Wenn wir 1918 .... Walter Muller

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Wenn wir 1918 ... - Walter  Muller

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aber Sie hätten bedenkenlos noch weitere Millionen Menschenleben geopfert, Sie hätten das Volk noch jahrelang hungern lassen, wenn die deutschen Imperialisten den Krieg fortzusetzen vermocht hätten. Dem „Levee en masse" des bankrotten Kaiserreichs hätten Sie begeistert zugestimmt, — die proletarische Massenerhebung zur Verteidigung der internationalen sozialistischen Revolution lehnen Sie entrüstet ab. Ersparen Sie sich jede weitere Mühe, Exzellenz! Ihre Krokodilstränen rühren uns nicht. Folgen Sie Ihrem Freunde Ebert nach Holland!

      Wilhelm II. hat sicher noch eine Lakaienstelle für Sie frei. Im roten Deutschland aber sind Sie nicht am Platze. Oder wurden die Flugblätter vielleicht herübergeschmuggelt, sitzen Sie etwa schon drüben? — es wäre Ihnen zu wünschen, denn das Revolutionstribunal macht kurzen Prozess mit Ihresgleichen. Verlassen Sie sich darauf und sagen Sie es Ihren Freunden weiter. Machen Sie sich keine Hoffnung. Die Reformisten haben ein für allemal ausgespielt.

      Vorwärts - 22. November 1918

      Im Osten wird aufgeräumt - Ganz Südfinnland in Händen der Roten Armee.

      Die aus der Front gezogenen deutschen Truppen werden in Wasa, Tammerfors, Helsingfors und Wiborg stationiert. In Warschau haben Weißgardisten am 16. November einen Aufstandsversuch unternommen, an dem sich auch deutsche Offiziere beteiligten. Nach schweren Kämpfen gelang es der roten Arbeiterwehr, die aus deutschen Militärarsenalen mit Waffen versehen worden ist, den Feind aus der Stadt zu verdrängen. Die Weißen haben Verstärkungen aus den Landbezirken erhalten und ziehen sich kämpfend in Richtung Brest-Litowsk zurück. Seite an Seite mit den polnischen Rotgardisten, unter denen sich die Metallarbeiter besonders bewährten, kämpften deutsche Bataillone und das erste rote russische Regiment, das aus Kriegsgefangenen des Lagers Neuhammer formiert wurde und sich jetzt den Weg in die Heimat erkämpft. Die deutschen Truppen sind gestern auf Grund der Vereinbarungen mit dem Interalliierten Hauptquartier aus dem Kampf gezogen worden. Sie wurden abgelöst von einer neugebildeten Formation der Roten Garde und von dem zweiten und dritten russischen Kriegsgefangenenregiment, das erst gestern morgen in Warschau ausgeladen wurde. In Brest-Litowsk ist der weiße Aufstand durch den Verrat deutscher Offiziere geglückt. Der Versuch, die deutschen Soldaten zur Teilnahme am Kampf auf Seiten der Weißen zu bewegen, gelang nur in sehr geringem Umfange. Der größte Teil der deutschen Truppen schlug sich nach Osten durch, wo von Pinsk her die russische rote Armee anrückt. Die Telegraphenstation wurde noch einige Stunden von roten Truppen gegen den Ansturm der Weißgardisten gehalten. Wir bringen nachstehend ein Dokument dieses heldenhaften Verteidigungskampfes:

      Das letzte Telegramm aus Brest-Litowsk

      „aufstand geglückt, weil Wachsamkeit der deutschen truppen nachließ. schuld ist letzter befehl, der einmischung in innere Verhältnisse verbot. mehrzahl der deutschen offiziere hat sich an Weisung nicht gehalten, sondern sich aktiv am aufstand beteiligt und alle treugebliebenen Offiziere und mannschaften erschossen oder totgeprügelt. nur drei offiziere konnten sich mit roten mannschaften nach osten durchschlagen. soldatenrat will aktiv am kampf um wiedereroberung von brest-litowsk teilnehmen, falls festung nicht vor anrückender roter armee kapituliert. Weißgardisten greifen unser telegraphenamt an, zum drittenmal... wir... vier mann... beteiligen... uns vom Fenster aus ... am kampf, Weißgardisten übersteigen mauer, deutsche offiziere dabei. weiße fahne... Waffenstillstand... parlamentär vorgeschickt... befehl .., waffen niederlegen keine Verhandlungen... bedingungslos niederlage. Übergabe... kameraden kommen aus dem hause, legen waffen nieder... deutscher offizier erschießt parlamentär... Weißgardisten stürzen sich auf gefangene... ermordet ... wir eröffnen wieder kampf vom fenster aus... kamerad kornmann kopfschuss tot... kamerad krause brustschuss... telegraphist müller auch tot... ich meyer... tippe weiter... linke hand taste... rechte revolver... "

      Auch Kamerad Meyer wird seine Treue zur Revolution mit dem Tode bezahlt haben. Welcher von den vielen Meyers war das, welcher von den vielen Meyers, die im Osten und Westen, in Kälte und Sonnenbrand für das Kaiserreich gekämpft und gelitten haben? Jetzt sind sie tot, die Kameraden Kornmann und Krause und Meyer und Müller. Ebenso tot wie ihre vielen Namensvettern, deren Knochen vor Ypern, an der Somme, vor Verdun und am Isonzo bleichen.

      Ja, jetzt sind sie tot, aber sie fielen nicht mehr für den Kaiser, nicht mehr für den Kapitalismus, sie opferten freiwillig ihr Leben für die Revolution, für die Sache des Volkes. Und vor ihrem Tode haben sie uns einen unschätzbaren Dienst erwiesen. Sie haben uns die Augen geöffnet. Sie haben uns gezeigt, welches Schicksal uns erwartet, wenn wir auch nur einen Augenblick nachlassen, wenn wir weich werden und auch nur eine Minute lang vergessen, unsere Pflicht zu tun.

      Wir danken euch für diesen Dienst, Kamerad Kornmann, Meyer, Müller und Krause. Wir danken euch und werden euch rächen. Eure Mörder werden ihrem wohlverdienten Schicksal nicht entgehen.

      Vom Osten und vom Westen her gehen die roten Truppen gegen Brest-Litowsk vor. In Lodz ist der weiße Aufstand mühelos von der roten Arbeiterwehr unterdrückt worden. Die letzten weißen rumänischen Truppen haben sich auf Galatz, Braila und Ismail zurückgezogen. Von Norden her rücken Deutsche, Russen und Rumänen, von Bukarest aus Deutsche und Rumänen gegen sie vor. Bald werden auch diese beiden Punkte, die letzten Hoffnungen der Gegenrevolution, in unserem Besitz sein. Dann ist der Osten frei. Die Landungstruppen der Entente in Odessa wurden ins Meer zurückgeschlagen. Im Norden rückt die russische rote Armee gegen das Eismeer vor. In Sibirien sind Verhandlungen mit den tschechoslowakischen Legionären eingeleitet. Bald wird auch Sibirien frei vom Feinde sein. Bulgarien wurde von Ententetruppen besetzt. Werden auch die Italiener weiter vorrücken? Wiederum ist es den Kapitalisten der Westmächte gelungen, französische und englische Proletarier vorzutreiben zum Kampf gegen ihre Brüder. Wie lange noch?

      Vorwärts - 23. November 1918

      Der Waffenstillstand gekündigt!

      Der Waffenstillstand ist gekündigt worden. Das ist die Kriegserklärung der kapitalistischen Weststaaten an die internationale sozialistische Revolution. Begründet wird dieser Schritt mit der noch nicht vollzogenen Ablieferung der deutschen Kriegsschiffe und Unterseeboote sowie mit der Mitwirkung deutscher Truppen bei der Einnahme von Brest-Litowsk und bei der Umzingelung und Gefangennahme der Reste der königlich rumänischen Armee bei Galatz und Braila. Außerdem sollen deutsche Truppen bei den Kämpfen in Budapest nach Ausrufung der ungarischen Räterepublik auf Seiten der Revolutionäre mitgewirkt haben.

      Die Kündigung des Waffenstillstandes erfolgte mit 48 stündiger Frist. Die Entente hat sich also formell an die Bestimmungen des Waffenstillstands-Abkommens gehalten, in Wirklichkeit aber die Kriegshandlungen schon in der letzten Nacht wieder aufgenommen. Ein deutsches Regiment, das sich noch auf belgischem Boden befand, ist von französischen Truppen umzingelt und gefangen genommen worden, obwohl das Gebiet, auf dem es sich befand, erst am 24. November geräumt werden sollte. Im Skagerrak sind schon am 22. November 2 deutsche U-Boote, die von großer Fahrt zurückkamen, von englischen Kriegsschiffen in Grund gebohrt worden, weil die Besatzung sich weigerte, einen englischen Hafen anzulaufen.

      Der Zentralrat der Nord- und Ostseeflotte hat daraufhin beschlossen, die Flotte sofort nach dem Osten in Fahrt zu setzen, wo sie sich mit der roten Baltischen Flotte vereinigen soll. Die Ostseeflotte hat bereits gestern nachmittag Kiel verlassen. Der gestern früh von Wilhelmshaven ausgelaufenen Nordseeflotte ist es gelungen, die Eibmündung zu erreichen. In der Helgoländer Bucht versucht eine englisch-französische Flotte, den deutschen Minengürtel, der ständig verstärkt wird, zu durchbrechen. Das vor acht Tagen begonnene Minensuchen ist eingestellt worden. Aus der Erwägung heraus, dass in absehbarer Zeit doch keine deutsche Flotte in der Nordsee operieren wird, hat der rote Matrosenrat der Nordseeflotte beschlossen, alle vorhandenen Minenvorräte in der Elb- und Wesermündung auszustreuen. In der Ostsee, am Südausgang des Sundes und des Belts, sollen dagegen nur an bestimmten Punkten verankerte Minen gelegt werden.

      Der Zentralsoldatenrat der Westfront und das rote Oberkommando der Westarmee haben folgende Befehle erhalten:

      „Sollte

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