Die Bewusstseinsrevolution. Sebastian Siegel
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Handle, aber versuche nicht, etwas zu erzwingen. Lass los, wenn du festhalten willst. Verliere dich im Spiel. Dieses eine Leben, das du jetzt lebst, wird keine endgültige Erleuchtung bringen. Für jeden neuen Schüler wird ein neuer Lehrer benötigt, dessen Aufgabe das fortwährende Erwecken und Wiedererwecken ist und der selbst immer wieder und wieder neu erwachen muss.
Wie flexibel bist du, wenn es darum geht, die Dinge nahtlos immer neu zu sehen? Kannst du im Vollmond den Mann im Mond ausmachen? Sobald du den Mann siehst, schalte um und erblicke den Hasen. Und dann wieder zurück zum Mann.
Diese Fähigkeit, ein Muster zu erkennen, und dann zwischen diesem und einem anderen, im selben Hintergrund verborgenen Muster hin- und herzuwechseln, ist identisch mit der Erzeugung des Musters selbst. Dadurch, dass du es erkennst, fängt es von deiner eigenen Perspektive her an zu existieren. Durch den Akt der Wahrnehmung wird auch der weitere Kontext sichtbar, der sich aus dem Muster heraus erweitert.
Ein Beispiel für dieses Phänomen sind die Sternbilder am Himmel. Die Menschen sehen Bilder und Muster am Himmel. Sie geben ihnen Namen, bringen Mythen und Geschichten mit ihnen in Verbindung, erschaffen also eine reiche Welt von Bedeutungen um diese Bilder herum. Tatsächlich aber sind die Muster nur einzelne Sterne, die ohne bestimmte Beziehung zueinander ihr Licht ausstrahlen. Das heißt aber nicht, dass die Sternbilder nicht wirklich sind. Ganz im Gegenteil: Wir haben sie aus unserem eigenen Innern heraus geschaffen. Wir sind aus dem Nichts gekommen und wir haben die Mythen aus dem Nichts geschaffen – und dieses Nichts ist Alles, ist das Leben. Wenn du genauer hinschaust, kannst du vielleicht auf der Mondoberfläche, am sternenübersäten Nachthimmel, in den Wolken oder im Blattwerk eines Baumes ein neues Bild erkennen. Vielleicht wirst du dabei zum Vermittler eines uralten Mythos oder zum Schöpfer eines brandneuen. Wie dem auch sei, in jedem Fall bist du der Impulsgeber, du bist der Entscheidungsträger, du bist ein Aspekt, eine Ausdrucksform Gottes, den sonst niemand anderer für sich in Anspruch nehmen kann.
Auf diese Weise, also durch dieses Sehen und Erkennen, wird ein bestimmtes Schicksal hervorgebracht. Wir erhalten das, was wir sehen, und wir finden, was wir suchen. Dadurch, dass wir Muster erkennen und sie benennen, erneuern wir ein existierendes Intelligenzmuster. Die Art und Weise, wie wir leben, führt dazu, dass vorhandene Bedeutungsmuster aktiviert und konkretisiert werden. Zuerst bist du wie die Apertur eines optischen Gerätes, etwa die Blende einer Kamera. Du öffnest dich und wirst zum Interpreten dessen, was du siehst. Dann wirst du zu einem Wahrsager, einem Propheten, zum Erzähler dessen, was geschehen könnte, und schließlich zu jemandem, der Wirklichkeit manifestiert.
In seinem Buch Also sprach Zarathustra erörtert Nietzsche die Begriffe »Prophezeiung« und »ewige Wiederkehr«. Er spricht von den unendlich vielen Möglichkeiten, die aus derselben Quelle entspringen. Dies sind die unzähligen Avatare, die mit ein und demselben Pinsel gemalt worden sind, die unbegrenzte Anzahl von Inkarnationen, die eine ewigdauernde Welt bevölkern. Nietzsches Begriff des »Übermenschen« inspirierte mich zum Schreiben eines Texts für die Huffington Post, in der ich die Frage untersuche, welchen Spielraum für die Fähigkeit, Wirklichkeit zu manifestieren, die Menschen besitzen.
Bevor es Menschen gab, waren Protonen, Neutronen und Elektronen in Wechselwirkung und wurden zu Atomen. Atome verbanden sich miteinander und wurden zu Molekülen, die wiederum zu Bestandteilen lebendiger Zellen wurden. Das zeigt, wie schon in solchen frühen, vormenschlichen Zuständen das Prinzip des Begreifens sowohl Schwingung, Orchestrierung als auch Transzen-dierung zur Folge hatte. Daher die Frage an dich, als den Menschen, der du hier und jetzt bist: Wie wirst du schwingen, orchestrieren und transzendieren? Das Stellen dieser Frage und ihre Beantwortung ist der Prozess des Schicksals.
Um diesen Gedanken etwas weniger esoterisch auszudrücken, hier ein weiterer Versuch, deine Rolle in diesem Prozess zu beschreiben: Was kannst du tun, um dich bedingungslos deiner persönlichen Evolution zu verschreiben? Was fängst du mit deinem Leben an?
Ich habe mich niemals so unerfüllt gefühlt wie zu der Zeit, als ich keinerlei Zielrichtung hatte. Zwar ist es immer möglich, einzelne Momente des Glücks zu erleben, aber Erfüllung kommt nur, wenn du dich selbst herausforderst und über dein eigenes Potenzial hinauswächst. Nimm die Herausforderung an und teste deine Stärke. Entwickle neue Fertigkeiten – solche, die du immer intuitiv in dir spürtest, die aber in der Realität erst dann existieren, wenn sie hervorgebracht und ausgebildet werden.
Wir kennen alle den einfachen menschlichen Optimismus, den Glauben, dass morgen genau das passieren wird, wonach man sich schon immer gesehnt hat. Es wird aber nicht geschehen. Menschen, die wie Schafe werden, die nichts anderes mehr zu tun wissen, als einkaufen zu gehen, sich mit einfachen Vergnügungen abzulenken oder zu betäuben, solche Herdenmenschen werden schließlich zu lebendigen Schlachttieren, die nur noch Zerstreuung und Genuss in ihren Süchten kennen. Sie leben ihr Leben in einem Ödland.
Das wirkliche Glück, das du erstrebst, liegt jenseits des einfachen und wunderbaren Gefühls des Daseins. Dieses Glück basiert auf der Suche nach neuen Möglichkeiten. Es hängt davon ab, wie sehr du dich selbst herausfordern kannst. Es hängt davon ab, ob du die sich bietenden Gelegenheiten wahrnimmst, um deine selbst gesetzten Grenzen zu überschreiten und deine einzigartigen Anlagen zu entwickeln.
Wenn du vor etwas Angst hast, wenn etwas dich nervös macht, obwohl du innerlich weißt, dass du es schaffen kannst, dann gibt es nur eine richtige Wahl: Konzentriere dich, sei bereit, Opfer zu bringen, und erwecke den tief in dir ruhenden Willen, zu wachsen und zu reifen. Wer das Leben im Ödland wählen will, der wird von dieser Notwendigkeit fliehen, direkt in die erwähnte Schafherde. Dumme Witze und ein voller Terminkalender bieten Zerstreuung, aber nie Erfüllung. Du wirst zum Sklaven deiner kurzfristigen Wünsche, die verhindern, dass die Beschleunigung dich über das Gravitationszentrum der Normalität hinausträgt. Verstecke dich nicht vor der notwendigen Disziplin, die es dir erst ermöglicht, deinen eigenen Namen wirklich zu besitzen.
Wofür werde ich heute dankbar sein? Und was werde ich aus dem Gefühl dieser Dankbarkeit heraus vollbringen? Welchen Beitrag werde ich leisten? Und wie wird sich dieser heutige Beitrag mit dem morgigen verbinden, und mit dem Rest meines Lebens, sodass ich zu dem Helden werden kann, der ich eigentlich sein will? Und welche Situation will ich heute aufsuchen, die mir Angst macht? Welche Gelegenheit werde ich heute haben, die Kraft in mir zu entwickeln, um die Brücke zur anderen Seite meiner Existenz zu überqueren.
Es gibt diese Existenz, in der ich darum bitte, aus meiner scheinbaren Sicherheit herausgerissen zu werden, in der ich den Morgen noch vor Sonnenaufgang begrüße, mit einem unbändigen Willen aufzustehen, meine Mitmenschen zu begeistern und zu beflügeln, Lachen und Tränen zu verbreiten, die einerseits aus dem tiefsten erreichbaren Selbstgrund geschöpft sind, die andererseits aber auch mit der Anerkennung verbunden sind, dass ich mich endlich dem furchtbaren und gleichzeitig aufregenden Endpunkt hingegeben habe, dem Omegapunkt, der mich unwiderstehlich anzieht und zum Wachstum zwingt.
KAPITEL 2
Maya und der Traum
Maya
Das Wort »Maya« aus dem Sanskrit wird gewöhnlich mit »Illusion« übersetzt. Es bezieht sich auf etwas Magisches, eine Erscheinung, die nicht real ist. In der Vedischen Literatur Altindiens wird das Wort in einer Weise benutzt und diskutiert, die andeutet, dass die Welt wie ein Traum ist, ein Traum, der in gewisser Weise zwar greifbar, dabei aber gleichzeitig irreal und wechselhaft ist. Maya ist sowohl das Paradigma, auf dessen Grundlage du in der Welt handlungsfähig bist, als auch die Kette, die dich an die Welt fesselt. Die Dämonen, die in der hinduistischen Mythologie Illusionen erzeugen und den Menschen Streiche spielen, bedienen sich zu diesem Zweck der Kraft des Maya. Dabei sehen diese Dämonen oft so aus, als seien sie andere Wesen oder sogar Götter, die gleichsam ein Theaterstück aufführen oder ein bestimmtes Ergebnis erzielen wollen.
»Zwei