Der Change-Code. Dieter Lederer

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Der Change-Code - Dieter Lederer

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was wir kontrollieren oder beeinflussen können (Dobelli, Die Kunst des klaren Denkens, 2011). Die sinnvolle Konsequenz aus dieser Erkenntnis wäre es, sich um die wenigen wirklich beeinflussbaren und für die eigene Hierarchieebene wichtigen Dinge zu kümmern, statt sich im Operativen zu verlieren. Weitere Beispiele für pathologische Zustände in Unternehmen gibt es mehr als genug. Vermutlich können Sie ad hoc diverse Situationen benennen.

      Fest steht: Durchhalten um seiner selbst willen ist keine Tugend, sondern eine klare Fehlentscheidung. Die Wahrnehmung, durchhalten zu müssen, ist ein deutlicher Indikator für die Notwendigkeit von Veränderungen. Seien Sie also vorsichtig und misstrauisch, wenn Durchhalte-Parolen ausgegeben und Extra-Runden ausgerufen werden. Stellen Sie zügig fest, ob das zu reitende Pferd noch lebt. Jedwede Abneigung gegenüber toten Pferden ist unternehmerisch höchst nützlich. Einzig auf der Zielgeraden lohnt sich das Durchhalten: Dann geht es um den Endspurt, den Sie jedoch kaum mit der zerstörerischen Verausgabung durch nutzlose Wiederholungsschleifen verwechseln werden.

      Ablöseprozesse sind nicht zu unterschätzen.

       Wir sind soziale Wesen

      Ein großes mittelständisches Unternehmen entschied sich für die Reorganisation seiner beiden größten Unternehmensbereiche. Daraus sollte eine Einheit geformt werden, um traditionelles und Zukunftsgeschäft zu bündeln sowie Kompetenzen und Ressourcen flexibel über alle Produktsegmente hinweg nutzen zu können. Das bedeutete für die Mitarbeiter, dass sie sich in einem völlig neuen und ungewohnten Organigramm wiederfanden, in neu zusammengesetzten Teams und an anderen Arbeitsplätzen. Ein Teil hat sich zügig damit arrangiert, der andere Teil hat den alten Kollegen und der gewohnten Umgebung länger nachgetrauert. Selbst anderthalb Jahre später fühlten sich einzelne Mitarbeiter noch alleingelassen und vermissten fachliche Unterstützung, gleichwohl ihre vormaligen Buddys höchstens zwei Stockwerke entfernt saßen. Ablöseprozesse sind also nicht zu unterschätzen.

       Geringschätzung behindert

      Es ist zieldienlich, das Alte und das Neue gleichermaßen zu schätzen.

      Gerade Hype-Themen wie Agilität, Lean Management, New Work oder Digitalisierung werden nahezu wie eine Religion gehandhabt. Entsprechend erfolgt das Vorantreiben mit einem hohen Maß an Dogmatik und wenig Umsicht. Bisweilen erinnert es an einen Glaubenskrieg und man fragt sich unwillkürlich, wo die Inquisition bleibt, wenn Sprachpolizei und Denkverbote an der Tagesordnung sind. Dass Kritiker und Zweifler sich folglich bemüßigt fühlen, noch mehr auf die Barrikaden zu gehen und Widerstände aufzubauen, liegt auf der Hand. Wie attraktiv und vielversprechend eine Transformation auch immer sein mag – sie rechtfertigt weder die Schmälerung vergangener Errungenschaften noch das Ausrufen zum alleinigen Heilsbringer. Es ist zieldienlich, das Alte und das Neue gleichermaßen zu schätzen und damit den Prozess des emotionalen Ablösens so gut es geht zu erleichtern.

       Viele Innovationen laufen anfangs sehr langsam ab und wirken improvisiert. Sie werden daher nicht ernst genommen und dem Status quo der Vorzug gegeben, obwohl sie diesen bedrohen. Wenn sie dann durchstarten, sind sie kaum mehr einholbar.

       Wir Menschen sind Gewohnheitstiere. Gewohnheiten sind eingeübt, in unserem Gehirn »gebahnt« und führen zu maximalem Nutzen bei minimalem Aufwand. Wir hängen an ihnen und wollen sie nur ungern aufgeben. Das behindert den Wandel.

       Veränderungen brauchen positive Emotionen wie Vertrauen und Begeisterung. Rein rationale Überlegungen führen nur zu freudloser Disziplin oder emotionslosem Pflichterfüllen.

       Unternehmer und Manager unterschätzen häufig die Dynamik des Marktgeschehens und idealisieren die Stabilität ihrer Positionierung darin. Das führt zu Illusionen und steht notwendiger Transformation entgegen.

       An überkommenen Geschäftsmodellen oder Technologien mit Blick auf die getätigten Investitionen und erreichten Erfolge festzuhalten, führt zum erheblichen Risiko, vom Markt aussortiert zu werden.

       Verändern bedeutet oft, etwas Altes und Liebgewonnenes durch etwas Neues und Unbekanntes zu ersetzen. Damit geht ein emotionaler Ablöseprozess einher, der leichter fällt, wenn das Bisherige und das Kommende gleichermaßen geschätzt und gewürdigt werden.

      1 4. https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/quelle-katalog-das-letzte-grosse-buch-des-konsums-1815030.html

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