Epidemiologie für Dummies. Patrick Brzoska

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Epidemiologie für Dummies - Patrick Brzoska

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Krebsregister haben den Auftrag, möglichst alle Krebserkrankungen in ihrem Zuständigkeitsbereich zu erfassen. Die Krebsregistrierung soll unter anderem ermöglichen,

       Veränderungen in der Häufigkeit von Krebserkrankungen zu erkennen,

       Beiträge zu einer verbesserten Früherkennung zu leisten,

       zu einer besseren Behandlung von Krebserkrankungen beizutragen.

      Krebsregister gibt es mittlerweile in allen Bundesländern. Über Daten mit einer hohen Vollzähligkeit und Vollständigkeit, die einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten abdecken, verfügen aber nur die Krebsregister von Hamburg und dem Saarland.

      Das Meldeverfahren bei den deutschen epidemiologischen Krebsregistern ist wegen der Wahrung von Datenschutzvorschriften äußerst kompliziert. Meldungen an das Register erfolgen durch Pathologen und durch niedergelassene oder im Krankenhaus tätige Ärzte. Informationen zur Bevölkerung im Einzugsgebiet und zu Todesfällen liefern die Einwohnermeldeämter und das zuständige statistische Landesamt.

      

Die persönlichen Daten der Erkrankten werden anonymisiert. Dazu ist das Krebsregister in zwei räumlich getrennte, selbstständige Abteilungen aufgeteilt: die Vertrauensstelle und die Registerstelle. Die Fälle werden der Vertrauensstelle gemeldet. Die Vertrauensstelle verschlüsselt die Identitätsdaten (wie Name und Anschrift) und vergibt eine sogenannte Kontrollnummer. Danach werden die Kontrollnummer, die verschlüsselten Identitätsdaten sowie die epidemiologischen Daten (wie die Diagnose) an die Registerstelle weitergeleitet.

      

Weitere Datenquellen, in denen Epidemiologen Fälle finden, ohne zusätzliche Datenerhebungen durchführen zu müssen, lernen Sie unter anderem in den Kapiteln 14 und 24 kennen.

      Stets im Mittelpunkt: die Bevölkerung

      IN DIESEM KAPITEL

       Epidemiologen müssen wissen, wie groß eine Bevölkerung ist

       Geburten, Todesfälle und Wanderung ändern die Bevölkerungsgröße

       Männlein, Weiblein, alt oder jung? Die Bevölkerungsstruktur

       Bevölkerungsentwicklung, gesellschaftliche Situation und Gesundheit beeinflussen sich

      Bevölkerungsexplosion auf unserem Planeten. »Die Deutschen sterben aus.« Wenn es um Bevölkerungszahlen geht, jagen sich dramatische – und widersprüchliche – Schlagzeilen. Das ist einerseits nachvollziehbar: Die Größe der Bevölkerung, weltweit oder in Deutschland, hat Auswirkungen auf die gesellschaftliche, wirtschaftliche und natürlich auch gesundheitliche Situation der Menschen. Andererseits sollten wir keine falsche Panik schüren, sondern bei den Tatsachen bleiben. Die sind spannend genug.

      Für uns Epidemiologen steht die Bevölkerung im Mittelpunkt. Wir befassen uns bekanntlich mit der Verteilung von Expositionen und Krankheiten oder Todesfällen (auf Epidemiologisch »Outcomes«) in Bevölkerungen oder Untergruppen von Bevölkerungen. Wir müssen also auch etwas über die Bevölkerungen in Erfahrung bringen, in denen sich diese Outcomes ereignen. Um die erforderlichen Daten zu erhalten, bedienen wir uns bevölkerungswissenschaftlicher (demografischer) Methoden und Begriffe. Einige davon lernen Sie in diesem Kapitel kennen.

       Die Bevölkerung eines Landes wie Deutschland, einer Stadt wie Bielefeld oder eines Stadtteils wie Soho in London (siehe Kapitel 2). In der beschreibenden (deskriptiven) Epidemiologie wollen Epidemiologen Aussagen über die Gesundheit und die Gesundheitsrisiken solcher Bevölkerungen machen. Um diese Bedeutung von »Bevölkerung« geht es im Folgenden.

       Die »Studienbevölkerung«. Wenn Epidemiologen in analytischen Studien nach der Ursache von Krankheiten suchen, wählen sie gezielt geeignete Gruppen von Personen aus. Auch diese Studienteilnehmer sind »Bevölkerungen«. Darüber erfahren Sie mehr in den Kapiteln 10 bis 12.

      Wenn Epidemiologen abschätzen wollen, welche Krankheiten und Expositionen für eine Bevölkerung von Bedeutung sind, benötigen sie grundlegende Informationen:

       Wie groß ist die Bevölkerung? Wie dicht leben die Menschen zusammen?

       Wie ist der Aufbau der Bevölkerung nach Alter und Geschlecht?

       Wie viele Menschen werden geboren? Wie viele Kinder bekommen Frauen im Durchschnitt?

       Wie viele Menschen sterben? Wie hoch ist die Lebenserwartung?

       Wie viele Menschen wandern zu, wie viele ziehen fort?

       Wie beeinflussen sich gesellschaftliche (soziale) Situation, Bevölkerungsgröße und Gesundheit?

      Die meisten der genannten Informationen oder »Kennziffern« zu Bevölkerungen tragen die Bevölkerungswissenschaftler (Demografen) zusammen.

      Wie viele sind wir? Größe der Bevölkerung

      »Wie viele sind wir?« Es gibt kaum eine grundlegendere Frage. Ob Sie in der Kneipe eine Runde schmeißen wollen, den Lotto-Jackpot mit anderen Mitgliedern einer Tippgemeinschaft teilen müssen oder beabsichtigen, ein sinkendes Kreuzfahrtschiff mithilfe des letzten Rettungsboots zu verlassen – die Zahl der Menschen in der jeweils beteiligten »Bevölkerung« (Ihre Trinkkumpane, Ihre Tippgemeinschaft oder Ihre Mitreisenden) ist mit entscheidend für den Ausgang.

      Die Gesamtzahl aller Menschen auf der Welt kennt niemand so ganz genau – sie beläuft sich geschätzt auf 7,8 Milliarden. Täglich wächst sie um mehr als 226.000 Menschen. Im Jahre 2050 werden nach Schätzungen der Demografen rund 9,7 Milliarden Menschen auf unserem Planeten leben.

      Also eine »Bevölkerungsexplosion«? Das ist nur ein Teil der Wahrheit. Tatsächlich leben heute noch knapp 10% der Menschheit in absoluter Armut. Diese rund 760 Millionen Menschen müssen mit umgerechnet 1,90 US-Dollar pro Tag auskommen. Trotz des Bevölkerungswachstums in den ärmsten Ländern ist der Anteil der Menschen in absoluter Armut in den letzten Jahren gesunken.

      Das darf aber nicht von den Ursachen der Armut ablenken. Dabei spielt das Bevölkerungswachstum eher eine Nebenrolle. Der wichtigere Teil der Erklärung liegt in der großen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Ungleichheit weltweit – einerseits innerhalb

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