Blut für Gold. Billy Remie

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Blut für Gold - Billy Remie страница 30

Автор:
Серия:
Издательство:
Blut für Gold - Billy Remie

Скачать книгу

Elmers Gesicht, der sie die ganze Zeit beobachtet hatte. Sein Blick war unergründlich, als er sich ohne ein Wort umdrehte und die Lider schloss.

      Darcar runzelte die Stirn, zog V enger an sich und vergrub das Gesicht in seinem Haar.

      *~*~*

      Es war am Morgen, als Darcar davon wach wurde, dass es kalt im Gewölbe und auf dem Lager war. Stimmen drangen zu ihm durch, heiteres Lachen. Und für einen Moment glaubte er, wieder zu Hause zu sein und seine Brüder mit seinem Vater zu hören. Er erwartete bereits Magdas tadelnde Stimme, dass im Haus nicht gerauft werden dürfte, und Vaters ruhige Entgegnung, dass Jungs eben auch ein wenig wild sein dürften. Er hatte immer gerne mit ihnen gerauft, sie hatten ihm immer auf den Schoß und auf den Rücken springen dürfen. Und obwohl er so viel größer und stärker gewesen war, konnte Darcar sich nicht erinnern, jemals gegen ihn verloren zu haben. Ihr Vater hatte ihnen immer das Gefühl gegeben, die Größten zu sein.

      Doch als er die Augen aufschlug, sah er nur Vorratskisten und eine dicke Spinne, die über seinem Gesicht in aller Ruhe ihr Netz spannte, das er am Abend zuvor zerstört hatte. Sie ließ sich einfach nicht vertreiben.

      Seufzend rollte Darcar auf den Rücken, brauchte einen langen Moment, um wach zu werden und sich wie jeden Tag aufs Neue mit den derzeitigen Gegebenheiten abzufinden.

      »Ich werde dir einen Namen geben müssen«, sagte er zu der Spinne, halb im Scherz, halb ernst. Er hatte ihr Netz so oft zerstört, und sie baute es immer wieder tapfer auf, dass sie sich ihr Recht, bleiben zu dürfen, eindeutig verdient hatte.

      Darcar stand auf, langsam. Er fühlte sich steif vom vielen rumliegen, und obwohl ihm noch immer schwindelig im Kopf war und er erst einmal husten musste, wurden sein Leib und sein Verstand allmählich unruhig. Er wollte sich bewegen. Nachdem er sich gestreckt und erleichtert hatte, entdeckte er seinen Mantel, der an einem Haken neben der Tür hing. Er griff danach, zog ihn über und nahm den dampfenden Becher Kräutertee mit nach oben, den Elmer oder Veland ihm bereitgestellt hatte.

      Der Kellerraum war kleiner als das Gewölbe darunter, dort lagerten nur ein paar Kisten, als ob Elmer damit versuchte, den Rattenkönig und andere Eindringlinge zu täuschen. Vermutlich war Elmer, dieser gerissene Fuchs, der reichste Mann im Rattenloch. Was ihn zum eigentlichen König machte.

      Davon hatte er aber nichts hören wollen, als Darcar es ansprach, ein bescheidenes Abwinken war die einzige Erwiderung gewesen. Später sagte er nur noch: »Ich versuche nur, zu überleben.«

      Eine knarrende Holztreppe führte aus dem Keller direkt in den Ladenraum der alten Mühle. Darcar trat hinter dem eingestaubten Tresen hervor, das Zimmer war Dunkel und bis auf ein paar leere Schnapsflaschen ausgeräumt. Eine alte Kasse war längst geplündert. Ein Türbogen führte in die Küche, sie besaß ein Fenster über dem qualmenden Ofen, ein Eintopf kochte über dem Feuer. Auf der anderen Seite führte eine Treppe hinauf, sie war mit Staub bedeckt und oben schien es stockfinster zu sein, da Elmer die Fenster abgehängt hatte.

      Im Laden stand die Tür offen und gab den Blick auf die Straße frei. Es war wie immer ein verhangener Tag, gräulich, aber hell, es lag noch etwas Tau auf den Dächern, doch der milde Wind hatte den Frost auf den Pflastersteinen vertrieben.

      Elmer saß draußen auf dem Stuhl vor der Tür, auf dem Darcar ihn zum ersten Mal vor einigen Nächten getroffen hatte, bevor er vor ihm geflüchtet war. Sein kehliges Lachen erschall in der Morgendämmerung und verursachte ein seltsames Nachbeben in Darcars Brust.

      »Was ist so lustig?«, fragte er, als er hinaustrat und Elmers Blick folgte. Es ging ein heftiger Wind, den Darcar erst draußen wahrnahm, lautstark rauschte er durch die Ruinen, war mehr ein dunkles Dröhnen als ein Pfeifen, als ob ein Riese sich über das Elendsviertel gebeugt und hineingestöhnt hätte. Die Böen hatten die Schneewolken und die eiskalte Luft davongeblasen. Darcar wurde von einem Wind getroffen, der ihn deutlichspürbar zur Seite drückte.

      Er brauchte nicht fragen, was Elmer so amüsierte, am Rande des Kanals entdeckte er Veland, der stolpernd eine Kordel festhielt. Er ließ einen grünen Drachen steigen und hatte sichtlich Freude dabei, obwohl der Wind und das schwebende Fluggerät ihn wie ein Blatt über die Straße wehten, immer hin und her. Sein haselnussbraunes Haar war verwüstet, er lachte aus purer Freude.

      »Ich dachte, er könnte etwas Spaß vertragen«, erklärte Elmer. Und für das, was er für Veland getan hatte, respektierte Darcar ihn umso mehr.

      Deutlich mehr, wobei er befürchtete, dass ihm das nicht guttat. Wie so oft seit einiger Zeit.

      »Darc!«, rief Veland breit lachend, als er seinen Bruder am Haus bemerkte. »Schau mal, was Elmer für mich gebastelt hat! Schaust du? Siehst du es? Warte, ich halte ihn … oh… das ist… oh…«

      Er wurde ein paar Schritte über die Straße gezerrt, als er versuchte, den Drachen unter Kontrolle zu bekommen.

      Darcar machte einen erschrockenen Schritt auf ihn zu. »Pass auf, V! Das ist gefährlich! Komm lieber ins Haus-«

      »Lass ihn doch«, fiel Elmer ihm ins Wort.

      Mit einem giftigen Blick fuhr Darcar zu ihm herum. »Er könnte in den Kanal fallen!«

      »Das wird nicht passieren!«

      »Das weißt du nicht!«

      »Vertrau ihm doch mal!«

      Das brachte Darcar zum Verstummen. Sorgenvoll sah er wieder hinüber zu Veland, der mit aller Kraft versuchte, den Drachen zu bändigen. Beinahe wirkte es, als ob das Gerüst aus Stöcken, Stoff und Kordel tatsächlich lebendig wäre und versuchte, in die Lüfte zu steigen. Doch Veland schaffte es, ihn ruhig zu halten und vom Kanal weg zu gehen.

      Darcar atmete mit geschürzten Lippen aus, es fiel ihm unheimlich schwer, V nicht zu bemuttern.

      »Er hat ihn Darci getauft«, verriet Elmer ihm. Verwundert sah Darcar ihn an, Wärme erfüllte ihn, als er das hörte, auch ein kleines Lächeln schlich sich auf seine Züge. »Er hängt sehr an dir«, bemerkte Elmer mit einem warmen Lächeln.

      Darcar blickte wieder hinüber zu seinem Bruder, der sich nun über die Schulter blickte, um zu überprüfen, ob sie ihm auch zusahen, er lachte glücklich.

      »Und ich an ihm«, gestand Darcar bewegt.

      »Du kannst ihn nicht vor allem beschützen«, riet ihm Elmer plötzlich ernst, »er muss lernen, zu überleben. Was soll er sonst tun, solltest du nicht mehr da sein?«

      »Ich werde immer für ihn da sein!«, warf Darcar ein und blickte Elmer entschlossen an.

      Doch dieser lächelte entschuldigend. »Das hast du doch gar nicht in der Hand, Darcar. Außerdem bist du viel älter. Sie werden dich früher holen als ihn.«

      »Wie meinst du das?«, fragte er irritiert. »Holen?«

      Elmer lehnte sich mit den Armen auf die Schenkel, in seiner Hand hielt er eine dampfende Tasse, ebenso wie Darcar, der seinen Becher mit allen zehn Fingern umfasst hielt, um sie warm zu halten.

      »Hier leben nur Kinder, nur Jungen«, erklärte Elmer. »Das weißt du doch sicher.« Darcar nickte stumm, jeder wusste das. »Was glaubst du denn, was passiert, wenn man zu alt wird? Alle drei bis fünf Jahre kommt die Armee und räuchert hier alle Löcher aus, sie nehmen die ältesten Burschen mit, zwischen achtzehn und fünfundzwanzig Jahren. Je nachdem wie stark man ist. Manche werden Sklaven auf Militärdampfern

Скачать книгу