Bauphysik-Kalender 2022. Nabil A. Fouad

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Bauphysik-Kalender 2022 - Nabil A. Fouad

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aufweist. Hier wird der Einfluss der Umkehrdiffusion oft unterschätzt, da die Temperaturdifferenz zwischen außen und innen kleiner ist, als im Winter. Die Dampfdruckdifferenz kann aber durchaus größer sein, da diese mit dem Temperaturniveau deutlich ansteigt. Ein Beispiel dazu ist in [15] zu finden. Es zeigt, dass bei einer unbeheizten Kartoffellagerhalle, eine innen angebrachte Dampfsperre zu Schäden führt.

      Bei einem zweischaligen Mauerwerk ohne Belüftung tritt zwar eine ähnliche Feuchtebeanspruchung durch diese Umkehrdiffusion auf, aber sie kann problemlos von der Tragschale gepuffert werden. D. h. im Sommer nimmt der Wassergehalt im Außenbereich der Trageschale etwas zu, allerdings wird diese Feuchte im Winter wieder abgegeben, ohne dass es jemals zu kritischen Feuchtezuständen kommt. Deshalb ist eine Hinterlüftung der Vorsatzschale hier nicht notwendig, sondern aus energetischer Sicht eher kontraproduktiv. Auch bei einer zweischaligen Außenwand mit tragender Holzbaukonstruktion wird der Wärmedurchlasswiderstand durch Hinterlüftung der Vorsatzschale im Winter etwas verringert. Deshalb sollte die Belüftung nur so stark wie notwendig ausgeführt werden oder die sommerliche Auffeuchtung der Holzkonstruktion durch andere Maßnahmen begrenzt werden.

      Bild 1 zeigt bei den hygrothermischen Beanspruchungen von Bauteilen auch einen nach beiden Seiten gerichteten grauen Pfeil zur Luftdruckdifferenz auf. Dieser Pfeil soll die Möglichkeit von Luftströmungen durch ein Bauteil darstellen. Da jedes Außenbauteil luftdicht sein sollte, wird dieser Effekt bei der Feuchteschutzplanung oft nicht beachtet, obwohl bekannt ist, dass durch Luftströmungen u. U. sehr viel mehr Feuchte eingetragen werden kann als durch Dampfdiffusion. Entsprechend häufig kam es in der Vergangenheit zu konvektionsbedingten Schäden vor allem bei beidseitig diffusionshemmend ausgeführten Holzkonstruktionen mit geringem Rücktrocknungspotenzial. Ein Problem entsteht meist nur dann, wenn der Taupunkt der einströmenden Luft (meist handelt es sich um kaum spürbare Kriechströmungen) über der niedrigsten Temperatur im Bauteil liegt. In unserem Klima ist das bei ungekühlten Gebäuden hauptsächlich im Winter der Fall. Deshalb ist das Einströmen von Raumluft in das Bauteil nur während der Heizperiode ein Problem. Das Einströmen von Außenluft führt bei unseren Klimaverhältnissen dagegen eher zu einer Trocknung des Bauteils.

      Da die Raumluft im Winter häufig deutlich mehr Feuchte enthält als die Luft im Bauteil, spricht man beim Durchströmen eines Bauteils aufgrund von Gesamtdruckunterschieden, in Analogie zur Dampfdiffusion, auch von Dampfkonvektion. Damit wird auch ausgedrückt, dass sich die Schadensbilder bei beiden Vorgängen in der Praxis häufig ähneln. Wie in [19] gezeigt, verteilt sich die durch eine kleine Fehlstelle auf der Warmseite konvektiv eingedrungene Feuchte ähnlich wie bei der Dampfdiffusion relativ gleichmäßig über eine größere Fläche auf der Kaltseite. Die Dampfkonvektion kann in der Baupraxis nicht vollständig unterbunden werden. Selbst bei sorgfältigster Ausführung unter Vermeidung aller Leckagen in Anschlussbereichen z. B. durch Überkleben von Tackernadeln oder beim Verbinden einzelner Bahnen mithilfe von dafür vorgesehenen Klebebändern wird in der Regel keine vollständige und dauerhafte Luftdichtheit erreicht. Dies wurde durch die Versuche in [19] eindeutig nachgewiesen.

      Zwar wird die Haft- und Schälfestigkeit von solchen Klebebändern gemäß DIN 4108-11 [20] in Bezug auf ihre Dauerhaftigkeit getestet. Allerdings wird dabei bislang nicht die Luftdichtheit der Klebeverbindung überprüft. Für die Luftdichtheit der Gebäudehülle aus energetischer Sicht spielt die in [19] ermittelte Restundichtheit von Klebeverbindungen keine Rolle. Aus feuchtetechnischer Sicht kann sie jedoch bei wenig feuchtetoleranten Konstruktionen Probleme verursachen. Deshalb muss bei der Feuchteschutzbemessung von Holzkonstruktionen grundsätzlich von einem gewissen Feuchteeintrag durch Dampfkonvektion ausgegangen werden. Entsprechende Ansätze dazu werden in den Abschnitten 3.2 und 3.3 beschrieben.

      In Deutschland ereignen sich jedes Jahr mehr als eine Million Leitungswasserschäden in Gebäuden, d. h. jeder Einwohner ist statistisch gesehen mindestens einmal im Leben von einem Leitungswasserschaden betroffen. Deshalb ist die Reaktion von Baukonstruktionen und -materialien auf Leitungswasser und die Rücktrocknungsmöglichkeit auch ein Feuchteschutzthema. Im Gegensatz zu Leitungswasserschäden, die bevorzugt durch technische Trocknung behoben werden, ist bei Überschwemmungsschäden aufgrund von Verunreinigungen oft ein Austausch der betroffenen Materialien erforderlich. Da Leitungswasserschäden deutlich häufiger vorkommen als Überschwemmungsschäden, wurden deren Auswirkungen und die Effizienz von Methoden

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