Das Neue Testament - jüdisch erklärt. Группа авторов

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Das Neue Testament - jüdisch erklärt - Группа авторов страница 18

Das Neue Testament - jüdisch erklärt - Группа авторов

Скачать книгу

5,17–19) und die Sendung des Paulus negiert (z.B. macht Matthäus Petrus und die anderen Jünger zu Aposteln für die Völker [Mt 28,19], während Paulus diese Rolle für sich beansprucht [Gal 1,16; 2,2]).

      Lukas wird ebenfalls generell für abhängig von Markus gehalten. Das Lukasevangelium fügt dem Markusevangelium eine Geburtsgeschichte und Auferstehungsberichte hinzu, die sich von denen im Matthäusevangelium recht deutlich unterscheiden. Das dritte Evangelium enthält Details zur Empfängnis und Geburt Johannes‘ des Täufers, die Ankündigung des Engels Gabriel an Maria, dass sie die Mutter des Messias werden würde (daraus erwuchs das „Ave Maria“ bzw. „Gegrüßet seist du, Maria“ von Lk 1,28), die Volkszählung in der Provinz, die Geburt Jesu in einer Krippe und den Besuch der Hirten. Bei den Auferstehungserzählungen ergänzt Lukas die wohlbekannte Geschichte von der Erscheinung Jesu vor den beiden Jüngern auf dem Weg nach Emmaus (Lk 24,13–33) sowie die Erzählung von Jesu Himmelfahrt (Lk 24,50–51). Die bekannten/berühmten Gleichnisse vom barmherzigen Samariter (Lk 10,30–38) und vom verlorenen Sohn (Lk 15,11–32) kommen ebenfalls nur bei Lukas vor.

      Das Matthäus- und das Lukasevangelium enthalten auch gemeinsames Material, das im Markusevangelium nicht zu finden ist, wie die Seligpreisungen (Mt 5,3–12 // Lk 6,20–23) und das Vaterunser (Mt 6,9–13 // Lk 11,1–4). Gelegentlich erzählen Matthäus und Lukas die gleichen Geschichten wie Markus, aber mit Details, die Markus nicht hat, wie z.B. die längere Version der Geschichte von der Versuchung Jesu durch Satan (vgl. Mt 4,1–11 und Lk 4,1–13 mit dem begrenzteren Mk 1,12–13). Um die Herkunft des Materials zu erklären, das Matthäus und Lukas gegen Markus gemeinsam haben, gehen viele Fachleute davon aus, dass Lukas und Matthäus zu einer schriftlichen Quelle Zugang hatten, die hauptsächlich aus Worten Jesu bestand. Diese (hypothetische) Quelle ist als Q bekannt (ein vom Wort „Quelle“ abgeleitetes Kürzel). Matthäus und Lukas hatten vermutlich darüber hinaus ihre jeweils eigenen Quellen, die mit „SMt“ für das matthäische und „SLk“ für das lukanische Sondergut bezeichnet werden. Die jeweils unterschiedlichen Geburts- und Auferstehungsgeschichten könnten aus diesen Quellen stammen. Diese Standardlösung des synoptischen Problems wird gewöhnlich als die „Zwei-Quellen-Theorie“ bezeichnet. Als Diagramm sieht sie wie folgt aus:

Schema: Zwei-Quellen-Theorie

      Diese Theorie wurde unabhängig voneinander durch Christian Gottlob Wilke (1838) und Christian Hermann Weise (1838) entwickelt. Die Diskussion um die literarische Abhängigkeit der Synoptiker geht bis ins 18. Jahrhundert zurück. Sie ist verbunden mit dem Namen Johann Jakob Griesbach (1789). Schon 1782 hat Johann Benjamin Koppe für die Priorität des Markus argumentiert, wie auch Gottlob Christian Storr 1794. 1835 hat der Philologe Karl Lachmann dieser Sicht zum Durchbruch verholfen. Breit akzeptiert wurde die Zwei-Quellen-Theorie dann nach Arbeiten von Heinrich Julius Holtzmann (1832-1919) und Bernhard Weiß (1827-1918).

      Andere Gelehrte bezweifeln die Existenz von Q; manche gehen davon aus, dass Lukas den Text des Matthäus benutzt habe und Markus als spätestes Evangelium die beiden gekürzt und zusammengefasst habe. Diese Theorie, die nach Johann Jakob Griesbach (1745–1812) als Griesbach-Hypothese bekannt wurde, sieht im Schema folgendermaßen aus:

Schema: Griesbach-Hypothese

      Eine neuere Schulmeinung (1955), die als Farrer- (oder Farrer-Goulder-) Hypothese bekannt ist, vertritt die Markuspriorität, den Gebrauch des Markus- evangeliums durch Matthäus und dann die Benutzung sowohl des Matthäus- als auch des Markusevangeliums durch Lukas.

Schema: Farrer-Hypothese

      Andere wiederum sind der Ansicht, Matthäus habe sowohl Markus als auch Lukas benutzt. Obwohl alle diese Rekonstruktionen auf der Basis guter Argumente behaupten, dass Markus, Matthäus und Lukas irgendwie untereinander literarisch abhängig sind, muss jede weitere Behauptung der Priorität eines Textes gegenüber den anderen spekulativ bleiben.

      Es ist ebenfalls schwierig, eine Unterscheidung zu treffen zwischen den Materialien, die die Evangelisten aus früheren Quellen übernommen haben, und denen, die sie selbst hinzugefügt haben. Die „Redaktionskritik bzw. Redaktionsgeschichte“ konzentriert sich auf die Rekonstruktion der Tätigkeit der Evangelisten als Herausgeber oder Redaktoren. Ließ Matthäus z.B. Markus‘ Bemerkung, dass Jesus alle Speisen für rein erklärt habe (Mk 7,19), bewusst aus oder fügte Markus sie zu Matthäus‘ Geschichte (Mt 15,1–20) hinzu? Wenn Matthäus Jesus mit den Worten zitiert: „Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen“ (Mt 5,17), gibt der Evangelist dann ein echtes Wort Jesu wieder oder extrapoliert er Details aus überlieferter Tradition? Stammt die Betonung der „Gerechtigkeit“ (gr. dikaiosynē) bei Matthäus (3,15; 5,6.10.20; 6,1.33; 21,32) aus Material, das er vorfand, oder spiegelt sie die eigene Theologie dieses Evangelisten wider? Erfand Lukas die Geburtsgeschichten von Johannes und Jesus, um die Überlegenheit Jesu gegenüber Johannes und damit auch die Überlegenheit der Jesusbewegung gegenüber den Anhängern des Täufers aufzuzeigen, oder übernahm er diese Traditionen? Die Evangelisten sind kreative Autoren und nicht nur Sammler überlieferten Materials; was sie niederschreiben, kann durchaus, wenn schon keine wörtliche (was ohnehin unmöglich ist, da Jesus Aramäisch sprach und die Evangelien auf Griechisch verfasst sind), so doch eine sinngemäße Wiedergabe dessen sein, was Jesus sagte.

      Johannes bietet viele Passagen, die in den synoptischen Evangelien fehlen, wie die Erzählung von der Verwandlung von Wasser in Wein auf der Hochzeit zu Kana (Joh 2), die detaillierten Begegnungen mit dem pharisäischen Gelehrten Nikodemus (Kap. 3) und der Samaritanerin (Kap. 4), die Auferweckung des Lazarus (Kap. 11) sowie eigenständige Schlüsselbegriffe wie „Licht“, Wahrheit“ und „Herrlichkeit“. Während die Synoptiker Jesus vorwiegend als Verkündiger der Ankunft des Reiches Gottes darstellen, der in Gleichnissen spricht, enthält das Johannesevangelium keine solchen Gleichnisse, sondern nur einen kurzen gleichnisartigen Vergleich (Joh 12,24), zwei Erwähnungen des Reiches Gottes (Joh 3,3.5) sowie eine knappe Bezugnahme auf „mein Reich“ (Joh 18,36). Jesus verkündigt vorwiegend sich selbst mit den „Ich bin“-Worten (das Brot des Lebens [Joh 6,35], der wahre Weinstock [Joh 15,1], der Weg, die Wahrheit und das Leben [Joh 14,6]), in denen sich Gottes Selbstaussage gegenüber Mose im brennenden Busch (Ex 3,14) widerspiegelt. Dennoch enthält das Johannesevangelium auch größere Übereinstimmungen mit den Synoptikern, wie die Berichte über Johannes den Täufer, die Speisung der 5.000 (Mt 14,21;

Скачать книгу