Epidemiologie für Dummies. Patrick Brzoska
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»Pillenknick« mit abnehmenden Geburtenzahlen ab Mitte der 1960er-Jahren (A)
Geburtenstarke Jahrgänge (»Baby-Boomer«) Anfang der 1960er-Jahre (B)
Geburtenausfall während des Zweiten Weltkriegs (C)
Höhere Lebenserwartung der Frauen (D)
Gefallene des Zweiten Weltkriegs (E)
Abbildung 4.3: Bevölkerungspyramide, Deutschland 2020
Lebenserwartung in Deutschland
Die Lebenserwartung ist der Zeitraum in Jahren, den ein Mensch ab seiner Geburt bis zum Tod durchschnittlich leben würde, wenn sich die gegenwärtigen Sterberisiken nicht ändern. In Deutschland lag die Lebenserwartung in der Zeitperiode 2018 bis 2020 für die weibliche Bevölkerung bei der Geburt bei 83,4 Jahren und für die männliche Bevölkerung bei 78,6 Jahren. Frauen haben (vermutlich aufgrund ihrer gesünderen Lebensweise) eine knapp fünf Jahre höhere Lebenserwartung.
Die Lebenserwartung in Deutschland ist im letzten Jahrhundert um rund 30 Jahre gestiegen. Ursachen sind der Rückgang der Säuglingssterblichkeit und die heute bessere Überlebensprognose bei Erkrankungen im höheren Alter – mehr zu diesem Thema erfahren Sie in Kapitel 1.
Eine der höchsten Lebenserwartungen weltweit haben die Menschen in Japan (Frauen 87,5 Jahre und Männer 81,4 Jahre, Angaben für 2019). In Simbabwe, einem einstmals blühenden Land im südlichen Afrika, betrug um die Jahrtausendwende die Lebenserwartung von Frauen 37 Jahre, die von Männern 38 Jahre. Eine Ursache war die Aids-Pandemie, die dort Frauen noch stärker traf als Männer. Daher war die Lebenserwartung der Frauen niedriger als die der Männer, anders als in fast allen anderen Ländern. Weitere Ursachen waren die große Armut und politische Unterdrückung.
Als Grundlage der Berechnung von Lebenserwartungen verwenden die Demografen sogenannte Sterbetafeln.
Bevölkerungsentwicklung und gesellschaftliche Situation
Die Bevölkerungsentwicklung ist nicht nur für Demografen interessant: Sie hat Auswirkungen auf die gesellschaftliche und damit auf die gesundheitliche Situation (so erklärt sich, warum auch Epidemiologen Demografie betreiben). Umgekehrt beeinflusst auch die gesellschaftliche Situation die Bevölkerungsentwicklung. Wir zeigen Ihnen diese Wechselwirkungen anhand der Beispiele Alterung, Migration und der Folgen der deutschen Wiedervereinigung.
Alterung der Bevölkerung
Von 2003 bis 2011 sank die Bevölkerungsanzahl in Deutschland, weil die Zuwanderung aus dem Ausland das Defizit bei den Geburten (weniger Geborene als Gestorbene) nicht ausgleichen konnte. Durch die hohe Zuwanderung steigt die Bevölkerungszahl seit 2011 leicht an. Gleichzeitig altert die Bevölkerung. Politiker und Gesundheitsplaner fragen sich natürlich, was das für Auswirkungen hat. Wie sich Bevölkerungsgröße und Bevölkerungsstruktur in den Jahren bis 2060 voraussichtlich entwickeln, hat das Statistische Bundesamt gemeinsam mit den Statistischen Landesämtern in der »14. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung« abgeschätzt.
Nach den mittleren Varianten der Vorausberechnung wird die Bevölkerungszahl zwischen 2018 und 2060 um 5,8 bis 10,4 Prozent zurückgehen. Was sind die Folgen?
Das durchschnittliche Alter der Bevölkerung wird in diesem Zeitraum von 44 Jahre auf maximal 50 Jahre steigen – Deutschland ergraut.
Gleichzeitig verschiebt sich das Zahlenverhältnis zwischen den Altersgruppen, der Anteil der älteren, abhängigen Menschen in der Gesellschaft steigt. Auf jeweils 100 Menschen im wirtschaftlich aktiven Alter von 20 bis 64 Jahren kommenstatt heute 29 dann zwischen 31 und 37 Menschen unter 20 Jahren (der sogenannte Jugendquotient steigt also leicht),statt heute 31 dann 43 bis 57 Menschen im Alter von 65 Jahren und höher (der sogenannte Altenquotient steigt also stark an).
Durch die Alterung nehmen chronische Krankheiten und Pflegebedürftigkeit zu. Über 80 Prozent der Pflegebedürftigen gehören zur Gruppe der älteren Menschen. Bis zum Jahr 2050 wird die Zahl der gesetzlich versicherten Pflegebedürftigen von heute 3,5 Millionen auf etwa 5,1 Millionen ansteigen. Der ebenfalls stark steigende Altenquotient lässt erkennen, dass zukünftig die wirtschaftlich aktiven Menschen für eine vergleichsweise immer größere Zahl alter Menschen sorgen müssen.
Zunahme der Demenzerkrankungen
In Deutschland erkranken jährlich etwa 300.000 Menschen neu an einer Demenz. Die Zahl der Erkrankten liegt Ende 2018 bei gut 1,5 Millionen, davon sind nur 2 Prozent jünger als 65 Jahre. Mindestens zwei Drittel der Demenzkranken leiden an der Alzheimer-Krankheit.
Der prozentuale Anteil der Erkrankten an der Bevölkerung (Prävalenz) verdoppelt sich in fast jeder Fünf-Jahres-Altersgruppe. Bei den 65- bis 69-Jährigen liegt der Anteil bei 1,3 Prozent, bei den 90-Jährigen und Älteren sind es rund 41 Prozent.
Schätzungen der Deutschen Alzheimer Gesellschaft zeigen eine Zunahme der Demenzerkrankten von 1,6 Millionen auf 2,4 bis 2,8 Millionen im Jahr 2050. Die Zahl der Demenzkranken wird sich durch die Alterung der Bevölkerung demnach innerhalb von etwa 30 Jahren fast verdoppeln, falls die Wissenschaft keine wirksame Therapie findet. Epidemiologen leisten ihren Beitrag, indem sie beispielsweise Risikofaktoren für die Alzheimer-Krankheit ermitteln.
Zuwanderung nach Deutschland
Deutschland ist ein Einwanderungsland, auch wenn das die Politik viele Jahrzehnte lang nicht wahrhaben wollte. Das zeigt Ihnen Tabelle 4.2 weiter vorn in diesem Kapitel.
Arbeitsmigration nach Deutschland
Mitte der 1950er-Jahre gab es in Westdeutschland das erste Anwerbeabkommen für »Gastarbeiter« aus Italien. Zu Beginn der 1960er-Jahre kam die Arbeitsmigration aus der Türkei hinzu; besonders seit den 1970er-Jahren zogen auch Familienangehörige nach. Auch in der ehemaligen DDR gab es eine Arbeitsmigration. Die Migranten kamen aus den sogenannten sozialistischen Bruderländern wie Vietnam.
Zunächst