Epidemiologie für Dummies. Patrick Brzoska

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zu treffen.

      

Die Bevölkerungsstatistik gibt Ihnen darüber hinaus Aufschluss über Lebenseinstellungen und Werte der Gesellschaft. Eheschließungen und Ehescheidungen sagen etwas über die Wertschätzung der Familie aus. Die Geburtenentwicklung ist unter anderem Ausdruck der Einstellung, die eine Gesellschaft Kindern gegenüber hat.

      Der neugierige Staat: Volkszählungen

      Die Frage »Wie viele sind wir?« bewegt Regierungen seit dem Altertum. »Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste …« So steht es in der Weihnachtsgeschichte (Lukas 2, 1-2). Tatsächlich gab es in China schon früher Volkszählungen.

      Bei einer Volkszählung (auch »Zensus« genannt) erfassen die Bevölkerungsstatistiker alle in einem Land lebenden Personen und befragen sie nach ihrem Alter, Geschlecht und weiteren Angaben. Nach einer Volkszählung schreiben die statistischen Ämter den Bevölkerungsstand bis zum nächsten Zensus jährlich fort.

      

In den alten Bundesländern beruht die Fortschreibung des Bevölkerungsstands auf der letzten Volkszählung von 1987. In den neuen Bundesländern dient eine Auszählung des Zentralen Einwohnerregisters der ehemaligen DDR aus dem Jahr 1990 als Grundlage. Die DDR hatte zuletzt 1981 eine Volkszählung durchgeführt.

      Die statistischen Ämter erhalten die für die Fortschreibungen erforderlichen Daten zu Geburten, Sterbefällen und Eheschließungen sowie zu Wanderungsbewegungen von den Standesämtern und den Einwohnermeldeämtern. Ergänzt werden diese Informationen durch den jährlich stattfindenden Mikrozensus. Dazu besuchen Interviewer 1 Prozent aller Privathaushalte und erheben aktuelle Daten zu Bevölkerungsstruktur und wirtschaftlicher Lage (siehe Kapitel 24).

      Veraltete Bevölkerungszahlen sind nicht verlässlich

      Je länger eine Volkszählung zurückliegt, desto ungenauer werden die Fortschreibungen. Im Juli 2008, also etwa 20 Jahre nach der letzten Volkszählung in (West-)Deutschland, veröffentlichte das Statistische Bundesamt eine Pressemitteilung mit dem Titel »Bevölkerungszahl vermutlich um 1,3 Millionen zu hoch«.

      Die letzte Volkszählung fand im Jahr 2011 statt. Die Bevölkerungsstatistiker haben erstmals ein neues, registerbasiertes und stichprobengestütztes Verfahren angewandt. Eine Befragung aller Einwohner wie bei früheren Volkszählungen ist bei diesem Verfahren nicht erforderlich. Mehrere Tausend Interviewer haben etwa 10 Prozent der Bevölkerung (etwa 7,9 Millionen Menschen) befragt. Der Schwerpunkt der Befragungen lag in Gemeinden ab 10.000 Einwohnern, weil dort die Melderegister häufiger ungenau sind. Die nächste Volkszählung ist für das Jahr 2022 geplant.

      Bevölkerungsstruktur: die Bevölkerungspyramide

      Wenn Sie eine Bevölkerung nach Alter und Geschlecht gliedern, können Sie Alterungsprozesse und Folgen dramatischer Ereignisse wie beispielsweise Kriege erkennen. Besonders gut sichtbar werden sie in einer grafischen Darstellung. Dazu erstellen Demografen eine Bevölkerungspyramide, auch Alterspyramide genannt (obwohl sie häufig gar nicht pyramidenförmig ist).

      Für die Darstellung von Bevölkerungspyramiden gibt es verbindliche Vorgaben. Die männliche Bevölkerung steht auf der linken Seite, die weibliche Bevölkerung auf der rechten. Die jüngste Altersgruppe bildet die Basis der Pyramide, die höchste Altersgruppe deren Spitze. Die Pyramiden können entweder die Größe der einzelnen Altersjahre oder Fünf-Jahres-Altersgruppen zeigen.

      

Sie können in Bevölkerungspyramiden die Anzahl der Personen in jeder Altersgruppe darstellen (also absolute Zahlen) oder den prozentualen Anteil der Personen in einer Altersgruppe an der Gesamtbevölkerung (also relative Häufigkeiten). An der Form der Pyramide ändert das nichts.

      Idealtypische Bevölkerungspyramiden

       Pagodenform: Junge, schnell wachsende Bevölkerung mit geringer Lebenserwartung durch sehr hohe Kindersterblichkeit. Über 40 Prozent der Bevölkerung ist jünger als 15 Jahre. Beispiele: ärmere afrikanische Entwicklungsländer heute, Deutschland um 1840.

       Dreiecksform: Junge, schnell wachsende Bevölkerung mit geringerer Kindersterblichkeit, aber noch hoher Sterblichkeit im mittleren Alter. Beispiele: Ghana heute, Deutschland um 1910.

       Glockenform: Stabile (stationäre) Bevölkerung, kaum Bevölkerungsrückgang oder Bevölkerungswachstum. Rückgang der Kindersterblichkeit und stabile Geburtenzahl. Beispiel: Deutschland um 1980.

       Urnenform (Bischofsmütze): Schrumpfende und alternde Bevölkerung durch Rückgang der Geburten und/oder Abwanderung junger Menschen. Beispiele: Italien, voraussichtlich Deutschland um 2030.

       Blattform: »Aussterbende« Bevölkerung durch dramatischen Rückgang der Geburtenzahl. Beispiel: einzelne ländliche Gebiete mit starker Abwanderung.

      Real existierende Bevölkerungspyramiden

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