sünden. Ich ging in die Küche des Ashrams, dort saß der Yogi, er sah mich an und sagte, dass er mir nun meinen spirituellen Namen geben würde. Er machte eine Puja (ein indisches Ritual) mit mir und taufte mich auf den Namen Dev Bhavananda. Nun hatte ich zwei Namen und beide gefallen mir.

      Am Sonntagabend konnte ich nicht einschlafen, ich war so voller Energie, dass ich mich entschloss loszulaufen, die ganze Nacht Richtung Harridwar zu laufen, um dort am Ostermontag in der Früh mein lang erwartetes spirituelles Bad im Ganges zu nehmen. Ich packte meine sieben Sachen und lief los. Per Zufall lief ich am Swiss Cottage vorbei, es war ungefähr 23 Uhr, da kamen Pati, Hanuman und der Italiener Paolo gerade heraus. Wir sahen uns kurz in die Augen, verstanden uns wortlos und liefen gemeinsam in Richtung Harridwar. Wir liefen stundenlang, ohne zu reden, jeder war versunken in seine Gedanken und seinem Wesen. Ich meditierte über meinen Bruder, mit dem ich die letzten fast 20 Jahre verbracht hatte, in denen wir viel zusammen erlebten. Ich schaute dem vor mir laufenden Pati auf die Fersen und war in einem tranceähnlichen Zustand der Meditation.

      Gegen fünf Uhr morgens erreichten wir die Gates, die am Ganges aufgebaut waren. Es war wie in einem religiösen Film, Millionen von Menschen waren am Pilgern und Baden, überall standen Scheinwerfer, es fehlten nur die Kameras. Ich setzte mich irgendwo nieder und beendete meine Versöhnungsmeditation mit meinem Bruder. Ein Polizist wurde auf mich aufmerksam, trat zu mir und pfiff sehr laut auf seiner Trillerpfeife. Ich war so tief versunken, dass ich ihn zwar hörte, mich aber nicht bewegen konnte. Er kam mit der Pfeife fast direkt an mein Ohr und pfiff abermals; da er jedoch keine Regung bei mir sah, ließ er davon ab und ging weg.

      Nachdem ich langsam zu mir kam, stand ich auf und ging über die Treppen in den Ganges. Ich tauchte dreimal in den Fluss und kam wieder heraus. Dann trocknete ich mich ab und wartete auf die anderen drei, die auch gebadet hatten. Nun, ich weiß nicht genau, was im Wasser passiert war, jedoch war es anschließend bei mir im Kopf sehr still und das dauerte fast fünf Monate an. Ich sah meine Umwelt plötzlich ganz anders, oder sagen wir besser ganz neu an. Alles leuchtete, jeder Baum, jede Pflanze, sogar die Steine am Boden hatten alle eine leuchtende Aura. Da es still war in meinem Kopf, war jeder Moment neu, ich war auf einmal im Jetzt angekommen, ohne Vergangenheit und ohne Zukunft. Ich hatte mit meinem bisherigen Leben abgeschlossen, meinem Leben im Materialismus.

      Wir liefen dann zu den Bussen und auf der Treppe gab es ein leichtes Gedränge. Plötzlich kamen ungefähr acht Polizisten und begannen, mit ihren Schlagstöcken wahllos auf die Leute – egal ob Kinder oder Erwachsene oder ältere Menschen – einzuschlagen. Ich stand gerade auf der obersten Treppenstufe, als die Polizisten loslegten. Ganz aus dem Nichts heraus nahm ich meine Finger in den Mund und begann so laut es ging zu pfeifen. Neben dem Ton kam auch so viel Energie aus mir heraus, dass alle Polizisten sofort aufhörten, auf die Leute einzuschlagen. Sie schauten mich verdutzt an, verweilten noch kurz und gingen dann weg. Ich war sehr erstaunt über mein Handeln und auch über das Geschehene, es kam mir vor, als hätte ich nicht selbst gehandelt, sondern als wäre aus mir heraus gehandelt worden.

      Wir liefen weiter zu den Bussen und fuhren nach Rishikesch zurück. In meinem Zimmer angekommen, setzte ich mich aufs Bett und schaute zufällig auf meine Handflächen. Erschrocken sah ich genauer hin, hatte ich doch noch ein paar Tage zuvor meine Handlinien vom Yogi lesen lassen und meine Linien genau gesehen. Nun waren sie alle gelöscht. Meine Handlinien waren weg, es waren nur noch die drei Hauptlinien da. In den nächsten Monaten kamen dann neue Linien hinzu. Erschöpft und erstaunt legte ich mich hin und schlief ein. Ich schlief fast zwei Tage durch, so müde war ich. Na, das spirituelle Leben kann auch müde machen.

      Ein Nachtrag, später erfuhr ich, dass an diesem Badetag am Ostermontag rund acht Millionen Menschen im Ganges waren. Es war ein ganz besonderer Tag: Alle Planeten standen in einer Linie und an diesem Tag fließt laut den Veden (Urschriften der indischen Weisen) der Nektar der Unsterblichkeit durch den Ganges. Na, wenn sich das nicht großartig und spirituell anhört, dann weiß ich auch nicht.

      Einige Tage nach unserem Bad im Ganges zog es mich hinauf in den Himalaya, an die Quelle des Ganges nach Kedernath, einem heiligen Platz Shivas, von da kann man den circa zehn Kilometer langen Bergweg hinauf zur Quelle laufen, zum Gletschertor Gaumukh, wo der Ganges aus dem Eis eines Gletschers entspringt. Meine drei Weggefährten – Paolo, Hanuman und auch Pati – kamen mit und wir fuhren zuerst mit einem Postjeep einige Stunden in den Himalaya. Schon die Fahrt diese engen Straßen hinauf war ein großes Abenteuer. Aufgrund der Kumbh Mela waren enorm viele Pilger in Bussen, Vans und Privatautos, mit dem Fahrrad und auch zu Fuß unterwegs. Unser Schlafplatz am Abend war eine kleine Pilgerpension mit einer warmen Quelle. Wir badeten noch ein wenig und gingen danach schlafen.

      Mitten in der Nacht erwachte ich und hörte eine Stimme meinen Namen rufen. Ich hatte keine Angst, obwohl ich sie nicht kannte, war es eine mir sehr vertraute Stimme. Ich verließ mein Zimmer und ging zu der warmen Quelle, dort stand ein leuchtender Mann. Aus allen Poren seines Körpers floss Licht. Er sprach eine Weile mit mir und gab mir einige Unterweisungen und Aufgaben mit auf den Weg. Danach verschwand er vor meinen Augen, er löste sich einfach auf. Mein ganzer Körper zitterte vor Aufregung, Energie und von dem gerade Erlebten. Es sprengte mein bisheriges Bewusstsein, was möglich ist und was nicht. Alle meine Vorstellungen von dem, was real und nicht real war, relativierten sich in einem Augenblick. Liebe Leser, das alles gibt es wirklich, wir sind alle viel mehr als wir denken und viel mehr, als wir zu sein scheinen. Wir sind grenzenlose Energie und es ist nichts unmöglich. Es gibt in Indien ein Sprichwort »India: everything is possible«, Indien – alles ist möglich. Nun, heute weiß ich, dass das für überall auf der Welt gilt: Alles ist jederzeit möglich.

      Am nächsten Morgen warteten wir auf eine Mitfahrgelegenheit weiter hoch Richtung Kedernath. Eine Familie in einem Kleinbus nahm uns dann schlussendlich mit. Wir fuhren wiederum einige Stunden hoch in den Himalaya. Als wir über eine schmale Brücke fahren wollten, kam uns ein Lastwagen in hohem Tempo entgegen, der ohne Rücksicht auf die kleineren Fahrzeuge fuhr. Unser Fahrer musste ausweichen, und, oh Schreck, das Auto wurde von einer Leitplanke der Brücke an der Seite regelrecht aufgeschlitzt. Wir hatten großes Glück, dass auf der Seite, wo die Leitplanke bis ins Innere des Kleinbusses drang, niemand saß. Nach dem Schock mussten wir kurz anhalten, die Chauffeure schrien sich an und jeder sagte jedem seine Meinung, wer da nun Schuld sei. In Indien ist das immer so eine Sache, da es keine Verkehrsregeln gibt, obwohl, besser gesagt, es gibt sie schon, doch keiner befolgt sie, gilt hier die Hupe und das stärkere und größere Fahrzeug hat Vorfahrt. Nun gut, ich weiß nicht mehr, wie es ausgegangen ist, jedoch fuhren wir dann mit einer offenen Autoseite mehrere Stunden weiter bis nach Kedernath.

      Dort war es wieder einmal so, dass es fast keine Unterkünfte gab. Trotzdem fanden wir ziemlich rasch etwas in einem Hare Krishna Ashram. Alles war sehr einfach eingerichtet, und wer schon mal in Indien war, kennt sicherlich das Gefühl, wie es ist, wenn die Matratze und das Kissen leben. Am Abend saßen wir wieder beieinander und philosophierten wie so oft über Gott und die Welt. Ich schaute ganz verträumt Pati an, als ich plötzlich ein ganz altes Gesicht in ihm sah, es änderte sich dann rasch zu einem ganz jungen Gesicht, wurde wieder älter zu einem römischen Gesicht mit Helm und Lanze, danach zu einem chinesischen Greis, und das wiederholte sich mehrmals mit verschiedenen Personen in männlichen und weiblichen Formen. Ich sah auf einmal und in kürzester Zeit mehrere Reinkarnationen

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