Blut für Gold. Billy Remie
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Darcar zuckte heftig zusammen, als Elmers Finger ihn an seiner Hüfte berührten.
»Tut das noch sehr weh?«, fragte dieser sofort besorgt und strich zärtlich über den violetten Bluterguss.
Darcar schluckte hart, versuchte, den Kopf zu schütteln. Seine Kehle war wie zugeschnürt.
»Kalt, hm?« Elmer lächelte zaghaft. »Entschuldige, ich habe immer kalte Finger.« Er beugte wieder den Kopf und umrundete Darcar prüfend, strich über jeden verdammten Bluterguss, über Nieren und über der Rippengegend, auf dem Rücken und dem Bauch. Darcar bekam keine Luft mehr und kämpfte verbissen gegen seine starke körperliche Reaktion. Den Kampf gegen die Gänsehaut verlor er jedoch.
Elmers Berührung tat weder weh, noch war sie zu kalt. Sie war sogar sehr warm, sehr zärtlich – und die erste Berührung, die nicht von einem Familienmitglied kam.
»Diesen Fleck hier cremen wir lieber nach dem Bad noch einmal ein«, entschied er dann und ließ so abrupt von Darcar ab, dass dieser sich vorkam, als würde er plötzlich taumeln.
Elmer ging nach unten, die Kellertreppe knarzte. Aber Darcar brauchte noch einen Moment, ehe er die Hose auszog und dann zu V ins Wasser stieg, wobei er mit einer Hand seinen Schambereich bedeckte.
Veland starrte auf die Wasseroberfläche, während er sich langsam mit einem Stück Seife, das in Griffweite auf dem Tisch gelegen hatte, unter den Achseln wusch.
»Ich mag Elmer«, sagte er auf einmal.
Darcar runzelte die Stirn, er saß V mit eingezogenen Knien gegenüber. »Ich weiß. Ich auch.«
Der Dampf öffnete die Poren auf ihren Gesichtern, Schweißperlen glänzten auf ihren Oberlippen.
»Ja.« Noch immer sah Veland nicht in Darcars Gesicht. »Ich meine nur, ich … würde gerne hierbleiben.«
»Ich habe nie gesagt, dass wir gehen.« Darcar wunderte sich. »Es liegt in Elmers Hand, ob er uns bei sich haben will oder nicht.«
»Aber vielleicht will er uns nicht mehr, wenn …« V brach ab, sah schuldbewusst in Darcars Augen, aber schlug den Blick sofort wieder nieder. Er fügte murmelnd hinzu: »Bitte verlieb dich nicht…«
Darcar konnte es nicht glauben, starrte ihn mit offenem Mund an. »Das wird nicht passieren!«, zischte er.
»Ja. In Ordnung. Ich wollte…«
»Was wolltest du?«, blaffte Darcar ihn an. »Weißt du, wie verletzend das gerade war?« Als ob es seine Schuld wäre, wenn andere ihn wegen dem, was er war, verachteten! Wie konnte V so etwas zu ihm sagen? Nach allem.
Sein kleiner Bruder biss sich auf die Lippe, hatte Tränen in den Augen. »Tut mir leid, Darc. Ich will nur so gern bleiben… wo sonst sollen wir jetzt hin…?«
Darcar versuchte, ihn zu verstehen. Dennoch war er wütend.
Sie badeten schweigend, wobei Darcar sich nicht wusch, weil er V ignorierte und nicht nach dem Stück Seife fragen wollte. Er hatte einen Ellenbogen auf den Wannenrand gestützt und das Kinn auf den Handballen gelegt. In sich versunken starrte er aus dem Fenster und versuchte eisern, die Tränen zurückzuhalten. So … falsch wie in jenem Moment hatte er sich nur selten gefühlt. Als ob mit ihm etwas nicht in Ordnung wäre. Und er grollte V dafür, dass er ihm dieses Gefühl gegeben hatte. Dass er ihm das Gefühl gab, etwas verheimlichen zu müssen, weil etwas schlecht, etwas nicht normal an ihm war.
Elmer kam zurück, nachdem er ihnen ein paar Sachen ausgesucht hatte. Falls er sich wunderte, dass niemand mit ihm sprach und die Luft vor Ärger knisterte, ließ er es sich nicht anmerken. Er machte Wasser heiß und goss hin und wieder etwas davon nach.
Veland stand irgendwann auf, seine Haut war rosig und sauber, aber lange hatte er nicht gebadet. Er trocknete sich selbst ab und versank dann in einem von Elmers Pullovern und Unterhose. Mit einem Handtuch auf dem Kopf ging er aus der Küche, um zu lesen. Obwohl er Darcar noch einen flehenden Blick zuwarf, erwiderte dieser ihn nicht.
»Alles in Ordnung?«, wagte Elmer zu fragen, als sie allein waren.
Darcar brummte nur, sah ihn nicht an.
Elmer lehnte sich zur Seite, dabei sah er aus wie ein halb abgesägter Baum, und suchte Darcars unergründlichen Blick. »Bist du noch böse wegen gestern?«
Stirnrunzelnd wandte Darcar ihm das Gesicht zu. Die grünen Augen trafen ihn unvorbereitet. Er schüttelte den Kopf.
Das erleichterte Elmer, denn er atmete auf und brachte sich wieder in die Gerade. »Gut, das freut mich.« Er krempelte seine Ärmel nach unten. »Ich habe nicht nachgedacht. Es tut mir wirklich leid, ja?«
»Schon gut.« Darcar wollte gar nicht mehr darüber sprechen, er faltete die Hände unter dem Wasser in seinem Schoß und starrte auf die sanften Wellen, die er dabei in der Wanne verursacht hatte.
»Ich wollte dich damit nicht kränken«, fuhr Elmer fort und zog sich wie befürchtet den Pullover aus.
Darcar schloss schluckend die Augen, konzentrierte sich darauf, nicht hinzusehen. Nie im Leben war ihm etwas so schwergefallen!
»Meine Brüder und ich haben uns nicht geküsst – oder auch nur umarmt. Nun ja, den Kleinsten haben wir schon mal hochgenommen, aber mehr auch nicht. Meistens haben wir uns geprügelt, uns herausgefordert. Da war immer Rivalität zwischen uns. Ich bin es einfach nicht gewohnt, wie du mit Veland umgehst.«
»Vielleicht wolltest du ja deswegen von zu Hause abhauen.« Die Worte waren raus, bevor Darcar wusste, was er da sagte. Erschrocken sah er zu Elmer auf.
Doch dieser war gar nicht böse, er lachte sogar und nickte eingestehend. »Gut möglich, ich war nämlich nicht besonders weit oben in der Hackordnung.« Er zwinkerte Darcar zu. Sein Gesicht jedoch wurde wieder ernst. »Vielleicht mochte ich ja deswegen nicht, dass Henning seine eigene Hierarchie gründete und mit Gewalt jeden Frischling unterdrückt.«
Darcar konnte ihm nur noch schwerlich zuhören, denn Elmer zog sich weiter aus, vollkommen ungeniert.
Was für eine Ironie, Elmer kannte körperlich keine Scham, zog sich vor Wildfremden aus und verrichtete ungeniert seine Notdurft, wann immer er musste, aber als Darcar V einen Kuss gab, war das für Elmer nicht normal, ungehörig.
Sie stammten eindeutig aus verschiedenen Welten.
Als Elmer sich hinabbeugte und die Hose dabei von seinen Beinen streifte, wurde Darcar augenblicklich bewusst, dass der andere nicht wartete, bis er fertig gebadet hatte. Umgehend wollte er aufstehen, machte bereits Anstalten, sich zu erheben. Doch dann hielt er erschrocken inne, denn aufzustehen bedeutete, nackt und nass vor Elmer zu treten. Er setzte sich wieder.
Es wurde nicht besser, als Elmer sich aufrichtete und die Hose zur Seite trat. Darcar konnte nicht anders, als hinzusehen. Die Neugierde war zu stark, zu brennend. Er musterte den anderen, der sich vollkommen normal durch den Raum bewegte, als wäre er nicht splitterfasernackt. Und als würde Darcar ihn nicht mit leicht geweiteten Augen anstarren. Nicht, dass er sich vor irgendetwas fürchtete, abgesehen von seinem eigenen Körper, dessen intensive Reaktionen er noch nie unter Kontrolle hatte.
Der nackte Elmer wirkte plötzlich älter, reifer als der